Jagd
Ich möchte wissen, ob es Probleme gibt, wenn Fürstenberg hier so intensiv jagt. Wird er etwa schief angeguckt? Gibt es da Querelen?
Er meint, mittlerweile sei das nicht mehr ganz so dramatisch. Am Anfang, als sie die Jagd umgestellt haben, da war es allerdings schon ein Riesenthema. Sie hatten z. B. nach Kyrill eine Zeitlang eine Sondergenehmigung, dass sie im Herbst schon Böcke schießen durften – was ja jetzt alle dürfen – aber das sei ja immer eine heilige Kuh gewesen. Sie haben auch gar nicht mehr Böcke geschossen als vorher, sondern sie haben insgesamt mehr Rehwild geschossen, weil man nicht mehr so lange gucken musste, ob es ein Bock oder eine Ricke ist. Und das war damals schon ein Riesenthema. Und auch jetzt gibt es immer mal wieder empörte Leserbriefe, wenn ein Artikel in der Zeitung ist, wo es um ihre Jagd geht. Angeblich würden sie hier einen „Holocaust am Rehwild“ machen.
Interessiert sich die Presse denn überhaupt dafür? Es gibt ja angeblich Förster, die Angst haben, viele Rehe zu schießen, weil dann radikale Tierschutz-Aktivisten zusammen mit der Bild-Zeitung anrücken.
Fürstenberg wehrt entschieden ab: Nein nein nein! Die Presse sieht das gar nicht kritisch, sondern die kommen und fragen: Wie macht Ihr das hier? Sie fragen nach Klimawandel und Waldumbau. Und Jagd ist natürlich ein wichtiger Bestandteil davon.
im Hintergrund ein Hochsitz an einem KäferlochFürstenberg nennt ein Beispiel für seine Jagd: Im Revier Rüspe haben sie einen riesigen Fichten-Bestand, so ungefähr 30- oder 35-jährig. Da drunter ist es natürlich noch ziemlich dunkel und da ist jetzt ein Käferloch drin. Das haben sie jetzt mit Eichen bepflanzt. Das sei natürlich schon eine Herausforderung für die Jagd! Denn es gibt dort überhaupt keine andere Äsung im weiten Umkreis und deswegen wird da natürlich die Eiche der absolute Magnet sein. „Schau’n wir mal, ob wir das hinkriegen!“ Als erstes haben sie einen Hochsitz direkt neben den Eichen gebaut. Der Jäger muss da jetzt „richtig Druck drauf machen“. Er wird dort sicherlich 10 Rehe schießen können. Zur Sicherheit werden wir jetzt aber auch einmal Trico benutzen – ein biologisches Mittel, wo man die Spitze einmal mit eintunkt. Fürstenberg gibt zu: Das sind natürlich Zusatzkosten. Aber er ist vorsichtig. Denn es nütze ja jetzt auch nichts, wenn man sagt, das muss aber jetzt ohne gehen. Und dann geht es doch nicht und dann ist man hinterher der Dumme. Die Eichen müssen jetzt einen Winter schaffen, dann sind sie aus dem Gröbsten raus.
Ich frage, wie häufig dieser Jäger denn jetzt kommen muss. Der soll gar nicht so häufig kommen, stellt Fürstenberg richtig. Der soll nicht häufig, sondern möglichst effektiv jagen. Außerdem ist es im Revier Rüspe so, dass sie da auch Rotwild haben. Und das ist immer noch eine andere Jagd, als wenn es nur Rehwild ist. Denn wenn man dann die ganze Zeit draußen sitzt, dann steht das Rotwild nur noch im Bestand und macht Schaden und schält die Rinde. Die brauchen schon auch Ruhe, damit sie rauskommen aus der Dickung und da äsen, wo sie keinen Schaden machen und es niemanden stört – z. B. am Weg, wo sie dann Gras fressen. Deshalb jagen sie dort auch in Intervallen: da kommen dann die Jäger geballt an einem Wochenende und dann sind 15 Leute draußen und dann ist wieder zwei Wochen Ruhe.
DrückjagdbockWie häufig machen sie Drückjagden? Im Revier Brabecke machen sie nur eine einzige große Drückjagd und dafür dann in bestimmten Ecken noch mehrere kleinere Drückjagden mit vielleicht nur 10 Schützen. Das führe zu weniger Beunruhigung und sei eigentlich effektiv.
Nach oben
Zurück zur Einleitung
Nächste Seite: Weißtannen