Meinungsmache durch Online-Abstimmung

Meinungsmache statt Meinungsumfrage

Die angebliche Meinungsumfrage ist überhaupt keine. Bei welcher Meinungsumfrage wird einem vor jeder Frage zunächst ein langer Informationstext präsentiert? Als Leser hat man eher den Eindruck, an einer Prüfung in der Schule teilzunehmen. “Bitte begründen Sie Ihre Meinung!”

Die acht Informationstexte wimmeln von forstwirtschaftlichen und ökologischen Fachbegriffen. “Pionierbäume”, “Sonderstandorte”, “natürliche Sukzession”, “Initialpflanzungen”, “Zone 1a”, “Zone 1b”, “Zone 1c”, “Etablierung”, “Umschneiden”, “Konkurrenzdruck”, “Schlagflächen”, “Myzel”, “Verjüngungspotential”, “devonischer Kermeter”, “vorgezogene Prozessschutzzone”, “Setzzeiten”, “Bringung”, “Tragbänder”, “Grenzvorgabe”, “Befahrungslinien”. Wer soll das verstehen? Biologie-Leistungskurse? Da werden Fragen mit Klammern und Einschüben formuliert, die über 5 Zeilen gehen. Warum merkt der für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständige Forstdirektor Michael Lammertz nicht, dass man hier Texte ausschließlich für die Bildungsbürger verfasst? Und die werden sich durch die manipulativen und suggestiven Texte nur verhohnepiepelt vorkommen.

 

“Schlagfläche” in “Zone 1c” in Pafferscheid mit Messstation des TERENO-Projekts

 

Wenn man die Texte verstanden hat und ernst nimmt, kann man die Fragen immer nur auf eine einzige Art und Weise beantworten: im Sinne der Antworten, die das Forstamt hören will. Es ist so, als würde man einen Multiple-Choice-Test ausfüllen, bei dem nur eine Antwort richtig ist. So werden beispielsweise im Text zur Frage 8 zunächst sämtliche Vorzüge der im Park eingesetzten Technik genannt, um dann zu fragen, wie man die Technik findet. Was soll man da anderes als “gut” anklicken? Die Texte sind immer einseitig und schildern nur die Position der Nationalparkverwaltung. Sie bieten kein Pro und Contra. Wie soll sich der Teilnehmer eine eigene Meinung bilden, wenn er nur mit einseitigen Informationen gefüttert wird?

Viele Fragen sind Suggestivfragen: “Wie bewerten Sie die Entfernung der jungen Douglasien bis 2024, um hierdurch die Entwicklung heimischer Laubmischwälder zu unterstützen bzw. sicherzustellen?” Wer ist schon gegen heimische Laubmischwälder?

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