Einleitung
Der Rentweinsdorfer Wald gehört der fränkischen Adelsfamilie Rotenhan. Die Rotenhans zählen zu den Pionieren des naturgemäßen Waldbaus in Deutschland.
Adelssitz der Barone von Rotenhan: Schloss Rentweinsdorf
Am 1. August 2013 habe ich an einer Exkursion durch den Rentweinsdorfer Wald teilgenommen. Die Leitung hatten Maximilian Freiherr von Rotenhan und Betriebsleiter Tobias Elflein. Ich stelle Ihnen die Vorzüge und die Verdienste des naturgemäßen Waldbaus vor und zeige gleichzeitig einige Grenzen dieses Ansatzes auf.
Die Seite ist gegliedert in folgende Abschnitte:
- Anfahrt
- Naturgemäßer Waldbau
- Holzvorrat
- Abschuss des Rehwilds
- Eichenbewirtschaftung
- Preise auf dem Holzmarkt
- Skepsis gegenüber dem FSC
Anfahrt
Renntweinsdorf ist eine Marktgemeinde in Franken mit 1.571 Einwohnern:
Das FFH-Gebiet liegt westlich des Dorfes:
Kartendienst Schutzgebiete in Deutschland
Naturgemäßer Waldbau
Sebastian Frhr. v. Rotenhan, Vater von Maximilian, zitiert in seinem Waldbaulichen Leitfaden den Satz eines klugen Forstmanns, “beim Waldbau handele es sich um die Herausforderung, festzustellen, wie weit man sich vom Pfad der Natur entfernen könne, ohne sich selbst zu schaden.” Und er fährt fort: “Dieser Herausforderung haben sich Generationen von Forstleuten gestellt, zum großen Teil mit niederschmetterndem Ergebnis.”
Zu den größten Fehlern der Forstwirtschaft zählt Rotenhan:
1. Unstandortgemäße Monokulturen
Ein großer Teil Deutschlands ist mit Fichten- und Kiefernplantagen gepflastert. Nicht nur, dass Monokulturen unnatürlich sind, die beiden Bäume wurden an Standorten gepflanzt, an denen sie natürlicherweise nicht wachsen. Für diese Plantagen gilt “Sieht aus wie ein Wald, ist aber keiner!” (Josef Nikolaus Köstler, Professor für Waldbau, zit. n. Waldbaulicher Leitfaden, S. 1) Diese Monokulturen sind notorisch instabil: Entweder werden sie von Schädlingen befallen oder von Stürmen umgeworfen.
Im Rentweinsdorfer Wald würde normalerweise ein Mischwald aus Eichen und Buchen wachsen. Deshalb bilden diese beiden standortheimischen Bäume auch das “Grundgerüst” (Leitfaden, S. 2) des Waldes: 30% der Bäume sind Buchen, 20% Eichen. Hinzu kommen Fichte und Kiefer mit je 25%.
2. Zu hohe Wildbestände
Die Wildbestände in den deutschen Wäldern sind viel zu hoch. Eine natürliche Verjüngung ist unmöglich, weil die Keimlinge von den Rehen verbissen werden. Sebastian Frhr. von Rotenhagen zählt zu den schärfsten Kritikern der Jäger. Sein Kampf gegen zu hohe Wildbestände und die Jagdlobby ist vorbildlich. Weitere Hintergrundinformationen dazu finden Sie in einem Spiegelartikel aus dem Jahr 2004 “CSU-Mann schimpft auf Jäger” und einem Artikel aus der Zeitschrift “Der Waldbesitzer” aus dem Jahr 2009 unter der Überschrift “Wir jagen waldbaulich“.
Maximilian Frhr. v. Rotenhan wies bei der Exkursion auf den aktuellen Fall einer Jagd in Siddessen hin, bei der 47 Rehe abgeschossen worden waren und die dort zu einem heftigen Wirbel in der Presse und sogar zu einer Strafanzeige durch die Tierrechtsorganisation PETA geführt hatte. Aber: “Allfälliger Ärger mit Jagdbehörden oder Reviernachbarn wird … konsequent ausgefochten.” (Sebastian Frhr. v. Rotenhan, Die BOSCOR Forst GmbH, Der Dauerwald, August 2009)
3. Einschichtiger Altersklassenwald
Die Bäume in vielen Wäldern sind alle gleich alt und alle gleich groß: sie gehören zu nur einer Altersklasse und in diesem Wald gibt es nur eine obere Schicht. Das führt dazu, dass alle Bäume zur gleichen Zeit ins hiebreife Alter kommen. So entsteht ein Kahlschlag.
Ziel im Rentweinsdorfer Wald ist ein ungleichaltrige Wälder: Über 300 Jahre alte Eichenüberhälter bilden die obere Schicht und wachsen neben einer mittleren Schicht aus 150 Jahre alten Eichen und überall im Wald finden sich dort, wo einzelne Eichen gefällt wurden, Verjüngungskegel aus Eichennaturverjüngung. Sie bilden die untere Schicht. Aus einem solchen vertikal differenzierten Wald können kontinuierlich Bäume ohne Kahlschag entnommen werden.
4. Mangelnde Pflege
In vielen Wäldern werden die Wälder aufgrund von Geldmangel und Personalabbau nicht ausreichend gepflegt. Ohne pflegende Durchforstung werden aber z. B. Eichen von Buchen “ausgedunkelt”, d. h. die jungen Buchen wachsen schneller als die jungen Eichen und nehmen ihnen das Licht, sodass die Eichen absterben. Eichen müssen “herausgepflegt” werden, d. h. sie müssen vor dem Überwachsen geschützt werden (Mischwuchsregulierung). Gleiches gilt für die zwei anderen Lichtbaumarten: die Lerche und die Kiefer.
Auf der oben fotografierten Windwurffläche wachsen bunt gemischt junge Kiefern, Lärchen, Fichten, Birken, Eichen und Buchen. Man muss sich entscheiden, welche Bäume als Zukunftsbäume gepflegt werden sollen. Wenn man nicht durchforstet, setzt sich die Buche durch: Sie überwächst auf dieser durch Überhälter überschirmten Fläche sogar die Fichte.
Auf der nächsten Seite informiere ich Sie über den Holzvorrat und den Abschuss des Rehwilds im Rentweinsdorfer Wald.