Naturgemäße Forstwirtschaft und Jagd – Lucas von Fürstenberg

Weißtannen

Vor 10 Jahren habe sein Vater Weißtannen gepflanzt: über das ganze Revier verteilt so immer 200 Pflanzen, Voranbau unter Fichte, 80 Stellen insgesamt. Es sei relativ unterschiedlich, wie gut das geklappt hat. Das liegt zum einen am Wildeinfluss, zum anderen am fehlenden Licht. Denn seit 2019 wurde hier nur sehr wenig, eigentlich gar keine normale Forstwirtschaft mehr gemacht: man habe “immer nur hinter Katastrophen her geräumt”. Und deswegen sind die mittelalten Fichtenbestände, die der Käfer noch nicht gefressen hat, eigentlich alle zu dunkel.

Jetzt im Herbst werden sie wieder anfangen und endlich mal wieder normale Durchforstungen machen. Fürstenberg zeigt auf einen Bestand, den sie vor vier Jahren schon mal ausgezeichnet hatten. Das sieht man schon gar nicht mehr: die Farbe ist weg, weil sie in der Zwischenzeit nur noch hinter dem Käfer her waren.

Er verweist auf eine Gruppe von Weißtannen: dort haben sie an den vier Ecken jeweils um eine Tanne einen Einzelschützer gemacht. Diese vier Tannen bilden dann die Kontrollgruppe, um zu überprüfen, ob es am Licht oder am Wild liegt, wenn sie zu langsam wachsen. Außerdem kriegt man dann mindestens diese vier pro Gruppe durch. Bei der Gruppe, auf die er gezeigt hat, sieht man, dass die auch im Schutz noch nicht besonders beeindruckend gewachsen sind. Immer da, wo die Tannen nicht gut wachsen, sei es eine Mischung – teilweise Wildverbiss, aber eben auch fehlendes Licht.

Etwas später zeigt Fürstenberg auf eine andere gepflanzte Weißtannengruppe. Der Schirm darüber ist jetzt weg. Die Gruppe war nicht geschützt und man sieht jetzt, dass die Tannen auch ohne Schutz auf jeden Fall raus sind aus dem Rehwildäser.

Weißtannen ohne Schirm und ohne Einzelschutz

Kurz vor dem Ende der Exkursion fahren wir durch eine Fläche, wo ein paar Douglasien und verschiedene Tannen drin sind, die nicht der Vater, sondern schon der Großvater angepflanzt hatte – aber nicht unter Fichten, sondern unter Buchen. Unter der Buche haben sie es nicht so leicht, deswegen müsse man hier immer mal wieder helfen und Licht schaffen, indem man ein oder zwei Buchen fällt. Dann kommen die Tannen auch mit. Mittlerweile wachsen hier sogar schon naturverjüngte Tannen, die groß genug sind, dass sie vom Reh nicht mehr verbissen werden können. Aber wenn er nicht immer mal wieder ein oder zwei Buchen abhacken würde, dann würden die kleinen Tannen nicht weiter wachsen. Und wenn sie dann 20 Jahre so klein bleiben, dann kommt irgendwann da schon einmal ein Reh vorbei. „Also da wollen wir uns nichts vormachen!“

Weißtanne am Wegesrand in einem Buchenbestand, vorne links eine kleine Eiche

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