Kritik am Jagdkonzept des Forstbetriebs Oberharz

“Doch zu viel Wild im Wald könnte dieses Projekt [der Neubewaldung] laut Reckleben in den nächsten Jahren gefährden. Das Rotwild frisst die jungen Pflanzen, erklärt er.”1Sachsen-Anhalt – Wie Wildtierfraß den Wald der Zukunft gefährdet (Tagesschau vom 27.6.2023)

“Alle, die sich für einen neuen, vielfältigen Wald einsetzen, sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Frage, wie viele Rehe, Hirsche und andere große Pflanzenfresser in der Gegend unterwegs sind, keine Nebensächlichkeit ist. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass sie in der Waldentwicklung eine Schlüsselrolle einnimmt.”
Martin Janner2Der Wald der Zukunft, München 2023, S. 160

Einleitung

Ich bin kein Jäger, aber Mitglied im Ökologischen Jagdverband (ÖJV). Meinen Bekannten im ÖJV habe ich das Interview mit Forstdirektor3i. F. abgek. FDEberhard Reckleben vom Forstbetrieb4i. F. abgek. FBOberharz vorgelegt und sie um Stellungnahmen gebeten. Diese bilden die Grundlage für den folgenden Artikel. Um Missverständnisse von vornherein auszuschließen: Der Artikel ist also nicht “die” offizielle Stellungnahme “des” ÖJV, sondern er basiert auf persönlichen Stellungnahmen einzelner Mitglieder.

Dieses Schild steht im FB Oberharz an einem von sehr vielen Touristen gegangenen Wanderweg zum Ilsestein. Es stammt noch aus den Zeiten der Jagdgenossen Honecker und Mielke. Immerhin nicht mehr aus der Zeit von Reichsjägermeister Göring. Die Öffentlichkeitsarbeit des Landesforstbetriebs Sachsen-Anhalt hat noch Luft nach oben.

Der Artikel ist gegliedert in folgende Abschnitte:

  1. Das jagdliche Standardprogramm des FB Oberharz
  2. Indizien für das Versagen des jagdlichen Standardprogramms im FB Oberharz
  3. Notwendigkeit von Vegetations- und Verbissgutachten
  4. Notwendigkeit von Weisergattern
  5. Ein Paradies für Rothirsche
  6. Scheinlösung Wildschutzzaun
  7. Schluss

Das jagdliche Standardprogramm des FB Oberharz

Wenn man ganz böse ist, könnte man sagen: FD Reckleben hat mir ein jagdliches Standardprogramm vorgestellt: Da gibt es also eine Hegegemeinschaft und die erstellt einen Abschussplan. Der wird dann von der Unteren Jagdbehörde genehmigt und am Ende werden 600 Rothirsche geschossen. Ein Laie hört zu und ist schwer beeindruckt. 600 Rothirsche geschossen! Jährlich! So viele! Donnerwetter! Das Problem bei solchen Standardprogrammen ist: Reichen die 600 Rothirsche? Vielleicht müssten es doppelt so viele sein? 1200? Oder vielleicht sogar 2400? Wie will man beurteilen, welcher Abschussplan richtig ist?

Eine wichtige Regel des ÖJV lautet: “Der Wald zeigt, ob die Jagd stimmt.” Der Zustand des Waldes ist das entscheidende Kriterium. Jetzt könnte man mir vorhalten: Aber FD Reckleben hat Sie doch extra im FB herumgefahren und Ihnen die Aufforstungen gezeigt! Die waren doch nicht verbissen! Also stimmt die Jagd doch! Oder nicht?

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