Einleitung
Verbraucher, die FSC-zertifiziertes Holz oder FSC-zertifiziertes Papier kaufen, glauben, das Holz stamme aus Forstbetrieben, die irgendwie “ökologisch”, “nachhaltig”, “naturnah” und “vorbildlich” wirtschaften. Viele halten das FSC-Siegel fälschlicherweise für ein “Ökosiegel“. Dass das Holz aus Kahlschlägen – noch dazu aus Kahlschlägen in einem Nationalpark – stammen könnte, werden sie nicht für möglich halten. Und doch passiert genau das.
Die Seite ist gegliedert in folgende Abschnitte:
- Erlaubnis zum Kahlschlag
- Stellungnahme des FSC zur plusminus-Sendung am 8.1.2014
- Anfrage beim FSC zur angeblichen Zustimmung von Naturschutzverbänden zum Kahlschlag
- Karl-Friedrich-Weber zur Stellungnahme des FSC
- Beschwerde des FSC-Vorsitzenden beim NDR
- Kahlschläge: Alle stimmen zu!
- Sitzung der Nationalpark-Arbeitsgruppe am 23.4.2013
- Analyse der Teilnahmeliste vom 23.4.2013
- FSC-Richtlinienausschuss begrenzt Kahlschlagsobergrenze auf 1 ha
Erlaubnis zum Kahlschlag
In einem Schreiben vom 6. November 2013 bestätigte Elmar Seizinger von FSC-Deutschland, dass das Holz aus den “Entfichtungen” im Nationalpark Eifel FSC-zertifiziert ist.
Kahlschlag am Wüstebach mit Erlaubnis des FSC
Wald-und-Holz-NRW sind seit Oktober 2011 FSC-zertifiziert (siehe Pressemitteilung vom 5.10.2011). Eigentlich verbietet der FSC verbietet Kahlschläge, die größer als 0,3 ha sind und die Räumung des Nichtderbholzes bis 7 cm (siehe: Kleiner Leitfaden für Unternehmen im Holzeinschlag). Es gibt aber eine entscheidende Ausnahme: Prinzip 6.3.12 lautet:
“Die Nutzung erfolgt einzelstamm- bis gruppenweise; Kahlschläge werden grundsätzlich unterlassen. Folgende begründete Ausnahmen sind im Einzelfall nach vorheriger Abstimmung mit dem Zertifizierer möglich:
6.3.12.1 Der Umbau statisch labiler, naturferner Bestockungen.” (Deutscher FSC-Standard, S. 16, Hervorhebungen von mir)
Am 6.11.2013 informiert mich Elmar Seizinger, Leiter des Waldbereichs beim FSC, über diese Ausnahme und erklärt das Fichtenholz aus Kahlschlägen für FSC-zertifiziert:
Laut Seizinger liegt eine offizielle Ausnahmegenehmigung des FSC nicht vor. Gerhard Kuske widerspricht: Die “Abstimmung” mit dem Forstamt Wahlerschied im Nationalpark Eifel sei im “Anfang Juli 2013” erfolgt, schreibt er mir in einer Email vom 11.11.2013. Kuske ist der “Director Forest Certification” bei der Firma GFA Certification, die für den FSC Wald-und-Holz-NRW überprüft.
Eine solche Abstimmung mit dem FSC geschieht bei Wald-und-Holz-NRW nicht immer. Im jüngsten Audit-Bericht von 2013 ist dem FSC der Geduldsfaden gerissen und hat gleich mehrere sog. Major CARs (= “Corrective Action Requests”, frei übersetzt: gravierende Abweichungen von den FSC-Anforderungen) wegen Kahlschlägen ohne Genehmigung festgestellt:
GFA-Certification, Auditbericht Wald-und-Holz-NRW 2013, S. 9 und 14
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