Wanderglück am Roten Stein

In meinem Beitrag Deutsche Bahn und deutscher Wald hatte ich folgende Behauptung aufgestellt:

Es gibt auch schöne Wirtschaftswälder. Gepflegt von Förstern, die wirklich gut sind. Und am besten ist ein Förster immer dann, wenn man gar nicht merkt, dass er hier Holz erntet. Hat er aber. Wenn man ganz genau hinguckt. Muss man aber nicht.

Ein Beispiel für solch einen schönen Wirtschaftswald ist der Wald am Roten Brink:

Diese schönen Wirtschaftswälder entdeckt man eher zufällig. Ganz unerwartet. Man probiert einen Rundweg aus durch einen Wald, den man noch gar nicht kennt, und es ist einfach nur schön:

Man erschrickt nicht über einen Kahlschlag, der aussieht wie ein Panzerübungsplatz. Man versinkt nicht knöcheltief im Matsch.

Und man hört keine Motorsägen. Keine Autos. Keine Motorräder. Man hört das Zwitschern von Vögeln.

Die Entdeckung dieses Waldes war reiner Zufall. 2022 haben meine Frau und ich markierte Rundwege im Weserbergland ausprobiert. Wahllos. Einfach hingefahren und ausprobiert.

Wir haben gute und schlechte Erfahrungen gemacht. Die „Roter Stein Route“ in der Nähe von Hessisch-Oldendorf war eine gute Erfahrung.

Schöne und große Bäume. Ein Kronendach, das nicht so löchrig wie ein Schweitzer Käse ist. Das reicht mir schon.

Wenn dann noch ein paar alte Baumriesen dabei sind, noch schöner.

Ein paar umgestürzte Bäume sind natürlich auch sehr schön: für die Käfer und so.

Totholz. Wichtig. Aber da soll sich doch der FSC oder Greenpeace drum kümmern. 2022 hatte ich andere Sorgen als die Anzahl der Habitatbäume oder die Totholzmenge. 3G, Test- und Impfpflicht.

Der schöne Wald am Roten Stein ist nicht einmal Naturschutzgebiet.

Er ist Privatwald und gehört der Forstgenossenschaft Süntelwald.

Der Wald wird also bewirtschaftet. Aber offenbar sanft. Schonend.

Man sieht das Wirken des Försters kaum oder auch gar nicht.

Ein guter Förster eben: Adrian Kirchhoff von der Revierförsterei Süntel. Er hat das LÖWE-Programm der Niedersächsischen Landesforsten ganz genau gelesen. Und er nimmt es ernst. Um die Rückegasse zu erkennen, muss man auf dem folgenden Foto schon genau hinschauen

Die Forstgenossenschaft hat keine PR-Abteilung. Sie macht keine Werbung für ihren schönen Wald. Ganz anders die Niedersächsischen Landesforsten gleich nebenan. Der sogenannte “Naturwald Hohenstein” liegt nur ein paar Kilometer weiter westlich und um diesen “Urwald von morgen” machen die Landesforsten viel Bohei. Da wird geschützt und kartiert und inventarisiert und erfasst und gelenkt und geplant und instandgesetzt und gebildet. Fakten. Zahlen. Wissenschaft. Nicht so am Roten Brink.

Aber meinetwegen soll Biotopkartiererin Heike Schurig aus dem Forstplanungsamt der Landesforsten in Wolfenbüttel ihre Biotope kartieren und Lebensraumtypen erfassen und Naturschutzpläne aufstellen. Sie soll nur nicht Sätze sagen wie:

“Der Hohenstein ist ein Naturjuwel und einzigartig.”

Der Hohenstein ist nicht einzigartig. Auch der Rote Stein ist ein Naturjuwel. Die “seltenen Arten” gibt es dort auch. Es kümmert sich nur niemand um sie.

Man kann nur hoffen, dass die Genossen nicht auf dumme Gedanken kommen.

Erleben Sie auch manchmal Wanderglück im Wald? Kennen Sie auch solche schönen Wirtschaftswälder? Schreiben Sie es in den Kommentaren!

Ein Gedanke zu „Wanderglück am Roten Stein

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