Am 7. Oktober 1970 eröffnete der damalige bayerische Landwirtschaftsminister Hans Eisenmann den Nationalpark Bayerischer Wald. Er war der erste Nationalpark in Deutschland und reichte vom Lusen im Osten zum Großen Rachel im Westen. Zum ersten Leiter wurde Hans Bibelriether ernannt. Sein Stellvertreter wurde Georg Sperber. Zu den geistigen Vätern des Parks gehörten der Direktor des Frankfurter Zoos und Tierfilmer Bernhard Grzimek und der Präsident des Bund Naturschutzes in Bayern Hubert Weinzierl.
Am 10. Juli 1997 wurde der 13.300 ha große südliche Teil um einen 10.950 ha großen nördlichen Teil erweitert ((Chronik Nationalpark Bayerischer Wald von Greenpeace München)). Nun reicht der Nationalpark bis zum Großen Falkenstein. Seine Leitung hat bislang zweimal gewechselt: Am 1. April 1998 übernahm Karl-Friedrich Sinner das Amt ((zum Amtsantritt Sinners siehe: Bedrohung “Borkenkäfer” – eine Streitschrift von Helmut Klein, 2009, S. 28)) und am 1. Mai 2011 folgte ihm Franz Leibl.
junger Urwald auf nicht geräumter Borkenkäferbefallsfläche am Südhang des Lusen
Der nördliche Erweiterungsteil unterscheidet sich fundamental vom alten südlichen Teil. Während im Altpark zwischen Rachel und Lusen 70 % der Fläche zur Naturzonen gehören und unter Prozessschutz stehen, sind es im Gebiet zwischen Falkenstein und Rachel auch nach fast 20 Jahren seit der Erweiterung nur 35 % ((Stand 1. 1.2012, siehe Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald (Hg.), Waldentwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald in den Jahren 2006 bis 2011 – von Marco Heurich, Franz Baierl und Thorsten Zeppenfeld, Berichte aus dem Nationalpark Heft 8, Grafenau 2012, Tabelle 1, S. 7)). Im Norden wurden mehrere 1.000 ha große Entwicklungszonen eingerichtet, in denen der Borkenkäfer mit äußerster Brutalität bekämpft wird ((Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald (Hg.), Walderhaltungs- und Waldpflegemaßnahmen – Anlage zum Nationalparkplan, Grafenau 2010, S. 5)). Es gilt § 14 Absatz 3 der Nationalparkverordnung:
“In einem Zeitraum bis zum Jahr 2027 ist die Ausbreitung des Borkenkäfers auf die Wälder der Hochlagen zwischen Falkenstein und Rachel zu verhindern.”
Mittlerweile wurde im Norden die unvorstellbar große Fläche von 1.045 ha kahlgeschlagen ((Waldentwicklung, S. 14)). Das entspricht mehr als 10 Quadratkilometern oder 10 % der Erweiterungsfläche. Weil das gesamte tote Holz geräumt und abtransportiert wurde, sind in den Hochlagen riesige Steppen entstanden, die mit Baumstümpfen übersät sind. Der nördliche Erweiterungsteil betreibt Etikettenschwindel: Er verkommt zur Borkenkäferkampfzone.
Steppe nach Räumung einer Borkenkäferbefallsfläche am Hirschgespreng in der Entwicklungszone
Bislang habe ich folgende Aufsätze geschrieben:
- Ultraviolence (Dokumentation von sieben großen Kahlschlägen)
- Meinungsmache (Sammlung von vier Aufsätzen über die Manipulation der öffentlichen Meinung durch die Nationalparkverwaltung)
- Kritik (Zusammenstellung von fünf Protestaktionen gegen die Borkenkäferbekämpfung im NLP – Fernsehen, Zeitschriften, Briefe)
- Die Sitzung des Bayerischen Landtags am 10.7.1997
- Die Verdopplung der Borkenkäferschutzzone 1997 (mit bisher unveröffentlichten Originaldokumenten)
- Das Fichtensterben am Lusen
- Herbstwanderung zum Rachel
- Winterwanderung zum Rachel
- Winterwanderung zum Lusen
- Urwaldrest Mittelsteighütte
- Die Pflanzaktion der Bürgerbewegung
- Indian Summer im neuen Urwald am Steinfleckberg