Die Hiesfelder Naturwaldzelle ist ein kostbares Juwel mitten im Naturschutzgebiet Hiesfelder Wald. Wenn Sie Ihr Auto am Ende der Immenstraße in Oberhausen-Königshardt parken und dann in Richtung Wald gehen, laufen Sie direkt auf sie zu (siehe Karte).
Auf einer Fläche von 8,6 ha wächst ein Wald, dessen Buchen bis zu 200 Jahre alt sind. Er ist seit 1978 in der strengsten Schutzklasse eingestuft: In einer Naturwaldzelle darf die Forstwirtschaft den Wald nicht nutzen. Dies geht weit über den Schutz in Naturschutzgebieten hinaus: Dort nämlich darf Wald und Holz NRW so genannte “ordnungsgemäße Forstwirtschaft” betreiben – u. a. die schädliche Methode des Schirmschlags. Nicht so in der Naturwaldzelle! Diese steht genauso wie die Kernzone in einem Nationalpark unter Prozessschutz: Der Wald darf sich dort völlig ungestört durch den Menschen entwickeln. Auch kranke und tote Buchen dürfen nicht gefällt werden, sodass auch das beliebte Argument für Baumfällungen, die Verkehrssicherung, wegfällt.
Nur 50.000 ha sind in Deutschland mit streng geschützten Buchenwälder bedeckt. Das entspricht winzige 0,1% der deutschen Fläche. Dies unterstreicht den besonderen Wert des Hiesfelder Waldes.
Ein Buchenwald durchläuft 5 Phasen:
Normalerweise werden Buchen spätestens in der mittleren Optimalphase mit höchstens 160 Jahren gefällt. Die Buchen in der Hiesfelder Naturwaldzelle dagegen sind bis zu 200 Jahre alt: Viele befinden sich in der späten Optimalphase. Einige sind schon in der Altersphase, andere zerfallen bereits. Dies ist typisch für einen Urwald, in dem alle Altersphasen in kleinen mosaikartigen Strukturen nebeneinander vorkommen.
In Wirtschaftswäldern werden Bäume, die von Pilzen befallen sind, sofort gefällt. Ihr Holz ist minderwertig und sie nehmen finanziell wertvolleren Bäumen den Platz weg. Und da pilzbefallene Bäume angeblich jederzeit umfallen können, werden sie als erste bei Verkehrsicherungsmaßnahmen gefällt. In der Naturwaldzelle kann man Bäume bewundern, die erstaunlich vital sind, obwohl sie von Pilzen befallen sind.
Dem oben abgebildeten Baumstamm fehlt auf einer Seite die schützende Borke und sein Holz ist von Pilzen durchsetzt. Trotzdem ist seine Krone noch intakt und lebendig: Überall werden jetzt im April neue Blätter gebildet.