Keine blühenden Landschaften am Rachel

Schon einmal habe ich mich mit den Waldsteppen am Rachel im Nationalpark Bayerischer Wald beschäftigt: Von Wüsten und Waldsteppen am Rachel. Ich möchte es noch einmal tun. Nicht nur, um Lesern, die noch nicht am Rachel waren, zu zeigen, wie Waldsteppen aussehen. 20 Jahre nach dem Borkenkäfer.

Es geht mir in meinem neuen Artikel darum, dass niemand von den Verantwortlichen jemals davon gesprochen hat, dass diese Waldsteppen entstehen könnten. Erst sprach niemand vom Borkenkäfer. Und als der dann halt da war, sprach niemand von Waldsteppen. Und dass die Verjüngung Jahrzehnte dauern könnte. Bis zum Jahr 2011, als Müller/Simonis auf einmal wie selbstverständlich von Waldsteppen und Totholzflächen sprachen. Kilometerweit. Und das sei auch gut so!

Immer noch gibt es auf der Homepage des Nationalparks keine Informationen zu Waldsteppen, geschweige denn ein Informationsschild darüber vor Ort am Rachel. Was es aber auch nicht besser machen würde. Lesen Sie hier meinen neuen Artikel mit Zitaten aus Büchern über den Nationalpark von 1974, 1998 und 2005, die einen fassungslos zurücklassen: Keine blühenden Landschaften am Rachel im Nationalpark Bayerischer Wald.

Waldsteppe – Antwort der Pressestelle des Nationalparks Bayerischer Wald

Zur Waldsteppe am Rachel hatte ich eine Frage gestellt an die Pressestelle des Nationalparks Bayerischer Wald. Diese arbeitet mit einer Schnelligkeit, die ebenso unglaublich wie vorbildlich ist. Pressesprecher Gregor Wolf1siehe auch Pressesprecher Gregor Wolf erklärt mir die Naturzonenerweiterung 2019 antwortet noch am Tag meiner Anfrage:

Sehr geehrter Herr Adrian,
vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an der Entwicklung der Wälder im Nationalpark.

Zu Ihrer Anfrage kann ich Ihnen mitteilen, dass es leider keine aktuelleren Artikel gibt, die sich mit der Waldentwicklung speziell im Gebiet des Rachels beschäftigen. Wir werten derzeit die Ergebnisse unserer umfassenden Inventur der Nationalparkwälder aus und werden diese voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres veröffentlichen. Bereits jetzt können wir aber sagen, dass die von Ihnen zitierte Aussage aus dem Artikel von Jörg Müller weiterhin zutrifft und die Wälder am Rachel sich im Vergleich zum Lusen zeitlich verzögert, aber dennoch stetig weiter verjüngen.

Auch die in diesem Artikel getroffene Aussage, dass waldfreie Flächen und Lückenstrukturen ein wichtiges Merkmal von Naturwäldern sind und hohe Bedeutung für die Biodiversität haben, trifft weiterhin zu.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen.

Hinweis: Diese Antwort dürfen Sie gern in ungekürzter Form auf ihrer Homepage veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen
Gregor Wolf
Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Datenschutzbeauftragter

 

Waldsterben auf der Montabaurer Höhe?

Waldsterben! Wegen Borkenkäfer und Kahlschlägen herrschte 2021 kein Mangel an apokalyptischen Prophezeiungen. Frontal-21 titelte  „Der Wald stirbt!“ und zeigte einen wildgewordenen Förster mit der Axt auf dem Titelbild seines YouTube-Videos. Wirklich! Ohne Ironie! Man könne sich „von deutschen Wäldern verabschieden“. Ernsthaft! Experten traten auf und sagten, der „Bereich“ sei „vollkommen gestört“, der Waldboden „geschädigt“ und „geschützte Pflanzen“ würden „absterben“. Dürre. Hitze. Klimakatastrophe. Das ZDF zur besten Sendezeit.

Peter Wohlleben und Prof. Dr. Ibisch erstatteten damals Strafanzeige gegen das Forstamt. Sie scheiterten. Ich habe darüber geschrieben: Umstrittene Klage von Peter Wohlleben und Pierre Ibisch gescheitert. Was bisher fehlte, waren Fotos von der Montabaurer Höhe. Wie sieht ein sterbender Wald aus, von dem man sich verabschieden kann?

Lesen Sie hier meinen neuen Artikel: Skandalisierte Kahlschläge auf der Montabaurer Höhe – 4 Jahre später.

Der Klimawandel und der Nationalpark Harz

Wenn in einem Stadtwald die Fichtenwälder absterben, dann hat ein städtisches Forstamt wie z. B. das der Stadt Warburg damit kein Problem: Denn es ist ja für den Schaden nicht verantwortlich. Es hat nichts falsch gemacht. Der Klimawandel ist schuld. Man holzt den abgestorbenen Fichtenwald ab, pflanzt einen klimastabilen Mischwald und fertig. Alle sind zufrieden.

Wenn in einem Nationalpark die Fichtenwälder absterben, ist es nicht ganz so einfach. Ein Nationalparkamt wie z. B. das im Harz hat dann sehr wohl ein Problem. Zwar hat auch das Nationalparkamt selbstverständlich nichts falsch gemacht und auch hier ist der Klimawandel schuld. Aber man kann den Fichtenwald nicht einfach abholzen und kann auch keinen klimastabilen Mischwald pflanzen. Denn in einem Nationalpark gilt: Natur Natur sein lassen! Wenn das Nationalparkamt genauso handeln würde wie ein städtisches Forstamt, dann könnte man den Nationalpark Harz auch gleich dicht machen. Also hat man ein Problem:

  • Auf der einen Seite ist der Klimawandel. Und der ist selbstverständlich ganz schrecklich und die Zukunft ist grauenvoll!
  • Auf der anderen Seite ist die Natur. Und die soll man einfach machen lassen. Die hilft sich selber. Also ist es doch nicht so schlimm. Weil die Natur ja immer eine Lösung findet. So jedenfalls hat man es jahrelang erzählt. Wildnis! Urwald! Das verträgt sich schlecht mit Kahlschlägen und künstlich gepflanztem Mischwald. Esskastanien und Douglasien im Brockenurwald? Das geht gar nicht!

Also muss sich das Nationalparkamt etwas einfallen lassen. Das Ergebnis ist ein Spagat:

  • Auf der einen Seite: „Hitze! Dürre! Alarm! Der Wald stirbt! Panik! Hitzetote!“
  • Auf der anderen Seite: „Alles schon mal dagewesen! Ruhe bewahren! Geduld! Die Natur findet immer einen Weg!“

Die einen sagen dies, die anderen das. Und manchmal reden sie bunt durcheinander. Genau dies habe ich gefunden bei der Analyse der Informationsschilder, die das Nationalparkamt in den Jahren des großen Fichtensterbens im Park aufgestellt hat. Lesen Sie hier meinen neuen Artikel: Der Klimawandel und die Informationsschilder im Nationalpark Harz.

Dr. Peter Meyer (NW-FVA) zu den vielen Ebereschen im Brockenurwald

Dr. Peter Meyer ist Leiter der Abteilung für Waldnaturschutz in der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) in Göttingen und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat für Waldpolitik. Ich habe ihm nach meiner Wanderung über den Höllenstieg zum Brocken eine E-Mail geschrieben und gefragt, ob er vielleicht eine Erklärung für die vielen Ebereschen im Brockenurwald hat.

Sehr geehrter Herr Dr. Meyer,
wir hatten vor Jahren einmal einen E-Mail-Austausch zum NLP Harz. Ich erinnere mich noch gerne daran. Damals war ich auf meiner Webseite sehr kritisch mit dem NLP umgegangen: Kahlschläge, Wildverbiss usw. Sie waren sehr viel diplomatischer, hatten aber am Bsp. des Bruchbergs die Schäden durch Rotwild an den Laubbäumen und insbesondere der Eberesche sehr gut dokumentiert. Weiterlesen

Video: Der Höllenstieg zum Brocken

Ein 8-minütiges Video möge meinen Artikel über den Höllenstieg zum Brocken ergänzen. Die eingespielten Audiokommentare entstammen zwei Quellen:

Beide Autoren sind mittlerweile gestorben: Stern 2019, Bibelriether 2025.1Stets im Gedächtnis wird mir bleiben, wie Bibelriether mir 2014 beim Verfassen des Artikels Die Verdopplung der Borkenkäferschutzzone geholfen hat. Die im Film eingespielten Aussagen beziehen sich zwar auf den Nationalpark Bayerischen Wald. Seit 2018 passen sie aber auch auf den Nationalpark Harz.

Video: Eckerlochstieg – Wandern im Borkenkäferland

Der Eckerlochstieg von Schierke zum Brocken ist der kürzeste und am häufigsten gegangene Weg zum Brocken. Er führt fast nur durch riesige abgestorbene Fichtenwälder – Fichten, die der Borkenkäfer gefressen hat. Wer das zum ersten Mal sieht – tote Fichten so weit das Auge reicht, live und in Farbe und nicht im Fernsehen -, ist vermutlich ziemlich schockiert.

Ich bin den schwierigen, im oberen Teil auch sehr anstrengenden Steig im Mai 2025 gegangen. Ein Schüler – der Weg gehört bei Schulklassen offenbar zum Standardprogramm – rief oben angelangt seinen Mitschülern zu: „Ich bin oben! Gleich habt ihr die Sch… auch geschafft.“ So weit entfernt von meiner Verärgerung, meinen Verwünschungen und Flüchen war das nicht … Sportler haben natürlich keine Probleme mit dem Steig: Es wimmelt von durchtrainierten jungen Menschen, die da fast hochjoggen. Nur die Mountainbiker fehlen – für die ist der Steig definitiv nicht geeignet.

Im Film mache ich mir Gedanken, wie man den Wald am besten nennt: Wildnis? Urwald? Baustelle Natur? Naturnaher Berg-Fichtenwald? – Das Nationalparkamt ist da sehr erfinderisch … – Am besten gefallen hat mir am Ende Borkenkäferland. Es ist das Land des Borkenkäfers. Es ist sein Land.

Siehe auch meine drei dazu passenden Artikel:

Sanitärhiebe ohne Verwüstungen und Kahlflächen?

Geht das? Häufig entstehen durch Sanitärhiebe kahle, baumlose Flächen. Und wenn die Sanitärhiebe frisch sind, sehen die Flächen zusätzlich verwüstet und hässlich aus. Aber das muss nicht zwangsläufig so sein. Die Förster Roland Wirtz und Urban Backes von SaarForst haben mir im Revier Eppelborn nahe Saarbrücken gezeigt, dass Sanitärhiebe auch ganz anders aussehen können, nämlich dann, wenn unter den abgestorbenen Fichten schon junge Bäume wuchsen und wenn diese Verjüngung beim Fällen der Fichten mit der Motorsäge geschont wurden von Waldarbeitern mit einem Gefühl für den Wald.

Lesen Sie hier meinen dritten Artikel über meine Exkursion durch das Revier Eppelborn mit den Förstern Roland Wirtz und Urban Backes: Sanitärhiebe ohne Verwüstung und Kahlflächen.

Wie gut sichtbar ist der Schneelochweg?

In früheren Artikeln zum Schneelochweg hatte ich vor den großen Gefahren des Schneelochwegs gewarnt, z. B. hier: 10 Sicherheitshinweise für den Schneelochweg. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob die Gefahr, sich zu verirren und von Granitblöcken zu stürzen oder im Moor zu versinken, wirklich so groß ist. Denn offensichtlich ist der Weg irgendwann in den letzten Jahren freigeschnitten und mit roten Punkten markiert worden.

Sie können sich selbst ein Bild davon machen. Schauen Sie sich die Fotos an und überprüfen Sie, ob Sie den Weg erkennen: Wie gut sichtbar ist der Schneelochweg?

  

Der Brockenurwald im Nationalpark Harz – April 2025

Von einem gewissen Jens wurden mir Filmaufnahmen vom Schneelochweg zugespielt. Einige Aufnahmen zeigen den sog. Brockenurwald im oberen Teil des Wegs, der verboten und gesperrt ist. Wie natürlich dieser Urwald tatsächlich ist, kann niemand sagen – vermutlich nicht einmal Insider in der Nationalparkverwaltung. Denn was die Hirsche vom Urwald übrig lassen, weiß niemand. Auffällig ist, dass hier oben keine Vogelbeeren, keine Birken, kein Bergahorn, keine Weiden und auch sonst keine Pionierbäume wachsen. Vielleicht ist das natürlich, vielleicht nicht.

Wie auch immer: Meiner Meinung nach kommt man nirgendwo im Park so nahe an den Urwald heran wie auf diesem Schneelochweg. Zumindest suggerieren das die Filmaufnahmen. Aber natürlich muss man lebensmüde und todesmutig wie dieser Jens sein, um sich in unmittelbare Nähe der toten Fichten zu wagen. Denn diese können jederzeit und ohne Vorwarnung umfallen.1siehe auch Soll man abgestorbene Fichten stehen lassen? Auf dem nicht einmal 100 m langen sog. Urwaldstieg des Nationalparks kann das selbstverständlich nicht passieren; dieser ist absolut verkehrssicher. So sagt man.