Lexikon für Fachbegriffe

Ich zitiere beim Lexikon aus folgenden Quellen:

  1. Gesche Jürgens und Martin Kaiser, Ein neues Wildnisgebiet im Bürgerwald Niedersachsens, Hamburg 2012
  2. Susanne Winter, Ermittlung von Struktur-Indikatoren zur Abschätzung des Einflusses forstlicher Bewirtschaftung auf die Biozönosen von Tiefland-Buchenwäldern, Dresden 2005
  3. Wikipedia
  4. Norbert Panek und Markus Schönmüller, Umgang mit Buchenwäldern im Umfeld der UNESCO-Weltnaturerbestätte “Nationalpark Kellerwald-Edersee”, 2013
  5. Ernst Röhrig, Norbert Bartsch, Burghard von Lüpke, Waldbau auf ökologischer Grundlage, Stuttgart, 7. Auflage 2006
  6. Gerhard Stinglwagner, Ilse Haseder, Reinhold Erlbeck, Das Kosmos Wald- und Forst-Lexikon, 5. Auflage 2016
  7. Praxishandbuch – Naturschutz im Buchenwald. Naturschutzziele und Bewirtschaftungsempfehlungen für reife Buchenwälder Nordostdeutschlands. Hrsg. Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft Brandenburg, 2015
  8. Lachat, T.; Brang, P.; Bolliger, M.; Bollmann, K.; Brändli, U.-B.; Bütler, R.; Herrmann, S.; Schneider, O.; Wermelinger, B., 2014: Totholz im Wald. Entstehung, Bedeutung und Förderung. Merkblatt für die Praxis, 52. Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt WSL.

A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z

A

abholzig: “Ein Baum ist abholzig, wenn er zur Krone hin überdurchschnittlich stark kegelförmig zuläuft, d. h. sich verjüngt. Abholzig sind meist freistehende Bäume, die ohne Konkurrenz und ohne Stütze anderer Bestockungsglieder aufgewachsen sind und durch ihre Form Stürmen besser standhalten können. Differenzen von < 1 cm/m gelten als vollholzig, 1 bis 2 cm/m als abholzig und > 2 cm/m als stark abholzig.” (6, S. 13)

Abteilung: Ein Forstbetrieb ist gegliedert in Abteilungen (arabische Zahlen) und Unterabteilungen (Buchstaben). (6, S. 928)

Abtrieb: Alle Bäume auf einer Bestandsfläche werden in einem Hiebvorgang (Hieb) abgeholzt (abgetrieben, geschlagen). Das Belassen einzelner Überhälter ändert den Charakter des Abtriebs (Kahlschlags) nicht; Verjüngungsverfahren. (9, S. 15)

Altbestand: Der Altbestand ist eine “natürliche Altersklasse”. Die Bäume “haben den für die Holzverwertung angestrebten Zieldurchmesser erreicht”. (1, S. 38)

Altholz: “Bestand (Altbestand), dessen Bäume die Zielstärke (Hiebsreife) bzw. Umtriebszeit erreicht haben und genutzt (abgetrieben, abgeholzt) werden können” (6, S. 31)

Altersklasse, natürliche – : Die Bäume eines Bestandes werden nach ihrem Entwicklungsstand eingeteilt in 6 Klassen (siehe 1, S. 38):

  1. Kultur (Höhe 0-2 m)
  2. Jungwuchs (Höhe 2-6 m)
  3. Jungbestand (Höhe 6-12 m)
  4. Stangenholz (BHD 7-20 cm)
  5. Baumholz (BHD 21-49 cm)
  6. Altbestand (BHD > 50 cm)

Altersklassenwald: Wald, der aus nur einer einzigen Altersklasse besteht.

Altersphase: siebte und vorletzte der acht Waldentwicklungsphasen, auch Terminalphase genannt. BHD > 60 cm, Höhe des Baums > 85% der maximalen Baumhöhe (siehe 2, S. 28)

 

B

Basalfläche: Bestandesgrundfläche

Baumholz: Das Baumholz ist eine natürliche Altersklasse. Die Bäume haben einen BHD von 21-49 cm (siehe 1, S. 38).

Baumklassen: Gustav Kraft unterscheidet in seinen 1884 erschienenen “Beiträgen zur Lehre von den Durchforstungen, Schlagstellungen und Lichtungshieben” 5 Baumklassen:

  1. vorherrschende,
  2. herrschende,
  3. gering mitherrschende,
  4. beherrschte und
  5. ganz unterständige Bäume.

Baumklassen

4 a: zwischenständige, eingeklemmte Kronen
4 b: teilweise unterständige Kronen

Baummikrohabitat (engl. tree-related microhabitat, TreM): eine deutliche und gut abgegrenzte Struktur an lebenden oder stehenden toten Bäumen wie z. B. eine Baumhöhle oder ein Stammbruch. TreMs sind besondere und wichtige Lebensorte für Arten, die sie zum Schutz, zur Fortpflanzung, zur Entwicklung und für die Nahrung brauchen. (nach Thibault Lachat und Jörg Müller, Importance of Primary Forests for the Conservation of Saproxylic Insects, S. 595 in: Michael D. Ulyshen (Hg.), Saproxylic Insects – Diversity, Ecology and Conservation, Springer 2018)

Baumschicht: Man unterscheidet 3 Baumschichten: Unterstand, Zwischenstand und Ober(be)stand (= Überhalt)

Bedränger: Baum, der das Wachstum eines Z-Baums behindert, weil er zu nah bei ihm steht und in dessen Krone hineinwächst. Bedränger werden bei Durchforstungen gefällt.

Besamungshieb: Der Besamungshieb stellt die zweite Phase des Schirmschlags dar. Dabei wird ein Drittel der Altbäume gefällt (4, S. 31). Der Hieb erfolgt im Winter, nachdem im Herbst eines Mastjahres die Bucheckern zu Boden gefallen sind. Die verbleibenden Altbäume sollen “einen gleichmäßigen, aber lockeren Schirm” bilden. Dieser dient dazu, “dass die Bodenvegetation in der Entwicklung gebremst bleibt und dass die keimenden Samen einen sicheren Schutz gegen Spätfröste behalten” (Peter Burschel, Der Waldbau, in: Horst Stern [Hg.], Rettet den Wald, München 1979, S. 218 f.)

Bestand: Ein Bestand ist die “kleinste Bewirtschaftungseinheit des Waldes”. Er unterscheidet sich “hinsichtlich Struktur, Alter und Baumarten von angrenzenden Waldflächen” (1. S. 38). Man unterscheidet Reinbestand und Mischbestand.

Bestandesgrundfläche: Maß für die Dichte eines Bestands, Summe der Grundflächen der Einzelbäume pro ha (5, S. 213)

Bestandsbegründung: Neuanlage einer Forstkultur durch Naturverjüngung oder Pflanzung (3)

Bestandsstruktur: Die Bestandsstruktur ist der “vertikale Aufbau eines Bestands” (1, S. 38). Man unterscheidet z. B. einschichtige von mehrschichtigen Strukturen.

Bestockung: Bewuchs mit Bäumen

Bestockungsgrad: Maß für die Dichte eines Bestandes (0,7 = unterbestockt, aufgelichteter Bestand, kaum Hiebsmaßnahmen nötig; 1,0 = normal dicht bestockter Bestand, normale Durchforstung; 1,2 = überbestockt, zu dicht stehender Bestand, dringender Pflegebedarf)

Betriebszieltyp: “Waldbaulich-technische Zielvorstellung auf betriebswirtschaftlicher, standörtlicher und unter Umständen auch forstpolitischer Grundlage für den Einzelbestand hinsichtlich Mischung, Struktur, Umtriebszeit, Produktionsziel.”. (6, S. 94)

BHD: Abkürzung für Brusthöhendurchmesser.

Biodiversität: “Biologische Vielfalt” (1, S. 38). Gemeint ist diejenige Vielfalt, die sich durch die jeweilige natürliche Entwicklung einstellt. Vielfalt ist kein Selbstzweck: Stiefmütterchen im Buchenwald anzupflanzen, um die Artenvielfalt zu erhöhen, ist Unsinn.

Biotop: (topos = griech. Ort, Platz) natürlicher Lebensraum einer Lebensgemeinschaft (Biozönose), Biotop + Biozönose = Ökosystem, → Habitat

Biotopbäume: Zu Biotopbäumen zählen einerseits lebendige “Bäume mit erheblichen Rinden-, Stamm- und Kronenschäden, besonderen Wuchsformen und besonders alte und große Bäume (Methusalembäume)”. Andererseits gehören dazu “teilweise oder vollständig tote Bäume”, die noch stehen, oder solche, die “durch Windwurf umgelegt” oder Windbruch abgeknickt wurden (1, S. 38).

Blitzrinne: meterlange, durch Blitzeinschlag entstandene Rinne am Stamm, in denen das Holz freigelegt ist

Bodenverdichtung: Durch tonnenschwere Forwarder und Harvester wird der Boden zusammengequetscht. Dabei werden Luftkanäle und Poren zerstört. Bodenlebewesen sterben ab und der Boden verliert seine Wasserspeicherkapazität.

Bringung: Transport der gefällten Bäume aus dem Wald heraus

Brusthöhendurchmesser: “Durchmesser eines Baums in 1,3 m Höhe” (1. S. 38). Gemessen wird mit einer Kluppe.

 

D

Derbholz: oberirdische Holzmasse ab 7 cm Durchmesser mit Rinde. Nicht dazu gehören also das Reisig, der unterirdische Wurzelstock und das nach der Fällung am Stock bleibende Schaftholz.

Degradation: Verschlechterung des Bodens z. B. durch Verdichtung mit tonnenschweren Harvestern oder Forwardern oder durch Zerstörung der Vegetationsdecke bei Baumfällungen oder durch Verlust der Humusschicht durch Regen und Wind oder durch Nährstoffentzug bei Vollbaumernte (3)

Dickung: Zusammenfassung der beiden natürlichen Altersklassen von Jungwuchs und Jungbestand.

Dimension: BHD, unterschieden werden Schwach-, Mittel– und Starkholz

Durchforstung: Fällen von Bedrängern, um Z-Bäume zu fördern. Man unterscheidet die Hoch-Durchforstung, bei der die Entnahme überwiegend in der herrschenden Baumklasse, d. h. im Oberstand, erfolgt, von der Nieder-Durchforstung, die in die Schicht der beherrschten Baumklasse eingreift, d. h. in den Unter- und Zwischenstand. Nach der Stärke des Eingriffs unterscheidet man die schwache von der starken Durchforstung. Während erstere nur eine geringe Wirkung hat, werden bei letzterer die herrschenden Einzelstämme stark begünstigt und der Kronenschluss vorübergehend unterbrochen. (6, S. 195)

 

E

Efm: Erntefestmeter = Vorratsfestmeter minus 20 %. 10 % werden abgezogen für das Volumen der Rinde und 10 % für Verluste bei der Holzernte (3)

Einschlag: Fällen von Bäumen

Elitebaum: siehe Zukunftsbaum

Endnutzung: Fällen des Baums am Ende der Umtriebszeit

Energieholz: Brennholz

Erntefestmeter: “Vorratsfestmeter abzüglich ungefähr zehn Prozent Rindenverluste und zehn Prozent Verluste bei der Holzernte” (3)

Erschließung: Anlage von Forstwegen und Rückegassen

Ertragsklasse: Maß für den Zuwachs an Holzmasse; Ertragsklasse I bei Buche 8,6 Vfm Derbholz pro ha und Jahr, Ertragsklasse II bei Rotbuche 7,8 Vfm Derbholz pro ha und Jahr (5, S. 69)

 

F

Fauna: Gesamtheit aller Tiere

Fauna-Flora-Habitat-Gebiet: Gebiet unter besonderem europäischen Schutz. Forstwirtschaft darf weiterhin betrieben werden.

Femelschlag: Der Femelschlag eignet sich zur Ernte eines gemischten Bestandes von Fichten, Tannen und Buchen. Er erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Auf kleinen Flächen wird das Kronendach “sehr vorsichtig” geöffnet, sodass sich Schattenbaumarten wie Buche und Tanne verjüngen.
  2. 10 Jahre später wird “über den Verjüngungskernen der Altbestand geerntet, es entstehen Femellöcher, in deren Zentrum bereits junge Buchen und Tannen stehen. Fichten kommen jetzt auch an, das genügend Licht vorhanden ist.”
  3. Weitere 10 Jahre später werden die Femellöcher “vorsichtig” erweitert.
  4. Noch 10 Jahre später fließen die Femellöcher durch weitere Hiebe ineinander.
  5. Nach insgesamt 40 Jahren ist die gesamte Fläche erfasst (Peter Burschel, Der Waldbau, in: Horst Stern [Hg.], Rettet den Wald, München 1979, S. 214).

Femelhieb

Festmeter: Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter Holz ohne Zwischenräume. Bei Raummetern werden die Zwischenräume mitgerechnet.

FFH: Abkürzung für Fauna-Flora-Habitat

Flächenräumung: Entfernen der gesamten Biomasse inklusive des Reisigs nach einem Kahlschlag, nicht zu verwechseln mit Räumung

Flora: Gesamtheit aller Pflanzen

Fm: Festmeter

</aForsteinrichtung: Erfassung des Waldzustands (Waldinventur) und mittelfristige Planung und Kontrolle in einem Forstbetrieb; Ziel ist es, nicht mehr Holz zu ernten als nachwächst. (3)

Forwarder: (Forst-) Rückeschlepper

 

G

geradschaftig: gerader Schaft

Gertenholz: Jungbestand bei Laubholz

Güteklassen von Stammholz: A (hervorragende Qualität, z. B. Furnierholz), B (normale Qualität, z. B. Bauholz), C (geringe Qualität, z. B. Industrieholz), D (minderwertige Qualität, z. B. Brennholz)

Grundfläche eines Einzelbaums: Querschnittsfläche des Baumstamms in 1,3 m Höhe (5, S. 213)

Gruppe: Bäume auf einer Fläche von 15-30 m Durchmesser

 

 

H

Habitat: natürlicher Lebensraum einer Art; der Unterschied zum Biotop besteht darin, dass beim Habitat nur der Lebensraum einer Art betrachtet wird, wohingegen beim Biotop der Lebensraum einer Lebensgemeinschaft gemeint ist. Mittlerweile werden Biotop und Habitat häufig synonym verwendet.

Habitatbaum:Biotopbaum

Harvester: Holzvollernter. Tonnenschweres Monstrum zur halbautomatischen Holzernte, das in Windeseile Bäume fällen, entasten, zuschneiden und stapeln kann. Harvester verdichten den Boden.

Hieb: Fällung

Hiebsatz: eingeschlagene Holzmenge pro Jahr (3)

Hochstubben: abgeknickter Baumstamm nach Windbruch, auch Hochstumpf

Höhlenbaum: Baum mit Specht- oder Asthöhlen

Holzboden: mit Wald bestockte Fläche

Holzvorrat: Holzvolumen eines Bestandes in Vorratsfestmetern

Hochwald: Ein Wald, bei dem die einzelnen Bäume nicht aus Stockausschlägen, sondern aus Samen hervorgegangen sind. Diese Bäume wachsen besser und werden höher als Stockausschlagbäume. Das Holz hat eine bessere Qualität und erzielt höhere Preise. Gegenteil: Niederwald.

Horst: Bäume auf einer Fläche von 30-60 m Durchmesser

 

I

Initialphase: Wachstumsphase

 

J

Jungbestand: “Natürliche Altersklasse mit einer Höhe von 6-12 m” (1, S. 38)

Jungwuchs: “Natürliche Altersklasse mit einer Höhe von 2-6 m” (1, S. 38)

 

K

Kahlhieb: Kahlschlag

Kahlschlag: Waldfläche, auf der alle Bäume gefällt wurden. Kahlschläge ab einer bestimmten Größe sind gemäß den Landeswaldgesetzen der einzelnen Bundesländer genehmigungspflichtig. In NRW sind z. B. Kahlschläge ab 2 ha innerhalb von 3 Jahren genehmigungspflichtig [LFoG § 10 (2)].

Kernholz: der innere, harte und abgestorbene Teil des Stammes, Gegenteil: → Splintholz (6)

Kernwuchs: Baum, der aus Samen gewachsen ist. Gegenteil: Stockausschlag (3)

Kronenschlussgrad: Maß für Überschirmung. Ein Kronenschlussgrad von 1,0 zeigt eine vollständige Überschirmung an.

Kultur: “Natürliche Altersklasse mit einer Höhe von weniger als 2 m” (1, S. 39)

Kunstverjüngung: Bei der künstlichen Verjüngung werden Bäume gesät oder gepflanzt. Kunstverjüngung ist sehr teuer: Das Anpflanzen von 10.000 Buchen auf 1 ha kostet in den ersten Jahren mitsamt der nötigen Pflege (z. B. Unkraut jäten) 20.000 € (Kaiser, Der deutsche Wald , S. 13).

 

L

Landschaftspflegeholz: Holz aus der sogenannten Pflege von Straßen, Gewässern, Naturschutzgebieten, Parks und Friedhöfen.

Lassreisel: Bäume der Oberschicht im Mittelwald

Läuterung: auch Dickungspflege; forstliche Maßnahme zur Bestandspflege. Sie
folgt auf die Jungwuchspflege (Entfernung verdämmender Unkräuter und Unhölzer)
und dient der Pflege von jungen Waldbeständen durch Aushieb (Läuterungs-, Reini-
gungs- oder Säuberungshieb) der schlechten und konkurrierenden Bäumchen, z. B. Protzen (Ringeln), sowie der Regelung der Baumartenmischung. Bei der Läuterung fällt noch kein verwertbares Derbholz an (siehe 6)

Lichtbaumart: Bäume, die Licht zum Wachstum brauchen. Beispiele sind Eichen, Eschen und Birken. Gegenteil: Schattbaumart

Lichtungshieb: Der Lichtungshieb ist die dritte Phase des Schirmschlags. Die Hälfte aller Altbäume wird gefällt (4, S. 31). Erst wenn “sich eine ausreichende Zahl von jungen Bäumen … fest etabliert hat, wenn sie robust genug geworden ist, auch mit der Konkurrenz der Bodenvegetation fertigzuwerden,” darf der Lichtungshieb erfolgen. “Fallen dagegen zu viele Keimlinge den Gefahren der frühen Entwicklung zum Opfer – man denke an Mäuse, Pilze und Insekten -, dann müssen weitere Mastjahre abgewartet werden.”  Ziel des Lichtungshiebs ist es, dass sich die Verjüngung dank des einfallenden Lichts “schneller entwickeln kann” (Peter Burschel, Der Waldbau, in: Horst Stern [Hg.], Rettet den Wald, München 1979, S. 219).

Lücke: erste der acht Waldentwicklungsphasen, mehr als die Hälfte der Fläche ohne Verjüngung (siehe 2, S. 28)

 

M

Methusalem-Baum: sehr alter Baum

Mikrohabitat: kleiner Lebensraum einer Art. Für Totholzkäfer sind Mikrohabitate z. B. der Fruchtkörper des Zunderschwamms, ein Kronenabbruch, das weißfaule Holz lebender Laubbäume, Baumhöhlen, Risse und Spalten von Bäumen usw.

Mikrohabitatbaum: Baum mit einem oder mehreren Mikrohabitaten, “Insbesondere alte Methusalem-Bäume sind oft reich an Mikrohabitaten.” (7)

Mischbestand: Wenn die Fläche von Mischbaumarten in einem Bestand mindestens 20% erreicht, spricht man von einem Mischbestand. Gegenteil: Reinbestand

Mittelholz: BHD von 24,9 – 50 cm

Mittelwald: Mischform aus Hoch- und Niederwald. Der Mittelwald besteht aus einer Oberschicht, die alt werden darf, und einer Unterschicht, die alle 30 Jahre z. B. für Brennholz geerntet wird. Die Bäume der Oberschicht entstehen aus Stockausschlägen, die man nicht fällt, weil sie gut gewachsen sind. Als Baumarten eignen sich Eiche, Pappel und Esche. Sie heißen Lassreisel und liefern wertvolles Nutzholz z. B. für den Häuserbau.

Mulm: rötlich-braunes, morsches, halb-zersetztes Holz

 

N

Nachhaltigkeit: Für die Forstwirtschaft ist eine Waldbewirtschaftung dann nachhaltig, wenn nicht mehr Holz eingeschlagen wird als nachwächst. Nach dieser Definition sind auch Maisplantagen für Biogas nachhaltig.

Nachhieb: “nachträgliche Räumung einzelner Bäume (übrig gebliebener Altholzrest) über einer fertigen Verjüngung” (6, S. 611)

Nachhiebsrest: “der bei der Verjüngung übrig gebliebene Altholzrest” (6, S. 611)

Natura 2000: Gebiete, die einen besonderen europäischen Schutz genießen. Forstwirtschaft darf aber weiterhin betrieben werden. Zu den Gebieten gehören die Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH-Gebiete) und die EU-Vogelschutzgebiete (SPA).

Naturverjüngung: Der nachwachsende Wald entsteht “aus den natürlich reifenden Samen” des bestehenden Bestandes oder von in der Nähe stehenden Samenbäumen oder durch vegetative Vermehrung (z. B. durch Stockausschläge). Gegenteil: Kunstverjüngung (6, S. 625)

Niederwald: Ein Wald, bei dem die Bäume aus Stockausschlägen hervorgehen. Gegenteil: Hochwald.

 

O

Oberbestand: Auch Oberstand. Oberste der 3 Baumschichten. Anderes Wort für Überhalt.

Optimalphase: Reifephase

 

P
Pionierbaumarten: “anspruchslose Baumarten, die auf Grund ihrer Eigenschaften […] in der Lage sind, auch unter ungünstigen Klima- und Bodenbedingungen baumlose Flächen v. a. nach Brand, Kahlschlag oder Windwurf als Vorwald zu besiedeln.” Zu den Eigenschaften von Pionierbaumarten zählen u. a.: “alljährliche Erzeugung großer Samenmengen, leichte Samenverbreitung durch Wind, ein schnelles Jugendwachstum, […] geringe Nährstoffansprüche, Fähigkeit zur intensiven Wurzelbildung, Frostunempfindlichkeit, Anpassung an Klimaextreme der Freifläche (Frost, Trockenheit)”. Beispiele für Pionierbaumarten sind “Birke, Robinie, Schwarzkiefer, Aspe (Zitterpappel), Erle, Vogelbeere (Eberesche), verschiedene Weidenarten und auch die Lärche”. (6, S. 668)

Plenterwald: “ein trotz seines vermeintlich urwaldähnlichen Charakters bewirtschafteter permanenter Hochwald, in dem Bäume aller Dimensionen kleinstflächig vermischt sind und nur einzelne Bäume gefällt werden” (Martin Levin, Drei auf einen Streich – Das Prozessschutzkonzept, in: Wald – Politische Spielräume zwischen Baum und Borke, Politische Ökologie, Heft 132, März 2013, 31. Jahrgang, S. 103)

Protz, der: Vorwuchs

 

R

Räumung: Kahlschlag über einer Verjüngung, z. B. beim Schirmschlag, indem alle Überhälter gefällt werden

Räumungshieb: Der Räumungshieb (Räumungsschlag, Endhieb, Abräumungshieb, Abräumungsschlag, Abtriebsschlag) ist die vierte und letzte Phase des Schirmschlags (4, S. 31). Räumungshiebe erfolgen im Abstand von 3-5 Jahren. “Wenn der junge Bestand etwas Manneshöhe erreicht hat, ist auch der letzte Baum des Altholzes verschwunden” (Peter Burschel, Der Waldbau, in: Horst Stern [Hg.], Rettet den Wald, München 1979, S. 219).

Reifephase: mittlere der acht Waldentwicklungsphasen, auch Optimalphase genannt (siehe 2, S. 28). Die Reifephase ist unterteilt in:

  • frühe Reifephase (BHD 16-39 cm)
  • mittlere Reifephase (BHD 40-59 cm)
  • späte Reifephase (BHD > 60 cm)

Reinbestand: Nimmt die führende Baumart mehr als 80% der Fläche ein, spricht man von einem Reinbestand. Gegenteil: Mischbestand

Rindenbrand: rissige, zum Teil sich abhebende und absterbende Rinde am Stamm, häufig die Folge von Überhitzung des Stamms durch Sonneneinstrahlung

Rückegasse: “breite Schneisen im Wald”, auf denen Forwarder und Harvester “arbeiten und fahren können” (1, S. 39). In Wirtschaftswälder beträgt der Abstand häufig nur 20 m. Der Mindestabstand von Rückegassen in FSC-zertifizierten Wäldern soll 40 m betragen.

Rückeschlepper: Ein ungefähr 15 t schweres Monstrum mit 6-8 Rädern, das Holzstämme aus dem Wald abtransportiert. Forstrückeschlepper verdichten den Boden.

 

S

Sägenebenprodukte: Sägeabfälle, v. a. Hobelspäne und Sägemehl, zusätzlich auch Schwarten (äußere Stammteile, die beim Sägen übrig bleiben), Spreißel (Splitter) und Holzverschnitt

Sanitärhieb (engl. salvage logging): Maßnahme zur Borkenkäferbekämpfung in Fichtenplantagen, i. d. R. großflächiger Kahlschlag zum Schutz vor Borkenkäfern (Buchdrucker, Ips typographicus), durch Fällen befallener Fichten i. a. R. mit Harvestern sollen Ausbrüche eingedämmt werden, Effizienz selten zufriedenstellend, viele negative Folgen für den Naturschutz (siehe 100 Jahre Kampf gegen den Borkenkäfer)

Saumschlag: “Eine Reihe von Bäumen wird am Bestandsrand (Saum)
des Erntebestandes […] in einem unterschiedlich (1 bis 1,5 Baumlängen)
breiten Streifen entnommen.” (6, S. 904)

Schaft: Baumstamm

Schattbaumart: Baum, der nur sehr wenig Licht zum Wachstum braucht. Eine Verjüngung ist auch unter dem geschlossenen Schirm der Altbäume möglich. Beispiele sind die Buche, die Weiß-Tanne und die Eibe. Gegenteil: Lichtbaumart

Schirm: Gesamtheit aller Kronen der Bäume der Oberschicht eines Bestands über der nachfolgenden Bestandsgeneration oder über Kulturpflanzen

Schirmschlag: Form der Bewirtschaftung von Buchenwäldern. Das “geschlossene Kronendach” von Buchenwäldern wird durch das Fällen von Buchen aufgelockert, “sodass am Ende nur noch ein sogenannter Schirm aus Überhältern stehen bleibt”. Auf der freien sonnenbeschienenen “Bodenfläche darunter entwickelt sich Jungwuchs(1, S. 39). Der Schirm soll die empfindlichen Jungbuchen vor Sonne, Frost und Wind schützen. Der Schirmschlag besteht aus 4 Hieben:

  1. dem Vorbereitungshieb (“Lockerung des Altbaumschirms”)
  2. dem Besamungshieb (“Absenkung der Bestockung um etwa ein Drittel”)
  3. dem Lichtungshieb (“Absenkung der Bestockung um 50%”, siehe 4, S. 26) und
  4. dem Räumungshieb

SchirmschlagAbbildung: Aufriss (oben) und Grundriss (unten) eines Bestandes, der mit Hilfe der Schirmschlags bewirtschaftet wird

Schlag: Waldfläche, die einheitlich bewirtschaftet wird, z. B. durch Kahlschlag oder Schirmschlag.

Schwachholz: BHD von 7 -24,9 cm

Selbstwerber: Käufer, der Brennholz selbst mit der Motorsäge im Wald herstellt; der Gegensatz zur Selbstwerbung ist Aufarbeitung und Bereitstellung des Brennholzes durch das Forstamt; Werbung bedeutet im försterlichen Jargon soviel wie Gewinnung (siehe 6, S. 806)

Splintholz: die weiche, äußere Holzschicht (Zuwachs der letzten Jahre) des Stammes. Das Splintholz besteht aus lebenden, wasserleitenden und speichernden Holzzellen. Gegenteil: → Kernholz (6)

Stangenholz: Natürliche Altersklasse mit einem BHD von 7-20 cm

Stärke: “in der Forst- und Holzwirtschaft üblicher Begriff für Dicke” (6)

Starkholz: BHD ab 50 cm

Stock: Baumstumpf, auch Stubben

Stockausschlag: Triebe, die nach dem Fällen eines Baumes aus dessen Stumpf (= Stock) austreiben. Erle, Weide, Pappel, Hainbuche, Eiche, Buche und Linde haben diese Fähigkeit zur Regeneration.

stocken: wachsen

Struktur: Man unterscheidet die horizontale von der vertikalen Struktur. Mit vertikaler Struktur ist Gliederung in die 3 Baumschichten Unter-, Zwischen- und Oberstand gemeint. Mit horizontaler Struktur ist flächige Verteilung der Bäume eines Bestandes nach Anzahl, Höhe, Durchmesser und Dichte gemeint. Die vertikale Struktur wird in einem Aufriss graphisch dargestellt, die horizontale in einem Grundriss (siehe Abbildung Schirmschlag).

Stubben: Baumstumpf

 

T

Terminalphase: Altersphase

Totholz: “Totholz sind abgestorbene Bäume oder Baumteile: dünne Zweige oder dicke Stämme von unterschiedlicher Qualität, stehend oder liegend, frisch oder vermodert. Auch Holzerntereste aus der Waldbewirtschaftung wie Baumstümpfe, Kronenastmaterial oder minderwertige Stammteile, die im Wald liegen bleiben, sind Totholz. Dasselbe gilt für abgestorbene Teile lebender Bäume – etwa tote Äste in der Baumkrone oder faules Holz in Stammhöhlen.” (8)

Trupp: Bäume auf einer Fläche mit einem Durchmesser von bis zu 15 m

 

U

Überhalt: Anderes Wort für Oberstand. Die oberste der 3 Baumschichten besteht aus dem Altbestand.

Überhälter: Baum des Altbestands, der beim Schirmschlag auf der Bestandsfläche stehen bleiben darf. Überhälter sind häufig schwer krank: Sie leiden an Sonnenbrand.

Umtriebszeit: Zeitraum von der Bestandsbegründung bis zur Endnutzung (3)

Unterabteilung: “zusammenhängende Fläche von durchschnittlich 5 ha (minimum 3 ha, maximal 20 ha)” (6, S. 928)

Unterstand: unterste der 3 Baumschichten.

 

V

Vorwald: “ein zunächst aus raschwüchsigen und anspruchslosen Pionierbaumarten (z. B. Birke, Erle) entstandener oder angelegter, lichter Wald [..], der die Pflanzen der Hauptbaumarten, die später den eigentlichen Wald bilden, schützt” (6, S. 913)

Verbiss: Abbeißen der Knospen junger Bäume v. a. durch Rehe, aber auch durch Rot- Sika- und Damhirsche

Verjüngung: “Jungpflanzen, aus denen der zukünftige Bestand entstehen soll”, auch “Bestandsbegründung, Begründung eines neuen Bestands durch Natur- oder Kunstverjüngung”, Verjüngung erfolgt  durch “Verjüngungsverfahren”. (6, S. 903)

Verjüngungsphase: erste der fünf Waldentwicklungsphasen, BHD < 7 cm

Verjüngungsverfahren: Es gibt 5 Grundformen: Kahlschlag, Saumschlag, Schirmschlag, Femelschlag und Plenterhieb (6, S. 904 f.)

Vfm: Vorratsfestmeter

Vollbaumnutzung: Nutzung des Stammes und der ganzen Krone

vollholzig: “Ein Baum ist vollholzig, wenn er vom Stock zur Krone hin fast gleich dick ist, d. h. kaum an Durchmesser (weniger als 1 cm je lfd. m) verliert. Vollholzige Bäume stehen in dichten Waldbeständen, im Gegensatz zu abholzigen Bäumen.” (6, S. 910)

Voranbau, der: Anlage einer Kultur unter dem Schutz eines alten Bestandes.(siehe 6)

Vorbereitungshieb: Der Vorbereitungshieb ist die erste Phase des Schirmschlags. Dabei wird durch Fällen einzelner Altbäume das geschlossene Kronendach aufgelockert (4, S. 31). Dadurch, dass “mehr Licht, Wärme und Niederschlag an den Boden gebracht werden”, wird “die Aktivität der Zersetzer … angeregt”. Das ist “nur dann und dort nötig, wo sich am Boden große, unzersetzte Mengen an organischer Substanz angesammelt haben.” Durch den Vorbereitungshieb soll der “Bodenzustand so weit verbessert werden, dass die Verjüngung Fuß fassen kann”. Der Hieb soll mehrere Jahr vor dem Besamungshieb erfolgen (Peter Burschel, Der Waldbau, in: Horst Stern [Hg.], Rettet den Wald, München 1979, S. 218).

Vorratsfestmeter: Angabe des Volumens der stehenden Bäume eines Walds mit Rinde. Gemessen wird nur das Derbholz. Vorratsfestmeter dürfen nicht mit Erntefestmeter verwechselt werden.

Vorwuchs, der: auch Protz, Wolf. Bezeichnung für einen starkastigen Baum, der sich durch seine größere Höhe von den übrigen Bäumen des Bestandes abhebt. Durch sein schnelleres Wachstum und seine große Krone unterdrückt der Vorwuchs seine wertvollen Nachbarn und liefert meist nur Brennholz. Grobastige Vorwüchse werden bei Nadelbäumen als „Protz“, bei Laubbäumen als „Wolf“ bezeichnet. (siehe 6)

 
W

Wachstumsphase: dritte der acht Waldentwicklungsphasen, auch Initialphase genannt. BHD 7-15 cm (siehe 2, S. 28)

Waldentwicklungsphasen: Das Leben eines Waldes wird in 8 Phasen eingeteilt:

  1. Lücke
  2. Verjüngungsphase
  3. Wachstums- bzw. Initialphase
  4. frühe Reife- bzw. Optimalphase
  5. mittlere Reife- bzw. Optimalphase
  6. späte Reife- bzw. Optimalphase
  7. Alters- bzw. Terminalphase
  8. Zerfallsphase.

Altersphasen Buchenwald

Die Alters- und Zerfallsphase kommen in Wirtschaftswäldern nicht vor, da die Bäume vorher gefällt werden. Für die genaue Definition der fünf Phasen, die nicht deckungsgleich mit den natürlichen Altersklassen sind (siehe 2, S. 28).

Waldentwicklungstyp: “In Niedersachsen wurden 1996 die Betriebszieltypen durch Waldentwicklungstypen (WET) ersetzt. Dabei beschreibt ein Leitbild die nach Baumartencharakter und Mischung mögliche und anzustrebende Waldaufbauform des jeweiligen WET.” (6, S. 94) In Baden-Württemberg wurden WET 2014 eingeführt.

Waldrestholz: Erntereste aus Baumkronen, Ästen und minderwertigen, unverkäuflichen Stammteilen. Das Waldrestholz verblieb früher im Wald und wurde nicht genutzt. Heute wird es häufig als Energieholz verkauft.

Windwurf: Der Sturm wirft den Baum samt Wurzelteller um.

Windbruch: Der Sturm bricht den Stamm ab. Die stehenden Reste des Baumstamms nennt man Hochstubben.

 

Z

Z-Baum: Zukunftsbaum

Zellstoff: Rohstoff für die Papierherstellung, der aus Cellulose besteht.

Zerfallsphase: letzte der acht Waldentwicklungsphasen

Zieldurchmesser: BHD, den ein erntereifer Baum mindestens erreichen sollte.

Zukunftsbaum: Hochwertiger Baum, der bei Durchforstungen durch das Fällen von Bedrängern im Wachstum gefördert werden soll, und am Ende teures Holz liefern soll.

Zwiesel: ein Baum, dessen Stamm sich in zwei ungefähr gleichwertige Stämme aufteilt

Zwischenstand: mittlere der 3 Baumschichten.