Winterwanderung zum Rachel

Einleitung

Man kann die Hochlagen am Rachel so fotografieren, dass der Betrachter den Eindruck gewinnt, dort sei der Wald tatsächlich komplett abgestorben und nichts anderes als ein riesiger Baumfriedhof übrig geblieben.

Alles tot. Überall nur graue Baumleichen. Es scheint so, als hätte der Borkenkäfer den ganzen Wald aufgefressen. ((siehe auch Tote Hose am Rachel))

Der Anblick ist verstörend. Wo sind hier die jungen Fichten? Hier ist scheinbar nichts als eine triste Grassteppe entstanden. Der Rachel ist bedeckt mit einem Leichentuch aus Wolligem Reitgras! Was soll an dieser Einöde schützenswert sein?

Veröffentlichungen der NLP-Verwaltung verunsichern nur noch mehr: Da ist von “rasant zunehmender Waldverjüngung” die Rede und von einer “Verjüngungsdichte mit durchschnittlich 4.363 Pflanzen pro Hektar”. ((Waldentwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald 2006 – 2011, S. 28 f.)) Am Lusen ja, aber doch nicht am Rachel! Jörg Müller, Leiter der Forschungsabteilung des NLPs. bestätigte mir in einer Mail, dass die Verjüngung am Rachel tatsächlich noch sehr spärlich ist. Das sei aber gar nicht schlimm, im Gegenteil: Die Wiederbewaldung dürfe sich ruhig noch ein paar Jahrzehnte hinziehen. Man sei froh über diese freien Flächen. Ich verstand die Welt nicht mehr.

Müller schickte mir einen Aufsatz von Mark Swanson, Dozent an der Schule für Umwelt an der Washington State University aus dem Jahr 2010: The forgotten stage of forest succession: early-successional ecosystems on forest sites. Nach dem Lesen wurde mir vieles klarer. Ich sehe den Rachel nun wirklich mit anderen Augen. Ich sehe Dinge, die ich vorher nicht gesehen habe. Goethe hat recht: “Man sieht nur, was man weiß.”

Ich bin mir sicher, dass nur einer sehr kleiner Kreis von Ökologen diesen Aufsatz kennt. Das liegt auch daran, dass es keine deutsche Übersetzung gibt und der Aufsatz noch dazu gespickt ist mit vielen sehr speziellen Fachbegriffen. Selbst ein Biologie-Leistungskurs dürfte nicht auf Anhieb verstehen, was mit “struktureller Komplexität frühsukzessionaler Waldökosysteme” gemeint ist. Deswegen möchte ich die Grundgedanken von Swanson in verständlicher Sprache wiedergeben.

Die Seite ist gegliedert in folgende Abschnitte:

  1. Was bedeutet Sukzession?
  2. Was ist ein frühsukzessionales Waldökosystem?
  3. Sechs Eigenschaften von frühsukzessionalen Waldökosystemen
    1. Umweltbedingungen
    2. Überlebende
    3. Strukturelle Komplexität
    4. Räumliche Unterschiede
    5. Vielfalt der Arten
      1. Lukas W. Lehnert
      2. Simon Thorn
      3. Burkhard Beudert
    6. Vielfalt der Nahrungsnetze
  4. Schluss – Der Rachel als Stiefkind des Nationalparks
  5. Hinweise zur Wanderung
  6. Hochauflösende Fotos

Hinweis

Alle Fotos auf dieser und den folgenden Seiten haben eine niedrige Auflösung: 900 x 600 Pixel. Ihre Dateigröße beträgt nur 150 – 200 KB. Dafür sind die Ladezeiten kürzer. Im Anhang finden Sie dieselben Fotos in sehr viel höherer Auflösung: 3.240 x 2.160 Pixel. Die Dateien sind dafür auch 3,5 MB groß.

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