Ich habe die Beschimpfung des Sauerlands ernst gemeint. Das war nicht gespielt. Ich fahre da nicht mehr hin. Ich fahre auch nicht mehr in den Harz. Oder in irgendeinen deutschen Nationalpark. Keine Naturwaldzellen mehr. Keine FFH-Gebiete. Keine Briefe mehr an Forstämter. Auch nicht an Bürgermeister. Oder Umweltämter. Oder Jagdbehörden. Schluss. Aus. Ende. Punkt.
Rothaarsteig, SauerlandSauerland – Eine Beschimpfung
Hinweis: Der folgende Text spiegelt die ganz persönlichen Erfahrungen des Autors nach einer Wanderung bei Schmallenberg im Sauerland wieder. Der Text ist also eine individuelle Meinungsäußerung, keine forstwissenschaftliche Untersuchung. Wenn Sie, verehrte Leserin oder verehrter Leser, andere Erfahrungen gemacht haben, dann seien Sie froh! Aber bitte haben Sie Verständnis für den Wutausbruch des Autors, der nach seiner Wanderung aus Frustration eine große Packung Negerküsse essen musste und in der darauffolgenden Nacht vor Wut und Empörung nicht schlafen konnte. Und Kopfschmerzen hatte er auch noch! Bitte werten Sie den folgenden Text also als den hilflosen Versuch des Autors, seine Gefühle zu verarbeiten, und verurteilen Sie ihn nicht vorschnell!
“Hässlich! Widerlich! Ekelhaft! Nie wieder! Umkehren hätte ich sollen. Sofort umkehren! Nur weg! Ganz schnell weg! Nur raus da!
Ein Mist! Ein Dreck! Ein Truppenübungsplatz! Nie wieder fahre ich ins Sauerland! Eine Plantage! Ein Holzacker! Ein einziger Alptraum! Der Schlag soll mich treffen, wenn ich es mir noch einmal anders überlege! Tot umfallen möge ich, wenn ich noch einmal auf die Idee komme, dass es im Sauerland irgendwo irgendwie doch einen hübschen Wald geben muss. Verflucht soll ich sein! Weiterlesen
Förster Christian Bröker und der Stadtwald Schmallenberg
Wenn alle Förster so wären wie Christian Bröker, dann bräuchte ich keine verzweifelten Videos über sie machen. Bröker ist zugewandt und freundlich. Emails beantwortet er umgehend und auch ein Gesprächstermin ist ganz schnell und unkompliziert vereinbart. Vor Ort im Wald antwortet er geduldig auf Fragen und erklärt. Und es gibt für den Laien viel zu erklären: Wie funktioniert das LoBo-Pflanzverfahren? Was ist die diwima®-App? Und was steht in den neuen Pachtverträgen? Dabei ist Bröker nicht eitel. Er ist kein selbstverliebter Selbstdarsteller. In den Zeitungen finden sich nur ganz wenige Berichte über ihn und den Stadtwald. Ihm reicht es, so meint er am Ende unserer Exkursion, wenn in 50 Jahren die Leute einmal über ihn sagen, dass er gute Arbeit im Stadtwald geleistet hat.
eine mit dem LoBo-Verfahren gepflanzte Douglasie (roter Pfeil)Lesen Sie hier meinen neuen Artikel: Stadtförster Christian Bröker über Wiederbewaldung und Jagd.
Prof. Dr. Stefan Homburg zum Waldsterben in den 80er Jahren
“Homburg nennt solide Zahlen und zieht Schlüsse, die nur schwer zu widerlegen sind – und gerade das macht ihn so gefährlich.”
Tagesspiegel vom 29.5.2020
Am 18. Mai 2024 hielt Prof. Dr. Stefan Homburg einen Vortrag zum Thema “Krisenmodus: Corona, Klima, Rezession”. Dabei sprach er auch über das sogenannte Waldsterben zu Beginn der 80er Jahre:
“In den DACH-Staaten – also Deutschland, Österreich, Schweiz – gab es ein sog. Waldsterben. Dieses Waldsterben ist politisch enorm wichtig, denn es hat die Grünen in die Parlamente gebracht. Dieser Spiegel-Titel ‘Der Wald stirbt’ – der ist den Deutschen total in die Knochen geschossen. Interessant ist aber rückblickend, dass es ein rein deutsches Problem war. Es hat ein bisschen ausgestrahlt auf Österreich und die Schweiz, weil die viel deutsches Fernsehen gucken und dadurch infiziert werden, aber schon in Frankreich gab es kein Waldsterben. In Polen gab es kein Waldsterben, in den USA gab es kein Waldsterben – das war überhaupt kein Thema. Wir haben hier Säcke mit Kalk über den Wäldern abgeworfen und in den Zeitungen kamen von Wissenschaftlern folgende Aussagen: ‘Die ersten großen Wälder werden schon in den nächsten fünf Jahren sterben. Sie sind nicht mehr zu retten.’ sagt ein renommierter Forstwissenschaftler im Jahre 1981.1Bernhard Ulrich, Professor für forstliche Bodenkunde und Waldernährung in Göttingen, siehe Was wurde eigentlich aus dem Waldsterben? Irgendwann hat man dann das Waldsterben abgeblasen. Also so wie Herr Drosten Ende 2022 sagte ‘Die Pandemie ist zu Ende!’, sagte Frau Künast im Jahr 2003 ‘Das Waldsterben ist zu Ende!’ Natürlich nicht ohne den Zusatz: ‘Die Maßnahmen haben gewirkt!’ Es war nur in Deutschland und man hat schöne Maßnahmen gemacht, die auch Milliarden gekostet haben – mit Rauchgasentschwefelung und allem möglichem Zauber. Und dann wurde es abgesagt – einfach, weil es politisch nicht mehr opportun war.”
Über Förster
Eichennatürverjüngung ohne Zaun und Schutzhüllen im Harz
Meine Artikel sind in letzter Zeit etwas deprimierend; es geht fast nur um Kahlschläge, tote Fichten, Wildverbiss und gescheiterte Wiederaufforstungen. Das hat etwas von Endzeitstimmung. Doch es gibt Lichtblicke: Cornelius Meyer-Stork war einer. Das macht Mut! Das macht Hoffnung! Es ist nicht alles schlecht!
junge Eiche vorne links am Wiesenrand, nicht aus der Baumschule, ungezäunt und ohne Schutzhülle, am Schloteberg (470 m) südlich von IlsenburgUnd nicht nur der private Wald von Herrn Meyer-Stork stimmt hoffnungsfroh. Auch ein Teil des Stadtwalds Ilsenburg. Und auch ein Teil des Landeswalds Sachsen-Anhalt. Der Wald am Schloteberg gehört nämlich beiden: der Stadt und dem Land. Und dort gibt es eine vielfältige Naturverjüngung ohne Zaun und ohne Schutzhüllen. Dort wachsen ohne jeden Schutz junge Eichen, die nicht aus der Baumschule kommen! Im Harz! Praktisch direkt neben dem Nationalpark. Es ist unglaublich! Und ein kleiner Lichtblick! Ein kleiner. Aber es ist einer!
Lesen Sie hier meinen neuen Artikel, in dem es auch um Verkehrssicherungspflicht, Megagefahrenbäume und Caspar David Friedrich geht. Und in dem Mountainbiker eine ganz wichtige Rolle spielen: Eichennaturverjüngung am Schloteberg im Harz.
Exkursion mit Cornelius Meyer-Stork
“Es gibt bei Förstern auch den technokratischen Ansatz. Es gibt Förster, die sind reine Technokraten.” Cornelius Meyer-Stork ist definitiv kein Technokrat. Seit 2002 besitzt er knapp 300 ha Wald im Tänntal südlich von Ilsenburg. 2003 hatte er die erste Borkenkäferinvasion. Und wenn es nicht der Borkenkäfer ist, der seinen Wald frisst, dann die 100 Rothirsche, die bei tiefem Schnee aus dem benachbarten Nationalpark ins Tal zu Besuch kommen und seine Weißtannen bedrohen. Die verjüngen sich bei ihm natürlich ebenso wie die Eiche. Ein Kunststück! Die Exkursion mit ihm durch seinen Wald war spannend und ich habe sehr viel gelernt.
rd. 20 Jahre alter Eichenbestand, entstanden durch Umwandlung eines Fichtenreinbestands nach BorkenkäferkalamitätLesen Sie hier meinen neuen Artikel: Cornelius Meyer-Stork und sein Erholungswald.
4K-Video über Vergrasung am Niekopf
Vergrasung auf dem Niekopf im Sauerland
Der Niekopf ist ein Berg im Sauerland südlich von Warstein. Von der B55 kann man den großen Sanitärhieb dort gut sehen und von weitem sieht es gar nicht so schlimm aus, denn im Sauerland ist man so einiges gewohnt:
Auch ich bin nach mehreren Wanderungen im Sauerland abgestumpft und frustrationstolerant. Aber aus der Nähe hat mich der Niekopf dann doch ein ganz kleines bisschen aus der Fassung gebracht. Lesen Sie hier meinen neuen Artikel: Reise ans Ende der Nacht.
Zu viel Wild im Tänntal?
Gibt es zu viel Wild im Tänntal? In meinem Artikel Zeigt die Fingerhutblüte im Tänntal zu hohe Wilddichten an? konnte ich diese Frage nicht klären. Aber dann bekam ich unverhofft Hilfe von jemandem, der es wissen muss: Cornelius Meyer-Stork. Er besitzt einen großen Wald im Tänntal und er kennt sich mit der Jagd aus. Wenn jemand das Kunststück fertig bringt, in seinem Wald Weißtannen ohne Zaun und ohne Schutzhüllen zu verjüngen, dann muss er Ahnung von Jagd haben. Denn Weißtannen sind extrem verbissempfindlich:
Weißtannnen – Naturverjüngung im Wald von Cornelius Meyer-Stork“Die Etablierung der Weißtanne und dauerhaft hohe Bestände von Rot-, Dam- oder Muffelwild als Standwild schließen sich aus. Auf eine intensive Rehwildbejagung ist gleichsam zu achten.”1Positionspapier der ANW zur Weißtanne
Herr Meyer-Stork hat es mir genau erklärt: Waldbesitzer Meyer-Stork zur Wilddichte im Tänntal.