Offener Brief von Förster Roland Wirtz an die BBIWS

Seit Dezember 2018 läuft die Online-Petition der Bundesbürgerinitiative Waldschutz (BBIWS). Die Petition protestiert gegen den Umbau der Wälder zu Holzfabriken.1zur Petition siehe auch Von Winnetou und Robin Hood – der SPIEGEL-Artikel über die BBIWS Anfang 2020 veröffentlicht dann ein anonymer Autor der BBIWS unter “Neuigkeiten zur Petition” den Artikel Trotz Waldsterben – der Ausverkauf der Wälder geht weiter! Teil 1 – Saarland.

Der Artikel erscheint zeitgleich auch auf der Homepage der BBIWS in der Rubrik Aktuelles. Ohne den Namen des zuständigen Revierleiters zu nennen, werden schwere Vorwürfe erhoben: u. a. “Ausverkauf der Wälder”, “massive Einschläge in die Laubholzbestände”, Fällen von “sehr vielen alten Buchen, darunter auch Biotopbäumen mit Mulmhöhlen”. Außerdem werde gegen den Masterplan des Umweltministers Jost verstoßen.

Die gleichen Vorwürfe macht auch Klaus Borger von der Bürgerinitiative Pro-Saar-Wald, die offizielles Mitglied der BBIWS ist. Borger zitiert Beiträge eines anonymen Autors mit dem Künstlernamen Widofnir Mimameid.2Beitrag 1 am 12.1.2020 und Beitrag 2 Mimameid gehört zur Facebook-Gruppe Naturschutz im Wald. Seine Fotos finden Sie hier und hier.

Der zuständige Leiter des Reviers Quierschied ist Förster Roland Wirtz. Er hat nur auf Umwegen von den Vorwürfen erfahren. Nun bezieht er in einen Offenen Brief Stellung. Weil die BBIWS den Brief auch nach wiederholten Anfragen nicht veröffentlichen wollte, erscheint er nun hier:

Offener_Brief_Wirtz_BBIWS_03_2020

3 Gedanken zu „Offener Brief von Förster Roland Wirtz an die BBIWS

  1. Lieber Herr Wirtz,
    für mich wird bei ihren Beschreibungen deutlich, wie ernst Sie das Thema nehmen. Mag ja sein, dass es tatsächlich auch Punkte gibt, über die man diskutieren sollte, das kann ich nicht einschätzen. Aber solange Sie Gesprächsangebote machen, die von der Gegenseite ausgeschlagen werden, können Sie von sich sagen, dass Sie alles versucht haben.

    In unserer Region haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Lokalpresse auch sehr für nachhaltige Forstwirtschaft interessiert. Vielleicht bringt es etwas, Kontakt zu Ihrem Lokal- oder Regionalblatt aufzunehmen? Darüber könnten Sie auch einen Druck auf die Gegenseite aufbauen, wenn bei einer öffentlichen Waldbegehung, bei der auch die Presse anwesend ist, sich niemand Ihren Argumenten stellt…

    Bitte lassen Sie sich nicht ärgern, freuen Sie sich am besten über den positiven Zuspruch, den Sie ja sicher auch erhalten!

    Herzlichen Gruß!

    Timme

    • Hallo Herr Timme,
      das stimmt. Positiven Zuspruch gibt es ausreichend. Genauso wichtig ist mir aber auch die konstruktive Kritik. Sonst sonnt man sich ständig im eigenen Erfolg und merkt gar nicht, dass Handlungsbedarf besteht. Aber die Kritik muss sachlich und konstruktiv sein.
      Was mich im konkreten Fall so extrem frustriert, ist in erster Linie, dass sich die BBIWS von Personen missbrauchen lässt, die sich als “Waldretter” stilisieren und nicht davor zurückschrecken wissentlich zu lügen und zu verleumden.
      Ich stelle mich jeder sachlichen und konstruktiven Disskusion; wenn Fehler pasieren muss man diese analysieren und abstellen.
      Aber ich lehne jede Vorverurteilung ab, die auf Fake-News basiert und die ohne Hintergrundrecherche in die Welt hinaus gepostet wird.
      Was wird aus unserer Demokratie, wenn jeder sich das Recht herausnimmt zu lügen und andere zu verleumden?
      Eine BBIWS, die für sich in Anspruch nimmt eine “unabhängige Bürger-Plattform ” zu sein, die über Fehler in der Waldbewirtschaftung berichtet, müsste eigentlich auch so fair sein, zu jedem Vorwurf mindestes 1 Gegendarstellung zu veröffentlichen, damit sich der “mündige Bürger” ein eigenständiges Bild machen kann.
      Dann könnte der Bürger auch im Fall “Quierschied” selber entscheiden, ob die geposteten Fotos “der Ausverkauf des Waldes” oder nachhaltige Waldwirtschaft sind.
      Na ja, mal abwarten wie es weitergeht. Mein Angebot an die BBIWS steht.

      Viele Grüße
      Roland Wirtz

  2. Sehr geehrter Herr Adrian
    Ich danke Ihnen für die Dokumentation des visualisierten Konflikts zwischen den verschiedenen Betrachtungsweisen. Wenn ich mir die Bilder der Holzschläge ansehe ist klar: Es gibt hässlichere Forste und massivere Eingriffe in Waldflächen in Mitteleuropa. Wenn ich dazu aber den Text des politischen „Masterplans“ 2019 als „wahre Absicht“ nehme, dann stelle ich schon Diskrepanzen zwischen „dem Sein der Bilder und dem Schein der opportunistischen Politik“ fest. Dass der angestellte (verantwortliche) Förster so emotional reagiert, hilft in der Sache wenig. Sie entspricht weitgehend der üblichen Abwehrhaltung der Zunft. Sie geht nach anerkannt-guter fachlicher Praxis rasch in zahlenbasierte Rechthaberei und Gegenangriffe über. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Autoren und Vertreter der BBIWS im konkreten Fall keine Lust auf „Diskussionen“ um jeden einzelnen Baum vor Ort bekunden.
    Überzeugte Berufsleute mit Leidenschaft haben es heute in keinem Beruf mehr einfach. Gerade im Forst dominieren doch das tägliche Gejammer und die kurzfristige Politik die wechselhaften Ansichten und kurzfristigen „Massnahmen“. Sie sind weder auf eine langfristige Zielsetzung noch auf die im Forst zu beachtenden Zeitverhältnisse abgestimmt. Herr Wirtz weiss das so gut wie ich. Er verteidigt einfach das, was er die letzten 30 Jahre gemacht hat. Dass die Autoren BBIWS die Vergangenheit in Frage stellen, kann ich im Text nirgends lesen. Hingegen beziehen sie sich auf konkrete Punkte des medienwirksamen „Masterplanes“ im Zusammenhang mit den „kranken“ Wäldern 2019. Auf diese Punkte wiederum geht der für die Holzschläge verantwortliche Förster mit keinem Wort ein. Warum weiss ich nicht. Vielleicht ist der „Masterplan“ für ihn ja gar nicht (oder noch nicht) verbindlich. Fakt bleibt: Die Bilder zeigen Diskrepanzen: Welchen Beitrag liefern die ausgeführten Holzschläge der Erhöhung des Holzvorrats? Was haben die Holzschläge zur Verbesserung des Waldinnenklimas beigetragen? Ich sehe so aus der Ferne, abgesehen von den „Gefahrenbäumen“ keine plausible Begründung für die Holzschläge – ausser: Die Forstwirtschaft muss weitergehen. Dem Forst auf den Bildern würde der Verzicht auf die Holznutzung zweifellos guttun. Daran ändern auch das Liegenlassen des „Abfallholzes“, der rechnerische „Ersatz“ von 1‘200 Litern Heizöl und die Hinweise auf langjährige Absprachen mit domestizierten „Projektpartnern“ nichts.
    Die Realität ist hart. Konflikte und Auseinandersetzungen zwischen „Wald- und Holzlobby“ und ein paar Kritikern sind in der Schweiz haargenau identisch. Die Schweiz hat einfach noch etwas mehr öffentliches Geld für „Naturschutzprogramme“ und Propaganda wie „Holzen für die Natur“ im Waldareal. Dem Wald wirklich helfen wird letztlich nur der weiter sinkende Holzpreis und die absehbare Staatsverschuldung, die angestrebte „Fördergelder“ langfristig in Frage stellt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert