Fassadennaturschutz in Porta Westfalica

Analyse der Bestandsblätter

Hinweis: Die Analyse von Bestandsblätter habe ich auf der folgenden Seite genau erklärt: Analyse von Bestandsblättern.

1.
Der Biotoptyp BT-3719-0063-2012 ist 84,4713 ha groß. Die Unterabteilungen 5002 A und 5003 A haben zusammen eine Fläche von 11,27 ha. Leider hat Herr Barkmeyer keine Karten mitgeschickt, auf denen ihre genaue Lage verzeichnet ist. Ich gehe im Folgenden davon aus, dass beide Unterabteilungen im südlichen Teil des Biotoptyps liegen, d. h. unmittelbar nördlich des Schlangenwegs und westlich des Stöhnebrinkwegs.

2.
Die Überhälter der Uabt. 5002 A sind am Stichtag 1.1.2012 173 Jahre alt. Ihre Bucheckern keimten also im Jahr 1839. Die Überhälter der Uabt. 5003 A sind noch 10 Jahre älter. Die Keimung geschah also 1829. Somit sind die Buchen unvorstellbar alt. Eine historische Karte zeigt, wie Porta Westfalica damals aussah:

Porta Westfalica in der Preußischen Uraufnahme 1836 – 1850 ((Die Webseite Natura 2000-Gebiete in NRW bietet bei “Themen” diese Karte in der Gruppe “Historische Karten”. Um die alte Karte zu sehen, muss man vorher die topographischen Karten und Schutzgebiete wegklicken.))

1829 war Napoleon gerade einmal 8 Jahre tot. In Preußen regierte Friedrich Wilhelm III. Im nahe gelegenen Minden wurde die preußische Festung ausgebaut. 1945 waren die Buchen schon über 100 Jahre alt; damals bestand nur 1 km weiter westlich am Frettholzweg in Hausberge das KZ-Außenlager für jüdische Frauen.

Die Altbuchen stehen nicht auf der ganzen Fläche. Ihr Vorkommen beschränkt sich auf 4,3 ha in Uabt. 5002 A und 1,45 ha in Uabt. 5003 A. Das bedeutet, dass die Altbuchen auf 5,52 ha vollständig abgeräumt worden sind. Auf den restlichen 73,2 ha des Biotoptyps gibt es sowieso keine Altbuchen mehr.

3.
Der Holzvorrat ist in beiden Unterabteilungen erschütternd niedrig: Rechnet man die in den Bestandsblättern angegebenen Erntefestmeter (Efm.) in m3 um, ((Erntefestmeter : 0,8 = Vorratsfestmeter; Vorratsfestmeter = m3)) so kommt man auf  209 m3 pro ha in Uabt. 5002 A und 163 m3 in Uabt. 5003 A. Ein Vergleich verdeutlicht, wie wenig Holz das ist: Der durchschnittliche Holzvorrat im Wald beträgt laut dritter Bundeswaldinventur 336 m3 pro ha. ((siehe Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Der Wald in Deutschland – Ausgewählte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur, Berlin 22016, S. 29)) In Buchenwäldern liegt der durchschnittliche Holzvorrat sogar noch etwas höher, nämlich bei 356 m3. ((Norbert Panek, Deutschland, deine Buchenwälder – Daten – Fakten – Analysen, Vöhl-Basdorf 2016, S. 102)) Anders ausgedrückt: In Uabt. 5002 A steht 41 % weniger Holz als im Durchschnitt und in Uabt. 5003 A sogar 54 % weniger.

Auch das Praxishandbuch – Naturschutz im Buchenwald stellt den beiden Unterabteilungen ein miserables Zeugnis aus, denn:

“In fünf von sieben naturnah bewirtschafteten Beständen lag der Vorrat bei mindestens 400 m3.” ((Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft Brandenburg (Hg.), Praxishandbuch – Naturschutz im Buchenwald. Naturschutzziele und Bewirtschaftungsempfehlungen für reife Buchenwälder Nordostdeutschlands, 22016, S. 48, Hervorhebung von F.-J. A.))

Noch erschütternder wird es, wenn man den Holzvorrat nicht mit einem deutschen Wirtschaftswald vergleicht, sondern mit dem Buchenurwald von Uholka in der Ukraine. Dort beträgt der Holzvorrat 586,6 ± 21,4 m3 pro ha. ((siehe Brigitte Commarmot, Meinrad Abegg, Urs-Beat Brändli, Martina L. Hobi, Mykola Korol, Adrian Lanz: Main results. In: Commarmot, B.; Brändli, U.-B.; Hamor, F.; Lavnyy V. (Hg.): Inventory of the Largest Primeval Beech Forest in Europe. A Swiss-Ukrainian Scientific Adventure. Birmensdorf, Swiss Federal Research Institute WSL; L’viv, Ukrainian National Forestry University; Rakhiv, Carpathian Biosphere Reserve, 2013, S. 46, Tabelle 6.4)) Im Buchenurwald steht dreimal mehr Holz als in den beiden Unterabteilungen.

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