Frage 6: Sukzession von Spätblühender Traubenkirsche im Offenland
Schlammwüsten im Douglasienwald in PafferscheidDie Spätblühende Traubenkirsche stammt aus Nordamerika und zählt zu den problematischsten invasiven Arten in Europa (invasiv = gebietsfremde Art, die heimische Arten verdrängt). Ursprünglich wurde sie als Ziergehölz für Gärten und Parks bereits Mitte des 17. Jahrhunderts eingeführt. Heute wird sie aufgrund ihrer starken Ausbreitung und Verdrängung heimischer Arten vielerorts bekämpft. Auch im Nationalpark Eifel finden sich bereits einige Vorkommen. Man muss davon ausgehen, dass diese sich in Zukunft weiter verbreiten werden und auf vielen Flächen zu einer starken Minderung der Artenvielfalt führen. Bisher hat die Nationalparkverwaltung keine Maßnahmen ergriffen, um gegen die Spätblühende Traubenkirche vorzugehen.
Mögliche Methoden wären das Umschneiden oder Ringeln (Abschälen der Rinde an stehende Bäumen/Büschen) vorhandener Pflanzen. Nachteilig ist, dass die Pflanzen immer wieder neu ausschlagen. Daher müssten diese Maßnahmen über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Auch das Ausgraben der Baumstümpfe, nachdem die Bäume/Büsche abgesägt wurden, ist eine Möglichkeit um eine Verbreitung über die Wurzeln, eine sogenannte “Wurzelbrut”, zu vermeiden. Diese Variante ist aber mit dem Einsatz erheblicher technischer Mittel oder aber schwerster körperlicher Arbeit (hoher zeitlicher und finanzieller Aufwand) verbunden.
Eine neue – biologische – Methode, die sich jedoch noch in der Erprobung befindet, ist das Umschneiden der Pflanzen und das anschließende Bestreichen der Schnittstellen mit dem Myzel des heimischen Violetten Knorpelschichtpilzes (Chondrostereum purpureum), wodurch die infizierten Pflanzen kein Laub mehr bilden und somit absterben. Bisherige Versuche verliefen jedoch noch nicht vollständig zufriedenstellend; an der Verbesserung der Methode wird derzeit gearbeitet.
Frage 6
Wie ist Ihre Meinung dazu? Bis 2024 sollte die Spätblühende Traubenkirsche im Nationalpark Eifel…
- mit allen Mittel bekämpft werden
- erst nach Erforschung neuer Methoden bekämpft werden
- gar nicht bekämpft werden
- Enthaltung
Begründung: Bitte begründen Sie Ihre Meinung!
Auf besagter Fachtagung 2006 war ein Professor nicht eingeladen, der die Diskussion um Douglasie und Traubenkirsche mit Sicherheit ordentlich aufgemischt hätte: Josef H. Reichholf, emeritierter Professor für Zoologie und Evolution an der TU München, Autor zahlreicher Bücher und früher bei der IUCN und dem WWF tätig.
Reichholf hält die Unterscheidung zwischen nicht-heimisch und heimisch für völlig willkürlich und wissenschaftlich nicht haltbar. Viele Arten, die bei uns heute als heimisch gelten, sind in Wirklichkeit in den vergangenen Jahrhunderten eingewandert. Rosskastanie, Marderhund, Waschbär, Feldhasen, Fasane, Feldlerche, Feldhamster, Kartoffel, Mais, Weizen, Gerste, Hafer: Alle sind “Zuwanderer der Vergangenheit”. Alle Ackerwildkräuter wie z. B. Kornblume, Mohn und Kornrade sind invasive Arten. Die Landwirtschaft bekämpft sie “mit allen Mitteln”.
Reichholf mahnt:
Die Wortwahl bei der Kennzeichnung der fremden Arten erinnert in fataler Weise an den Jargon des Nationalsozialismus, wenn “die Fremden” das Echte, das Heimische bedrängen. “Ausgemerzt” sollen sie werden, so die Forderung. Vorurteile beherrschen die Diskussion um die frendem Arten. Die “Neuen” sind alles andere als willkommen. Sie sollen ausgerottet werden, um die heimische, das heißt die “richtige” Tier- und Pflanzenwelt nicht zu verfälschen oder zu bedrohen (Naturschutz – Krise und Zukunft, S. 63).
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