Mein Fiasko auf dem Westweg im Oktober 2019

Einleitung

An allem ist das ZDF schuld! Auf die Schnapsidee, den Westweg ausgerechnet im Oktober zu wandern, brachte mich nämlich die erste Folge der Dokumentation “Mit 80 Jahren um die Welt”. Das Motto des Films fand ich ja gar nicht schlecht: “Herzenswünsche werden wahr”. Aber ausgerechnet eine Weltreise noch mit 80? Was kommt als nächstes? Der Marathon in New York mit 90? Wenn man etwas gerne machen möchte und das dann immer wieder aufschiebt, dann ist es irgendwann zu spät.

Und das erinnerte mich an einen Plan, den ich selbst immer wieder auf Eis gelegt hatte. Es ging um den Westweg, den Fernwanderweg durch den Schwarzwald von Pforzheim nach Basel. 291 km, 12 Etappen.1siehe Westweg – Westvariante Schon mit 40 hatte ich diese Wanderung einmal komplett durchgeplant, Wanderkarten gekauft, Hotels gebucht. Und dann hatte ich im letzten Moment alles wieder abgesagt. Irgendwas war dazwischen gekommen. Irgendetwas war immer wieder dazwischengekommen. Jetzt war ich fast 60 Jahre. Frühpensionär. Und die Uhr tickte. Nicht mehr lange und man könnte mit mir die Serie drehen “Mit 80 Jahren durch den Schwarzwald”.

Deshalb entschloss ich mich, die Sache jetzt aber wirklich in Angriff zu nehmen. Mein Herzenswunsch sollte wahr werden! Jetzt! Nicht mehr aufschieben! Keine Ausreden mehr! Nicht mehr warten! Ich bestellte aktuelle Prospekte2siehe Der Westweg auf Papier, kaufte einen Wanderführer3siehe Hikeline Wanderführer, informierte mich im Internet, schaute mir unzählige Videos auf YouTube an und buchte die Hotels. Für die erste Oktoberwoche. Und das entpuppte sich als eine schlechte Idee. Als eine ganz schlechte Idee! Denn am Ende musste ich die Wanderung schon nach der ersten Etappe abbrechen – entnervt, durchgefroren, durchnässt und überanstrengt.

Ein Hotelbesitzer, dem ich deshalb für die kommende Nacht absagen musste, war nicht amüsiert und hatte wenig Verständnis für mich: Er könne das gar nicht nachvollziehen, warum ich aufgeben würde. Auch Leser werden womöglich verständnislos den Kopf schütteln: “Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung!”, “Schlechte Planung!”, “Schlechte Kondition!”, “Typisch Rentner!”, “Anfängerfehler!”

Vielleicht aber haben andere Leser mehr Verständnis. Vielleicht sind meine Erfahrungen auch nützlich und wertvoll für diejenigen, die auch den Herzenswunsch haben, einmal den Westweg oder einen anderen Fernwanderweg zu wandern. Sie können meine Fehler vermeiden. Aus Schaden wird man klug! Andererseits … vielleicht sind nicht alles einfach nur meine eigenen, ganz persönlichen Fehler – Fehler, die sich leicht vermeiden lassen. Vielleicht sind es grundsätzliche Fehler – Fehler, die zwangsläufig auftreten müssen. Vielleicht ist der Westweg so, wie er konzipiert ist, überhaupt eine schlechte Idee. Nicht nur für mich und nicht nur im Oktober. Auch solche grundsätzlichen Probleme werde ich ansprechen.

Es heißt: “Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung!” Ich hatte den Schaden und nach der ersten Etappe spottete ich wirklich jeder Beschreibung. Aber mit ein wenig Abstand ist das Ganze auch sehr komisch. Wenn Sie also über mich lachen müssen, lachen Sie ruhig! Ich tue es auch – mittlerweile.

Die Seite ist gegliedert in folgende Abschnitte:

  1. Wetter im Herbst
  2. Kleidung bei Kälte
  3. Frühe Dunkelheit
  4. Gewicht des Rucksacks
  5. Länge der Etappen
  6. Regen im Sommer
  7. Das Highlight der 1. Etappe
  8. Schluss – Alternativen

Hinweis:
Alle Fotos, die Dorfansichten zeigen, wurden im Etappenziel Dobel aufgenommen.

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