Wuchshüllen und Grundsatzdiskussionen
Auf der Homepage des Forstbetriebs hatte ich ein Foto von Pflanzungen mit vielen Wuchshüllen gesehen.
Ich frage Herrn Fürstenberg danach, denn Wuchshüllen sind eigentlich ein Zeichen dafür, dass es zu viele Rehe im Revier gibt und zu wenig gejagt wird.
Fürstenberg nennt zwei Gründe für die Wuchshüllen: zum einen ist es eine Vorsichtsmaßnahme gegen Verbiss. So hat Fürstenberg am Weg immer wieder ein bisschen Baumhasel, Schwarznuss und Esskastanie gepflanzt. Davon hat er jetzt jeweils 300 Stück im ganzen Revier. Da macht er mal am Anfang eine Wuchshülle herum. Er hat jetzt auch schon Esskastanie ohne Hüllen gepflanzt, das geht auch, aber er ist vorsichtig. Denn er pflanzt die mit seinen eigenen Händen und das ist ihm dann auch zu schade, dass dann irgendwie doch einmal ein Bock vorbeikommt und die fegt. Dann mache er dann doch lieber eine Wuchshülle drum. Direkt am Weg hat er auch Walnüsse gepflanzt: Auch da hat er dann um jede Zweite mal einen Einzelschutz drumgemacht, damit man die durchkriegt. Er findet, da darf man nicht zu dogmatisch sein und sagen, das gehe gar nicht.
Es gibt noch einen zweiten Grund für Wuchshüllen: Fürstenberg zeigt auf vier Schwarznüsse, die er im Frühjahr gesät hat. Mit Hilfe der Hüllen findet er die ganz einfach wieder in dem ganzen Gestrüpp. Er hätte nichts gewonnen, aber viel verloren, wenn er auf die Hüllen verzichten würde. Denn wenn die Konkurrenzvegetation dann meterhoch ist und er seine Schwarznüsse nicht mehr findet, dann werden die ausgedunkelt. Dann hat er die sich mühsam selber angezogen, ausgepflanzt und viel Arbeit reingesteckt und dann gehen die ein. Er will aber, dass da was draus wird. Etwas anderes wäre es, wenn er das auf der ganzen Fläche mache, dann ist das auch nicht schlimm, wenn ich die nicht alle wiederfindet. Aber wenn er da nur so einzelne hat und die wegen der Hüllen gut sichtbar sind, dann findet er die. Und wenn die oben herausgucken, dann sind die auch über die Himbeere oder andere Konkurrenz raus und dann findet man sie ja sowieso wieder. Dann braucht er die Schutzhülle auch nicht mehr und kann sie woanders wieder verwenden. Auch wenn direkt am Weg gepflanzt wird und da sonst nicht viel anderes steht, dann braucht er die Hüllen auch nicht, dann macht er da nur einen Pin daneben. Aber gerade auf Himbeerflächen oder wenn die Fläche so vergrast, dann sind Hüllen schon immer ganz angenehm.
Er kennt die Diskussionen, die gerade in der ANW laufen: die Grundsätze würden neu gefasst. Da ist dann auch ein Grundsatz dabei, dass nur 100 % organisches Material als Einzelschutz verwendet werden darf. Das werde er nicht machen, weil seine Hüllen, die kann er dreimal verwenden. Die sind für 3 Jahre, dann gucken die Bäumchen oben raus und dann nimmt er die weg und packt sie woanders hin. Das sei besser als so eine Wuchshülle aus organischem Material für den drei- oder vierfachen Preis zu kaufen, die er dann nur einmal verwenden kann. Er hat hier auf der ganzen Fläche vielleicht insgesamt 500 Wuchshüllen, die dann immer rotieren und mehrfach verwendet werden.
Ich nenne als Gegenargument, dass die Wuchshüllen aus Plastik doch Mikroplastik freisetzen würden. Das könne wohl auch sein, erwidert Fürstenberg. Aber man muss irgendwie so ein bisschen auch gucken, was dann am Ende bei rauskommt. Ob man dann das letzte Nanogramm Mikroplastik weghaben will, oder ob man das große Ganze in den Blick nimmt und guckt, wie man am Ende seinen ganzen Betrieb am Laufen hält. Man dürfe sich nicht verzetteln und sich nicht im Mikromanagement mit Mikroplastik verlieren.
In seinem Revier ist es ja nicht so, dass komplette Flächen 1 m x1 m mit diesen Wuchshüllen voll gestellt sind. Das sehe ja in manchen Revieren oft genug aus wie auf einem Soldatenfriedhof! Und dann käme noch hinzu, dass die dann auch nie mehr abgebaut werden. Teilweise seien die Pflanzen schon 5 m hoch und da drum seien immer noch so alte Hüllen. Da sieht er das ein, dass das ein Problem geben könnte mit Mikroplastik. Aber wenn er die nach drei Jahren abbaut und wiederverwendet, dann sind die ja noch komplett gut. Viel Mikroplastik kann da noch nicht von abgetragen sein. Fürstenberg findet, immer, wenn es dann zu dogmatisch wird, dann wird es auch schwierig.
Er zeigt auf Esskastanien, die er dieses Jahr gezogen hat – ohne irgendeinen Schutz. „Gucken wir mal, ob die nicht verbissen werden! Ein bisschen Risiko ist immer.“
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