Danke für den Artikel. Ja, massive Betroffenheit ist sicherlich eine Voraussetzung, wie Sie wunderbar darstellen. Hiermit zusammen hängen zwei Tatsachen, die ich kurz hinzufügen möchte: Einerseits erfolgen die Eingriffe in die Wälder jeweils sehr regional und andererseits auch noch eher “abgelegen” – halt abseits der normalen Aufenthaltsorte der meisten Menschen. Erst wenn es ausreichend regionale Initiativen gibt, kann m.E. auf lange Sicht auch breitenwirksam etwas geschehen. Und ähnlich wie bei der Massentierhaltung, die versteckt in den Ställen erfolgt, des Schredderns der meisten männlichen Legehennen-Kücken und den “normalen” Praktiken in den Schlachthäusern gibt es eine Entrüstung erst dann, wenn diese Praktiken öffentlich werden. Daher ist eine bundesweite Initiative, wie Sie sich aktuell vielleicht gerade zusammenfindet, die Voraussetzung, damit beide Tatsachen (Regionalität und Abgelegenheit) weniger schwerwiegend der Bildung einer größeren Bewegung im Wege stehen. Erst wenn auf überregionaler Basis Informationen zwischen zahlreichen Initiativen ausgetauscht werden können, ist eine erste Basis für eine informierte Bewegung gelegt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es für fachfremde “massiv Betroffene” ist, Informationen zu diesem Thema “kompakt” zu erhalten. Nur wenn es leicht zugängliche Informationen und ggf. Ansprechpersonen für Betroffene gibt, können diese die Eingriffe einordnen, hinterfragen und ggf. weitergehend aktiv werden. Ansonsten bleiben die Betroffenen allzu oft “dumme Laien” gegenüber den Landesforsten und es benötigt eine große Menge an Frustenergie, Zeiteinsatz und Hartnäckigkeit, um in dieser Lage überhaupt etwas zu bewirken — ganz abgesehen von einer Protestbewegung, die über die gefällten Bäume vor der eigenen Haustür hinausgeht.
Massive Betroffenheit ist das eine, aber die Art des Gegners das andere. Proteste gegen die Fällung von drei Bäumen in einer Kommune sind oft erfolgreich, denn es hängt eine politische Entscheidung dran und die Politiker bangen um Wählerstimmen oder positiv formuliert, sind die Vertreter der Anwohner, die die Bäume behalten wollen. Erfolg fördert Nachahmer. Ist der Gegner aber eine Behörde, egal ob Forstbehörde oder Landwirtschaftskammer, fehlt dem Protest der Hebel. Die Behörde bleibt, auch wenn die politischen Mehrheiten sich ändern. Allenfalls gibt es ein paar neue Erlasse oder Angestellte. Letztere werden von den alten Beamten schnell eingenordet und bis die Erlasse an der Basis (Förster) angekommen sind, ist schon wieder Wahl. (Bsp.: Unser LWK-Förster zitierte immer aus dem alten LWaldG, sein Chef musste ihn drauf aufmerksam machen, dass es vor einigen Jahren geändert wurde.) Außerdem gibt es Landesbehörden, an denen beißt sich die Politik die Zähne aus, sie sind fest in Lobbyhand. Da hilft es nicht, wenn sie den Bürgerwillen ernst nimmt und Reformziele hat, zu zäh ist der Verwaltungsapparat, zu festgefahren die Ansichten. Die ändern sich höchstens in dem Tempo, in dem der Wald wächst.
Warum protestieren die Menschen gegen die vermeintlichen Fehler der Forstwirtschaft nicht? Liegt es nur daran, dass sie “nicht massiv” betroffen sind? Oder liegt es vielleicht auch daran, dass die meisten Menschen im Großen und Ganzen mit der Behandlung der Wälder in Deutschland durch die Förster ganz zufrieden sind? Ebenso wie es ernstzunehmende Argumente für Studiengebühren gibt, so gibt es auch ernstzunehmende Argumente, warum die jetzige Mainstream-Forstwirtschaft insgesamt gar nicht so schlecht ist. Das bedeutet nicht, dass nirgendwo Fehler gemacht werden, aber Fehler kommen bei hunderttausenden unterschiedlichen Waldbesitzern und Waldbewirtschaftern zwangsläufig vor. Die entscheidende Frage ist jedoch, ob diese Fehler symptomatisch für das gesamte forstliche Bewirtschaftungssystem sind. Die menschlichen Bedürfnisse und Wünsche variieren stark. Dementsprechend sind auch die Vorstellungen von einer optimalen Art der Waldbewirtschaftung sehr unterschiedlich. Eine allein objektiv richtige Form der Waldbewirtschaftung gibt es nicht und kann es gar nicht geben, denn jede Bewirtschaftung ist zielorientiert. Wer aber seine eigenen Zielvorstellungen absolut setzt, der ist vermutlich etwas denkfaul, im schlimmsten Fall ein Dogmatiker.
Wir sollten die schweigende Mehrheit nicht pauschal verurteilen.
Die schweigende Mehrheit wird hier ja nicht verurteilt, aber kritisiert. Gewiss sind es in der Forstwirtschaft schleichende Prozesse, viele davon sogar fast unsichtbar, wie die massive Bodenverdichtung, deren Folgen etwa bei Überschwemmungen dann nicht mehr den Forstmaschinen zugeschrieben werden, weil auch das Befahren über viele Jahre verteilt erfolgt ist.
Wenn “die Forstwirtschaft” damit zufrieden ist, dass sie “gar nicht so schlecht ” ist (und viele Selbstbelobigungen der Branche und Interessengruppen belegen dies ja), dann ist ihr Anspruch doch bestenfalls mittelmäßig. Anstatt die Mängel gezielt abzustellen (Fehler passieren dann immer noch aber eben viel weniger), wird derzeit eher nach Rechtfertigungen für eine intensive Holznutzung gesucht (z.B. “Klimaschutz”) und klare Regeln für das eigene Handeln (Gute Fachliche Praxis) werden rundweg abgelehnt. Dabei wäre gerade der Bodenschutz angesichts mangelnder Frostwinter eine wichtige und nicht kostenfreie Aufgabe.
Wie es die neu gegründete Initiative auf Bundesebene zeigt, ist wieder mehr Beißen anstelle von Bellen angesagt. Dialoge und Diskurse erfüllen einen wichtigen Zweck, aber ohne mehr Biss wird es nicht reichen.
Die Antwort auf Ihre Frage ist aus meiner Sicht ziemlich desillusionierend, aber klar: Kein Wissen-kein Interesse- KEINE EMOTIONEN! Der Wald muss liefern: Brennholz für den heimischen Kamin (fällt das weg oder wird’s zu teuer, brechen auch bei gestandenen Mannsbildern Emotionen aus!), Beeren, Pilze, Wildbret, gute Luft, Ruhe (nicht so wichtig, denn heutzutage joggt man mit Stöpseln in den Ohren durch die “Botanik”). Dass die aufgelichteten, löcherigen Forste nun den Lärm einer weit entfernten Straße durchlassen, fällt so kaum auf… Solange diese “Bedingungen” erfüllt sind, stört allenfalls der von Forstmaschinen zerfurchte “Wanderweg”. Ob jetzt 10, 100 oder 1000 Bäume auf dem Hektar wachsen, Douglasien oder Fichten (wer kennt schon den Unterschied?…), jüngere oder ältere Bäume, ist von eher geringem Interesse. Peinlich wird’s höchstens , wenn man mal austreten muss und bekümmert feststellt, dass die eigene Hüftbreite den Stammdurchmesser der kümmerlichen Bäumchen bei weitem übertrifft….. Die Zeitung mit dem großen “B” und den Riesenlettern hätte vielleicht das Potenzial, bei der Bevölkerung Emotionen zu schüren- klappt ja offensichtlich auch prima bei der Hetze gegen den Wolf. (Dann wäre es zur Abwechslung mal für eine gute Sache!)
Auf diesem Berg würden, falls er sich nicht direkt im Vorland der Alpen oder des Bayerischen Waldes befindet, überwiegend Rotbuchen wachsen, und zwar in allen verschiedenen Altersstadien wie zufällig gemischt. Wenige Bäume anderer Laubbaumarten würden hier un da ebenfalls vorkommen (Esche, Ahorn, Eiche, Hainbuche etc.).
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Wenn “die Förster” nicht eingegriffen hätten, wäre der Berg heute noch kahl. Er wäre nach den Rodungen im Mittelalter nicht wieder aufgeforstet worden. Dabei zeugt es von Weitsicht und ökologischem Verständnis, das schon vor über 100 Jahren Buchen verwendet wurden. Andere Berufsgruppen waren damals noch nicht so fortschrittlich. Die Lehrer z.B. schlugen die Schulkinder noch. Das soll keine bösartige Bemerkung sein sondern der ernst gemeinte Hinweis, das man alles was man heute vorfindet auch in die Zeit seiner Entstehung einordnen muss. Im übrigen kann es keine definitiv richtige Antwort auf die Frage geben. Es hat immer eine Koexistenz zwischen Mensch und Buche gegeben. Als die Buche nach der letzten Eiszeit eingewandert ist, war der Mensch schließlich schon da. Somit ist die Frage unsinnig, weil sie von der falschen Voraussetzung ausgeht, das es unsere heutige Vegetation jemals im vom Menschen unbeeinflussten Zustand gegeben hätte. Die 20€ nehme ich nicht an sondern würde mich freuen, wenn Sie sich ein gutes Buch über die Waldgeschichte dafür kaufen würden.
Sorry, Korrektur, es ist ja eine Abi-Aufgabe. So ersetze ich “kirchliches Jagdrevier” lieber durch “fürstbischöfliches Jagdrevier”, schließlich hat man ja auch in Geschichte aufgepasst 😉
[…] Also wer nicht mindestens auch Moose, Flechten, Spechte (Schwarzspecht, Mittelspecht in HOHEN Populationsdichten, verschiedene Pilzarten und Urwaldreliktarten-Käfer erwähnt, ist in meinen Augen schon durchgefallen 😉 Wer eine 1 und den Medizinstudienplatz anstrebt, sollte mindestens auch den Igelstachelbart und xylobionte “basic”-Käfer erwähnen, Eremit und Glanzknochenkäfer ist das mindeste. Und die Lebensraumtypen Hainsimsen-Buchenwald, Waldmeister-Buchenwald, mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald, Eichen-Hainbuchenwälder, Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder und Schlucht- und Hangmischwälder sollte man sicher auch erwähnt haben. Die möglichen Bodenarten mit den entsprechenden Lebensraumtypen. Horstbäume, stehendes Starktotholz, liegendes Starktotholz, hohe Wasseraufsaugfähigkeit (oh je, kein Fachbegriff) des Bergwaldbodens, also auch viele Quellen und Bächlein mit Feuersalamander, da der Berg noch nicht mit 4-6 Meter breiten schwerlastfähigen Forststraßen und Rückegassen womöglich alle 20 Meter durchzogen wurde, die für einen rasanten Wasserabfluss talwärts sorgen. und und und… da kommt schon was zusammen, mit dem sich der Prüfer hoffentlich zufrieden gibt 😉
Wenn man erst einmal in Fahrt gekommen ist, gibt es kein halten mehr. […] Man könnte sich natürlich an Wäldern in gemäßigten Breiten inspirieren, die relativ wenig bis keine Förster zu Gesicht bekommen haben. Das Wort “Karpaten” könnte fallen, oder die Bukowina, das “Land der Buchen”, 1/2 Ukraine, 1/2 Rumänien. Man könnte geschickt das UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwälder erwähnen, und dabei ganz obergescheit sagen, dass es inzwischen keineswegs nur die Buchenurwälder der Karpaten und die 5 deutschen old growth beech forests umfasst, sondern dass es seit Juli nun wertvollste Buchenwaldgebiete von insgesamt 12 europäischen Ländern beinhaltet. Dann noch schnell aufzählen: Spanien, Belgien, Deutschland, Italien, Polen, Slovakei, Slovenien, Kroatien, Albanien, Rumänien, Bulgarien, Ukraine. Und dass die Ukraine bei der Gelegenheit noch Buchenwaldgebiete nachgemeldet hat, was Deutschland nicht getan hat – nix Steigerwald, nix Spessart. Ist zwar schon etwas abgeschweift, aber mit logischem Zusammenhang, der Prüfer ist dann hoffentlich nicht komplett unzufrieden und die Zeit ist aufgebraucht 😉
Beim Hinausgehen sagt man dann noch, dass man hofft, dass wenn auch die “hyrcanischen” Buchenwälder des Irans und Aserbaidschans mit ins UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwälder aufgenommen werden, Deutschland die Gunst der Stunde nutzt und endlich auch Steigerwald, Spessart und Pfälzerwald nachmeldet. Das dürfte die letzte Gelegenheit für Deutschland sein, sein Buchenwälder-Weltnaturerbe zu erweitern. Danach ist endgültig Schluss, vertane letzte Chance.
Da die Lage des kleinen Berges im mitteleuropäischen Waldland mit seinen klimatischen, Boden- und Höhenunterschieden unbekannt ist, kann man sich viele schöne, von holzmengenoptimierten Försterforsten unbelastete Fantasien einfallen lassen. Aus der Buche links, und der etwas überalterten Christbaumplantage rechts, wurde wohl auch bei der künstlichen Begründung davon ausgegangen, daß links die etwas milderen, rechts die etwas kühleren und feuchteren Witterungsverhälnisse herrschen. Die Zonierung reicht von der Niederung über die kolline Höhenstufe bis in den submontan-montanen Bereich. Das lässt im ursprünglich durchgängigen Waldland eine bunte Gemeinschaft mit vielleicht Eiche, Linde, Ulme, Spitzahorn u. a. in den unteren Lagen annehmen, Höher hinauf sind dann sicher die spät eingewanderten Buche und Tanne so wie Bergahorn zu erwarten. In einem Kar-Kessel oder im Osten könnte tatsächlich auch eine Fichte oder Kiefer ins Auge fallen.. Da der Förster, wie gesagt, ganz herausgehalten wurde, gibt es auf jeden Fall von Zeit zu Zeit Licht- und Bodenlücken, in denen die kurzlebigeren Vorwald-Baumarten wie Vogelbeere, Birke, Salweide, Zitterpappel u. a. Boden und Keimklima für die nachfolgenden Bäume aufbereiten. Da jede Baumart auch ihren individuellen Lebenszyklus durchmachen darf, gibt es u. a. auch mit Totholz aller Arten, am Baum, im Stehen und am Boden Strukturen und Lebensmöglichkeiten für die Mannigkaltigkeit derjenigen Lebewesen, die nur in diesem Wald existieren können. Auf jeden Fall wäre es eine Freude als aufmerksamer und nachdenklicher Mensch beobachtend und lernend auf unserem “675-m-Hügel” lust zu wandeln. Auch ab und an ein Baum für den First der neuen Scheune würde dem Ganzen keinen Abbruch tun. Abbruch tut uns aber die lähmende Gleichförmigkeit, die wir scheinbar alternativlos mit links Buche und rechts Fichte etragen müssen.
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Die Menschen sind einfach desinteressiert und dumm! Das Auto, der Großbild-Fernseher oder das Samartphone sind ihnen wichtiger als eine heile Umwelt. Wenn ich mit meinen Hunden durch die Felder spazieren gehe, sehe (und höre) ich immer weniger Feldlerchen und gar keine Rebhühner mehr, aber ich kann häufig die chemischen Spritzmittel riechen. Es gibt kaum mehr Schmetterlinge. Im Wald werden alte Buchenwälder abgeschlachtet und die Flächen dann mit Nadelhölzern bepflanzt. Bei einem Waldspaziergang habe ich gesehen, wie das Holz dann in Container gepackt wurde. Der LKW-Fahrer sagte mir, die Buchen gingen nach China. Wie kann das sein? Wieso opfern wir unsere Wälder für eine kapitalistische Diktatur? Die Menschen haben die Ehrfucht vor der Natur verloren. Wenn sich das nicht ändert, wird die Menschheit untergehen. Das ist meine feste Überzeugung.
Obwohl vom Fach, kann ich trotz Grübelns keine verbindliche Antwort auf die Frage finden. Zu viele Parameter sind unbekannt. Liegt der Berg in Norddeutschland oder in Süddeutschland, sind seine Gesteine basich oder sauer, nährstoffarm oder nährstoffreich? Liegt er im natürlichen Verbreitungsgebiet der Tanne oder außerhalb? Grenzt er an ein Altsiedelgebiet an oder liegt er mitten in einem spät erschlossenen Mittelgebirge? Die allerwichtigste Frage aber ist, wie er vor dem Wirken der Förster ausgesehen hat. War er tatsächlich kahl, wie Herr Müller mutmaßt, war er mit Haubergsniederwäldern bedeckt oder mit Mittelwald – oder haben sich die Buchenwälder auf dem Berg über die Zeit gerettet? Waren die Kuppen beweidete Grinden wie im Nordschwarzwald? Gab es Streunutzung, Beweidung, Köhlerei oder Pottaschegewinnung mit welcher Intensität? Gibt es dort Rotwild oder nicht? Die Fragen sollen lediglich zeigen, wie komplex die Situation ist. Viele Antworten sind möglich. Wer will entscheiden, welche Lösung da die richtigere oder falschere ist? Es gibt in Deutschland keine unberürten Wälder mehr, weil der Mensch ihnen seinen Stempel aufgedrückt hat. Dieses Stigma tragen selbst Wälder, die bereits seit Jahrhunderten nicht mehr bewirtschaftet werden (aber wahrscheinlich gibt es solche Wälder noch gar nicht). Mit meinen Ausführungen will ich aber niemandem den Mut nehmen, zumindest den Versuch zu wagen, die Frage zu beantworten. Ich selber kapituliere vor der Komplexität ökologischer Prozesse.
Ich bin mir nicht sicher, ob Nicht-Pädagogen die Arbeiten von Prof. Dr. Hans Peter Klein(Didaktik der Biowissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt) kennen. Klein zählt zu den schärfsten Kritikern des Zentralabiturs in Deutschland. Eine seiner frühen und erschütternden Arbeiten zum Biologie-Zentralabitur in NRW finden sie hier. Eines seiner Ergebnisse ist, dass gerade die besten Schüler keine sehr guten Noten mehr erzielen. Grund dafür ist, dass sie es nicht glauben können, dass die Aufgaben tatsächlich so leicht sind und es sich künstlich kompliziert machen. Einige der Teilnehmer hier können es offenbar auch nicht glauben, dass meine Aufgabe so leicht ist. Nun – hier ein Hinweis: Hessen-Forst hat die die linke Hälfte des Bergs als Kernfläche Naturschutz ausgewählt.
“Die Buchen auf der linken Seite sind z. T. etwas älter als 100 Jahre,” = Kernfläche Naturschutz? Und was heißt “z.T.”? Wie groß ist der “Teil”? Ein paar traurige Überhälter, darunter “junges Gemüse”? Aber letztlich ja egal, was NUN ist, es geht ja nur darum, wie es WÄRE wenn kein Förster etc pp.
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Angeblich soll Albert Einstein einmal gesagt haben: “Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher.” Die Aufgabe fragt danach, wie der Wald auf dem Berg aussehen würde, wenn die Förster nicht eingegriffen hätten. Da es Förster aber erst seit vielleicht 300 Jahren gibt und angesichts der Langlebigkeit von Bäumen 300 Jahre für die Entwicklung eines Wadökosystems nicht sehr lang sind, muss man wissen, wie der Vegetationszustand des Berges vor 300 Jahren war. Das mögliche Spektrum reicht von devastierter Kahlfläche über Nieder- und Mittelwälder bis hin zum Buchenwald, vielleicht je nach Höhenlage und Exposition sogar alles zusammen. Von diesem Ausgangszustand hängt in starkem Maße ab, wie der Wald heute aussehen würde. Das Studium der Waldgeschichte von Deutschland zeigt eindeutig, dass die Menschen lange vor den ersten Förstern den Wald stark verändert und auf großen Flächen sogar völlig zerstört haben. Aber wahrscheinlich meint die Frage eigentlich etwas ganz anderes, nämlich wie der Wald ohne direkten menschlichen Einfluss aussehen würde. Das liefe auf eine Beschreibung der potentiellen natürlichen Vegetation hinaus, angereichert mit ein paar Fakten aus der Urwaldforschung. Aber selbst diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, denn es gibt in Deutschland keine von Menschen unbeeinflussten Wälder mehr. Wir wissen aus empirischen Beobachtungen, dass die Buche in der Jetztzeit eine starke Dominanz entwickelt. Daraus wird gefolgert, dass Buchenwaldgesellschaften auf dem größten Teil der Fläche von Deutschland die pnV bilden würden. Diese Schlussfolgerung ist aber alles andere als zwingend. Ich will das an einem praktischen Beispiel erläutern. Die Urwälder von Uholka werden stark von der Buche dominiert. Es sind sogar fast reine Buchenwälder. Anhand von Bildern und Goggle Earth ist aber leicht zu erkennen, dass die Kuppen der Berge kahl sind. Dies ist vermutlich auf jahrtausendelange Weidewirtschaft zurückzuführen. Aber wer weiß, ob die Weidetiere in der Auftriebszeit nicht übergangsweise im Wald geweidet haben, wie das in vielen Ländern heute noch der Fall ist? Untersuchungen in rumänischen Buchenwäldern haben gezeigt, dass Ziegenbeweidung zu einer starken Begünstigung der Buche führt, weil andere Baumarten in der Verjüngungsphase bevorzugt gefressen werden. Eine ähnliche Wirkung hat der Wildverbiss in deutschen Laubwäldern. Ist die Dominanz der Buche also wirklich “natürlich” oder ist sie nicht vielleicht auch auf menschliche Wirkungen wie zu hohe Wildbestände oder Beweidung zurückzuführen? Ich kann die Frage natürlich auch nicht eindeutig beantworten, aber sie muss auf jeden Fall gestellt werden. Wir sollten die Dinge nicht einfacher machen als sie in Wirklichkeit sind.
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Der dt. Urvater des Naturschutzes Philipp L. Martin klagte 1871 : Es würden “alle Naturproducte nicht nach ihrem wirklichen Werth für uns, sondern stets nach ihrem Geldwerth überhaupt berechnet“ und: Nur die “egoistische und rücksichtslose Bewirthschaftung“ trage die Schuld an der enormen Verarmung der Natur.
Eine andere Ursache ist das Shifting Baseline Syndrom (SBS): Fehlende frühere Referenzpunkte und die mangelnde menschliche Vorstellungskraft über historische Biodiversität im Vergleich zu heute, dazu fehlende praktische Erkenntnismöglichkeiten über viele negative Begleiterscheinungen der modernen Forstwirtschaft, dazu keine breiten Naturerfahrungsmöglichkeiten in der Kindheit, dazu fehlende Vergleichsmöglichkeiten am Wohnort und viel zu abstrakte Schulpädagogik über Populationsökologie in Verbindung mit Zersiedlung + industrieller Landwirtschaft im Hinblick auf Verinselungsproblematik (auch Lehrer sind “Opfer” von SBS), etc. – führt zu immer lückenhafterem Grundverständnis zu Themen wie Wald, Wiese, Wasser (trotz Fortschritten in der Forschung!) beim (immer unkritischeren) Laien. Dass der Siegeszug des Smartphones uns nicht ungefragt überlebenswichtige Themen dazu auftischt, befördert noch das SBS, egal was Oma und Opa uns zur guten alten Zeit unermüdlich schildern. Wir können sie nicht mehr voll verstehen!
Dazu noch die nie endende Uneinigkeit der Fachleute und der Umweltverbände über die richtige Grenzziehung zwischen Ausnutzung unserer essentiellen Lebensressourcen und Nichtnutzung von Sekundärwildnis/ Wildnis in der nationalen und in der globalen Perspektive. Ausgerechnet Verstädterung als Voraussetzung für stabile Wertschöpfungsketten abseits der vom Primärsektor abhängigen Industrie befördert auch erst Naturschutz als wichtig erkanntes Lebensthema der Bürger! Denn Verstädterung ist ein Katalysator für verringerten Einfluss der Land- und Forstwirtschaft in Kommunalpolitik und in regionalen Naturschutzgruppen! Ist aber alles naturfern, reist der Deutsche zur Natur (und liebt sie auch in der Ferne häufig zu Tode!), CO2-Belastung all inclusive! Wir laufen jeder erkannten Degradation der Wälder davon, um dafür intakte Wälder zu degradieren!
Außerdem fehlen im Hinblick des ökonomielastigen Missbrauchs der doppelten Garantenstellung öff. Forstämter für das geschundene Rechtssubjekt Wald zitierfähige Präzedenzurteile von nationaler Bedeutung (Legitimationsprinzip aus §152 StPO und dem Grundgesetz). “Was die Forstämter im Wald machen, muss wohl legal sein (sonst würden die das doch nicht wagen,oder?).” Gibt es Präzedenzfälle, kann man nämlich zu jedem Thema öffentlichen Protest wirksam erzeugen! Dazu Dieter Hildebrandt: „Es nützt nichts, das Recht auf seiner Seite zu haben. Man muss auch mit der Justiz rechnen!“
Ich hoffe, Sie haben Erfolg (viele Antworten) mit der Umfrage. Die Frage “Wie finden Sie diesen Wald” wird wahrscheinlich beliebig unterschiedliche Antworten ergeben, weil “Wald” ein sehr undifferenzierter und sich dem Zeitgeist anpassender Begriff ist (siehe beispielsweise Wikipedia).
Die Bilder zeigen einen Forst mit deutlichen Spuren der früher üblichen Holzproduktion (vor allem Brennholz): Niederwald mit regelmässigem Kahlschlag alle 10-20 Jahre, ev. einzelne Bäume länger stehen gelassen. Keine Anpflanzung von Bäumen. Kalkhaltiger Untergrund, relativ trocken. Spuren von Entnahme von Bodenmaterial für Wegebau oder für Landwirtschaft. Wenig wüchsiger, ausgehagerter Boden. 300 bis 600 m.ü.M. Exposition S (E-W). Keine Holzschläge mehr seit vielleicht 50 Jahren.
Über die Grunde des Nutzungsverzichts (Naturschutz? Fläche zu unattraktiv für Nutzung?) kann ich nur spekulieren. Eine Nutzung mit dieser geringen Erschliessung rechnet sich finanziell auf jeden Fall nicht.
Unbewirtschaftete Forste sind immer wohltuend für Spaziergänge und Ruhe. Bis aber die Natur aus diese Wirtschaftswald wieder einen Urwald gemacht hat, dauert es ungefähr 10 Baumgenerationen (deutlich über 1000 Jahre), setzt eine grosse Fläche (nehmen wir 1000 ha) und Nutzungsverzicht (inklusive die jägerische Förderung von Wild) voraus. Naturschutz im Wald ist Nichtstun und sonst gar nichts.
Förster sehen in den Bildern sicher Argumente gegen unbewirtschaftete Wälder. Nutzlos vermoderndes Holz, schlechte Qualität der Bäume, Baumarten könnten durch Forstwirtschaft (Anpflanzung) angereichert und die Produktion (spekulativ) für spätere Generationen erhöht werden – werden sie sagen. Das funktioniert aber nur, wenn die Öffentlichkeit die notwendigen Gelder “investiert” und das wirtschaftliche Risiko trägt. Dafür werden Waldsterben 2, Schädlingen, Klimawandel, kranker Wald und was weiss ich mehr in der Öffentlichkeit breitgeschlagen.
Man braucht weder Förster noch Naturschutzexperte zu sein: Einen solchen Forst sollte die Gesellschaft aus ökonomischen Gründen sein lassen, wie er ist.
Vielen Dank für die Bilder. Ein schöner, uriger Wald, auch wenn man hier und da die Spuren einer Säge erkennt. Ein durchgewachsener Niederwald? Weiß nicht. Schade, dass alles kahl ist, im Frühjahr wär’s schöner. Vielen Dank, Herr Adrian, für Ihre tollen Beiträge und BIlder. Allerdings muss ich sagen, auch wenn das jetzt gar nicht zum Thema passt, dass Sie den NP Bayerischer Wald neulich etwas arg “verrissen” haben. Natürlich mussten die früheren NP-Leitungen im Erweiterungsteil große politische Kompromisse eingehen, das ist halt Politik. Aber was hat man nicht alles erreicht dort! Die zügige Ausweisung von Naturzonen schon in den 70er Jahren, die wirksame Reduzierung des Wildes durch das Wintergatter, eine bis heute vorbildliche Besucherlenkung und -aufklärung. Bis heute maßstabsetzend. Gehen Sie doch auch mal auf die vielen positiven Aspekte ein. Ansonsten nochmals vielen Dank für diese und alle anderen Bilder. Gruß Friedemann Schäfer, Karlsruhe
Wenn ich die Bilder in Worte fassen soll, so würde ich den Wald so beschreiben: Es ist ein Mischwald aus Buche, Esche, Traubeneiche, Hainbuche und Ilex (Hülse). Eine Schwarzkiefer(?) ist zu sehen. Die Buche hat den größten Anteil an der Bestockung. Besonders interessant ist die Hülse, die auf ein atlantisches Klima hinweist. Der Wald liegt wohl im Mittelgebirge und im Westen Deutschlands. Der Boden ist teilweise karg und steinig. Besonders entlang des Weges steht der Fels hoch an. Dort ist das Baumwachstum viel langsamer und die Bäume werden nicht so hoch, wie in den Mulden des Hanges. Besonders eindrucksvoll sind bei der Kargheit die Wurzelansätze der Bäume, die durch den Widerstand mit einem verstärkten Wachstum reagieren sowie die krummen und kurzen Schäfte. Der Wald ist offensichtlich schon länger nur sehr extensiv bewirtschaftet worden und in letzter Zeit kaum noch. Nur entlang des Weges sind Motorsägenschnitte zu sehen; vermutlich um den Weg freizuhalten. Teilweise sieht man alte Stockausschläge, die ein Hinweis auf eine frühere Bewirtschaftung sind. Ich denke der Wald ist immer überwiegend zur Brennholznutzung bewirtschaftet worden, vielleicht auch weil die Erschließung ungünstig ist. Dieser Wald hat sich natürlich verjüngt, entweder durch Samenfall oder durch Stockausschlag. Eine gewisse Selbstlichtung ist durch einige Sturmwürfe in letzter Zeit entstanden. Ja, es ist ein schöner Wald, wo eine Wanderung Freude macht. Der wirtschaftliche Wert ist eher gering. Der Naturschutzwert ist höher, wenngleich der Wald auch nicht so sehr alt ist. Ein Durchschnittsalter ist schwer zu schätzen, auch weil Ungleichaltrigkeit zu beobachten ist. Ich würde sagen etwa 60 bis 100 Jahre. Bei den Eigentumsverhältnissen ist alles möglich. Ich kann mir auch vorstellen, dass es Privatwald ist.
Dieser Aufsatz ist auch auf meiner Webseite zu finden:
Totholz – meine Meinung
Totholz ist zweifellos ein wichtiger Faktor der Artenvielfalt in unseren Wäldern, Parkanlagen und Gärten. Das haben die meisten Förster, aber leider nur eine Minderheit der Gärtner richtig erfasst. Ich mag mich erinnern, dass die Wälder unserer Region vor 60 bis 70 Jahren kurz nach einem Holzschlag wieder blitzsauber aufgeräumt waren. Alle gefällten Baumstämme und dicken Äste wurden, je nach Qualität, entweder der Holzindustrie zugeführt oder als Brennholz zu Klaftern aufgestapelt. Die abgesägten dünnen Äste und Zweige, sowie die abgeschälten Rinden der Bäume blieben nicht lange liegen. Sie wurden innert kurzer Zeit von der Bevölkerung eingesammelt und zum Kochen und Heizen verwendet. Mein Vater musste dafür sogar bei der Gemeindebehörde eine Bewilligung einholen. Heutzutage liegt solches Totholz in rauen Mengen in den Wäldern herum. Revierförster monieren sogar, dass die erwünschte Menge noch nicht erreicht sei. Derweil höre ich oft von Waldspaziergängern klagen, dass der Wald chaotisch aussehe, weil der Boden mit Ästen und Zweigen übersät sei. Nach meinem Urteil geht es hier aber nicht in erster Linie um mangelhafte Ordnung, sondern um eine Abwertung des Lebensraumes. Totholz hat unterschiedliche Wert-Facetten. Das für die Artenvielfalt bei weitem wertvollste sind stehende, abgestorbene Bäume. An zweiter Stelle kommen die von einem Sturm umgeworfenen dicken Bäume. Daran sind nicht nur die Stämme von Bedeutung, sondern auch die aufgestellten, mit Erde gefüllten Wurzelteller, vor allem dann, wenn diese Flächen besonnt werden. Bereits nach wenigen Jahren bauen hier Grabwespen, Wegwespen, Wildbienen und andere Insekten ihre Bruthöhlen. Die beim Holzschlag abgeschnittenen Äste, wie auch die bei der Jungwaldpflege abgeholzten Bäumchen sind dagegen für die Artenvielfalt eher minderwertig. Sie sollten durch die Waldarbeiter dringend zu Haufen aufgeschichtet werden. Zwecks Ersparnis von Arbeit und somit von Geld werden sie aber fast überall liegen gelassen. Damit behindern sie Jahre- bis jahrzehntelang die Krautschicht und in vielen Fällen auch die Begehbarkeit durch grössere Wildtiere, z.B. Rehe. Naturorientierte Politiker pochen richtigerweise auf erneuerbare Energien, nehmen leider nicht wahr, dass solche heutzutage tonnenweise ungenutzt in den Wäldern umherliegt. Dieselben Politiker befürworten dagegen Windräder auf den Jurahöhen, obwohl diese die Landschaft verunstalten und für Vögel oft zur Todesfalle werden. Zudem müssen für den Bau Wege in bisher wenig erschlossenen, artenreichen Weiden zu Strassen verbreitert werden.
Für die Forstwirtschaft wie auch für die Natur wäre sowohl der Begriff “wertvoll” wie auch der Begriff “wertlos” übertrieben. Gut geeignet ist der Begriff “minderwertig”
Auf den ersten Blick: Ein ungepflegter mittel-alter Buchenbestand (mit bedrängten Mischbaumarten) mit schlechten Wuchsformen, mangelnder Kronenentwicklung, hohen Stammzahlen und vergleichsweise hohen Totholzanteilen (Vgl BWI3) aufgrund mangelnder Durchforstungspflege und vereinzeltem Windwurf. Starke Hangneigung, jedoch ohne sichtbarer Hangbewegung. Stabilisierungsreaktion des aufstockenden Bestandes. Schlechter Erschließungsgrad. In Teilbereichen Biotopstrukturen nach BNatSchG (anstehender Fels). Kein Hauptwaldweg, daher keine Verkehrssicherung im Bestand notwendig (große jedoch typische Waldgefahren sichtbar, Klärung möglicher Gefahren ausgehend vom Baumbestand für Unterlieger). Offensichtlich ein fauler Förster am Werk oder Naturwald. Auf den zweiten Blick: ein schönes Waldbild aufgrund seines “wilden” Charakters.
Bei den Kriterien der Erhaltungszustandsbewertung handelt es sich um eine forstwirtschaftlich geprägte Krücke. Es werden nur Bäume berücksichtigt. Als “hervorragend” wird ein “Zustand” bewertet, der in dieser Einheitlichkeit für die Natur kaum von Bedeutung ist. “Das Typisieren ist eine Methode, um aus Vorurteilen Tatsachen zu machen”, wurde um 1970 den Zoologiestudenten an der Universität Zürich (Prof. Hans Burla) nachdrücklich und nachhaltig vermittelt. Die “Anwendung” der Bewertung ergibt wahrscheinlich einen “mittel bis schlechten” Zustand. Die Bewertung ändert nichts an der Tatsache: Nur der Verzicht auf forstwirtschaftliche Nutzung (inklusive Verzicht auf “Aufwertungsmassnahmen”) auf grosser Fläche und während Jahrhunderten führt zu einem standorttypischen Waldlebensraum (Hainsimsen-Buchenwald) mit typischer Ausstattung an Strukturen, Lebewesen, dem unterirdischen “Internet” der Bäume und Pilze, die im Gesamtkontext in der Lage sind, sich weiter zu entwickeln und sich ohne das Zutun der Menschen, der Förster und der Experten sich selbständig und kontinuierlich neuen Gegebenheiten anzupassen.
Forstliche Nutzung und der Erhalt/ Entwicklung von Wald-LRT schließen sich nicht aus. Denken Sie nur an die Eichen-LRT (9160, 9170), die häufig als Ersatzgesellschaften auf Buchenstandorten ausgebildet sind und sich ohne forstliche Nutzung zurück in Buchenwälder verwandeln. Wir brauchen einen gesellschaftlich getragenen Prozentsatz an Prozessschutz- und Wildnisfläche, aber die Berücksichtigung naturschutzfachlicher Belange bei der Waldbewirtschaftung auf der Gesamtfläche bleibt das große Ziel. Integration – nicht Segregation – führt zu Akzeptanz und Naturschutz in der Fläche.
Den Erhaltungszustand eines Waldbestandes anhand von Fotos und eines Formulars am PC aus zu bewerten ist wahrscheinlich sogar für fußkranke Behördenmitarbeiter ein No-Go.Für die Einschätzung von Lebensraum-typischen Arteninventar und Störanzeigern sollte man schon in der Vegetationszeit die Aufnahme ausführen. Tatsächlich ist die Bewertung von Lebensraumtypen ebenso wie die von “Potentiell natürlicher Vegetation” statisch, eine Krücke für Statistiker und letztlich antiquiert. Allein durch die wissenschaftlich diskutierten Veränderung der klimatischen Bedingungen (Erwärmung, Extremwetterereignisse, Klimawandel etc.) wird es zu evidenten Artenveränderungen/Verschiebungen allein in der Flora kommen. Wenn die Beziehung Mensch-Wald zukunftsfähig sein soll, hilft nicht die romantische Betrachtung “alter” und wohl möglich “unangetasteter” Wälder, sondern der Blick nach vorne, hin zu “produktiven”, Bestandes-bildenden und resilienten Wäldern, die CO2 speichern, Waldfunktionen (Erosionsschutz, Wasserspeicher,…) übernehmen, Baustoffe liefern und der Erholung dienen. Das werden keine Waldbestände in Nationalparken sein.
Ein vormals eher intensiv genutzter Wald, da keine alten Bäume zu sehen sind. Jetzt offensichtlich seit Jahren nicht oder nur sehr wenig genutzter, sich weitgehend selbst überlassener Wald. Könnte im Wiehengebirge stehen. Auf gutem Weg ein Naturwald zu werden. Ich finde solche Wälder gut, mit wirklich alten Bäumen fände ich ihn noch besser.
– die mangelnde Beteiligung an vorigen Umfragen war vielleicht nicht Interesselosigkeit, sondern die Scheu, sich vor der Klasse an der Tafel zu blamieren 🙂 – Austauschmöglichkeit & Kommentarfunktion fände ich bei vielen Artikeln wünschenswert – Artikel 3, aber dann 1 und 2…. irgendwann
Der Wert dieses Buchenwaldes liegt in seiner vergleichsweise langen Nutzungsruhe. Durchmesser um die 40cm BHD sind gering. Erst ab diesem Durchmesser entwickeln sich verstärkt wertgebende Merkmale an den Baumindividuen. Das ist auch der Grund, warum Biotopbäume und Totholz oft erst ab dieser Schwelle erfasst werden. Das schwache Totholz suggeriert einen totholzreichen Bestand, ist aber für die meisten xylobionten Käfer, Pilzarten, Höhlenbrüter usw. an Qualität und Menge eher unbedeutend. Es fehlt ebenso eine Durchmesserspreitung, wir sehen bis auf die Randbäume einen weitgehend gleichaltrigen Bestand. Die umgefallenen Bäume wurden nicht gefällt, sondern sind durch Sturm etc. gefallen. Die Wurzelteller sind noch zu sehen. Die Vegetation ist auf diesem bodensauren Standort naturgegeben artenarm und in diesem Stadium kein Mangel. Ein klassischer Erhaltungszustand-B. Sicher ist Kategorisierung eine Krücke, aber auch naturschutzfachlich wertvolle Flächen und solche die es werden wollen bedürfen einer Grundgesamtheit an Kategorien um als wertvoll erkannt zu werden.
Artikel 1, wegen der Nieswurz.. – das Forstbetriebe zu Unrecht wegen der Fällung von Bäumen an dieser oder jender Stelle (mit Maschinen!) kritisiert werden ist Alltagsgeschäft.. – bei Artikel 1 hört es sich zumindest zunächst nach berechtigter Kritik an..
Lieber Herr Wirtz, für mich wird bei ihren Beschreibungen deutlich, wie ernst Sie das Thema nehmen. Mag ja sein, dass es tatsächlich auch Punkte gibt, über die man diskutieren sollte, das kann ich nicht einschätzen. Aber solange Sie Gesprächsangebote machen, die von der Gegenseite ausgeschlagen werden, können Sie von sich sagen, dass Sie alles versucht haben.
In unserer Region haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Lokalpresse auch sehr für nachhaltige Forstwirtschaft interessiert. Vielleicht bringt es etwas, Kontakt zu Ihrem Lokal- oder Regionalblatt aufzunehmen? Darüber könnten Sie auch einen Druck auf die Gegenseite aufbauen, wenn bei einer öffentlichen Waldbegehung, bei der auch die Presse anwesend ist, sich niemand Ihren Argumenten stellt…
Bitte lassen Sie sich nicht ärgern, freuen Sie sich am besten über den positiven Zuspruch, den Sie ja sicher auch erhalten!
Hallo Herr Timme, das stimmt. Positiven Zuspruch gibt es ausreichend. Genauso wichtig ist mir aber auch die konstruktive Kritik. Sonst sonnt man sich ständig im eigenen Erfolg und merkt gar nicht, dass Handlungsbedarf besteht. Aber die Kritik muss sachlich und konstruktiv sein. Was mich im konkreten Fall so extrem frustriert, ist in erster Linie, dass sich die BBIWS von Personen missbrauchen lässt, die sich als “Waldretter” stilisieren und nicht davor zurückschrecken wissentlich zu lügen und zu verleumden. Ich stelle mich jeder sachlichen und konstruktiven Disskusion; wenn Fehler pasieren muss man diese analysieren und abstellen. Aber ich lehne jede Vorverurteilung ab, die auf Fake-News basiert und die ohne Hintergrundrecherche in die Welt hinaus gepostet wird. Was wird aus unserer Demokratie, wenn jeder sich das Recht herausnimmt zu lügen und andere zu verleumden? Eine BBIWS, die für sich in Anspruch nimmt eine “unabhängige Bürger-Plattform ” zu sein, die über Fehler in der Waldbewirtschaftung berichtet, müsste eigentlich auch so fair sein, zu jedem Vorwurf mindestes 1 Gegendarstellung zu veröffentlichen, damit sich der “mündige Bürger” ein eigenständiges Bild machen kann. Dann könnte der Bürger auch im Fall “Quierschied” selber entscheiden, ob die geposteten Fotos “der Ausverkauf des Waldes” oder nachhaltige Waldwirtschaft sind. Na ja, mal abwarten wie es weitergeht. Mein Angebot an die BBIWS steht.
Sehr geehrter Herr Adrian Ich danke Ihnen für die Dokumentation des visualisierten Konflikts zwischen den verschiedenen Betrachtungsweisen. Wenn ich mir die Bilder der Holzschläge ansehe ist klar: Es gibt hässlichere Forste und massivere Eingriffe in Waldflächen in Mitteleuropa. Wenn ich dazu aber den Text des politischen „Masterplans“ 2019 als „wahre Absicht“ nehme, dann stelle ich schon Diskrepanzen zwischen „dem Sein der Bilder und dem Schein der opportunistischen Politik“ fest. Dass der angestellte (verantwortliche) Förster so emotional reagiert, hilft in der Sache wenig. Sie entspricht weitgehend der üblichen Abwehrhaltung der Zunft. Sie geht nach anerkannt-guter fachlicher Praxis rasch in zahlenbasierte Rechthaberei und Gegenangriffe über. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Autoren und Vertreter der BBIWS im konkreten Fall keine Lust auf „Diskussionen“ um jeden einzelnen Baum vor Ort bekunden. Überzeugte Berufsleute mit Leidenschaft haben es heute in keinem Beruf mehr einfach. Gerade im Forst dominieren doch das tägliche Gejammer und die kurzfristige Politik die wechselhaften Ansichten und kurzfristigen „Massnahmen“. Sie sind weder auf eine langfristige Zielsetzung noch auf die im Forst zu beachtenden Zeitverhältnisse abgestimmt. Herr Wirtz weiss das so gut wie ich. Er verteidigt einfach das, was er die letzten 30 Jahre gemacht hat. Dass die Autoren BBIWS die Vergangenheit in Frage stellen, kann ich im Text nirgends lesen. Hingegen beziehen sie sich auf konkrete Punkte des medienwirksamen „Masterplanes“ im Zusammenhang mit den „kranken“ Wäldern 2019. Auf diese Punkte wiederum geht der für die Holzschläge verantwortliche Förster mit keinem Wort ein. Warum weiss ich nicht. Vielleicht ist der „Masterplan“ für ihn ja gar nicht (oder noch nicht) verbindlich. Fakt bleibt: Die Bilder zeigen Diskrepanzen: Welchen Beitrag liefern die ausgeführten Holzschläge der Erhöhung des Holzvorrats? Was haben die Holzschläge zur Verbesserung des Waldinnenklimas beigetragen? Ich sehe so aus der Ferne, abgesehen von den „Gefahrenbäumen“ keine plausible Begründung für die Holzschläge – ausser: Die Forstwirtschaft muss weitergehen. Dem Forst auf den Bildern würde der Verzicht auf die Holznutzung zweifellos guttun. Daran ändern auch das Liegenlassen des „Abfallholzes“, der rechnerische „Ersatz“ von 1‘200 Litern Heizöl und die Hinweise auf langjährige Absprachen mit domestizierten „Projektpartnern“ nichts. Die Realität ist hart. Konflikte und Auseinandersetzungen zwischen „Wald- und Holzlobby“ und ein paar Kritikern sind in der Schweiz haargenau identisch. Die Schweiz hat einfach noch etwas mehr öffentliches Geld für „Naturschutzprogramme“ und Propaganda wie „Holzen für die Natur“ im Waldareal. Dem Wald wirklich helfen wird letztlich nur der weiter sinkende Holzpreis und die absehbare Staatsverschuldung, die angestrebte „Fördergelder“ langfristig in Frage stellt.
Lieber Herr Adrian, schade. Auch ich hätte mich sehr gefreut über Ihre Eindrücke aus dem Nationalpark Sächsische Schweiz. Apropos wieder Urlaub machen: Wenn es wieder geht, besuchen Sie doch auch mal den schönsten Bergmischwald-Urwald in Deutschland, den über 400 ha großen Bannwald Schwarzatal im Südschwarzwald! Viele Grüße aus Karlsruhe Friedemann Schäfer
Danke für Ihre ausführlichen und interessanten Dokumentationen! Ich habe früher in der Forstwirtschaft, also im Holzeinschlag gearbeitet. Seid ich Ihre Berichte lese, stelle ich mir ständig die Frage, warum die massiven Kahlschläge nicht wenigstens auf die konservative Weise gemacht wurden. Eine Kolonne von Waldarbeitern mit Motorsäge und leichten Maschinen oder optimalerweise sogar mit Pferden zum Holzrücken hätte den Boden nicht so verdichtet. Und selbst auf den Kahlschlagflächen hätte sich leicht neues Leben entwickeln können. Das wäre dann wohl weniger ökonomisch gewesen als ökologisch?! Wo sich ja dann aber auch wieder die Frage aufdrängt: Wirtschaftsdenken im Nationalpark auf Kosten der Natur? Da hatte wohl der schnelle Profit die Oberhand!
Meines Erachtens stellte der Film 3 Behauptungen auf. Das wurde zwar nicht ganz offen so gesagt, aber der Eindruck stellte sich schon bei mir ein : 1. Die Folgen der Bekämpfung des Borkenkäfers sind schlimmer, als wenn man die Natur machen lässt. 2. Bei der Einrichtung, dem Betrieb und der Entwicklung des Nationalparks wusste und weiß man nicht, was man eigentlich tut bzw. tun soll. Man hat keinen Plan. 3. Der Nationalpark ist von oben verordnet worden und der demokratisch artikulierte Bürgerwille wurde nicht berücksichtigt.
Punkt 1 ist korrekt, die Natur kommt mit Störungen wie Stürmen Borkenkäfer etc. besser zurecht als der Mensch, sprich Förster Punkt 2: Seit Gründung des Parks gibt es sehr detaillierte Pläne zur Entwicklung des Parks, bezogen auf die Bereiche Naturschutz, Forschung, Umweltbildung, Naturerleben und Regionalentwicklung Punkt 3: Die Bevölkerung wird sehr wohl gehört und eingebunden. Allerdings geht z. B. eine Erweiterung des Nationalpark die gesamte bayerische Bevölkerung an und nicht nur die Leute vor Ort. Vor Ort gibt es einen kommunalen Nationalparkausschuss, in dem Probleme, welche die Gemeinden betreffen, besprochen werden.
Von Versteppung der Hochlagenflächen zwischen den Lackenhängen und der Linie Distelruck und Großer Hahnenbogen zu reden, ist völlig übertrieben. Auch dort braucht die Natur Zeit und wir mehr Gelassenheit. Ist es wirklich so schlimm, wenn zunächst kleinere und größere Lücken oder gar Waldlichtungen in der Größe von Weideschachten verbleiben? Ich meine nicht. Nicht auf jedem Quadratmeter muss gleich eine kleine Fichte wachsen. Denn dann hätte man gleich wieder einen Forst und keinen Naturwald.
ich finde Ihre Seite sehr informativ und gelungen. Allerdings glaube ich, dass es der Sache dienlicher wäre, wenn Sie persönliche Angriffe unterlassen würden.
Hallo Herr Klamer! Danke für Ihr Lob! 3 ehrliche Fragen: 1. Was meinen Sie: Lügt Pusch? 2. Was ist für Sie ein persönlicher Angriff? 3. Was wäre Ihrer Meinung nach der Sache dienlich? Mfg Franz-Josef Adrian
P.S.: Wenn Sie meine Frage “Lügt Pusch?” für einen “persönlichen Angriff” halten, was ist dann das: Brandanschläge und Morddrohungen – Linksextremismus in Deutschland, Frontal 21 vom 10.11.2020?
Ich hoffe, dass sie sich diese Geschichte noch vor Ort anschauen. Um sich ein Urteil zu bilden, kann man sich doch weder auf das Ausgangsvideo verlassen, noch sollte man die Aussage des Betriebsleiters so einfach übernehmen. Und die Aussage, wer gegen einzelne Aktionen ist, die Waldbewirtschaftung als Ganzes ablehnt, ist hanebüchen. Gerade im Umgang mit den geschädigten Buchenbeständen ist es meiner Meinung nach wichtig, diese jetzt dicht zu halten und nicht durch größere Auflichtungen noch empfindlicher zu machen!
Eine Entnahme von 40 fm/ ha ist sehr moderat und hält so das Kronendach geschlossen. Wenn alle Forstbetriebe so naturnah wirtschaften würden wie Ebrach (Trittsteinkonzept), würde man mehr für den Natur- und Klimaschutz erreichen als mit noch einem weiteren Nationalpark. In Ebrach wird jeder forstliche Eingriff kritisiert, da verschiedene Gruppierungen einen Nationalpark fördern. Das ist legitim und der Steigerwald ist sicher nationalparkwürdig. Doch es ist genauso legitim, ein innovatives Bewirtschaftungskonzept mit wissenschaftlicher Begleitung umzusetzen.
40 fm/ha sind sicher moderat. Interessant wäre allerdings ob diese Hiebsmenge homogen auf 100 ha angefallen sind, oder ob die tatsächliche Hiebsfläche eigentlich viel kleiner war und der Einschlag pro ha deshalb größer. Wie oben gesagt, denke ich, dass es schwer ist sich ein Urteil über so eine offenbar ziemlich große Hiebsmaßnahme zu bilden, wenn man die Flächen nicht gesehen hat. Ich finde auch, dass sich das Ebracher Nutzungskonzept mit den integrierten Naturschutzelementen interessant anhört. Wenn ich auf meiner Waldbegeisterungs-Tour dorthin komme, bin ich schon gespannt, zu was für einem Urteil ich für mich komme; Nationalpark oder Nutzung mit starker Naturschutzberücksichtigung.
Diese Art der Holzproduktion führt zwangsläufig zu einem Forst, wie ihn die Bilder zeigen. Mit Wald als Lebensraum, der sich selbst erhält und erneuert, hat das herzlich wenig zu tun. Immerhin verzichtet die Bewirtschaftung auf Flächenhiebe und sichtbare Anpflanzungen.
Mich würde interessieren: Was passiert mit dem geschlagenen Holz? Ich gehe davon aus, dass der Holzerlös den Aufwand für die Bewirtschaftung des Forstes nicht zu decken vermag: Gibt es finanzielle Beiträge der öffentlichen Hand, die den Forstbetrieb subventionieren?
Also nach meiner Kenntnis ist der Forstbetrieb auf weit überwiegender Fläche ein Naturverjüngungsbetrieb, d. h., er erneuert sich selbst. Dass in Zeiten des Klimawandels man weitere Baumarten pflanzt, ist richtig, da so das Risiko gestreut wird. Reine Buchenbestände leiden teils massiv unter der Hitze, in Frankreich sterben Buchen teils großflächig ab. Der Forstbetrieb gehört zu den Bayerischen Staatsforsten, eine Anstalt des öffentlichen Rechts. So sind staatliche Unterstützungen i. d. R. tabu. Ob allerdings diese Rechtsform für einen öffentlichen Wald zielführend ist, darf bezweifelt werden.
Hallo Herr Adrian, ich habe mich wirklich gefreut zu lesen, dass Sie mittlerweile zu einer differenzierten Berichterstattung bereit sind. Früher wirkten Sie doch sehr radikalisiert, ich vermute durch die Lektüre von verschiedenen “geheimen” Büchern … einschließlich des in diesen Kreisen üblichen Löschens von Kommentaren, die eine andere Ansicht vertreten. Wenn Sie weiterhin so objektiv berichten, würde ich hin und wieder auf dieser Seite vorbei schauen. In Ebrach war ich auch schon und war sehr beeindruckt von dem dortigen Naturschutzkonzept, das sehr gut durchdacht ist und vor allem auch konsequent umgesetzt wird. VG und weiter so!
Herzlichen Dank für diese ernüchternde Analyse! Die Forstwirtschaft auf dem Holzweg und die Holzbranche haben eine viel längere Tradition, gute Strukturen und eine erfolgreiche Lobby zur Erfüllung ihrer Rechte und Pflichten. Der Waldbau basiert immer noch weitgehend auf den Lehren von Heinrich Cotta (1763-1844). Bisher ist es niemandem in Mitteleuropa gelungen, dem Lebensraum Wald in der heute total veränderten Zeit auch neue Aufgaben und neue Chancen zu geben. Schade!
Wenn Sie die entsprechenden Artikel im “Holzweg” gelesen hätten, wären Sie auf jede Menge konkrete Angaben gestoßen, wie die Bewirtschaftung in Lübeck läuft. Daher finde ich, dass Ihre Kritik voll ins Leere läuft!
Ich habe den Holzweg bereits gelesen und finde, das ist eine gute Basis für weitere Diskussionen. Was ich in dem Buch vermisse: – Es fehlt eine Einordung, wo die deutsche Forstwirtschaft im europäischen Vergleich steht. Da gibt es gute Untersuchungen von Prof. Dr. Seidl. Danach gibt es die größten Probleme im skandinavisch-baltischen Raum, am besten schneidet die Schweiz ab, Deutschland auch ganz gut. Warum man auf aktuelle Forschungsergebnisse nicht zurück greift, sondern lieber auf Daten der veralteten Bundeswaldinventur zurückgreift, ist unverständlich. – In Deutschland sind fast 50 Prozent der Waldfläche in Privatbesitz. Und diese Privatwaldbesitzer müssen – im Gegensatz zum Lübecker und Göttinger Stadtwald – von ihrem Wald leben können. Leider wurden hier keinerlei Beispielsbetriebe vorgestellt. Die gibt es, z.B. bei der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft.
Ich freue mich riesig, dass Sie wieder schreiben. Ehrlich. Die Situation kommt mir vor wie das Lied von Bertold Brecht: Und was noch nicht gestorben is, das macht sich auf die Socken nun. Ihr ernüchternder Text entspricht zu 100 Prozent meiner eigenen Erfahrung in der Schweiz. Wir haben nicht nur nichts erreicht, sondern wir müssen gravierende Rückschritte zur Kenntnis nehmen: Die Forstwirtschaft hat die Alleinherrschaft und die Deutungshoheit über das Waldareal gefestigt. Sioe kann es sich heute sogar leisten, ehrlich zu sein. Die einzigen Maximen im Forst sind Nutzung, Geld, Gegenwart. Die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft hat sich mit Propaganda, Corona, Ukraine, Wirtschaftssanktionen, Atommüll und geschürten Ängsten (z.B. Energiemangel, Klimawandel) abgefunden. Reiche werden reicher, Bedürfte werden mit Almosen vertröstet. Die künstliche Intelligenz ersetzt das eigene Denken und lässt diese Fähigkeit zunehmend verkümmern.
Hier werden wir uns ein nächstes Mal irren: Leute können gar nicht mehr selber denken. Ihnen fehlen die Übung und die persönlichen Erfahrungen über Landschaft, Landnutzungen und Natur. Wir und unsere früheren Mitstreiter werden älter und gebrechlicher. Bewusst oder erzwungen ziehen wir uns auf die Tribüne oder die Sitzbank zurück. Viele hören auf zu schreiben. Das betrachte ich als den grössten Fehler, den wir machen können: Wir nehmen den Lesern (und der künstlichen Intelligenz) die Möglichkeit der Teilhabe an unseren Gedankengängen und den Beobachtungen. Hätten Sie nicht schon früher geschrieben, wäre uns sogar die Erkenntnis, dass es nichts genützt hat, verborgen geblieben.
Sehr geehrter Herr Adrian: Ich wünsche Ihnen alles Gute und freue mich auf weitere Texte.
Hallo Herr Adrian, ich finde Ihre Texte sehr informativ und interessant. Ich habe mir den Text über Herrn Bauhus durchgelesen und bin erstaunt wie primitiv Totholz in unseren Wäldern gemessen wird. Da ich der Meinung bin, bei mir zuhause im Wald gibt es zu wenig Totholz, würde ich diese Tatsache gerne aufnehmen und quantitativ messen. Können Sie mir bei dieser Problematik helfen und mir eine Methodik zukommen lassen um diesem Problem qualitativ und quantitativ nachgehen zu können? Mit freundlichen Grüßen
Hallo Herr Wangler! Wie man die Menge an Totholz z. B. für naturschutzfachliche Gutachten genau misst, das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Gut möglich, dass man Länge und Durchmesser der stehenden oder liegenden Baumstäumme ganz einfach mit Zollstock und Kluppe misst und dann aufaddiert. Allerdings halte ich bloße Mengenangaben auch nicht für zielführend; zusätzlich müsste man ja auch noch das Alter des Totholzes bestimmen und in verschiedene Altersklassen aufteilen. Was ich Ihnen vorschlagen und auch empfehlen würde, das ist das Zählen von Mikrohabitaten; warum ich das gerade Bürgerinitiativen empfehle, habe ich hier beschrieben: https://franzjosefadrian.com/uholka/wanderung-fontynyasy/vorteile-der-baummikrohabitate-fuer-buergerinitiativen/ Herzliche Grüße, FJA
Wohin wurde das Holz aus dem Nationalpark Harz D verkauft?
Angeregt durch Ihre Schilderungen haben wir im Juni 2020 die Region Harz besucht. Die Feldlerchen, Kornblumen, Hasen, Baumpieper, Kulturlandschaften, die Geschichte bis hin zu kapitalen Hirschen, riesige Flächen mit abgestorbenen Fichten und der Horror-Forstwirtschaft haben uns beeindruckt. Enttäuschend präsentierten sich die Informationen, Beschilderungen und Prospekte über die Landschaft. National- und Regionalparks, die mit viel identischer Eigenwerbung immer mehr Länder überziehen, finde ich zunehmend doof. Sie ziehen Leute an. Sie vermitteln auf eine linear-dogmatische Art einen Fächer von Behauptungen und Aktivitäten, die mit Natur und naturkundlichen Realitäten wenig zu tun haben. Als Besucher fühlt man sich gegängelt. Man merkt die Absicht und wird angespannt-verstimmt. In den touristisch erschlossenen Gebieten kommt nirgends so etwas wie ein Gefühl der inneren Ruhe auf. Man braucht viel Erfahrung und noch mehr eigenen Willen, damit man Beobachtungen einordnen, komplexe Zusammenhänge in Raum und Zeit erkennen und würdigen kann.
Das Thema Harz ruhte in der Corona-Pause. Der Ukrainekrieg, die neuerliche Ankurbelung des Wachstums, die Energiewende und die mitteleuropäischen Missionen der globalen Klimarettung befeuerten im eigentlichen Sinne des Ausdrucks die Forstwirtschaft auf ihrem Holzweg.
Wirtschaftlich erfolgreiche Forstreviere im Aargauer Jura (Schweiz, südlich des Rheins) verkaufen 75 Prozent ihres nachwachsenden Holzes als Holzschnitzel an Heizkraftwerke. Weil die Landesregierung (im Einklang mit der EU) unter dem Druck der Forstlobby das CO2 aus der Holzverbrennung als klimaneutral bezeichnen, boomen Bau und Betrieb von Holzheizkraftwerken. Der physikalische Unfug ermöglicht die buchhalterische Einhaltung von Vorgaben zur Reduktion von Treibhausgasen. Der globale CO2 Gehalt und die Temperatur steigen unbeeindruckt weiter an. Hitzeinseln wachsen unvermindert weiter. Waldareale werden so malträtiert, dass ihre Kahlschlagflächen den klimawandel sogar unterstützen. Modernste Lastwagen holen Hackschnitzel direkt im Forst ab. Sie karren sie in grossen Mengen durch ganz Europa. Lastwagenfahrer berichteten in Zeihen, dass sie für die Industriellen Werke Basel IWB (www.iwb.ch) Holzschnitzel aus Deutschland holten. Entfernung 650 km (Fahrstrecke ein Weg). 650 km entsprechen genau der Strassenlänge Basel CH – Harz. Die Kommunikationsabteilung der IWB bestritt weder die Distanz noch die Lieferung der Holzschnitzel aus Deutschland. Man beruft sich in Basel auf „aussergewöhnliche Umstände“. Ich nehme an, es handelte sich um Holz, das nach den Waldbränden geschlagen und preiswert verkauft wurde. Über die Lieferanten hüllte sich die IWB in Schweigen. Weder im Internet noch im Geschäftsbericht 2022 der IWB habe ich dazu Informationen gefunden.
Die Fragerei bei Unternehmen und Verwaltungen ist generell mühsam und ernüchternd. Die Angestellten versenden wohlformulierte Texte, neu erfundene Begriffe, Begriffskombinationen und Begriffsinhalte. Einfachste Realitäten, wirtschaftliche Zwänge und politische Vorgaben werden verschleiert. Nationalparkmythen und Ansehen von Unternehmen müssen geschützt werden. Um Gerüchten und Kritikern vorzubeugen, nutzen die Verantwortlichen Erzählungen (Narrative) und ständige Wiederholungen. Die Forstwirtschaft kann mit schematischen Buchenanpflanzungen im Harz einen neuen Wald begründen. Holzverbrennung und CO2 Buchhaltungen tragen zu einem klimaneutralen Wirtschaftswachstum bei (IWB von Natur aus klimafreundlich). Nationalparks dienen der Natur und der Waldentwicklung.
Hallo Herr Adrian! Ich habe die Broschüre des Nationalparks ebenfalls in der Hand gehabt und war genauso entsetzt. Sie war auch gleich Gegenstand eines kritischen Videos über die Waldpolitik des Nationalparks. Hier der Link zum Video auf meinem YouTube Kanal. https://youtu.be/iPpen9EXmSE Liebe Grüße R. Duske.
Lese ich die Antwort richtig? 10 Fragen wurden wohl erwähnt, aber die Antworten sind nicht vollständig. Alle konkreten Angaben über Gelder (Holzerlöse, Spenden) wurden stillschweigend übergangen.
Danke für diesen schonungslosen, reich bebilderten Bericht! Ich stimme “franzjosefadrian” vollkommen zu in seiner Analyse. Ich wollte eigentlich mit meiner Gruppe morgen dort wandern. Das lasse ich nun bleiben. Schade um die Einkehr am Süntelturm, aber bei solch massakrierten Waldlandschaften und verfehlter Forstpolitik frage ich mich, was Forstwissenschaftler und -arbeiter eigentlich in ihrer Ausbildung lernen. Danke auch für den Hinweis auf Dr. Georg Meister, den ehemaligen Forstdirektor von Bad Reichenhall, der bereits Anfang der 90er Jahre im Berchtesgadener eine ganz andere, naturnahe Wiederaufforstung verfolgte und Bejagung vertrat, solange keine großen Beutegreifer die Arbeit erledigten. Georg Meister war ein Fachmann und Visionär. Seinerzeit wurde er dafür “strafversetzt”, aber er machte in seinem Forstbezirk weiter, hielt Vorträge und arbeitete mit Ehrenamtlichen und Jugendlichen. Ich habe unter seiner Anleitung mit anderen Freiwilligen Tausende Bäumchen gepflanzt, aber nur einheimische Arten, und nicht in Reih und Glied, sondern gruppenweise und in gesunder Mischung aus Laufb- und Nadelbäumen in den stark gelichteten Berghängen. Wir haben gezeigt, dass es auch anders geht. Mancherorts denken die Forstleute (Waldbesitzer und Forstbeamte) heute um und bewirtschaften den Wald auf eine wald- und umweltverträglichen Art. Die Bevölkerung ist dank Peter Wohlleben und zahlreicher Dokumentarfilme aufgeklärt und mobilisiert sich für den Wald, aber die große Masse an Holzindustriefirmen u.a. Wirtschaftsinteressen scheint weiterhin viel größer zu sein – zu Lasten des Waldes, der Artenvielfalt und unserer Lebensqualität (Luft, Wasser, Boden, Nahrung). “Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen wurde, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.” * Im Großen und Ganzen hat die Menschheit nichts dazugelernt. * Indianersrpuch, der lange ein Motto von Greenpeace war.
Beatrix, Wanderführerin, Freiwillige in der Aufforstung und Waldpflege
Über diesen Wahnsinn des finanziell geförderten Holzackerbaus kann man nur den Kopf schütteln. Dazu kommt, dass offenbar abgeräumtes Holz aus Kahlschlagflächen des Harzes zur finanziell geförderten Verbrennung in die Schweiz gefahren wird. Das dient der Erreichung der Klimaziele, weil die Holzverbrennung in der entsprechenden Buchhaltung nicht zählt.
Dass Forstämter (Bewilligungsbehörde) und Forstbetriebe (Ausführende) über Gespräche mit Kritikern, interne Abmachungen und die Orientierung von Untergebenen und Abhängigen keine öffentlich zugänglichen Protokoll erstellen, ist auch im Kanton Aargau (CH) gängige Praxis. Fragensteller verlaufen laufen sich im Dschungel der Amtsstellen, bis ihnen die Kraft und die Hartnäckigkeit ausgehen.
Ein sehr teures und offensichtlich planloses Hobby der Stadt. Die Folgen der langjährigen Misswirtschaft haben die berühmte Nachhaltigkeit der Holznutzung völlig eliminiert. Ein Plan, wie die Nachhaltigkeit (z.B. Holzvorrat und Zuwachs) und die typischen Funktionen des Lebensraumes ungezähmter Wald (z.B. Speicherung von CO2, positive Wirkung auf Klima und Wasserhaushalt) wieder hergestellt werden können, besteht offensichtlich nicht. Die Bilder und der Briefwechsel stellen eine wertvolle Ergänzung zu unseren eigenen Beobachtungen als Harz-Touristen dar. Vielen Dank und freundliche Grüsse.
Sehr geehrter Herr Adrian Als Besucher des Nationalparks fasse ich meinen Eindruck über die Rechnung kurz zusammen: Förster und Verwaltungen haben die Bäume beseitigt und materiell verhöckert. Sie leben jetzt als Beschäftigte von Entgeltgruppen von der bezahlten Beantwortung von Fragen. Eine inhaltliche Beschäftigung mit dem Thema Wald auf Kahlschlägen kann von der Stadt nicht verlangt werden, weil auf absehbare Zeit keine Bäume mehr vorhanden sind. Das hat Ihnen die Verwaltung mit der Kostenfestsetzung ziemlich nüchtern und gelangweilt kommuniziert. Vor Jahren mischst ich mich als Privatperson im Kanton Aargau (CH) in ein Beschwerdeverfahren ein: Ein Förster wollte seine Rinder in einem Wald (Naturschutzgebiet) weiden lassen. Weil ich entgegen dem Rat der Verfahrensleitung meine Beschwerde nicht zurückzog, erhielt ich eine kostenpflichtige amtliche Verfügung: Privatpersonen sind materiell vom Vorhaben nicht betroffen. Ideelle und rechtliche Bedenken legitimieren sie nicht für Beschwerden. Auf Argumente wurde gar nicht eingegangen. Der Rest waren Rechtsmittelbelehrungen und die Rechnung. Der Betrag hatte das Komma eine Stelle weiter hinten … Ich freue mich auf weitere Beispiele aus der Realität und grüsse Sie freundlich
Danke für den Artikel.
Ja, massive Betroffenheit ist sicherlich eine Voraussetzung, wie Sie wunderbar darstellen.
Hiermit zusammen hängen zwei Tatsachen, die ich kurz hinzufügen möchte: Einerseits erfolgen die Eingriffe in die Wälder jeweils sehr regional und andererseits auch noch eher “abgelegen” – halt abseits der normalen Aufenthaltsorte der meisten Menschen.
Erst wenn es ausreichend regionale Initiativen gibt, kann m.E. auf lange Sicht auch breitenwirksam etwas geschehen.
Und ähnlich wie bei der Massentierhaltung, die versteckt in den Ställen erfolgt, des Schredderns der meisten männlichen Legehennen-Kücken und den “normalen” Praktiken in den Schlachthäusern gibt es eine Entrüstung erst dann, wenn diese Praktiken öffentlich werden.
Daher ist eine bundesweite Initiative, wie Sie sich aktuell vielleicht gerade zusammenfindet, die Voraussetzung, damit beide Tatsachen (Regionalität und Abgelegenheit) weniger schwerwiegend der Bildung einer größeren Bewegung im Wege stehen.
Erst wenn auf überregionaler Basis Informationen zwischen zahlreichen Initiativen ausgetauscht werden können, ist eine erste Basis für eine informierte Bewegung gelegt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es für fachfremde “massiv Betroffene” ist, Informationen zu diesem Thema “kompakt” zu erhalten. Nur wenn es leicht zugängliche Informationen und ggf. Ansprechpersonen für Betroffene gibt, können diese die Eingriffe einordnen, hinterfragen und ggf. weitergehend aktiv werden. Ansonsten bleiben die Betroffenen allzu oft “dumme Laien” gegenüber den Landesforsten und es benötigt eine große Menge an Frustenergie, Zeiteinsatz und Hartnäckigkeit, um in dieser Lage überhaupt etwas zu bewirken — ganz abgesehen von einer Protestbewegung, die über die gefällten Bäume vor der eigenen Haustür hinausgeht.
Massive Betroffenheit ist das eine, aber die Art des Gegners das andere. Proteste gegen die Fällung von drei Bäumen in einer Kommune sind oft erfolgreich, denn es hängt eine politische Entscheidung dran und die Politiker bangen um Wählerstimmen oder positiv formuliert, sind die Vertreter der Anwohner, die die Bäume behalten wollen. Erfolg fördert Nachahmer. Ist der Gegner aber eine Behörde, egal ob Forstbehörde oder Landwirtschaftskammer, fehlt dem Protest der Hebel. Die Behörde bleibt, auch wenn die politischen Mehrheiten sich ändern. Allenfalls gibt es ein paar neue Erlasse oder Angestellte. Letztere werden von den alten Beamten schnell eingenordet und bis die Erlasse an der Basis (Förster) angekommen sind, ist schon wieder Wahl. (Bsp.: Unser LWK-Förster zitierte immer aus dem alten LWaldG, sein Chef musste ihn drauf aufmerksam machen, dass es vor einigen Jahren geändert wurde.) Außerdem gibt es Landesbehörden, an denen beißt sich die Politik die Zähne aus, sie sind fest in Lobbyhand. Da hilft es nicht, wenn sie den Bürgerwillen ernst nimmt und Reformziele hat, zu zäh ist der Verwaltungsapparat, zu festgefahren die Ansichten. Die ändern sich höchstens in dem Tempo, in dem der Wald wächst.
Warum protestieren die Menschen gegen die vermeintlichen Fehler der Forstwirtschaft nicht? Liegt es nur daran, dass sie “nicht massiv” betroffen sind? Oder liegt es vielleicht auch daran, dass die meisten Menschen im Großen und Ganzen mit der Behandlung der Wälder in Deutschland durch die Förster ganz zufrieden sind?
Ebenso wie es ernstzunehmende Argumente für Studiengebühren gibt, so gibt es auch ernstzunehmende Argumente, warum die jetzige Mainstream-Forstwirtschaft insgesamt gar nicht so schlecht ist. Das bedeutet nicht, dass nirgendwo Fehler gemacht werden, aber Fehler kommen bei hunderttausenden unterschiedlichen Waldbesitzern und Waldbewirtschaftern zwangsläufig vor. Die entscheidende Frage ist jedoch, ob diese Fehler symptomatisch für das gesamte forstliche Bewirtschaftungssystem sind.
Die menschlichen Bedürfnisse und Wünsche variieren stark. Dementsprechend sind auch die Vorstellungen von einer optimalen Art der Waldbewirtschaftung sehr unterschiedlich. Eine allein objektiv richtige Form der Waldbewirtschaftung gibt es nicht und kann es gar nicht geben, denn jede Bewirtschaftung ist zielorientiert. Wer aber seine eigenen Zielvorstellungen absolut setzt, der ist vermutlich etwas denkfaul, im schlimmsten Fall ein Dogmatiker.
Wir sollten die schweigende Mehrheit nicht pauschal verurteilen.
Die schweigende Mehrheit wird hier ja nicht verurteilt, aber kritisiert. Gewiss sind es in der Forstwirtschaft schleichende Prozesse, viele davon sogar fast unsichtbar, wie die massive Bodenverdichtung, deren Folgen etwa bei Überschwemmungen dann nicht mehr den Forstmaschinen zugeschrieben werden, weil auch das Befahren über viele Jahre verteilt erfolgt ist.
Wenn “die Forstwirtschaft” damit zufrieden ist, dass sie “gar nicht so schlecht ” ist (und viele Selbstbelobigungen der Branche und Interessengruppen belegen dies ja), dann ist ihr Anspruch doch bestenfalls mittelmäßig. Anstatt die Mängel gezielt abzustellen (Fehler passieren dann immer noch aber eben viel weniger), wird derzeit eher nach Rechtfertigungen für eine intensive Holznutzung gesucht (z.B. “Klimaschutz”) und klare Regeln für das eigene Handeln (Gute Fachliche Praxis) werden rundweg abgelehnt. Dabei wäre gerade der Bodenschutz angesichts mangelnder Frostwinter eine wichtige und nicht kostenfreie Aufgabe.
Wie es die neu gegründete Initiative auf Bundesebene zeigt, ist wieder mehr Beißen anstelle von Bellen angesagt. Dialoge und Diskurse erfüllen einen wichtigen Zweck, aber ohne mehr Biss wird es nicht reichen.
Die Antwort auf Ihre Frage ist aus meiner Sicht ziemlich desillusionierend, aber klar:
Kein Wissen-kein Interesse- KEINE EMOTIONEN!
Der Wald muss liefern: Brennholz für den heimischen Kamin (fällt das weg oder wird’s zu teuer, brechen auch bei gestandenen Mannsbildern Emotionen aus!), Beeren, Pilze, Wildbret, gute Luft, Ruhe (nicht so wichtig, denn heutzutage joggt man mit Stöpseln in den Ohren durch die “Botanik”). Dass die aufgelichteten, löcherigen Forste nun den Lärm einer weit entfernten Straße durchlassen, fällt so kaum auf…
Solange diese “Bedingungen” erfüllt sind, stört allenfalls der von Forstmaschinen zerfurchte “Wanderweg”. Ob jetzt 10, 100 oder 1000 Bäume auf dem Hektar wachsen, Douglasien oder Fichten (wer kennt schon den Unterschied?…), jüngere oder ältere Bäume, ist von eher geringem Interesse. Peinlich wird’s höchstens , wenn man mal austreten muss und bekümmert feststellt, dass die eigene Hüftbreite den Stammdurchmesser der kümmerlichen Bäumchen bei weitem übertrifft…..
Die Zeitung mit dem großen “B” und den Riesenlettern hätte vielleicht das Potenzial, bei der Bevölkerung Emotionen zu schüren- klappt ja offensichtlich auch prima bei der Hetze gegen den Wolf. (Dann wäre es zur Abwechslung mal für eine gute Sache!)
Auf diesem Berg würden, falls er sich nicht direkt im Vorland der Alpen oder des Bayerischen Waldes befindet, überwiegend Rotbuchen wachsen, und zwar in allen verschiedenen Altersstadien wie zufällig gemischt. Wenige Bäume anderer Laubbaumarten würden hier un da ebenfalls vorkommen (Esche, Ahorn, Eiche, Hainbuche etc.).
Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des 10€-Gutscheins!
Wenn “die Förster” nicht eingegriffen hätten, wäre der Berg heute noch kahl. Er wäre nach den Rodungen im Mittelalter nicht wieder aufgeforstet worden. Dabei zeugt es von Weitsicht und ökologischem Verständnis, das schon vor über 100 Jahren Buchen verwendet wurden. Andere Berufsgruppen waren damals noch nicht so fortschrittlich. Die Lehrer z.B. schlugen die Schulkinder noch. Das soll keine bösartige Bemerkung sein sondern der ernst gemeinte Hinweis, das man alles was man heute vorfindet auch in die Zeit seiner Entstehung einordnen muss.
Im übrigen kann es keine definitiv richtige Antwort auf die Frage geben. Es hat immer eine Koexistenz zwischen Mensch und Buche gegeben. Als die Buche nach der letzten Eiszeit eingewandert ist, war der Mensch schließlich schon da. Somit ist die Frage unsinnig, weil sie von der falschen Voraussetzung ausgeht, das es unsere heutige Vegetation jemals im vom Menschen unbeeinflussten Zustand gegeben hätte.
Die 20€ nehme ich nicht an sondern würde mich freuen, wenn Sie sich ein gutes Buch über die Waldgeschichte dafür kaufen würden.
Sorry, Korrektur, es ist ja eine Abi-Aufgabe. So ersetze ich “kirchliches Jagdrevier” lieber durch “fürstbischöfliches Jagdrevier”, schließlich hat man ja auch in Geschichte aufgepasst 😉
[…] Also wer nicht mindestens auch Moose, Flechten, Spechte (Schwarzspecht, Mittelspecht in HOHEN Populationsdichten, verschiedene Pilzarten und Urwaldreliktarten-Käfer erwähnt, ist in meinen Augen schon durchgefallen 😉 Wer eine 1 und den Medizinstudienplatz anstrebt, sollte mindestens auch den Igelstachelbart und xylobionte “basic”-Käfer erwähnen, Eremit und Glanzknochenkäfer ist das mindeste. Und die Lebensraumtypen Hainsimsen-Buchenwald, Waldmeister-Buchenwald, mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald, Eichen-Hainbuchenwälder, Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder und Schlucht- und Hangmischwälder sollte man sicher auch erwähnt haben. Die möglichen Bodenarten mit den entsprechenden Lebensraumtypen. Horstbäume, stehendes Starktotholz, liegendes Starktotholz, hohe Wasseraufsaugfähigkeit (oh je, kein Fachbegriff) des Bergwaldbodens, also auch viele Quellen und Bächlein mit Feuersalamander, da der Berg noch nicht mit 4-6 Meter breiten schwerlastfähigen Forststraßen und Rückegassen womöglich alle 20 Meter durchzogen wurde, die für einen rasanten Wasserabfluss talwärts sorgen. und und und… da kommt schon was zusammen, mit dem sich der Prüfer hoffentlich zufrieden gibt 😉
Wenn man erst einmal in Fahrt gekommen ist, gibt es kein halten mehr. […] Man könnte sich natürlich an Wäldern in gemäßigten Breiten inspirieren, die relativ wenig bis keine Förster zu Gesicht bekommen haben. Das Wort “Karpaten” könnte fallen, oder die Bukowina, das “Land der Buchen”, 1/2 Ukraine, 1/2 Rumänien. Man könnte geschickt das UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwälder erwähnen, und dabei ganz obergescheit sagen, dass es inzwischen keineswegs nur die Buchenurwälder der Karpaten und die 5 deutschen old growth beech forests umfasst, sondern dass es seit Juli nun wertvollste Buchenwaldgebiete von insgesamt 12 europäischen Ländern beinhaltet. Dann noch schnell aufzählen: Spanien, Belgien, Deutschland, Italien, Polen, Slovakei, Slovenien, Kroatien, Albanien, Rumänien, Bulgarien, Ukraine. Und dass die Ukraine bei der Gelegenheit noch Buchenwaldgebiete nachgemeldet hat, was Deutschland nicht getan hat – nix Steigerwald, nix Spessart. Ist zwar schon etwas abgeschweift, aber mit logischem Zusammenhang, der Prüfer ist dann hoffentlich nicht komplett unzufrieden und die Zeit ist aufgebraucht 😉
Beim Hinausgehen sagt man dann noch, dass man hofft, dass wenn auch die “hyrcanischen” Buchenwälder des Irans und Aserbaidschans mit ins UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwälder aufgenommen werden, Deutschland die Gunst der Stunde nutzt und endlich auch Steigerwald, Spessart und Pfälzerwald nachmeldet. Das dürfte die letzte Gelegenheit für Deutschland sein, sein Buchenwälder-Weltnaturerbe zu erweitern. Danach ist endgültig Schluss, vertane letzte Chance.
Da die Lage des kleinen Berges im mitteleuropäischen Waldland mit seinen klimatischen, Boden- und Höhenunterschieden unbekannt ist, kann man sich viele schöne, von holzmengenoptimierten Försterforsten unbelastete Fantasien einfallen lassen.
Aus der Buche links, und der etwas überalterten Christbaumplantage rechts, wurde wohl auch bei der künstlichen Begründung davon ausgegangen, daß links die etwas milderen, rechts die etwas kühleren und feuchteren Witterungsverhälnisse herrschen. Die Zonierung reicht von der Niederung über die kolline Höhenstufe bis in den submontan-montanen Bereich. Das lässt im ursprünglich durchgängigen Waldland eine bunte Gemeinschaft mit vielleicht Eiche, Linde, Ulme, Spitzahorn u. a. in den unteren Lagen annehmen, Höher hinauf sind dann sicher die spät eingewanderten Buche und Tanne so wie Bergahorn zu erwarten. In einem Kar-Kessel oder im Osten könnte tatsächlich auch eine Fichte oder Kiefer ins Auge fallen..
Da der Förster, wie gesagt, ganz herausgehalten wurde, gibt es auf jeden Fall von Zeit zu Zeit Licht- und Bodenlücken, in denen die kurzlebigeren Vorwald-Baumarten wie Vogelbeere, Birke, Salweide, Zitterpappel u. a. Boden und Keimklima für die nachfolgenden Bäume aufbereiten.
Da jede Baumart auch ihren individuellen Lebenszyklus durchmachen darf, gibt es u. a. auch mit Totholz aller Arten, am Baum, im Stehen und am Boden Strukturen und Lebensmöglichkeiten für die Mannigkaltigkeit derjenigen Lebewesen, die nur in diesem Wald existieren können.
Auf jeden Fall wäre es eine Freude als aufmerksamer und nachdenklicher Mensch beobachtend und lernend auf unserem “675-m-Hügel” lust zu wandeln.
Auch ab und an ein Baum für den First der neuen Scheune würde dem Ganzen keinen Abbruch tun.
Abbruch tut uns aber die lähmende Gleichförmigkeit, die wir scheinbar alternativlos mit links Buche und rechts Fichte etragen müssen.
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Die Menschen sind einfach desinteressiert und dumm! Das Auto, der Großbild-Fernseher oder das Samartphone sind ihnen wichtiger als eine heile Umwelt. Wenn ich mit meinen Hunden durch die Felder spazieren gehe, sehe (und höre) ich immer weniger Feldlerchen und gar keine Rebhühner mehr, aber ich kann häufig die chemischen Spritzmittel riechen. Es gibt kaum mehr Schmetterlinge. Im Wald werden alte Buchenwälder abgeschlachtet und die Flächen dann mit Nadelhölzern bepflanzt. Bei einem Waldspaziergang habe ich gesehen, wie das Holz dann in Container gepackt wurde. Der LKW-Fahrer sagte mir, die Buchen gingen nach China. Wie kann das sein? Wieso opfern wir unsere Wälder für eine kapitalistische Diktatur?
Die Menschen haben die Ehrfucht vor der Natur verloren. Wenn sich das nicht ändert, wird die Menschheit untergehen. Das ist meine feste Überzeugung.
Obwohl vom Fach, kann ich trotz Grübelns keine verbindliche Antwort auf die Frage finden. Zu viele Parameter sind unbekannt. Liegt der Berg in Norddeutschland oder in Süddeutschland, sind seine Gesteine basich oder sauer, nährstoffarm oder nährstoffreich? Liegt er im natürlichen Verbreitungsgebiet der Tanne oder außerhalb? Grenzt er an ein Altsiedelgebiet an oder liegt er mitten in einem spät erschlossenen Mittelgebirge? Die allerwichtigste Frage aber ist, wie er vor dem Wirken der Förster ausgesehen hat. War er tatsächlich kahl, wie Herr Müller mutmaßt, war er mit Haubergsniederwäldern bedeckt oder mit Mittelwald – oder haben sich die Buchenwälder auf dem Berg über die Zeit gerettet? Waren die Kuppen beweidete Grinden wie im Nordschwarzwald? Gab es Streunutzung, Beweidung, Köhlerei oder Pottaschegewinnung mit welcher Intensität? Gibt es dort Rotwild oder nicht?
Die Fragen sollen lediglich zeigen, wie komplex die Situation ist. Viele Antworten sind möglich. Wer will entscheiden, welche Lösung da die richtigere oder falschere ist? Es gibt in Deutschland keine unberürten Wälder mehr, weil der Mensch ihnen seinen Stempel aufgedrückt hat. Dieses Stigma tragen selbst Wälder, die bereits seit Jahrhunderten nicht mehr bewirtschaftet werden (aber wahrscheinlich gibt es solche Wälder noch gar nicht).
Mit meinen Ausführungen will ich aber niemandem den Mut nehmen, zumindest den Versuch zu wagen, die Frage zu beantworten. Ich selber kapituliere vor der Komplexität ökologischer Prozesse.
Ich bin mir nicht sicher, ob Nicht-Pädagogen die Arbeiten von Prof. Dr. Hans Peter Klein (Didaktik der Biowissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt) kennen. Klein zählt zu den schärfsten Kritikern des Zentralabiturs in Deutschland. Eine seiner frühen und erschütternden Arbeiten zum Biologie-Zentralabitur in NRW finden sie hier. Eines seiner Ergebnisse ist, dass gerade die besten Schüler keine sehr guten Noten mehr erzielen. Grund dafür ist, dass sie es nicht glauben können, dass die Aufgaben tatsächlich so leicht sind und es sich künstlich kompliziert machen. Einige der Teilnehmer hier können es offenbar auch nicht glauben, dass meine Aufgabe so leicht ist. Nun – hier ein Hinweis: Hessen-Forst hat die die linke Hälfte des Bergs als Kernfläche Naturschutz ausgewählt.
“Die Buchen auf der linken Seite sind z. T. etwas älter als 100 Jahre,” = Kernfläche Naturschutz? Und was heißt “z.T.”? Wie groß ist der “Teil”? Ein paar traurige Überhälter, darunter “junges Gemüse”? Aber letztlich ja egal, was NUN ist, es geht ja nur darum, wie es WÄRE wenn kein Förster etc pp.
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Angeblich soll Albert Einstein einmal gesagt haben: “Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher.”
Die Aufgabe fragt danach, wie der Wald auf dem Berg aussehen würde, wenn die Förster nicht eingegriffen hätten. Da es Förster aber erst seit vielleicht 300 Jahren gibt und angesichts der Langlebigkeit von Bäumen 300 Jahre für die Entwicklung eines Wadökosystems nicht sehr lang sind, muss man wissen, wie der Vegetationszustand des Berges vor 300 Jahren war. Das mögliche Spektrum reicht von devastierter Kahlfläche über Nieder- und Mittelwälder bis hin zum Buchenwald, vielleicht je nach Höhenlage und Exposition sogar alles zusammen. Von diesem Ausgangszustand hängt in starkem Maße ab, wie der Wald heute aussehen würde. Das Studium der Waldgeschichte von Deutschland zeigt eindeutig, dass die Menschen lange vor den ersten Förstern den Wald stark verändert und auf großen Flächen sogar völlig zerstört haben.
Aber wahrscheinlich meint die Frage eigentlich etwas ganz anderes, nämlich wie der Wald ohne direkten menschlichen Einfluss aussehen würde. Das liefe auf eine Beschreibung der potentiellen natürlichen Vegetation hinaus, angereichert mit ein paar Fakten aus der Urwaldforschung. Aber selbst diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, denn es gibt in Deutschland keine von Menschen unbeeinflussten Wälder mehr. Wir wissen aus empirischen Beobachtungen, dass die Buche in der Jetztzeit eine starke Dominanz entwickelt. Daraus wird gefolgert, dass Buchenwaldgesellschaften auf dem größten Teil der Fläche von Deutschland die pnV bilden würden. Diese Schlussfolgerung ist aber alles andere als zwingend. Ich will das an einem praktischen Beispiel erläutern.
Die Urwälder von Uholka werden stark von der Buche dominiert. Es sind sogar fast reine Buchenwälder. Anhand von Bildern und Goggle Earth ist aber leicht zu erkennen, dass die Kuppen der Berge kahl sind. Dies ist vermutlich auf jahrtausendelange Weidewirtschaft zurückzuführen. Aber wer weiß, ob die Weidetiere in der Auftriebszeit nicht übergangsweise im Wald geweidet haben, wie das in vielen Ländern heute noch der Fall ist? Untersuchungen in rumänischen Buchenwäldern haben gezeigt, dass Ziegenbeweidung zu einer starken Begünstigung der Buche führt, weil andere Baumarten in der Verjüngungsphase bevorzugt gefressen werden. Eine ähnliche Wirkung hat der Wildverbiss in deutschen Laubwäldern. Ist die Dominanz der Buche also wirklich “natürlich” oder ist sie nicht vielleicht auch auf menschliche Wirkungen wie zu hohe Wildbestände oder Beweidung zurückzuführen? Ich kann die Frage natürlich auch nicht eindeutig beantworten, aber sie muss auf jeden Fall gestellt werden. Wir sollten die Dinge nicht einfacher machen als sie in Wirklichkeit sind.
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Der dt. Urvater des Naturschutzes Philipp L. Martin klagte 1871 : Es würden “alle Naturproducte nicht nach ihrem wirklichen Werth für uns, sondern stets nach ihrem Geldwerth überhaupt berechnet“ und: Nur die “egoistische und rücksichtslose Bewirthschaftung“ trage die Schuld an der enormen Verarmung der Natur.
Eine andere Ursache ist das Shifting Baseline Syndrom (SBS): Fehlende frühere Referenzpunkte und die mangelnde menschliche Vorstellungskraft über historische Biodiversität im Vergleich zu heute, dazu fehlende praktische Erkenntnismöglichkeiten über viele negative Begleiterscheinungen der modernen Forstwirtschaft, dazu keine breiten Naturerfahrungsmöglichkeiten in der Kindheit, dazu fehlende Vergleichsmöglichkeiten am Wohnort und viel zu abstrakte Schulpädagogik über Populationsökologie in Verbindung mit Zersiedlung + industrieller Landwirtschaft im Hinblick auf Verinselungsproblematik (auch Lehrer sind “Opfer” von SBS), etc. – führt zu immer lückenhafterem Grundverständnis zu Themen wie Wald, Wiese, Wasser (trotz Fortschritten in der Forschung!) beim (immer unkritischeren) Laien.
Dass der Siegeszug des Smartphones uns nicht ungefragt überlebenswichtige Themen dazu auftischt, befördert noch das SBS, egal was Oma und Opa uns zur guten alten Zeit unermüdlich schildern. Wir können sie nicht mehr voll verstehen!
Dazu noch die nie endende Uneinigkeit der Fachleute und der Umweltverbände über die richtige Grenzziehung zwischen Ausnutzung unserer essentiellen Lebensressourcen und Nichtnutzung von Sekundärwildnis/ Wildnis in der nationalen und in der globalen Perspektive. Ausgerechnet Verstädterung als Voraussetzung für stabile Wertschöpfungsketten abseits der vom Primärsektor abhängigen Industrie befördert auch erst Naturschutz als wichtig erkanntes Lebensthema der Bürger! Denn Verstädterung ist ein Katalysator für verringerten Einfluss der Land- und Forstwirtschaft in Kommunalpolitik und in regionalen Naturschutzgruppen! Ist aber alles naturfern, reist der Deutsche zur Natur (und liebt sie auch in der Ferne häufig zu Tode!), CO2-Belastung all inclusive! Wir laufen jeder erkannten Degradation der Wälder davon, um dafür intakte Wälder zu degradieren!
Außerdem fehlen im Hinblick des ökonomielastigen Missbrauchs der doppelten Garantenstellung öff. Forstämter für das geschundene Rechtssubjekt Wald zitierfähige Präzedenzurteile von nationaler Bedeutung (Legitimationsprinzip aus §152 StPO und dem Grundgesetz). “Was die Forstämter im Wald machen, muss wohl legal sein (sonst würden die das doch nicht wagen,oder?).”
Gibt es Präzedenzfälle, kann man nämlich zu jedem Thema öffentlichen Protest wirksam erzeugen! Dazu Dieter Hildebrandt:
„Es nützt nichts, das Recht auf seiner Seite zu haben. Man muss auch mit der Justiz rechnen!“
Laubholz Schutzgebiet,keine Nutzung erkennbar,evtl.frühere Mittelwaldnutzung.
Hoher naturschutzfachlicher Wert.
Vermutlich Landes-oder Kommunalwald
Sehr geehrter Herr Adrian
Ich hoffe, Sie haben Erfolg (viele Antworten) mit der Umfrage. Die Frage “Wie finden Sie diesen Wald” wird wahrscheinlich beliebig unterschiedliche Antworten ergeben, weil “Wald” ein sehr undifferenzierter und sich dem Zeitgeist anpassender Begriff ist (siehe beispielsweise Wikipedia).
Die Bilder zeigen einen Forst mit deutlichen Spuren der früher üblichen Holzproduktion (vor allem Brennholz): Niederwald mit regelmässigem Kahlschlag alle 10-20 Jahre, ev. einzelne Bäume länger stehen gelassen. Keine Anpflanzung von Bäumen. Kalkhaltiger Untergrund, relativ trocken. Spuren von Entnahme von Bodenmaterial für Wegebau oder für Landwirtschaft. Wenig wüchsiger, ausgehagerter Boden. 300 bis 600 m.ü.M. Exposition S (E-W). Keine Holzschläge mehr seit vielleicht 50 Jahren.
Über die Grunde des Nutzungsverzichts (Naturschutz? Fläche zu unattraktiv für Nutzung?) kann ich nur spekulieren. Eine Nutzung mit dieser geringen Erschliessung rechnet sich finanziell auf jeden Fall nicht.
Unbewirtschaftete Forste sind immer wohltuend für Spaziergänge und Ruhe. Bis aber die Natur aus diese Wirtschaftswald wieder einen Urwald gemacht hat, dauert es ungefähr 10 Baumgenerationen (deutlich über 1000 Jahre), setzt eine grosse Fläche (nehmen wir 1000 ha) und Nutzungsverzicht (inklusive die jägerische Förderung von Wild) voraus. Naturschutz im Wald ist Nichtstun und sonst gar nichts.
Förster sehen in den Bildern sicher Argumente gegen unbewirtschaftete Wälder. Nutzlos vermoderndes Holz, schlechte Qualität der Bäume, Baumarten könnten durch Forstwirtschaft (Anpflanzung) angereichert und die Produktion (spekulativ) für spätere Generationen erhöht werden – werden sie sagen. Das funktioniert aber nur, wenn die Öffentlichkeit die notwendigen Gelder “investiert” und das wirtschaftliche Risiko trägt. Dafür werden Waldsterben 2, Schädlingen, Klimawandel, kranker Wald und was weiss ich mehr in der Öffentlichkeit breitgeschlagen.
Man braucht weder Förster noch Naturschutzexperte zu sein: Einen solchen Forst sollte die Gesellschaft aus ökonomischen Gründen sein lassen, wie er ist.
Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen
Heiner Keller
Vielen Dank für die Bilder. Ein schöner, uriger Wald, auch wenn man hier und da die Spuren einer Säge erkennt. Ein durchgewachsener Niederwald? Weiß nicht. Schade, dass alles kahl ist, im Frühjahr wär’s schöner. Vielen Dank, Herr Adrian, für Ihre tollen Beiträge und BIlder. Allerdings muss ich sagen, auch wenn das jetzt gar nicht zum Thema passt, dass Sie den NP Bayerischer Wald neulich etwas arg “verrissen” haben. Natürlich mussten die früheren NP-Leitungen im Erweiterungsteil große politische Kompromisse eingehen, das ist halt Politik. Aber was hat man nicht alles erreicht dort! Die zügige Ausweisung von Naturzonen schon in den 70er Jahren, die wirksame Reduzierung des Wildes durch das Wintergatter, eine bis heute vorbildliche Besucherlenkung und -aufklärung. Bis heute maßstabsetzend. Gehen Sie doch auch mal auf die vielen positiven Aspekte ein. Ansonsten nochmals vielen Dank für diese und alle anderen Bilder. Gruß Friedemann Schäfer, Karlsruhe
Wenn ich die Bilder in Worte fassen soll, so würde ich den Wald so beschreiben: Es ist ein Mischwald aus Buche, Esche, Traubeneiche, Hainbuche und Ilex (Hülse). Eine Schwarzkiefer(?) ist zu sehen. Die Buche hat den größten Anteil an der Bestockung. Besonders interessant ist die Hülse, die auf ein atlantisches Klima hinweist. Der Wald liegt wohl im Mittelgebirge und im Westen Deutschlands. Der Boden ist teilweise karg und steinig. Besonders entlang des Weges steht der Fels hoch an. Dort ist das Baumwachstum viel langsamer und die Bäume werden nicht so hoch, wie in den Mulden des Hanges. Besonders eindrucksvoll sind bei der Kargheit die Wurzelansätze der Bäume, die durch den Widerstand mit einem verstärkten Wachstum reagieren sowie die krummen und kurzen Schäfte. Der Wald ist offensichtlich schon länger nur sehr extensiv bewirtschaftet worden und in letzter Zeit kaum noch. Nur entlang des Weges sind Motorsägenschnitte zu sehen; vermutlich um den Weg freizuhalten. Teilweise sieht man alte Stockausschläge, die ein Hinweis auf eine frühere Bewirtschaftung sind. Ich denke der Wald ist immer überwiegend zur Brennholznutzung bewirtschaftet worden, vielleicht auch weil die Erschließung ungünstig ist. Dieser Wald hat sich natürlich verjüngt, entweder durch Samenfall oder durch Stockausschlag. Eine gewisse Selbstlichtung ist durch einige Sturmwürfe in letzter Zeit entstanden. Ja, es ist ein schöner Wald, wo eine Wanderung Freude macht. Der wirtschaftliche Wert ist eher gering. Der Naturschutzwert ist höher, wenngleich der Wald auch nicht so sehr alt ist. Ein Durchschnittsalter ist schwer zu schätzen, auch weil Ungleichaltrigkeit zu beobachten ist. Ich würde sagen etwa 60 bis 100 Jahre. Bei den Eigentumsverhältnissen ist alles möglich. Ich kann mir auch vorstellen, dass es Privatwald ist.
Dieser Aufsatz ist auch auf meiner Webseite zu finden:
Totholz – meine Meinung
Totholz ist zweifellos ein wichtiger Faktor der Artenvielfalt in unseren Wäldern,
Parkanlagen und Gärten. Das haben die meisten Förster, aber leider nur eine
Minderheit der Gärtner richtig erfasst.
Ich mag mich erinnern, dass die Wälder unserer Region vor 60 bis 70 Jahren kurz
nach einem Holzschlag wieder blitzsauber aufgeräumt waren. Alle gefällten
Baumstämme und dicken Äste wurden, je nach Qualität, entweder der
Holzindustrie zugeführt oder als Brennholz zu Klaftern aufgestapelt. Die abgesägten
dünnen Äste und Zweige, sowie die abgeschälten Rinden der Bäume
blieben nicht lange liegen. Sie wurden innert kurzer Zeit von der Bevölkerung
eingesammelt und zum Kochen und Heizen verwendet. Mein Vater musste dafür
sogar bei der Gemeindebehörde eine Bewilligung einholen. Heutzutage liegt
solches Totholz in rauen Mengen in den Wäldern herum. Revierförster monieren
sogar, dass die erwünschte Menge noch nicht erreicht sei. Derweil höre ich
oft von Waldspaziergängern klagen, dass der Wald chaotisch aussehe, weil der
Boden mit Ästen und Zweigen übersät sei. Nach meinem Urteil geht es hier aber
nicht in erster Linie um mangelhafte Ordnung, sondern um eine Abwertung des
Lebensraumes.
Totholz hat unterschiedliche Wert-Facetten. Das für die Artenvielfalt bei weitem
wertvollste sind stehende, abgestorbene Bäume. An zweiter Stelle kommen
die von einem Sturm umgeworfenen dicken Bäume. Daran sind nicht nur
die Stämme von Bedeutung, sondern auch die aufgestellten, mit Erde gefüllten
Wurzelteller, vor allem dann, wenn diese Flächen besonnt werden. Bereits nach
wenigen Jahren bauen hier Grabwespen, Wegwespen, Wildbienen und andere
Insekten ihre Bruthöhlen.
Die beim Holzschlag abgeschnittenen Äste, wie auch die bei der Jungwaldpflege
abgeholzten Bäumchen sind dagegen für die Artenvielfalt eher minderwertig. Sie
sollten durch die Waldarbeiter dringend zu Haufen aufgeschichtet werden.
Zwecks Ersparnis von Arbeit und somit von Geld werden sie aber fast überall
liegen gelassen. Damit behindern sie Jahre- bis jahrzehntelang die Krautschicht
und in vielen Fällen auch die Begehbarkeit durch grössere Wildtiere, z.B. Rehe.
Naturorientierte Politiker pochen richtigerweise auf erneuerbare Energien,
nehmen leider nicht wahr, dass solche heutzutage tonnenweise ungenutzt in
den Wäldern umherliegt. Dieselben Politiker befürworten dagegen Windräder
auf den Jurahöhen, obwohl diese die Landschaft verunstalten und für Vögel oft
zur Todesfalle werden. Zudem müssen für den Bau Wege in bisher wenig
erschlossenen, artenreichen Weiden zu Strassen verbreitert werden.
Freundliche Grüsse
Georg Artmann-Graf 2019
4600 Olten
Schweiz
Für die Forstwirtschaft wie auch für die Natur wäre sowohl der Begriff “wertvoll” wie auch der Begriff “wertlos” übertrieben. Gut geeignet ist der Begriff “minderwertig”
Auf den ersten Blick: Ein ungepflegter mittel-alter Buchenbestand (mit bedrängten Mischbaumarten) mit schlechten Wuchsformen, mangelnder Kronenentwicklung, hohen Stammzahlen und vergleichsweise hohen Totholzanteilen (Vgl BWI3) aufgrund mangelnder Durchforstungspflege und vereinzeltem Windwurf. Starke Hangneigung, jedoch ohne sichtbarer Hangbewegung. Stabilisierungsreaktion des aufstockenden Bestandes. Schlechter Erschließungsgrad. In Teilbereichen Biotopstrukturen nach BNatSchG (anstehender Fels). Kein Hauptwaldweg, daher keine Verkehrssicherung im Bestand notwendig (große jedoch typische Waldgefahren sichtbar, Klärung möglicher Gefahren ausgehend vom Baumbestand für Unterlieger).
Offensichtlich ein fauler Förster am Werk oder Naturwald.
Auf den zweiten Blick: ein schönes Waldbild aufgrund seines “wilden” Charakters.
Bei den Kriterien der Erhaltungszustandsbewertung handelt es sich um eine forstwirtschaftlich geprägte Krücke. Es werden nur Bäume berücksichtigt. Als “hervorragend” wird ein “Zustand” bewertet, der in dieser Einheitlichkeit für die Natur kaum von Bedeutung ist. “Das Typisieren ist eine Methode, um aus Vorurteilen Tatsachen zu machen”, wurde um 1970 den Zoologiestudenten an der Universität Zürich (Prof. Hans Burla) nachdrücklich und nachhaltig vermittelt.
Die “Anwendung” der Bewertung ergibt wahrscheinlich einen “mittel bis schlechten” Zustand.
Die Bewertung ändert nichts an der Tatsache: Nur der Verzicht auf forstwirtschaftliche Nutzung (inklusive Verzicht auf “Aufwertungsmassnahmen”) auf grosser Fläche und während Jahrhunderten führt zu einem standorttypischen Waldlebensraum (Hainsimsen-Buchenwald) mit typischer Ausstattung an Strukturen, Lebewesen, dem unterirdischen “Internet” der Bäume und Pilze, die im Gesamtkontext in der Lage sind, sich weiter zu entwickeln und sich ohne das Zutun der Menschen, der Förster und der Experten sich selbständig und kontinuierlich neuen Gegebenheiten anzupassen.
Forstliche Nutzung und der Erhalt/ Entwicklung von Wald-LRT schließen sich nicht aus. Denken Sie nur an die Eichen-LRT (9160, 9170), die häufig als Ersatzgesellschaften auf Buchenstandorten ausgebildet sind und sich ohne forstliche Nutzung zurück in Buchenwälder verwandeln. Wir brauchen einen gesellschaftlich getragenen Prozentsatz an Prozessschutz- und Wildnisfläche, aber die Berücksichtigung naturschutzfachlicher Belange bei der Waldbewirtschaftung auf der Gesamtfläche bleibt das große Ziel. Integration – nicht Segregation – führt zu Akzeptanz und Naturschutz in der Fläche.
Den Erhaltungszustand eines Waldbestandes anhand von Fotos und eines Formulars am PC aus zu bewerten ist wahrscheinlich sogar für fußkranke Behördenmitarbeiter ein No-Go.Für die Einschätzung von Lebensraum-typischen Arteninventar und Störanzeigern sollte man schon in der Vegetationszeit die Aufnahme ausführen.
Tatsächlich ist die Bewertung von Lebensraumtypen ebenso wie die von “Potentiell natürlicher Vegetation” statisch, eine Krücke für Statistiker und letztlich antiquiert.
Allein durch die wissenschaftlich diskutierten Veränderung der klimatischen Bedingungen (Erwärmung, Extremwetterereignisse, Klimawandel etc.) wird es zu evidenten Artenveränderungen/Verschiebungen allein in der Flora kommen.
Wenn die Beziehung Mensch-Wald zukunftsfähig sein soll, hilft nicht die romantische Betrachtung “alter” und wohl möglich “unangetasteter” Wälder, sondern der Blick nach vorne, hin zu “produktiven”, Bestandes-bildenden und resilienten Wäldern, die CO2 speichern, Waldfunktionen (Erosionsschutz, Wasserspeicher,…) übernehmen, Baustoffe liefern und der Erholung dienen.
Das werden keine Waldbestände in Nationalparken sein.
Um es kurz zu fassen: Forstwirtschaftlich etwas vernachlässigt. Allerdings mit gewissen ästhetischen Werten.
Am liebsten alle drei! Aber der Vorspann zum 3. macht besonders neugierig. Tolle und wichtige Seite überhaupt.
Ein vormals eher intensiv genutzter Wald, da keine alten Bäume zu sehen sind. Jetzt offensichtlich seit Jahren nicht oder nur sehr wenig genutzter, sich weitgehend selbst überlassener Wald. Könnte im Wiehengebirge stehen. Auf gutem Weg ein Naturwald zu werden. Ich finde solche Wälder gut, mit wirklich alten Bäumen fände ich ihn noch besser.
Alle drei Artikel würden mich interessieren. Davon jedoch die Nummer 3 am meisten.
ich stimme für Artikel 3
Ich entscheide mich für Beitrag 2.
Ich stimme für Artikel 3
Heiner Keller
Ich bin für Nummer 2
– die mangelnde Beteiligung an vorigen Umfragen war vielleicht nicht Interesselosigkeit, sondern die Scheu, sich vor der Klasse an der Tafel zu blamieren 🙂
– Austauschmöglichkeit & Kommentarfunktion fände ich bei vielen Artikeln wünschenswert
– Artikel 3, aber dann 1 und 2…. irgendwann
Der Wert dieses Buchenwaldes liegt in seiner vergleichsweise langen Nutzungsruhe. Durchmesser um die 40cm BHD sind gering. Erst ab diesem Durchmesser entwickeln sich verstärkt wertgebende Merkmale an den Baumindividuen. Das ist auch der Grund, warum Biotopbäume und Totholz oft erst ab dieser Schwelle erfasst werden. Das schwache Totholz suggeriert einen totholzreichen Bestand, ist aber für die meisten xylobionten Käfer, Pilzarten, Höhlenbrüter usw. an Qualität und Menge eher unbedeutend. Es fehlt ebenso eine Durchmesserspreitung, wir sehen bis auf die Randbäume einen weitgehend gleichaltrigen Bestand. Die umgefallenen Bäume wurden nicht gefällt, sondern sind durch Sturm etc. gefallen. Die Wurzelteller sind noch zu sehen. Die Vegetation ist auf diesem bodensauren Standort naturgegeben artenarm und in diesem Stadium kein Mangel. Ein klassischer Erhaltungszustand-B. Sicher ist Kategorisierung eine Krücke, aber auch naturschutzfachlich wertvolle Flächen und solche die es werden wollen bedürfen einer Grundgesamtheit an Kategorien um als wertvoll erkannt zu werden.
Artikel 1, wegen der Nieswurz.. – das Forstbetriebe zu Unrecht wegen der Fällung von Bäumen an dieser oder jender Stelle (mit Maschinen!) kritisiert werden ist Alltagsgeschäft.. – bei Artikel 1 hört es sich zumindest zunächst nach berechtigter Kritik an..
Lieber Herr Wirtz,
für mich wird bei ihren Beschreibungen deutlich, wie ernst Sie das Thema nehmen. Mag ja sein, dass es tatsächlich auch Punkte gibt, über die man diskutieren sollte, das kann ich nicht einschätzen. Aber solange Sie Gesprächsangebote machen, die von der Gegenseite ausgeschlagen werden, können Sie von sich sagen, dass Sie alles versucht haben.
In unserer Region haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Lokalpresse auch sehr für nachhaltige Forstwirtschaft interessiert. Vielleicht bringt es etwas, Kontakt zu Ihrem Lokal- oder Regionalblatt aufzunehmen? Darüber könnten Sie auch einen Druck auf die Gegenseite aufbauen, wenn bei einer öffentlichen Waldbegehung, bei der auch die Presse anwesend ist, sich niemand Ihren Argumenten stellt…
Bitte lassen Sie sich nicht ärgern, freuen Sie sich am besten über den positiven Zuspruch, den Sie ja sicher auch erhalten!
Herzlichen Gruß!
Timme
Hallo Herr Timme,
das stimmt. Positiven Zuspruch gibt es ausreichend. Genauso wichtig ist mir aber auch die konstruktive Kritik. Sonst sonnt man sich ständig im eigenen Erfolg und merkt gar nicht, dass Handlungsbedarf besteht. Aber die Kritik muss sachlich und konstruktiv sein.
Was mich im konkreten Fall so extrem frustriert, ist in erster Linie, dass sich die BBIWS von Personen missbrauchen lässt, die sich als “Waldretter” stilisieren und nicht davor zurückschrecken wissentlich zu lügen und zu verleumden.
Ich stelle mich jeder sachlichen und konstruktiven Disskusion; wenn Fehler pasieren muss man diese analysieren und abstellen.
Aber ich lehne jede Vorverurteilung ab, die auf Fake-News basiert und die ohne Hintergrundrecherche in die Welt hinaus gepostet wird.
Was wird aus unserer Demokratie, wenn jeder sich das Recht herausnimmt zu lügen und andere zu verleumden?
Eine BBIWS, die für sich in Anspruch nimmt eine “unabhängige Bürger-Plattform ” zu sein, die über Fehler in der Waldbewirtschaftung berichtet, müsste eigentlich auch so fair sein, zu jedem Vorwurf mindestes 1 Gegendarstellung zu veröffentlichen, damit sich der “mündige Bürger” ein eigenständiges Bild machen kann.
Dann könnte der Bürger auch im Fall “Quierschied” selber entscheiden, ob die geposteten Fotos “der Ausverkauf des Waldes” oder nachhaltige Waldwirtschaft sind.
Na ja, mal abwarten wie es weitergeht. Mein Angebot an die BBIWS steht.
Viele Grüße
Roland Wirtz
Sehr geehrter Herr Adrian
Ich danke Ihnen für die Dokumentation des visualisierten Konflikts zwischen den verschiedenen Betrachtungsweisen. Wenn ich mir die Bilder der Holzschläge ansehe ist klar: Es gibt hässlichere Forste und massivere Eingriffe in Waldflächen in Mitteleuropa. Wenn ich dazu aber den Text des politischen „Masterplans“ 2019 als „wahre Absicht“ nehme, dann stelle ich schon Diskrepanzen zwischen „dem Sein der Bilder und dem Schein der opportunistischen Politik“ fest. Dass der angestellte (verantwortliche) Förster so emotional reagiert, hilft in der Sache wenig. Sie entspricht weitgehend der üblichen Abwehrhaltung der Zunft. Sie geht nach anerkannt-guter fachlicher Praxis rasch in zahlenbasierte Rechthaberei und Gegenangriffe über. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Autoren und Vertreter der BBIWS im konkreten Fall keine Lust auf „Diskussionen“ um jeden einzelnen Baum vor Ort bekunden.
Überzeugte Berufsleute mit Leidenschaft haben es heute in keinem Beruf mehr einfach. Gerade im Forst dominieren doch das tägliche Gejammer und die kurzfristige Politik die wechselhaften Ansichten und kurzfristigen „Massnahmen“. Sie sind weder auf eine langfristige Zielsetzung noch auf die im Forst zu beachtenden Zeitverhältnisse abgestimmt. Herr Wirtz weiss das so gut wie ich. Er verteidigt einfach das, was er die letzten 30 Jahre gemacht hat. Dass die Autoren BBIWS die Vergangenheit in Frage stellen, kann ich im Text nirgends lesen. Hingegen beziehen sie sich auf konkrete Punkte des medienwirksamen „Masterplanes“ im Zusammenhang mit den „kranken“ Wäldern 2019. Auf diese Punkte wiederum geht der für die Holzschläge verantwortliche Förster mit keinem Wort ein. Warum weiss ich nicht. Vielleicht ist der „Masterplan“ für ihn ja gar nicht (oder noch nicht) verbindlich. Fakt bleibt: Die Bilder zeigen Diskrepanzen: Welchen Beitrag liefern die ausgeführten Holzschläge der Erhöhung des Holzvorrats? Was haben die Holzschläge zur Verbesserung des Waldinnenklimas beigetragen? Ich sehe so aus der Ferne, abgesehen von den „Gefahrenbäumen“ keine plausible Begründung für die Holzschläge – ausser: Die Forstwirtschaft muss weitergehen. Dem Forst auf den Bildern würde der Verzicht auf die Holznutzung zweifellos guttun. Daran ändern auch das Liegenlassen des „Abfallholzes“, der rechnerische „Ersatz“ von 1‘200 Litern Heizöl und die Hinweise auf langjährige Absprachen mit domestizierten „Projektpartnern“ nichts.
Die Realität ist hart. Konflikte und Auseinandersetzungen zwischen „Wald- und Holzlobby“ und ein paar Kritikern sind in der Schweiz haargenau identisch. Die Schweiz hat einfach noch etwas mehr öffentliches Geld für „Naturschutzprogramme“ und Propaganda wie „Holzen für die Natur“ im Waldareal. Dem Wald wirklich helfen wird letztlich nur der weiter sinkende Holzpreis und die absehbare Staatsverschuldung, die angestrebte „Fördergelder“ langfristig in Frage stellt.
Lieber Herr Adrian, schade. Auch ich hätte mich sehr gefreut über Ihre Eindrücke aus dem Nationalpark Sächsische Schweiz.
Apropos wieder Urlaub machen: Wenn es wieder geht, besuchen Sie doch auch mal den schönsten Bergmischwald-Urwald in Deutschland, den über 400 ha großen Bannwald Schwarzatal im Südschwarzwald!
Viele Grüße aus Karlsruhe
Friedemann Schäfer
Danke für Ihre ausführlichen und interessanten Dokumentationen!
Ich habe früher in der Forstwirtschaft, also im Holzeinschlag gearbeitet. Seid ich Ihre Berichte lese, stelle ich mir ständig die Frage, warum die massiven Kahlschläge nicht wenigstens auf die konservative Weise gemacht wurden. Eine Kolonne von Waldarbeitern mit Motorsäge und leichten Maschinen oder optimalerweise sogar mit Pferden zum Holzrücken hätte den Boden nicht so verdichtet. Und selbst auf den Kahlschlagflächen hätte sich leicht neues Leben entwickeln können.
Das wäre dann wohl weniger ökonomisch gewesen als ökologisch?! Wo sich ja dann aber auch wieder die Frage aufdrängt: Wirtschaftsdenken im Nationalpark auf Kosten der Natur? Da hatte wohl der schnelle Profit die Oberhand!
Meines Erachtens stellte der Film 3 Behauptungen auf. Das wurde zwar nicht ganz offen so gesagt, aber der Eindruck stellte sich schon bei mir ein :
1. Die Folgen der Bekämpfung des Borkenkäfers sind schlimmer, als wenn man die Natur machen lässt.
2. Bei der Einrichtung, dem Betrieb und der Entwicklung des Nationalparks wusste und weiß man nicht, was man eigentlich tut bzw. tun soll. Man hat keinen Plan.
3. Der Nationalpark ist von oben verordnet worden und der demokratisch artikulierte Bürgerwille wurde nicht berücksichtigt.
Punkt 1 ist korrekt, die Natur kommt mit Störungen wie Stürmen Borkenkäfer etc. besser zurecht als der Mensch, sprich Förster
Punkt 2: Seit Gründung des Parks gibt es sehr detaillierte Pläne zur Entwicklung des Parks, bezogen auf die Bereiche Naturschutz, Forschung, Umweltbildung, Naturerleben und Regionalentwicklung
Punkt 3: Die Bevölkerung wird sehr wohl gehört und eingebunden. Allerdings geht z. B. eine Erweiterung des Nationalpark die gesamte bayerische Bevölkerung an und nicht nur die Leute vor Ort. Vor Ort gibt es einen kommunalen Nationalparkausschuss, in dem Probleme, welche die Gemeinden betreffen, besprochen werden.
Von Versteppung der Hochlagenflächen zwischen den Lackenhängen und der Linie Distelruck und Großer Hahnenbogen zu reden, ist völlig übertrieben. Auch dort braucht die Natur Zeit und wir mehr Gelassenheit. Ist es wirklich so schlimm, wenn zunächst kleinere und größere Lücken oder gar Waldlichtungen in der Größe von Weideschachten verbleiben? Ich meine nicht. Nicht auf jedem Quadratmeter muss gleich eine kleine Fichte wachsen. Denn dann hätte man gleich wieder einen Forst und keinen Naturwald.
Hallo Herr Adrian,
ich finde Ihre Seite sehr informativ und gelungen. Allerdings glaube ich, dass es der Sache dienlicher wäre, wenn Sie persönliche Angriffe unterlassen würden.
Hallo Herr Klamer!
Danke für Ihr Lob!
3 ehrliche Fragen:
1. Was meinen Sie: Lügt Pusch?
2. Was ist für Sie ein persönlicher Angriff?
3. Was wäre Ihrer Meinung nach der Sache dienlich?
Mfg
Franz-Josef Adrian
P.S.: Wenn Sie meine Frage “Lügt Pusch?” für einen “persönlichen Angriff” halten, was ist dann das: Brandanschläge und Morddrohungen – Linksextremismus in Deutschland, Frontal 21 vom 10.11.2020?
Ich hoffe, dass sie sich diese Geschichte noch vor Ort anschauen. Um sich ein Urteil zu bilden, kann man sich doch weder auf das Ausgangsvideo verlassen, noch sollte man die Aussage des Betriebsleiters so einfach übernehmen. Und die Aussage, wer gegen einzelne Aktionen ist, die Waldbewirtschaftung als Ganzes ablehnt, ist hanebüchen. Gerade im Umgang mit den geschädigten Buchenbeständen ist es meiner Meinung nach wichtig, diese jetzt dicht zu halten und nicht durch größere Auflichtungen noch empfindlicher zu machen!
Eine Entnahme von 40 fm/ ha ist sehr moderat und hält so das Kronendach geschlossen.
Wenn alle Forstbetriebe so naturnah wirtschaften würden wie Ebrach (Trittsteinkonzept), würde man mehr für den Natur- und Klimaschutz erreichen als mit noch einem weiteren Nationalpark.
In Ebrach wird jeder forstliche Eingriff kritisiert, da verschiedene Gruppierungen einen Nationalpark fördern. Das ist legitim und der Steigerwald ist sicher nationalparkwürdig. Doch es ist genauso legitim, ein innovatives Bewirtschaftungskonzept mit wissenschaftlicher Begleitung umzusetzen.
40 fm/ha sind sicher moderat. Interessant wäre allerdings ob diese Hiebsmenge homogen auf 100 ha angefallen sind, oder ob die tatsächliche Hiebsfläche eigentlich viel kleiner war und der Einschlag pro ha deshalb größer. Wie oben gesagt, denke ich, dass es schwer ist sich ein Urteil über so eine offenbar ziemlich große Hiebsmaßnahme zu bilden, wenn man die Flächen nicht gesehen hat.
Ich finde auch, dass sich das Ebracher Nutzungskonzept mit den integrierten Naturschutzelementen interessant anhört. Wenn ich auf meiner Waldbegeisterungs-Tour dorthin komme, bin ich schon gespannt, zu was für einem Urteil ich für mich komme; Nationalpark oder Nutzung mit starker Naturschutzberücksichtigung.
Diese Art der Holzproduktion führt zwangsläufig zu einem Forst, wie ihn die Bilder zeigen. Mit Wald als Lebensraum, der sich selbst erhält und erneuert, hat das herzlich wenig zu tun. Immerhin verzichtet die Bewirtschaftung auf Flächenhiebe und sichtbare Anpflanzungen.
Mich würde interessieren: Was passiert mit dem geschlagenen Holz? Ich gehe davon aus, dass der Holzerlös den Aufwand für die Bewirtschaftung des Forstes nicht zu decken vermag: Gibt es finanzielle Beiträge der öffentlichen Hand, die den Forstbetrieb subventionieren?
Also nach meiner Kenntnis ist der Forstbetrieb auf weit überwiegender Fläche ein Naturverjüngungsbetrieb, d. h., er erneuert sich selbst. Dass in Zeiten des Klimawandels man weitere Baumarten pflanzt, ist richtig, da so das Risiko gestreut wird. Reine Buchenbestände leiden teils massiv unter der Hitze, in Frankreich sterben Buchen teils großflächig ab.
Der Forstbetrieb gehört zu den Bayerischen Staatsforsten, eine Anstalt des öffentlichen Rechts. So sind staatliche Unterstützungen i. d. R. tabu. Ob allerdings diese Rechtsform für einen öffentlichen Wald zielführend ist, darf bezweifelt werden.
Hallo Herr Adrian,
ich habe mich wirklich gefreut zu lesen, dass Sie mittlerweile zu einer differenzierten Berichterstattung bereit sind. Früher wirkten Sie doch sehr radikalisiert, ich vermute durch die Lektüre von verschiedenen “geheimen” Büchern … einschließlich des in diesen Kreisen üblichen Löschens von Kommentaren, die eine andere Ansicht vertreten. Wenn Sie weiterhin so objektiv berichten, würde ich hin und wieder auf dieser Seite vorbei schauen. In Ebrach war ich auch schon und war sehr beeindruckt von dem dortigen Naturschutzkonzept, das sehr gut durchdacht ist und vor allem auch konsequent umgesetzt wird. VG und weiter so!
Herzlichen Dank für diese ernüchternde Analyse! Die Forstwirtschaft auf dem Holzweg und die Holzbranche haben eine viel längere Tradition, gute Strukturen und eine erfolgreiche Lobby zur Erfüllung ihrer Rechte und Pflichten. Der Waldbau basiert immer noch weitgehend auf den Lehren von Heinrich Cotta (1763-1844). Bisher ist es niemandem in Mitteleuropa gelungen, dem Lebensraum Wald in der heute total veränderten Zeit auch neue Aufgaben und neue Chancen zu geben. Schade!
Wenn Sie die entsprechenden Artikel im “Holzweg” gelesen hätten, wären Sie auf jede Menge konkrete Angaben gestoßen, wie die Bewirtschaftung in Lübeck läuft. Daher finde ich, dass Ihre Kritik voll ins Leere läuft!
Bitte zitieren Sie eine konkrete Angabe!
Ich habe den Holzweg bereits gelesen und finde, das ist eine gute Basis für weitere Diskussionen.
Was ich in dem Buch vermisse:
– Es fehlt eine Einordung, wo die deutsche Forstwirtschaft im europäischen Vergleich steht. Da gibt es gute Untersuchungen von Prof. Dr. Seidl. Danach gibt es die größten Probleme im skandinavisch-baltischen Raum, am besten schneidet die Schweiz ab, Deutschland auch ganz gut. Warum man auf aktuelle Forschungsergebnisse nicht zurück greift, sondern lieber auf Daten der veralteten Bundeswaldinventur zurückgreift, ist unverständlich.
– In Deutschland sind fast 50 Prozent der Waldfläche in Privatbesitz. Und diese Privatwaldbesitzer müssen – im Gegensatz zum Lübecker und Göttinger Stadtwald – von ihrem Wald leben können. Leider wurden hier keinerlei Beispielsbetriebe vorgestellt. Die gibt es, z.B. bei der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft.
Lieber Herr Adrian,
schön, dass Sie wieder schreiben. Ich führe mein Abo gerne fort.
Viele Grüße aus Karlsruhe
Friedemann Schäfer
Wir haben gar nichts erreicht
Ich freue mich riesig, dass Sie wieder schreiben. Ehrlich. Die Situation kommt mir vor wie das Lied von Bertold Brecht: Und was noch nicht gestorben is, das macht sich auf die Socken nun.
Ihr ernüchternder Text entspricht zu 100 Prozent meiner eigenen Erfahrung in der Schweiz. Wir haben nicht nur nichts erreicht, sondern wir müssen gravierende Rückschritte zur Kenntnis nehmen: Die Forstwirtschaft hat die Alleinherrschaft und die Deutungshoheit über das Waldareal gefestigt. Sioe kann es sich heute sogar leisten, ehrlich zu sein. Die einzigen Maximen im Forst sind Nutzung, Geld, Gegenwart. Die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft hat sich mit Propaganda, Corona, Ukraine, Wirtschaftssanktionen, Atommüll und geschürten Ängsten (z.B. Energiemangel, Klimawandel) abgefunden. Reiche werden reicher, Bedürfte werden mit Almosen vertröstet. Die künstliche Intelligenz ersetzt das eigene Denken und lässt diese Fähigkeit zunehmend verkümmern.
Hier werden wir uns ein nächstes Mal irren: Leute können gar nicht mehr selber denken. Ihnen fehlen die Übung und die persönlichen Erfahrungen über Landschaft, Landnutzungen und Natur. Wir und unsere früheren Mitstreiter werden älter und gebrechlicher. Bewusst oder erzwungen ziehen wir uns auf die Tribüne oder die Sitzbank zurück. Viele hören auf zu schreiben. Das betrachte ich als den grössten Fehler, den wir machen können: Wir nehmen den Lesern (und der künstlichen Intelligenz) die Möglichkeit der Teilhabe an unseren Gedankengängen und den Beobachtungen.
Hätten Sie nicht schon früher geschrieben, wäre uns sogar die Erkenntnis, dass es nichts genützt hat, verborgen geblieben.
Sehr geehrter Herr Adrian: Ich wünsche Ihnen alles Gute und freue mich auf weitere Texte.
Hallo Herr Adrian,
ich finde Ihre Texte sehr informativ und interessant. Ich habe mir den Text über Herrn Bauhus durchgelesen und bin erstaunt wie primitiv Totholz in unseren Wäldern gemessen wird. Da ich der Meinung bin, bei mir zuhause im Wald gibt es zu wenig Totholz, würde ich diese Tatsache gerne aufnehmen und quantitativ messen. Können Sie mir bei dieser Problematik helfen und mir eine Methodik zukommen lassen um diesem Problem qualitativ und quantitativ nachgehen zu können?
Mit freundlichen Grüßen
Hallo Herr Wangler!
Wie man die Menge an Totholz z. B. für naturschutzfachliche Gutachten genau misst, das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Gut möglich, dass man Länge und Durchmesser der stehenden oder liegenden Baumstäumme ganz einfach mit Zollstock und Kluppe misst und dann aufaddiert. Allerdings halte ich bloße Mengenangaben auch nicht für zielführend; zusätzlich müsste man ja auch noch das Alter des Totholzes bestimmen und in verschiedene Altersklassen aufteilen. Was ich Ihnen vorschlagen und auch empfehlen würde, das ist das Zählen von Mikrohabitaten; warum ich das gerade Bürgerinitiativen empfehle, habe ich hier beschrieben: https://franzjosefadrian.com/uholka/wanderung-fontynyasy/vorteile-der-baummikrohabitate-fuer-buergerinitiativen/
Herzliche Grüße,
FJA
Wohin wurde das Holz aus dem Nationalpark Harz D verkauft?
Angeregt durch Ihre Schilderungen haben wir im Juni 2020 die Region Harz besucht. Die Feldlerchen, Kornblumen, Hasen, Baumpieper, Kulturlandschaften, die Geschichte bis hin zu kapitalen Hirschen, riesige Flächen mit abgestorbenen Fichten und der Horror-Forstwirtschaft haben uns beeindruckt. Enttäuschend präsentierten sich die Informationen, Beschilderungen und Prospekte über die Landschaft. National- und Regionalparks, die mit viel identischer Eigenwerbung immer mehr Länder überziehen, finde ich zunehmend doof. Sie ziehen Leute an. Sie vermitteln auf eine linear-dogmatische Art einen Fächer von Behauptungen und Aktivitäten, die mit Natur und naturkundlichen Realitäten wenig zu tun haben. Als Besucher fühlt man sich gegängelt. Man merkt die Absicht und wird angespannt-verstimmt. In den touristisch erschlossenen Gebieten kommt nirgends so etwas wie ein Gefühl der inneren Ruhe auf. Man braucht viel Erfahrung und noch mehr eigenen Willen, damit man Beobachtungen einordnen, komplexe Zusammenhänge in Raum und Zeit erkennen und würdigen kann.
Das Thema Harz ruhte in der Corona-Pause. Der Ukrainekrieg, die neuerliche Ankurbelung des Wachstums, die Energiewende und die mitteleuropäischen Missionen der globalen Klimarettung befeuerten im eigentlichen Sinne des Ausdrucks die Forstwirtschaft auf ihrem Holzweg.
Wirtschaftlich erfolgreiche Forstreviere im Aargauer Jura (Schweiz, südlich des Rheins) verkaufen 75 Prozent ihres nachwachsenden Holzes als Holzschnitzel an Heizkraftwerke. Weil die Landesregierung (im Einklang mit der EU) unter dem Druck der Forstlobby das CO2 aus der Holzverbrennung als klimaneutral bezeichnen, boomen Bau und Betrieb von Holzheizkraftwerken. Der physikalische Unfug ermöglicht die buchhalterische Einhaltung von Vorgaben zur Reduktion von Treibhausgasen. Der globale CO2 Gehalt und die Temperatur steigen unbeeindruckt weiter an. Hitzeinseln wachsen unvermindert weiter. Waldareale werden so malträtiert, dass ihre Kahlschlagflächen den klimawandel sogar unterstützen. Modernste Lastwagen holen Hackschnitzel direkt im Forst ab. Sie karren sie in grossen Mengen durch ganz Europa. Lastwagenfahrer berichteten in Zeihen, dass sie für die Industriellen Werke Basel IWB (www.iwb.ch) Holzschnitzel aus Deutschland holten. Entfernung 650 km (Fahrstrecke ein Weg). 650 km entsprechen genau der Strassenlänge Basel CH – Harz. Die Kommunikationsabteilung der IWB bestritt weder die Distanz noch die Lieferung der Holzschnitzel aus Deutschland. Man beruft sich in Basel auf „aussergewöhnliche Umstände“. Ich nehme an, es handelte sich um Holz, das nach den Waldbränden geschlagen und preiswert verkauft wurde. Über die Lieferanten hüllte sich die IWB in Schweigen. Weder im Internet noch im Geschäftsbericht 2022 der IWB habe ich dazu Informationen gefunden.
Die Fragerei bei Unternehmen und Verwaltungen ist generell mühsam und ernüchternd. Die Angestellten versenden wohlformulierte Texte, neu erfundene Begriffe, Begriffskombinationen und Begriffsinhalte. Einfachste Realitäten, wirtschaftliche Zwänge und politische Vorgaben werden verschleiert. Nationalparkmythen und Ansehen von Unternehmen müssen geschützt werden. Um Gerüchten und Kritikern vorzubeugen, nutzen die Verantwortlichen Erzählungen (Narrative) und ständige Wiederholungen. Die Forstwirtschaft kann mit schematischen Buchenanpflanzungen im Harz einen neuen Wald begründen. Holzverbrennung und CO2 Buchhaltungen tragen zu einem klimaneutralen Wirtschaftswachstum bei (IWB von Natur aus klimafreundlich). Nationalparks dienen der Natur und der Waldentwicklung.
Heiner Keller, CH Zeihen, 08.08.2023
Es ist gut, was Sie machen, Herr Adrian!
Hallo Herr Adrian! Ich habe die Broschüre des Nationalparks ebenfalls in der Hand gehabt und war genauso entsetzt. Sie war auch gleich Gegenstand eines kritischen Videos über die Waldpolitik des Nationalparks. Hier der Link zum Video auf meinem YouTube Kanal. https://youtu.be/iPpen9EXmSE
Liebe Grüße R. Duske.
Lese ich die Antwort richtig? 10 Fragen wurden wohl erwähnt, aber die Antworten sind nicht vollständig. Alle konkreten Angaben über Gelder (Holzerlöse, Spenden) wurden stillschweigend übergangen.
Auch deswegen habe ich einen zweiten Offenen Brief an Bürgermeister Loeffke geschrieben.
Danke für diesen schonungslosen, reich bebilderten Bericht! Ich stimme “franzjosefadrian” vollkommen zu in seiner Analyse. Ich wollte eigentlich mit meiner Gruppe morgen dort wandern. Das lasse ich nun bleiben. Schade um die Einkehr am Süntelturm, aber bei solch massakrierten Waldlandschaften und verfehlter Forstpolitik frage ich mich, was Forstwissenschaftler und -arbeiter eigentlich in ihrer Ausbildung lernen. Danke auch für den Hinweis auf Dr. Georg Meister, den ehemaligen Forstdirektor von Bad Reichenhall, der bereits Anfang der 90er Jahre im Berchtesgadener eine ganz andere, naturnahe Wiederaufforstung verfolgte und Bejagung vertrat, solange keine großen Beutegreifer die Arbeit erledigten. Georg Meister war ein Fachmann und Visionär. Seinerzeit wurde er dafür “strafversetzt”, aber er machte in seinem Forstbezirk weiter, hielt Vorträge und arbeitete mit Ehrenamtlichen und Jugendlichen. Ich habe unter seiner Anleitung mit anderen Freiwilligen Tausende Bäumchen gepflanzt, aber nur einheimische Arten, und nicht in Reih und Glied, sondern gruppenweise und in gesunder Mischung aus Laufb- und Nadelbäumen in den stark gelichteten Berghängen. Wir haben gezeigt, dass es auch anders geht. Mancherorts denken die Forstleute (Waldbesitzer und Forstbeamte) heute um und bewirtschaften den Wald auf eine wald- und umweltverträglichen Art. Die Bevölkerung ist dank Peter Wohlleben und zahlreicher Dokumentarfilme aufgeklärt und mobilisiert sich für den Wald, aber die große Masse an Holzindustriefirmen u.a. Wirtschaftsinteressen scheint weiterhin viel größer zu sein – zu Lasten des Waldes, der Artenvielfalt und unserer Lebensqualität (Luft, Wasser, Boden, Nahrung). “Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen wurde, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.” *
Im Großen und Ganzen hat die Menschheit nichts dazugelernt.
* Indianersrpuch, der lange ein Motto von Greenpeace war.
Beatrix, Wanderführerin, Freiwillige in der Aufforstung und Waldpflege
Sie haben mit Georg Meister zusammen aufgeforstet? Das ist doch spannend! Möchten Sie vielleicht darüber mehr erzählen?
Über diesen Wahnsinn des finanziell geförderten Holzackerbaus kann man nur den Kopf schütteln. Dazu kommt, dass offenbar abgeräumtes Holz aus Kahlschlagflächen des Harzes zur finanziell geförderten Verbrennung in die Schweiz gefahren wird. Das dient der Erreichung der Klimaziele, weil die Holzverbrennung in der entsprechenden Buchhaltung nicht zählt.
Dass Forstämter (Bewilligungsbehörde) und Forstbetriebe (Ausführende) über Gespräche mit Kritikern, interne Abmachungen und die Orientierung von Untergebenen und Abhängigen keine öffentlich zugänglichen Protokoll erstellen, ist auch im Kanton Aargau (CH) gängige Praxis. Fragensteller verlaufen laufen sich im Dschungel der Amtsstellen, bis ihnen die Kraft und die Hartnäckigkeit ausgehen.
Ein sehr teures und offensichtlich planloses Hobby der Stadt. Die Folgen der langjährigen Misswirtschaft haben die berühmte Nachhaltigkeit der Holznutzung völlig eliminiert. Ein Plan, wie die Nachhaltigkeit (z.B. Holzvorrat und Zuwachs) und die typischen Funktionen des Lebensraumes ungezähmter Wald (z.B. Speicherung von CO2, positive Wirkung auf Klima und Wasserhaushalt) wieder hergestellt werden können, besteht offensichtlich nicht.
Die Bilder und der Briefwechsel stellen eine wertvolle Ergänzung zu unseren eigenen Beobachtungen als Harz-Touristen dar. Vielen Dank und freundliche Grüsse.
Sehr geehrter Herr Adrian
Als Besucher des Nationalparks fasse ich meinen Eindruck über die Rechnung kurz zusammen: Förster und Verwaltungen haben die Bäume beseitigt und materiell verhöckert. Sie leben jetzt als Beschäftigte von Entgeltgruppen von der bezahlten Beantwortung von Fragen. Eine inhaltliche Beschäftigung mit dem Thema Wald auf Kahlschlägen kann von der Stadt nicht verlangt werden, weil auf absehbare Zeit keine Bäume mehr vorhanden sind. Das hat Ihnen die Verwaltung mit der Kostenfestsetzung ziemlich nüchtern und gelangweilt kommuniziert.
Vor Jahren mischst ich mich als Privatperson im Kanton Aargau (CH) in ein Beschwerdeverfahren ein: Ein Förster wollte seine Rinder in einem Wald (Naturschutzgebiet) weiden lassen. Weil ich entgegen dem Rat der Verfahrensleitung meine Beschwerde nicht zurückzog, erhielt ich eine kostenpflichtige amtliche Verfügung: Privatpersonen sind materiell vom Vorhaben nicht betroffen. Ideelle und rechtliche Bedenken legitimieren sie nicht für Beschwerden. Auf Argumente wurde gar nicht eingegangen. Der Rest waren Rechtsmittelbelehrungen und die Rechnung. Der Betrag hatte das Komma eine Stelle weiter hinten …
Ich freue mich auf weitere Beispiele aus der Realität und grüsse Sie freundlich