Umstrittene Klage von Peter Wohlleben und Pierre Ibisch gescheitert

„Bei jedem Gang aus dem Haus entdeckte sie einen neuen Kahlschlag, sie hörte das Baumsägen bis in den Schlaf.“
Brigitte Kronauer, Die Verfluchung1in: Die Kleider der Frauen

Exkurs: Die zwei Bürgerinitiativen gegen den Kahlschlag in Montabaur

Hinweis: Beim folgenden Text handelt es sich um meine ganz persönliche Meinung. Bürgerinitiative kürze ich mit BI ab.

Einleitung

Es ist ein Wunder, dass es 2021 überhaupt eine BI gegen den Kahlschlag auf der Montabaurer Höhe gab. Ein Wunder ist es deswegen, weil es zu den unzähligen anderen Kahlschlägen in diesen Jahren keine BIs gab.2Gegen die Kahlschläge am Lörmecke-Turm im Sauerland z. B. gab es meines Wissens überhaupt keinen Protest, geschweige denn eine BI. Ein noch größeres Wunder ist, dass es nicht nur eine, sondern sogar zwei BIs gab. Kein Wunder dagegen ist, dass es beide BIs heute offenbar nicht mehr gibt.

Die BI „Dein Wald“ aus Höhr-Grenzhausen

Bei meiner Recherche zu dem Kahlschlag auf der Montabaurer Höhe stoße ich auf einen Artikel der BBIWS: RLP – Raubbau auf er Montabaurer Höhe (unterer Westerwald). Der Artikel ist vom 24. Mai 2021 und zitiert einen Bericht der BI „Dein Wald“ auf Höhr-Grenzhausen, einer Stadt mit knapp 10.000 Einwohnern 10 km westlich der Montabaurer Höhe.

Der Bericht erwähnt gleich zu Beginn eine weitere BI mit Namen „WaldZukunft“ in Hillscheid. Das ist ein kleiner Ort mit rd. 2.500 Einwohnern unmittelbar südlich von Höhr-Grenzhausen. Sie ist die ältere der beiden BIs und hat schon zwei Gutachten in Auftrag gegeben: eine bei der Uni Koblenz-Landau und eine bei der Waldakademie Wohlleben.

„Beide kommen zu einem besorgniserregenden Ergebnis, bieten aber auch Empfehlungen für zukünftige Vorgehensweisen. Dies veranlasst auch uns eine Initiative zu gründen, um unseren gemeinsamen Wald wieder regenerieren zu lassen.“

Diese Gründung muss im Frühjahr 2021 erfolgt sein, denn auf Facebook findet sich der folgende Eintrag vom 14. März 2021:

Am selben Tag postet die BI auch Fotos:

Wo genau die Fotos entstanden sind, wird leider nicht deutlich. Ob es sich um die Sanitärhiebe handelt, gegen die Wohlleben ein halbes Jahr später klagt, bleibt unklar, denn auch gefällte Buchen sind zu erkennen.

Zwei Monate später startet die BI dann eine Online-Petition: Alle Baumfällungen auf der Montabaurer-Höhe sofort stoppen!

Schnell werden 500 Unterschriften erreicht. Dann aber unterschreibt niemand mehr. Am 18. Juni fordert man noch einmal zum Unterschreiben auf:

Es nützt nichts. 500 Unterschriften. Mehr werden es nicht. Um diese Zahl einzuordnen, sind hier die Einwohnerzahlen der rund um die Montabaurer Höhe liegenden Städte bzw. Orte in alphabetischer Reihenfolge:3Einwohnerzahlen gerundet

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, kommt aber insgesamt auf etwa 45.000 Einwohner, die rund um die Montabaurer Höhe leben. 500 von 45.000 sind 1 %. Ein Zyniker würde das vielleicht so kommentieren: Das ist normal und war zu erwarten.4Auch die Online-Petition der BBIWS war ein Misserfolg. Die Zahl der Ausrufezeichen in den Facebook-Posts könnte man werten als ein Maß für die Verzweiflung der BI-Mitglieder.

Ob verzweifelt oder nicht – mit dem 18. Juni 2021 enden die Beiträge der BI auf Facebook. Dort fehlt eine Kontaktadresse. Und diejenige auf der Homepage der BBIWS ist falsch bzw. hoffnungslos veraltet. Denn die Webseite deinwald.net ist tot. Und eine E-Mail an post@deinwald.net kommt sofort zurück: Delivery Status Notification (Failure). Mark-Aurel Gregor, der die Petition gestartet hat, antwortet nicht, wenn man ihn über das Kontaktformular der Petitionsplattform anschreibt.

Die BI „WaldZukunft“ aus Hillscheid 

Und als wäre das nicht alles schon schlimm genug: Das Gleiche gilt für die oben erwähnte BI „WaldZukunft“ auf Hillscheid. Deren Webseite waldzukunft.info ist ebenfalls tot. Die beiden Expertengutachten von Uni und Wohlleben sind weg. Die Kontaktinformationen der BBIWS stimmen wieder nicht: Die Telefonnummer von Uwe Knifka-Maronna ist falsch. Genauso wie die E-Mail waldzukunft-hillscheid@web.de. Man möchte gar nicht wissen, wie viele der BIs, die auf der Homepage der BBIWS gelistet sind, aufgehört haben zu existieren.

Schluss

Ich möchte nicht missverstanden werden: Ich mache beiden BIs keinen Vorwurf. Ich stelle nur den Stand der Dinge fest. Mit Bedauern. Man startet mit großen Hoffnungen. Zu den wöchentlichen Versammlungen kommen viele Leute. Man schmiedet Pläne. Gutachten. Experten. Facebook. Homepage. Petition. „Stoppt das Abholzen!!! Stoppt endlich!!! Jetzt sofort!!!“ Und dann sorgt das Forstamt für vollendete Tatsachen. Die Leute bleiben weg. Aus wöchentlichen werden monatliche Versammlungen. Und dann hört es ganz auf.

„Eines Tages sah man die wunderschöne Frau auf dem Balkon ihres Hauses. Sie schrie eine Verfluchung über die Stadt, […], über all die weltläufigen zähnezeigenden Herren und Lebewesen, wünschte sie offiziell in die tiefste Hölle ohne Wiederkehr am Jüngsten Tag.“
Brigitte Kronauer, Die Verfluchung5in: Die Kleider der Frauen

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