Oder sollte doch wieder das liebe Geld der Antrieb zu solchem Tun sein?”
Werner Otto
“Keine Großtat des Naturschutzes” – Leserbrief von Werner Otto in der HNA vom 25. November 2015
Unter dem Leserbrief von Forstamtsleiter Leicht ist ein zweiter Leserbrief abgedruckt. ((Das Original können Sie hier als PDF-Datei herunterladen.)) Leserbriefschreiber Werner Otto ist pensionierter Förster und arbeitete bei den Stiftungsforsten Kloster Haina. Er spielte als Gegner des Kahlschlags schon im Presseartikel von Lokalo24.de vom 25. November 2015 eine wichtige Rolle:
Keine Großtat des Naturschutzes
Thema: Kahlschlag am Wüstegarten Jesberg
In den Herbstferien wandere ich auf dem Kellerwaldsteig vom Exhelmerstein zum Wüstegarten. Im Bereich der „Mausefalle“ traue ich meinen Augen nicht: Kahlfläche soweit das Auge reicht. Unter völlig unzureichenden Sicherheitsmaßnahmen (einige Flatterbänder in der Landschaft) werden weiter Fichten auf dem Wanderweg gefällt.
In dem Artikel wird nun diese radikale Maßnahme als eine Großtat des Naturschutzes verkauft. Aber wie verträgt sich eine solche, in der modernen Forstwirtschaft verpönte Maßnahme mit der Zielsetzung für das Naturschutzgroßprojekt am Hohen Keller, nämlich einer naturschutzoptimierten Waldbewirtschaftung, die Nadelholzwälder behutsam zu standortgerechten Laubmischwäldern unter größter Rücksicht auf Bodenpflanzen umwandeln will.
Oder sollte doch wieder das liebe Geld der Antrieb zu solchem Tun sein: „Wir bekommen Fördergelder und wenn wir sie nicht abrufen, sind sie weg.“ Aber auch Fördergelder fallen nicht vom Himmel und müssen erst durch Steuern eingenommen werden und sollten daher sinnvoll eingesetzt werden.
Zum Glück regelt die Natur vieles selbst und wird auch diese Wunde mit der Zeit schließen. Es ist jedoch andererseits zu befürchten, dass weiter abgeholzt wird, sei es als sogenannte Naturschutzmaßnahme oder zum eventuellen Bau des Wetterradars.
Werner Otto
Dodenhausen
Kommentar
Ottos Leserbrief ist mir durchaus sympathisch. Er beruft sich auf eine offizielle Webseite des Naturschutzgroßprojektes: “Maßnahmen – Hoher Keller – Wüstegarten”. Dort steht:
“Am „Wüstegarten“ werden in einem ersten Schritt aus Buchen-Altbeständen Nadelgehölze behutsam entfernt und die Umwandlung von Nadelgehölzen in Laubwald eingeleitet. Die Maßnahmen werden mit größter Rücksicht auf Laubhölzer, Bodenpflanzen und den historischen Ringwall durchgeführt. Wo erforderlich wird auf den Einsatz von schweren Maschinen verzichtet und mit Rückepferden gearbeitet.” ((Hervorhebungen von mir; hier können Sie eine PDF-Datei der Webseite herunterladen))
Das Problem ist, dass für moderne Förster alles irgendwie “behutsam”, “schonend” und “rücksichtsvoll” ist. ((siehe dazu auch den Flyer über “Naturschutzoptimierte Waldbewirtschaftung”)) Harvester und Rückegassenabstände von 20 m werden dem Laien für gewöhnlich als besonders “bodenschonend” verkauft. Und kaum verzichtet man auf Harvester und Forstspezialschlepper und setzt Rückepferde ein, wird aus einem Kahlschlag geradezu ein Segen für die Natur. Pferde sehen ja auch so niedlich aus!
Und noch in einem anderen Punkt möchte ich Otto widersprechen. Im letzten Abschnitt behauptet er:
“Zum Glück regelt die Natur vieles selbst und wird auch diese Wunde mit der Zeit schließen.”
Ich war im letzten Jahr Opfer eines Fahrradunfalls mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen. Ich kann Otto versichern: Vieles regelt die Natur nicht selbst. Und es gibt viele Wunden, die sie nicht schließt. Auch nicht mit der Zeit. Tut sie nicht.
Nach oben
Zurück zur Einleitung
Nächste Seite: “Standort nicht trocken” – Leserbrief von Lothar Klitsch in der HNA vom 2. Dezember 2015