Naturgemäße Forstwirtschaft und Jagd – Lucas von Fürstenberg

Eichen und Dauerwald

Überall, wo ein bisschen mehr Licht ist – gerade auch an Wegen – findet man immer wieder Eichen. In der Buchennaturverjüngung gehen sie aber unter. Die schneller wachsenden Buchen überwachsen die Eichen, nehmen ihnen das Licht und “machen dicht”. Die Frage, was man mit den Eichen machen soll, ist laut Fürstenberg eine Grundfrage. Wenn man Ernst machen würde mit naturgemäßer Waldwirtschaft, dann gäbe es irgendwann keine Lichtbaumarten wie die Eiche mehr.

Im Revier gibt es viele Buchen-Eichen-Mischbestände, da verschwindet die Eiche, denn eine erfolgreiche Naturverjüngung ist wegen der Buche nicht möglich. Ein künstliches Eingreifen zugunsten der Eiche kann der Forstbetrieb nicht finanzieren. Dann müsste man ja so viel eingreifen! Das geht nicht. Das könne vielleicht so ein Landesbetrieb-Förster, meint Fürstenberg, der dann seine Waldarbeiter da hinschickt.1siehe dazu: Wie verjüngt man Eichen im Buchenwald?

Eiche (roter Pfeil) am Weg, von Fichten und Tannen bedrängt

Etwas anderes sei es, wenn man sowieso Schlagpflege betreibt und den Bestand durchforstet; dann ist schon der Auftrag an die beiden Waldarbeiter des Reviers, dass, wenn sie Eichen oder Kirschen oder irgendwelche Minderheiten finden, dass sie denen helfen. Aber diese Minderheiten müssen dann bis zu diesem Zeitpunkt auch durchgehalten haben und das sind natürlich nicht mehr viele.

Fürstenberg nennt noch ein anderes Problem mit naturverjüngten Eichen: Weil die immer so verstreut und einzeln vorkommen, werden die manchmal nicht so hübsch. Denn die bräuchten eigentlich mehr Seitendruck, damit sie schön gerade nach oben wachsen. Eine Eiche mitten auf einer Freifläche oder an einem Weg hat diesen gleichmäßigen Druck von allen Seiten aber nicht. Das hat man dann eher in der Pflanzung oder wenn man eine teppichartige Naturverjüngung hätte.

Direkt am Weg stehen viele Eichen. Sie sind auch aus dem fahrenden Auto gut sichtbar. Gerade an Wegen stehen sie überall im Revier, denn dort ist ein bisschen mehr Licht und dann haben sie eher eine Chance. Die haben sie natürlich auch auf den Kyrill-Flächen: dort findet man überall naturverjüngte Eichen aus Hähersaat. Allerdings sind sie mitten auf den dicht bewachsenen Kyrill-Flächen natürlich nicht so leicht vom Auto aus sichtbar – schon gar nicht für das ungeübte Auge eines Laien. Wie dem auch sei: Wo es auf jeden Fall viel schwieriger ist mit der Eichenverjüngung, das ist in den Alteichen-Beständen. Denn – so Fürstenberg – wenn da auch die Buche ist, macht die alles dicht.

Die Eiche braucht also Freiflächen. Fürstenberg macht auf ein Problem aufmerksam: Die Freiflächen wolle man in Zukunft aber gar nicht mehr haben! Im von der ANW favorisierten Dauerwald gibt es ja keine Freiflächen! Da stelle sich dann schon die Frage, wo dann die Eiche noch ihren Platz hat. Man könne nun natürlich sagen, bis der Dauerwald da ist, das dauert noch ewig und wenn man irgendwo im Revier eine alte Eiche hat, dann wird die auch die Freifläche finden, weil der Häher die da hinbringt. Von daher bräuchte man eigentlich keine Angst um die Eiche haben – zumal die Eiche ja auch sehr alt werden kann. Von daher hätte man auf jeden Fall immer noch die Option auf Eichen-Naturverjüngung: irgendwo gibt es immer noch Störungen, wo freie Flächen entstehen. Dann hat man ja wieder Platz für Eichen der nächsten Generation. Die würden also nicht ganz verschwinden, davon ist Fürstenberg überzeugt.

Ihm fällt ein, dass sich da nicht nur die ANW, sondern auch der Naturschutz schwer tue mit seiner Argumentation: Man sagt, der Spessart ist so schön mit den Eichen! Aber man vergisst, dass das ja auch eine Kulturlandschaft ist. Denn die Eichen seien da auch nicht von selber hingekommen in den Buchenwald! Das war “viel Blut und Schweiß”, die da hochzubringen zwischen den Buchen. Da musste immer wieder eingegriffen werden. Im Buchenurwald sei nicht mehr viel Platz für die Eiche oder überhaupt für irgendwelche anderen Baumarten, wenn man es genau nehme.

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