Nationalpark Harz – die dunkle Vergangenheit

Hinweis: Der folgende Artikel ist meine subjektive, private Meinung. Ich begründe sie ausführlich mit Argumenten und Textbelegen. Die Nationalparkverwaltung hat eine ganz andere Meinung. Ihre Argumente überzeugen mich persönlich nicht.

Der Nationalpark Harz hat eine 30-jährige Geschichte. Diese malt die Verwaltung in rosaroten Farben. Sie tut so, als habe sie immer schon der Natur freien Lauf gelassen lassen. Als habe sie immer nur interessiert zugeschaut, wie die Natur eine neue Wildnis baut. Die Verwaltung verschweigt die dunkle Vergangenheit des Parks. Sie verschweigt, dass sie 30 Jahre lang eingegriffen hat. Es ging ihr alles nicht schnell genug. Die Natur war ihr zu langsam. Man könnte von einem Helfer-Syndrom sprechen: Der Natur musste geholfen werden.

Dass die Verwaltung des Parks so denkt, wird in vielen ihrer Publikationen deutlich. Am Eckerlochstieg hat die Verwaltung Informationsschilder aufgestellt. Liest man sie sich aufmerksam durch, wird deutlich, wie verzerrt die 30-jährige Vergangenheit des Parks geschildert wird.

Hier ein Foto der linken Tafel:

Die Kritik ist gegliedert in folgende Kapitel:

  1. Dunkle Vergangenheit Teil 1 – Entfernung des Totholzes
  2. Dunkle Vergangenheit Teil 2 – Widerstand gegen die Naturdynamikzone
  3. Dunkle Vergangenheit Teil 3 – Maßnahmen zur Waldentwicklung
  4. Dunkle Vergangenheit Teil 4 – Kampf gegen den Borkenkäfer
  5. Dunkle Vergangenheit Teil 5 – Das gespaltene Bewusstsein der Nationalparkverwaltung

Dunkle Vergangenheit Teil 1 – Entfernung des Totholzes

Der Text oben rechts lautet wie folgt:

„Was ist hier passiert?
Entlang der Brockenstraße musste der Nationalpark zur Sicherheit der Gäste und des Straßenverkehrs aktiv in die ‚Baustelle Natur‘ eingreifen. Abgestorbene Bäume wurden umgerissen oder an ihrem natürlichen Bruchpunkt in einigen Metern Höhe gekappt.
Die so entstandene Kulisse aus liegenden Stämmen und ‚halben‘ Bäumen ist gar nicht so ungewöhnlich – ein Sturm hätte zu ähnlichen Waldbildern geführt. Das Totholz bleibt im Kreislauf des Waldes erhalten und erfüllt wichtige Funktionen. Viele Vögel und Kleinsäuger wie Fledermäuse finden in den Höhlen oder hinter der Rinde ihren Lebensraum. Nahrung gibt es für sie reichlich: Insekten und andere Kleintiere besiedeln das Totholz und zersetzen es nach und nach. Im Schutz der Stämme entwickelt sich bereits die neue, wilde Waldgeneration, die Jahr für Jahr immer sichtbarer wird.“

Ich frage mich, warum die Verwaltung nicht den Fachbegriff der Verkehrssicherung benutzt und erklärt1siehe Der Eckerlochstieg – Wandern im Borkenkäferland. So komplex ist der Sachverhalt nun wirklich nicht. In meinen Augen übertreibt die Verwaltung auf diesen Informationsschildern häufig die didaktische Reduktion. Oft ist mir dies zu kindgerecht. Als Erwachsener fühle ich mich nicht ernst genommen. 

Das Beispiel mit dem Sturm stimmt nicht: Dieser reißt lebende und benadelte Fichten um, nicht tote und nadellose. Erstere bieten den Windböen Angriffsflächen, letztere nicht. Seit dem Absterben der Fichten 2018 ff. sind sicherlich viele Stürme über die Harzgipfel gezogen und die Dürrständer stehen immer noch.

Totholzentfernung am Meineckenberg nach Kyrill 2007

Es ist lobenswert, dass die Verwaltung an der Brockenstraße und am Eckerlochstieg das Totholz liegen lässt. Seit der Borkenkalamität 2018 ff. schätzt sie dessen „wichtige Funktionen“ im „Kreislauf des Waldes“. Das war aber beileibe nicht immer so – ganz im Gegenteil! Als 2007 Kyrill viele ha damals noch quicklebendiger Fichten umriss, wurde das Totholz eben nicht liegen gelassen, sondern vollständig entfernt. So geschehen z. B. am Meineckenberg nahe der Bremer Hütte, am Oderteich oder zwischen Plessenburg und Meineckenberg. Diese dunkle Vergangenheit des Parks verschweigt das Informationsschild.2siehe auch 25 Holzlaster pro Tag

Totholzentfernung am Meineckenberg nach Kyrill 2007

Auf einem anderen Informationsschild – nämlich dem am Meineckenberg an der Bremer Hütte – wird diese dunkle Vergangenheit nicht verschwiegen. Dort lesen wir:

„2007 fegte Orkantief Kyrill hier zahlreiche Altfichten eines ehemaligen Wirtschaftswaldes um. Das Totholz wurde entfernt […] Umgestürzte und abgestorbene Altfichten wurden hier entfernt.“

Und nein, das folgende Foto dieses Informationsschilds ist kein Fake. Es steht da wirklich:

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