Wenn der Förster Ihnen beim nächsten Mal erklärt, die alten Buchen hätten gefällt werden müssen, weil sie den wertvollen Rohstoff Brennholz liefern und dies einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leiste, dann fragen Sie ihn doch einmal, ob er wisse, wie hoch der Anteil von Brennholz am Primärenergieverbrauch in Deutschland ist. Dann fängt das Gestotter an. Der Anteil beträgt nämlich nur 3 %. So wenig! Hätten Sie das gedacht? Bei all dem Rummel, der um Brennholz als Retter des Weltklimas gemacht wird? Doch der Reihe nach!
Was ist Primärenergie?
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hat für das Jahr 2014 ein Energieflussbild erstellt, das veranschaulicht, was man sich unter dem Primärenergieverbrauch vorzustellen hat:
Frei nach Wikipedia ist Primärenergie diejenige Energie, die mit den Energieträgern (Kohle, Öl, Gas, Uran usw.) ursprünglich zur Verfügung steht.
Welche Energieträger liefern die Primärenergie?
Das folgende Säulendiagramm veranschaulicht den Beitrag der sechs Energieträger zur Primärenergie. Die Einheit ist Petajoule (PJ = 1015 J). ((Zahlen aus: AG Energiebilanzen (Hg.), Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2014, S. 4, Tabelle 1))
Der gesamte Primärenergieverbrauch betrug 2014 13.077 PJ. ((Die Zahlen für den Primärenergieverbrauch aus dem Energieflussbild und dem Jahresbericht weichen geringfügig voneinander ab: 13.132 und 13.077.)) Alle erneuerbaren Energien zusammen (Wasserkraft, Windenergie, Photovoltaik, Brennholz usw.) lieferten 1.453 PJ. Ihr Anteil betrug also nur 11 %. ((1.452,9 PJ : 13.077 PJ x 100 % = 11,1 %; Zahlen aus: AG Energiebilanzen (Hg.), Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2014, S. 4 und 39.)) Trotz aller Sonntagsreden ist der Anteil von Mineralöl am Primärenergieverbrauch immer noch mehr als dreimal so hoch wie der aller erneuerbaren Energien.
Wie hoch ist der Anteil von Brennholz am Primärenergieverbrauch?
Erneuerbare Energien liefern 1.452,9 PJ Primärenergie. Davon steuerten “Biogene Festbrennstoffe und Klärschlamm” 428,8 PJ bei. ((Energieverbrauch, S. 39, Tabelle 14))
Hinter der umständlichen Formulierung “Biogene Festbrennstoffe” verbirgt sich das Brennholz. Sein Anteil macht zwar 30 % an der Primärenergie aus erneuerbaren Energien aus. Weil deren Anteil am gesamten Primärenergieverbrauch aber nur 11 % beträgt (siehe oben), liegt der Anteil von Brennholz insgesamt nur bei 3 %. ((428,8 PJ : 13.077 PJ x 100 % = 3,3 %)) In Wirklichkeit liegt der Anteil sogar noch niedriger, weil der Anteil von Stroh, Bagasse und Klärschlamm noch abgezogen werden müsste.
Was sind die Alternativen zu Brennholz?
Es gibt unbelehrbare Förster, die trotz des verschwindend geringen Anteils von Brennholz am Primärenergieverbrauch patzig darauf beharren, dass das Fällen alter Buchen trotzdem einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leiste. Schließlich betrage der Anteil von Brennholz am Primärenergieverbrauch aus erneuerbaren Energien doch 30 %. Dieser Anteil sei durch nichts zu ersetzen. Das Verheizen von alten Buchen sei alternativlos (TINA-Prinzip). Das aber stimmt nicht: Schon ein Blick in das Säulendiagramm oben zeigt, dass es mindestens zwei Alternativen zum Heizen mit Brennholz gibt, die beide erneuerbare Energien nutzen:
- Geothermie ((siehe die Informationen des Bundesverband zur Geothermie))
- Solarthermie ((siehe z. B. den Ratgeber zur Solaranlage))
Dass beide Alternativen bislang nur einen geringen Beitrag zur Wärmeerzeugung leisten, ist auch eine Folge der Subventionierung unterschiedslos aller erneuerbaren Energien durch das Marktanreizprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Hinzu kommt der niedrige Mehrwertsteuersatz für Brennholz, Holzbrickets und -pellets von nur 7 %. Gas und Öl werden dagegen mit 19 % besteuert. ((siehe Wann gibt’s sieben, wann 19 Prozent?, Focus 5. Juli 2010)) Würden gezielt nur Solarkollektoren und Wärmepumpen gefördert und offensiv beworben – die alten Buchen würden sicherlich noch im Wald stehen.