Gefahrvolle Wege an der Steinernen Renne im Harz

Gefahrvolle  Wege? An der Steinernen Renne? Im Harz? Jetzt übertreiben Sie aber! Da doch nicht! Das ist doch ein ausgeschilderter Wanderweg! Ich bitte Sie! Was soll das schon heißen: „Nicht geeignet für Fahrräder und Kinderwagen“?

Ich meine ja bloß … Wenn Sie den Weg gehen wollen, bitte!

Die Leute im Harz werden sagen: „Steil. Steht doch da! Können Sie nicht lesen?“ Und wenn die Leute im Harz „steil“ sagen, dann meinen die auch steil.

Der Weg, um den es geht, führt durch die Steinerne Renne zum gleichnamigen Gasthof. Er hat sogar einen extra Namen: „Kleine-Renne-Weg“.

© OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

Die Schilder oben stehen dort, wo die Brücke über die Holtemme führt und der andere Weg (11 E/D, roter Punkt in Dreieck) zum Gasthof und Brocken abzweigt (siehe rotes Kreuz auf der Karte). Diesen anderen Weg beschreibe ich am Ende des Artikels.

Zunächst aber mein Verriss des Kleine-Renne-Wegs! Den bin ich nicht hinauf-, sondern hinuntergegangen. Und ich habe geflucht und auf die Stadt Wernigerode geschimpft und ich hatte Angst: „Wenn Du hier ausrutscht …“ Nun bin ich über 60. Da kann man natürlich sagen: „Ja, dann! Warum gehen Sie in Ihrem Alter auch so einen Weg! Über 60! Und sich dann beschweren! Selbst schuld!“ Es wird sicherlich viele junge Leute geben, die mit diesem Weg überhaupt keine Probleme haben. Vermutlich gibt es auch Jogger, die ihn hoch joggen oder mit großen Schritten hinunter hüpfen. Allerdings: Mountainbikern werden Sie hier eher nicht begegnen. Nicht hoch und nicht hinunter.

Es gibt eine Erfindung, die nennt sich Serpentinen. Im Harz gibt es eher selten Serpentinen. Dort liebt man es steil. Der Kleine-Renne-Weg führt anfangs tatsächlich im rechten Winkel zu den Höhenlinien. Später wird es nicht viel besser. Früher hat man sogar Stufen gebaut. Schmale und hohe Stufen. Viele dieser Stufen sind mittlerweile so kaputt und verschoben, dass sie allein zum gefährlichen Abenteuer werden können. Vor allem beim Hinuntergehen.

Und dann ist dieser Weg schmal. Ein „Stieg“, wie man im Harz gerne sagt. Sollte man ausrutschen, umknicken oder einen Schwächeanfall haben und talwärts fallen, dann fällt man tief in die Schlucht. Und man fällt nicht weich. Der Harz ist zwar nur ein Mittelgebirge, aber die Betonung liegt auf Gebirge. Von weitem mögen es nur „mittlere“ Hügel sein, von nahem fühlt es sich an wie in den Alpen. Also nicht immer, aber auf diesen Stiegen. Und dieser Stieg hier war nicht nur schmal. An manchen Stellen war er abgerutscht, noch schmaler und schief.

Ich bin auf diesem Weg drei Ehepaaren begegnet, die nicht wie ich hinunter, sondern hinauf gegangen sind. Alle haben mich gefragt, wie weit es noch ist. Der Weg ist zwar „nur“ 2 km lang. Aber er hört und hört nicht auf. Im Harz habe ich häufiger das Gefühl, dass die km-Angaben meiner Smartwatch nicht stimmen: Das war jetzt nur 1 km? Unmöglich! Das muss länger gewesen sein!

© OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

Unten angekommen mündet der steile Pfad in einen breiten, bequemen und ebenen Schotterweg (siehe rotes X auf der Karte). Auf dem kam mir eine junge Familie mit kleinen Kindern entgegen. Wir kamen ins Gespräch und ich warnte vor dem schwierigen Steig. Der Vater glaubte mir nicht. Und die Mutter meinte: „Ach, wir wollten an diesem Nachmittag ein bisschen klettern gehen.“ Das hat sie wirklich gesagt.

Zum Schluss aber zu dem anderen Wanderweg zum Wasserfall/Gasthof Steinerne Renne. Dem Wanderweg 11 E/D. Ob Sie es glauben oder nicht: Oben angekommen, war ich der felsenfesten Überzeugung, da unten habe ein Spaßvogel die Schilder vertauscht! Erstens war dieser Weg ganz bestimmt länger als die auf dem Schild angekündigten 1,6 km und zweitens war dieser Weg doch wohl der steile! Ich wollte zum Brocken und war schon am Wasserfall fix und fertig.

Brücke über die Holtemme am Gasthof Steinerne Renne

Nun gut. Ich habe das gemacht, was allgemein in solchen Fällen geraten wird. (Nein, ich bin nicht umgekehrt.) Aber ich habe Pause gemacht und bin langsam weitergegangen. Und für diejenigen, die meinen, sie könnten sich über alte Leute lustig machen: Ich bin dann den Höllenstieg gegangen. Darüber dann in Kürze mehr.

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