Die Pflanzaktion der Bürgerbewegung

Einleitung

Hinweis: Bei dem folgenden Beitrag handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Satire.

Am Sonntag, den 5. September 2010, begingen 100 Mitglieder und Freunde der Bürgerbewegung zum Schutz des Bayerischen Waldes einen kollektiven Rechtsbruch. Anführer war der Vereinsvorsitzende Hubert Demmelbauer, ein pensionierter Forstdirektor der Bayerischen Staatsforsten und ehemaliger Leiter des Forstamts Zwiesel. Die Hundertschaft verstieß gegen zwei Paragraphen der Nationalparkverordnung und gegen die Verordnung über die Einschränkung des Betretungsrechts. ((siehe den Bericht auf der Homepage der Bürgerbewegung: Aktionen – Pflanzaktion am 5. September 2010)) Die Webseite ist gegliedert in zwei Abschnitte:


Bürgerbewegung pflanzt 500 Fichten

Protestaktion in der Waldabteilung Sulzschachten – Nationalparkverwaltung spricht von Rechtsbruch

Von Hermann Haydn, Grafenauer Anzeiger vom 7. September 2010

Gr. Falkenstein. Rund 100 Mitglieder und Freunde der Bürgerbewegung zum Schutz des Bayerischen Waldes haben am Sonntag auf einer Kahlfläche zwischen Großem Falkenstein und Lakaberg bei einer Protestaktion gegen die Borkenkäfer-Politik des Nationalparks 500 Fichten-Setzlinge gepflanzt. Die Nationalpark-Verwaltung war über die Aktion nicht informiert und wirft der Bürgerbewegung Rechtsbruch vor.

Auf dem Gipfel des Großen Falkensteins wurde am Sonntag Kirchweih gefeiert. Dieses Fest zu Ehren des Heiligen Franz von Assisi, dem Patron des Umweltschutzes und der Ökologie, nahm die Bürgerbewegung zum Anlass, um auf die in ihren Augen katastrophale Waldentwicklung im Nationalpark-Erweiterungsgebiet aufmerksam zu machen.

Der Vorsitzende der Bürgerbewegung, Forstdirektor a. D. Hubert Demmelbauer, betonte in seiner kurzen Ansprache, dass das Interesse der Bürgerbewegung vorrangig dem Erhalt des Hochlagenwaldes im Erweiterungsgebiet gelte. Die Entscheidung des damaligen Umweltministers Dr. Werner Schnappauf, nach dem Sturm Kyrill im Jahr 2007 die vom Wind geworfenen Fichten nicht aufzuarbeiten, sei nachweislich eine Fehlentscheidung gewesen. Sie sei heute Ursache für den massiven Borkenkäferbefall und für die daraus resultierenden radikalen Kahlschläge. Der Wald im Erweiterungsgebiet sei heute in seiner Substanz bedroht.

Unterstützung aus der Politik

Die Pflanzung der 500 Fichten-Setzlinge fand auf einer Kahlschlagfläche in der Waldabteilung Sulzschachten zwischen Falkenstein und Lakaberg statt. „Die Aktion der Pflanzung standortgerechter Fichten ist notwendig für die Entstehung einer neuen Waldgeneration und den Erhalt unserer Heimat“, so Hubert Demmelbauer. Unterstützt wurde die Aktion auch von dem tschechischen Forstmann und Autor des Buches „Der Böhmerwald sterbend und bedroht“, Petr Martan, und einigen Gleichgesinnten aus dem Böhmerwald. Aktiv unterstützt wurde die Pflanzung auch von Langdorfs Bürgermeister und Kreisrat Otto Probst (CSU) und von dem Zwieseler CSU-Stadtrat Karl Stangl.

CSU-Bundestagsabgeordneter Ernst Hinsken, der mit seiner Gattin der Bergmesse auf dem Falkenstein beiwohnte, betonte gegenüber Mitgliedern der Bürgerbewegung, dass er ihre Ideale nachvollziehen könne. Für die hiesige Bevölkerung sei der Wald ein Stück Heimat und auch er wolle nicht, dass der ganze Bayerische Wald bald wie der Alt-Nationalpark aussieht. Horst Wimmer, Mitglied des Landesfachausschusses Bayern der FDP, unterstrich, dass sich die FDP energisch für die Belange der Bürgerbewegung und den Erhalt des Waldes im Erweiterungsgebiet einsetzen wolle. Man plane beim Landesparteitag Ende September in Kulmbach einen entsprechenden Antrag zu stellen. Dafür habe er bereits die Unterstützung des Landesfachausschusses erhalten.

NP-Verwaltung prüft rechtliche Schritte

Horst Armann, Mitglied in der Vorstandschaft der Bürgerbewegung, verglich die unterschiedlichen Vorgehensweisen in den Nationalparken Bayerischer Wald und Berchtesgaden. Im Nationalpark Berchtesgaden gebe es keine Einschränkung des Betretungsrechts für Bürger. Schulklassen würden von Nationalpark-Mitarbeitern außerdem angehalten, durch Pflanzungen aktiv am Waldumbau mitzuwirken. Damit würden sich bereits Kinder mit der positiven Waldentwicklung identifizieren. Armann forderte, entsprechende Maßnahmen auch im Nationalpark Bayerischer Wald einzuführen.

Bei der Nationalpark-Verwaltung in Grafenau reagierte man verärgert, als man von der Protestaktion erfuhr. „Der Nationalpark als Grundeigentümer wurde im Vorfeld von der Bürgerbewegung nicht über die Aktion informiert“, betonte Pressesprecher Rainer Pöhlmann auf Nachfrage des Bayerwald-Boten. Auch Nationalpark-Leiter Karl Friedrich Sinner verurteilte die Aktion: „Ich bin erstaunt, dass eine Organisation wie die Bürgerbewegung, die dem Nationalpark permanent Rechtsbruch vorwirft, mit dieser unerlaubten Pflanzaktion selbst das Recht bricht.“ Ob die Nationalparkverwaltung rechtliche Schritte gegen die Bürgerbewegung einleiten wird, stand gestern noch nicht fest. „Unsere Mitarbeiter werden sich die Sache vor Ort erst einmal genau ansehen und dann über weitere Schritte beraten“, so Rainer Pöhlmann.

Hier können Sie den Pressebericht als PDF-Datei herunterladen: Bürgerbewegung pflanzt 500 Fichten. Den originalen Zeitungsartikel finden Sie auf der Homepage der Bürgerbewegung: Bürgerbewegung pflanzt 500 Fichten. Er enthält auch ein großes Foto von dem Bürgermeister von Langdorf und Kreisrat Otto Probst (CSU), dem Zwieseler Stadtrat Karl Stangl (CSU) und dem Vorsitzenden der Bürgerbewegung Hubert Demmelbauer, wie sie freudestrahlend die Kernzone betreten und Fichten pflanzen.

 

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