Denis Loeffke, Bürgermeister von Ilsenburg im Harz, konnte die Frage nach den Kosten der Wiederaufforstung in seinem Stadtwald nicht beantworten:
„Hier müssten also ab 2018 sämtliche Rechnungen, Buchungen und Verwendungsnachweise in die Hand genommen und für sie aufbereitet werden. So würde ein geschätzter Arbeitsaufwand von ca. 16 – 20 Stunden verschiedener Mitarbeiter erforderlich sein.“
16 – 20 Arbeitsstunden, die ich bezahlen müsste – Informationsfreiheitsgesetz hin oder her. Dankenswerter gibt es aber schon eine Kostenaufstellung für die Wiederaufforstung im Stadtwald, wenn auch versteckt unter Wirtschaft und Bauen – Projektförderung. Bei „Wiederaufforstung von Kahlflächen inkl. Zaunbau im Kommunalwald Ilsenburg“ lesen wir:
Tänntal, Stadtwald Ilsenburg„Von der Stadt Ilsenburg wurden im Stadtwald eine Fläche von 7,5 ha, verteilt auf 5 Teilflächen mit Traubeneichen und Bergahorn im Frühjahr 2021 aufgeforstet. Die entsprechenden Flächen wurden fachgerecht eingezäunt.
Es sind Gesamtausgaben in Höhe von 118.167,45 Euro entstanden.
Die Wiederaufforstung von Schadflächen als Laubholzkultur auf 5 Teilflächen unter Zaun wurden mit Mitteln aus dem europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) mit Zuwendungen in Höhe von 98.992,02 EUR gefördert, die anteilige EU – Förderung lag bei 87.345,90 Euro.“2Hervorhebungen von F.-J. A.
Des Weiteren steht unter „Wiederaufforstung von Kahlflächen inkl. Zaunbau im Kommunalwald Ilsenburg Gemarkung Drübeck„:
„Von der Stadt Ilsenburg wurde im Jahr 2023 im Stadtwald von Ilsenburg Gemarkung Drübeck eine Fläche von ca. 1,9 ha mit Vogelkirsche und Bergahorn aufgeforstet. Die entsprechende Fläche wurde fachgerecht eingezäunt.
Es sind Gesamtausgaben in Höhe von 25.652,17 Euro entstanden.
Die Wiederaufforstung von Schadflächen als Laubholzkultur mit einer Flächengröße von 1,9 ha und Zaunbau wurden mit Mitteln aus dem europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) mit Zuwendungen in Höhe von 18.976,46 EUR gefördert, die anteilige EU – Förderung lag bei 16.743,94 Euro.“3Hervorhebungen von F.-J. A.
Von den Kosten einer dritten Wiederaufforstung hatte ich bereits berichtet: Die Aufforstung an der Plessenburg:
- eine wiederaufgeforstete Fläche von 1,5 ha
- Pflanzung von 4.160 Traubeneichen, 200 Bergahorn, 420 Roterlen, 60 Winterlinden, 260 Pfaffenhütchen und je 100 Stück Waldhasel, Hundsrosen, Gem. Schneeball und Eingriffeliger Weißdorn
- eingezäunt
- Gesamtausgaben in Höhe von 22.500 €
- gefördert mit privaten Spenden von 22.500 €
Summiert man die Kosten für diese drei Wiederaufforstungen, so ergibt sich:
Fläche (ha) | Kosten (€) | |
1 | 7,5 (5 x 1,5) | 118.167,45 |
2 | 1,9 | 25.652,17 |
3 | 1,5 | 22.500,00 |
Summe | 10,9 | 166.319,62 |
1 ha Wiederaufforstung mit Zaun kostet dann im Schnitt ca. 15.000 €.
Tänntal, Stadtwald IlsenburgDiese Rechnung für den Stadtwald von Ilsenburg passt ziemlich gut zu den veranschlagten Kosten für den Stadtwald von Warstein: siehe Wiederaufforstungskonzept der Stadt Warstein.4Forstamtsleiterin Lena Arens zu den Kalamitätsflächen am Lörmecke-Turm
Pflanzung | 1 ha x 4.000 x 2€/Stück | 8.000 € |
Gatter | 1 h x 450 lfm x 10€/lfm | 4.500 € |
Summe | 12,500 € |
Erinnern wir uns jetzt auch noch einmal an die Zahlen zum Stadtwald Ilsenburg, die der Bürgermeister in seinem Brief vom 26.9.2023 genannt hat:
Waldfläche insgesamt | 380 ha |
davon Fichtenforste bis 2018 | 245 ha |
davon abgestorben | 181 ha |
davon wiederaufgeforstet | 79 ha |
davon gezäunt | 13 ha |
Die Bepflanzung von 79 ha kosteten dann mindestens 0,6 Mio. €579 ha x 4.000 x 2€/Stück, 13 ha Zaun noch einmal 60.000 €613 ha x 450 lfm x 10€/lfm. Wenn die Pflanzen nur etwas teurer waren und nicht 2, sondern 3 € kosteten, sind wir schnell bei 1 Mio. €. Und selbstverständlich konnten auf 66 ha keine verbissempfindlichen Bäume wie Eichen oder Tannen gepflanzt werden – Hirsche und Rehe hätten sie sofort aufgefressen.
100 ha Kahlfächen wurden noch nicht wiederaufgeforstet. Vielleicht hat der zuständige Förster Lutz Böge Glück und die Kahlflächen werden nicht vergrasen und verunkrauten. Aber es werden dort nur Birken wachsen: Sie allein halten dem hohen Verbissdruck stand. Im Nationalpark direkt nebenan geschieht genau das seit vielen Jahren: Die künstlich gepflanzten Buchen werden kaputt gebissen und auf den Kahlflächen wachsen Birken. Nur Birken.
Die neue Touristenattraktion der Stadt Ilsenburg wird in Zukunft vielleicht die Fingerhutblüte im Sommer sein. Fingerhut ist giftig – im Gegensatz zu Buchen, Eichen und Tannen. Das wissen auch Hirsche und Rehe.
Hinweis: Der nächste Artikel erscheint am kommenden Samstag, den 10.2.2024. Dann mit der Antwort von Frau Grotjohann, Bürgermeisterin von Porta Westfalica, zur Verkehrssicherung an der B482.
Über diesen Wahnsinn des finanziell geförderten Holzackerbaus kann man nur den Kopf schütteln. Dazu kommt, dass offenbar abgeräumtes Holz aus Kahlschlagflächen des Harzes zur finanziell geförderten Verbrennung in die Schweiz gefahren wird. Das dient der Erreichung der Klimaziele, weil die Holzverbrennung in der entsprechenden Buchhaltung nicht zählt.