Dreyberg im Solling

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Einleitung

Der Naturwald Dreyberg liegt ungefähr 10 km nordwestlich von Uslar im Solling. Er wurde im Jahr 1994 eingerichtet und ist 85,4 ha groß. In der Datenbank “Naturwaldreservate in Deutschland” finden sich praktisch überhaupt keine Informationen über diesen Naturwald, außer dass es sich um einen “Buchenwald bodensaurer Standorte” handelt. Umso mehr Informationen habe ich in der Greenpeace-Veröffentlichung “Ein neues Wildnisgebiet im Bürgerwald Niedersachsens” gefunden, in der dieser Naturwald eine große Rolle spielt.

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Kartierung durch Greenpeace

Greenpeace hat im Jahr 2012 eine 19 ha große Fläche der Naturwaldzelle kartiert. Dabei wurden die Standort von 1.530 alten Buchen und 44 alten Eichen mit einem Brusthöhendurchmesser von mehr als 50 cm vermessen. Davon waren 133 Bäume Biotopbäume, d. h. sie waren abgestorben, standen aber noch (Wildnisgebiet, S. 20 f.).

KartierungBaumkartierung in der Naturwaldzelle Dreyberg (Wildnisgebiet S. 21)

Der Holzvorrat in dem Naturwald ist mit 589 Volumenfestmetern (Vfm)/ha sensationell hoch (Wildnisgebiet, S. 26). Zum Vergleich: Der durchschnittliche Holzvorrat in deutschen Wäldern beträgt laut Bundeswaldinventur von 2008 gerade einmal 330 Vfm/ha (Eckhard Heuer, Studie bestätigt: Deutsche Wälder sind wichtige Kohlenstoffsenke, in: AFZ Der Wald, 20/2009, S. 1068). In den intensiv ausgebeuteten Wirtschaftswäldern des Solling ist der Holzvorrat laut Messung von Greenpeace mit nur 301 Vfm/ha sogar noch geringer (Wildnisgebiet, a.a.O.).

VorratHolzvorräte im Vergleich (Wildnisgebiet, S. 28)

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Anfahrt und Wanderweg

Der Naturwald befindet sich südlich des 495 m hohen Dreibergs, einem Berg nördlich von Schönhagen, einem Stadtteil von Uslar. Parken kann man am Campingplatz Schönhagen. Die Straße heißt “In der Loh“. Dort befindet sich auch ein kleiner Badesee, der Eingang zum Erlebniswald und das Baumhaushotel Solling.

Karte_Camping

Vom Parkplatz aus geht man auf einem neu angelegten sehr breiten Forstweg entlang dem Bach Lohgrund in den Wald hinein. Man kommt an einem kleinen Teich vorbei. Am Weiler Steinborn biegt man links ab und wandert ein Stück auf dem Pilgerweg Loccum-Volkenroda. An einer Weggabelung steht rechts versteckt im Wald die Bärenhütte. Dort beginnt ebenfalls rechts der Naturwald.

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Biologie

Die forstwirtschaftliche Nutzung des Naturwalds wurde 1994 eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich um einen künstlichen Altersklassenwald: Alle Buchen hatten dasselbe Alter von vielleicht 60 Jahren. Sie standen sehr dicht beeinander. Die innerartliche Konkurrenz um Licht und Nährstoffe sorgte in den folgenden Jahren dafür, dass immer wieder einzelne Buchen beim Höhenwachstum nicht mithalten konnten, zu wenig Licht bekamen, krank wurden und abstarben. Der  Zunderschwamm kann sich in den Stämmen dieser Bäume ausbreiten. Stürme führten dann dazu, dass diese Buchen in der Mitte abbrechen. Diese abgebrochenen Bäume stehen heute als wertvolle Biotopbäume in beeindruckend großer Zahl in dem Naturwald.

Förster Kai Conrad, im Forstamt Neuhaus zuständig für Naturschutz und Waldökologie, meinte in einem Telefonat am 30. Juli 2013, dass die Buchen im Solling aufgrund der Höhenlage und den damit verbundenen klimatischen Verhältnissen möglicherweise auch nicht so alt werden wie z. B. in den Heiligen Hallen. Vielleicht erreichen sie ihre Alters- und Zerfallsphase schon früher:

Altersphasen Buchenwald

Förster Conrad steuerte auch viele hilfreiche Informationen zum Verständnis des Naturwaldes bei, die ich in diesem Kapitel benutze.

Im nördlichen Teil des Naturwalds wachsen junge Buchen im Schatten von alten Fichten heran. Die Bucheckern wurden durch Mäuse, Wildschweine und Vögel verbreitet. So wandelt sich langsam der künstliche Fichtenforst von ganz alleine in einen natürlichen Buchenwald um:

Fichte

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Fotos

 

Die folgenden drei Bilder sind Panoramabilder des Buchenwalds. Vorsicht beim Laden: Die Dateien sind 3,6, 5,9 und 4,8 MB groß. Klicken Sie auf das Foto, vergrößern Sie es mit der Lupe, wählen Sie die Vollbildansicht (Ansicht – Vollbild, Taste F11) und scrollen Sie mit den Bildlaufleisten durch das Bild:

Unbenanntes_Panorama_1000

Panorama_2

Panorama_3

 

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Umfeld

Forstweg

Auf dem Weg vom Parkplatz zum Weiler Steinborn fiel mir im Sommer 2013 ein neu angelegter sehr breiter Forstweg auf. Meine Bedenken, hier würde eine Autobahn für Holztransportfahrzeuge gebaut, konnte Forstamtsleiter Heinz-Jürgen Schröder von der Revierförsterei Steinborn zerstreuen. In einem Telefonat am 30. Juli 2013 erklärte er mir, dort sei die schadstoffbelastete Teerdecke entfernt worden. Die dabei rechts und links entstandenen Erdwälle wurden dann planiert, sodass der Weg nun zunächst sehr breit erscheine. Die Seitenränder werden aber wieder zuwachsen.

 

Kahlschläge

Der Weg führt an zwei Kahlschlagsflächen vorbei, auf denen Eichen angepflanzt worden sind. Die Verkrautung durch meterhohen Wiesenkräuter bereiten den Eichen Schwierigkeiten. Hinzu kommt auf solchen Kahlschlägen der Verbiss durch Mäuse wie z. B. der Rötelmaus. Eine einzige Maus kann pro Jahr bis zu 400 Eichenkeimlinge verputzen. An bodensaueren Standorten, an denen natürlicherweise Buchen wachsen, müssen Eichenplantagen langfristig zu den bekannten Problemen führen: Eichenmehltau und Eichen-Prozessionsspinner. Die Wiederaufforstung derartiger Kahlschläge ist sündhaft teuer: Pflanzt man beispielsweise auf einem Hektar 10.000 junge Buchensetzlinge an, so kostet dies inklusive der Pflege in den ersten Jahren 20.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Wildschutzzaun von 10 €/m, d. h. 4.000 € pro ha (Johannes Kaiser, Der deutsche Wald. Ein Zustandsbericht, Deutschlandradio Kultur, Manuskript der Sendung vom 11. Juli 2013, S. 13).

 

Holznutzung

Der gesamte Solling wird intensiv forstwirtschaftlich genutzt. Mir kam bei meiner Wanderung ein tonnenschwerer Holztransporter entgegen:

Umfeld_3

Die noch vorhandenen Buchenwälder werden im Schirmschlagverfahren “herunterbewirtschaftet” (Peter Wohlleben):

SchirmSchirmschlag mit kranken Überhältern

Ansonsten überwiegen im Solling Fichtenholzäcker:

Forst Fichtenplantage in direkter Nachbarschaft des Naturwalds

Die folgende Grafik veranschaulicht, dass sich die Fichten in den letzten beiden Jahrhunderten wie ein Krebsgeschwür im Solling ausgebreitet haben :

Solling Verfichtung des Solling (Wildnisgebiet, S. 10)

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