Dr. Peter Meyer ist Leiter der Abteilung für Waldnaturschutz in der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) in Göttingen und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat für Waldpolitik. Ich habe ihm nach meiner Wanderung über den Höllenstieg zum Brocken eine E-Mail geschrieben und gefragt, ob er vielleicht eine Erklärung für die vielen Ebereschen im Brockenurwald hat.
Sehr geehrter Herr Dr. Meyer,
wir hatten vor Jahren einmal einen E-Mail-Austausch zum NLP Harz. Ich erinnere mich noch gerne daran. Damals war ich auf meiner Webseite sehr kritisch mit dem NLP umgegangen: Kahlschläge, Wildverbiss usw. Sie waren sehr viel diplomatischer, hatten aber am Bsp. des Bruchbergs die Schäden durch Rotwild an den Laubbäumen und insbesondere der Eberesche sehr gut dokumentiert.
Ich war wieder im NLP und traute meinen Augen nicht: überall Ebereschen! Nicht verbissen. 2 m hoch, 3 m hoch. Am Eckerlochsteig und am Höllensteig geradezu eine „grüne Hölle“. Wunderschön! (Ehrlich! Ohne Ironie!)
Meine Frage an Sie als Fachmann:
Was ist da los im Fichten-Bergwald des NLP? Woher kommen denn plötzlich die vielen unverbissenen Ebereschen? Das kann doch nicht nur am Verhau aus toten Fichten liegen, oder doch? Ist das alles nur vorübergehend so wie am Bruchberg damals?
Für eine kurze Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar, denn – ehrlich – ich traue meinen Augen und meinem Optimismus nicht!
Kurz davor, Lobeshymnen auf den NLP zu singen:
Viele Grüße
gez. Franz-Josef Adrian
Anfang Juli 2025 hat Dr. Peter Meyer mir geantwortet:
Sehr geehrter Herr Adrian,
Ja, das ist sicher eine sehr erfreuliche Entwicklung, die vermutlich auch noch nicht vollständig verstanden ist. Meine Interpretation wäre, dass sich hier die durchaus gestiegene Anzahl an Samenbäumen (Walderneuerungsprogramm Harz 1980er Jahre, Fortführung von Pflanzung und Zaunschutz von Ebereschen im Laufe der letzten Jahrzehnte) mit den günstigen Bedingungen für Ansamung und Aufwachsen auf den Störungsflächen (welche Rolle hier der Verhau spielt, müsste genauer betrachtet werden) zu einem selbstverstärkenden Prozess mit dem Ergebnis einer exponentiell ansteigenden Zahl an Jungpflanzen verbinden. Der Einfluss des Schalenwilds bleibt angesichts der hohen Pflanzendichte sowie des günstigen Äsungsangebot auf den Störungsflächen gering. Ich würde nicht davon ausgehen, dass dieser Impuls nur vorübergehend ist, sondern dass diese Etablierungswelle zwar abebbt, sich dann aber in den zukünftigen Waldbeständen widerspiegelt. Eigentlich unnötig zu sagen, dass die Zukunft unter Klimawandel sehr unsicher ist.
Anbei noch eine ältere Arbeit zu diesem Thema.
Mit besten Grüßen
gez. Peter Meyer