Ministerium zur mangelhaften Erforschung der Naturwaldzelle Nammer Berg

Anfang Mai hatte ich einen Brief an die Landesforstchefin Claudia Bönnighausen geschrieben: es ging um die mangelhafte Erforschung der Naturwaldzelle (NWZ) Nammer Berg. Pilze und Käfer werden dort nicht untersucht. Nun hat sich herausgestellt, dass Frau Bönninghausen und das Umweltministerium dafür gar nicht zuständig sind. Die richtige Ansprechpartnerin ist Dr. Judith Kretschmer vom Landwirtschaftsministerium. Sie ist Regierungsdirektorin im Referat III.3 (Forstpolitik, Forsthoheit, Naturschutz im Wald).1siehe Organisationsplan des MLV Anfang Juni hat sie mir ausführlich geantwortet:

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In ihrem Schreiben verweist Frau Dr. Kretschmer auf das neue Forschungskonzept. Käfer und Pilze werden nur in 18 von den insgesamt 75 NWZ untersucht; nur 18 NWZ gehören zu den NWZ mit Forschungsschwerpunkt (NWZ FP). 2siehe Forschungskonzept, S. 33 ff. Die NWZ Nammer Berg ist kein Forschungsschwerpunkt; mit ihren 17 ha ist sie zu klein. Ausgewählt wurden stattdessen die NWZ Hochwald I und Hochwald II, Geldenberg, Hellerberg und Großer Steinberg. 3siehe Forschungskonzept, S. 38 ff.

Die Begründung von Frau Dr. Kretschmer ist stichhaltig: Käfer und Pilze zu untersuchen, ist sehr arbeitsaufwändig. Das kann man nicht überall machen – u. z. nicht nur wegen des dafür fehlenden Geldes, sondern auch wegen des dafür fehlenden Fachpersonals. Pflanzen bestimmen – das können viele, aber Totholzkäfer? Zumal man die ja auch erst einmal finden muss! Mein Fund des Ästigen Stachelbarts in der NWZ war reines Glück; ich war zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und ich habe noch den Vorteil, dass ich in unmittelbarer Nähe der NWZ wohne! Ich bin in einer Stunde vor Ort und habe keinen stundenlangen Anfahrtsweg. Und selbst ich war bislang im Jahr nur ein- oder zweimal dort. Frau Dr. Kretschmer hat Recht: Käfer und Pilze zu untersuchen, ist sehr arbeitsaufwändig.

Ende einer Provinzposse – der Streit um den Wolfsschluchtweg

Der Wolfsschluchtweg war ein Wanderweg zwischen dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal und der Wittekindsburg nahe Porta Westfalica. Viel gegangen wurde er nie – denn er war stellenweise sehr schmal und an manchen Stellen ging es steil bergab. Außerdem lagen immer schon alte dicke Bäume quer über dem Weg und man musste akrobatisch darüber klettern oder auf allen Vieren drunter her kriechen – nicht ganz so praktisch für einen gemütlichen Sonntagsspaziergang mit Kindern und Schwiegermutter. Und im Frühjahr 2020 wurde er dann ganz offiziell vom Umweltministerium gesperrt. Und dann begann der Ärger.1siehe meine ausführlichen Kommentare und Analysen Der Streit um den Wolfsschluchtweg – eine Provinzposse aus Ostwestfalen

Das Mindener Tageblatt (MT) startete eine ganze Serie von großen Artikeln: die Lokalredakteure Thomas Lieske und Dirk Haunhorst schrieben 11 Stück in nur 3 Monaten. Dabei blieb die Zahl derjenigen, die öffentlich gegen die Sperrung protestierten, eigentlich sehr überschaubar. Die Zeitung nannte nur 7 Personen mit Namen: einen Heimatpfleger, einen Natur- und Landschaftsführer, einen amtierender und einen Altbürgermeister, ein Stadtratsmitglied, zwei Landtagsabgeordnete und einen Vereinsvorsitzenden. Eine Anwaltskanzlei verfasste ein Gutachten, eine Online-Petition wurde gestartet, der Stadtrat von Porta Westfalica beschwerte sich beim Petitionsausschuss des Landes, Leserbriefe wurden geschrieben, eine Klage wurde eingereicht, eine Informationsversanstaltung des Umweltministeriums wegen Corona abgesagt.

Am Ende gab es für die beiden umtriebigen Zeitungsredakteure keine neuen Sensationen mehr zum Wolfsschluchtweg und weitere Artikel blieben aus. Und auch ich beendete meine Analysen und Kommentare.2siehe mein Schlusskapitel Der Streit um den Wolfsschluchtweg – eine Provinzposse aus Ostwestfalen – Ausblick

Und nun? 3 Jahre später? Weiterlesen

Offener Brief an die Landesforstchefin NRW, Claudia Bönnighausen

Wer Claudia Bönnighausen ist, das erklärt Ihnen Michael Blaschke, Pressesprecher von Wald und Holz NRW:

Heute habe ich den folgenden Brief an sie geschrieben:

Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW
Abteilung III Naturschutz1siehe Organisationsplan des MULNV
Claudia Bönnighausen
Landesforstchefin
40190 Düsseldorf

2 Fragen zum mangelhaften Monitoring in der Naturwaldzelle Nammer Berg

Sehr geehrte Frau Bönnighausen!
Ich wende mich aus zwei Gründen an Sie: Zum einen sind Sie als Landesforstchefin und Leiterin der Abteilung Naturschutz offiziell und von Amts wegen zuständig für die Naturwaldzellen. Weiterlesen

Klage gegen das Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe

Am 16.6.2020 beendet das Mindener Tageblatt seine Berichterstattung über die Sperrung des Wolfsschluchtwegs. Lokalredakteur Lieske schreibt den letzten Artikel: Martin Möller, Vorsitzender des Witthüs-Vereins, hat Klage gegen das Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe erhoben.

Ich decke die Unklarheiten, Widersprüche und Lücken des Zeitungsartikels auf. Außerdem zeige ich ein kurzes Video vom Wildnisgebiet. Lesen Sie hier mein Kapitel: 16.6.2020 – der elfte und letzte Artikel des MT zur Sperrung.

Das Mindener Tageblatt als Pressestelle der Stadt Porta Westfalica

Ich weiß nicht, an was Sie denken, wenn Sie Wollfäden an einem Zaun sehen:

Thomas Lieske vom Mindener Tageblatt denkt an folgendes:

“Bunte Wollfäden am Bauzaun als stiller Protest gegen die Sperrung des Wolfsschluchtweges: Der Widerstand in Barkhausen nimmt immer vielfältigere Züge an. Der Stadtrat hat nun eine Resolution auf den Weg gebracht.”

In diesem Stil geht der Artikel von Lieske über die Stadtratssitzung des Vortages weiter. Wieder berichtet Lieske nicht nüchtern und neutral. Wieder ergreift er Partei gegen die Sperrung. Lesen Sie hier meine ausführliche Kritik: 28.5.2020 – der zehnte Artikel des MT zur Sperrung.

Porta Westfalica beschwert sich beim Petitionsausschuss NRW

Am 27.5.2020 beschließt der Stadtrat von Porta Westfalica eine Petition für den Petitionsausschuss NRW: Der gesperrte Wolfsschluchtweg soll wieder geöffnet werden. Der Beschluss ist der vorläufige Höhepunkt der Proteste gegen die Sperrung des Wolfsschluchtwegs.

Geschrieben wurde die Petition von Stadtheimatpfleger Herbert Wiese. Seine Begründung der Petition ist grob fehlerhaft. Der Petition beigefügt ist eine Liste mit “Highlights im Wiehengebirge”. Dass Wiese auch ein KZ-Außenlager und eine KZ-Produktionsanlage1KZ-Außenlager Barkhausen (1300 Männer) und KZ-Produktionsstätte Stöhr 2 (Kugellager, Granaten), siehe Gedenktafel zu den “Highlights” zählt, fällt niemandem auf.

Warum sich der Stadtrat geschlossen hinter die Petition stellt, erkläre ich im neuen Kapitel: 27.5.2020 – der Stadtrat von Porta beschwert sich beim Petitionsausschuss.

Zeitungsartikel zum Wolfsschluchtweg ohne jede Neuigkeit

Zur Sperrung des Wolfsschluchtwegs könnte das Mindener Tageblatt so vieles recherchieren: Man könnte z. B. jemanden von der Ausflugsgaststätte Zum Wilden Schmied interviewen, ob man auch dort Nachteile durch die Sperrung fürchtet. Oder man könnte bei Naturschutzorganisation anfragen, was sie von der Sperrung halten. Oder man könnte beim Wiitthüs-Verein nachhaken, warum die Wittekindsburg seit über einem Jahr geschlossen ist, der Verein nun aber gegen die Sperrung klagen will. Es gibt so viele Fragen! Es gibt so viele Lücken im Bild! Stattdessen begnügt sich das MT am 20.5.2020 mit einer reinen Wiederholung: keine Neuigkeiten – nur die alten Fake-News.

Eine falsche Tatsachenbehauptung steht gleich im Titel des Zeitungsartikels. Die “massive Kritik” ist frei erfunden; das beweist die fehlgeschlagene Online-Petition gegen die Sperrung, über die das MT zwei Tage später berichtet.

Lesen Sie hier mein neues Kapitel: 20.5.2020 – der achte Artikel des MT zur Sperrung.

Heimatpfleger Herbert Wiese – Aktivist für die Öffnung des Wolfsschluchtwegs

Im Zentrum der Proteste gegen die Sperrung des Wolfsschluchtwegs steht kein Politiker, sondern ein sog. Stadtheimatpfleger: Herbert Wiese. Er würde die uralten Buchen im Wildnisgebiet, wegen derer der Weg gesperrt ist, auch “umsägen”: Hauptsache: “Gefahr beseitigt und der Weg wieder begehbar”!1Der gesperrte Wolfsschluchtweg in Porta Westfalica: Ein Fall für das Verwaltungsgericht, MT vom 16.5.2020

In einem Artikel des Mindener Tageblatts vom 28.4.2020 wird deutlich, wie sonderbar Wiese argumentiert. Lesen Sie hier mein neues Kapitel: 28.4.2020 – der sechste Artikel des MT zur Sperrung.

Wildnisgebiete verfassungswidrig!

Ein Hauptgegner der Sperrung des Wolfsschluchtwegs ist der Witthüs-Verein. Der Verein hat die Anwaltskanzlei Dombert mit einem Gutachten beauftragt und das kommt zu folgendem, geradezu sensationellen Schluss:


Praktisch alles, was das NRW-Umweltministerium in Porta Westfalica gemacht hat, ist laut Gutachten entweder illegal oder verfassungswidrig: “nach einhelliger Auffassung”! Vermutlich glauben die Gegner, dass im Umweltministerium nun Heulen und Zähneklappern herrscht und im Wildnisgebiet schon bald die Motorsägen kreischen! Über die scheinbare juristische Sensation berichtet das Mindener Tageblatt am 16.5.2020. Außerdem fordert Stadtheimatpfleger Wiese die Fällung aller Megagefahrenbäume. Lesen Sie hier mein neues Kapitel: 16.5.2020 – der siebte Artikel des MT zur Sperrung.

Umweltministerium zum Wolfsschluchtweg

Am 16.4.2020 macht das Mindener Tageblatt etwas, was es sonst nur sehr selten macht: Es macht guten Journalismus.1siehe dazu Uwe Krüger, Mainstream: Warum wir den Medien nicht mehr trauen Ohne Schaum vor dem Mund lässt es das Umweltministerium ausführlich zu Worte kommen. Die Institution, die für die Sperrung des Wolfsschluchtwegs verantwortlich ist, darf sich selbst dazu äußern. Und das Mindener Tageblatt macht sogar noch etwas: Es fragt beim Regionalforstamt nach, was ein Megagefahrenbaum ist.

Dieser Artikel wird eine Ausnahme bleiben. Einen Monat später wird man wieder Stimmung gegen die Sperrung machen. Lesen Sie hier mein neues Kapitel: 16.4.2020 – der fünfte Artikel des MT zur Sperrung.