Kritik des FSC-Deutschland

Zusammenfassung der Kritik am FSC

Ich fasse meine Kritik am FSC in fünf Punkten zusammen:

1.
Der FSC-Standard kennt kein Informationsrecht einer Einzelperson oder Organisation. Diese haben kein Recht, vom Forstbetrieb Informationen über die Einhaltung von Prinzipien und Kriterien des FSC-Standards einzufordern. Konkretes Beispiel: Das Kriterium 6.3.13 schreibt vor:

“langfristig wird ein Orientierungswert von durchschnittlich 10 Biotopbäumen je Hektar angestrebt.”

Als Einzelperson habe ich aber kein Recht, vom Forstbetrieb zu erfahren, wie viele Biotopbäume wo stehen.

2.
Die Kriterien des FSC sind schwammig. Konkretes Beispiel: siehe oben. Was bedeutet “langfristig”, was “Orientierungswert”, was “durchschnittlich”, was “angestrebt”?

3.
Die Kriterien des FSC sind unkontrollierbar. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW bewirtschaftet 116.996 ha. Wie soll ein einzelner Kontrolleur überprüfen, ob pro ha 10 Biotopbäume stehen?

4.
Die Kriterien des FSC sind feindlich gegenüber Einzelpersonen oder Organisationen, die Zweifel daran haben, dass ein Forstbetrieb sich an die Kriterien hält. Konkretes Beispiel: Eine Ortsgruppe des BUND zweifelt daran, dass ein FSC-zertifiziertes Forstamt tatsächlich 10 Biotopbäume pro ha stehen hat. Dann kann es nicht die entsprechenden Unterlagen beim Forstamt anfordern, denn es hat ja kein Recht auf diese Informationen. Außerdem schreiben die Kriterien nicht vor, dass das Forstamt Karten der Biotopbäume anlegen oder GPS-Daten über sie sammeln muss. ((siehe 2. Email von Herrn Seizinger vom 15.3.2018)) Das Amt muss diese Informationen also nicht einmal vorhalten. Dann bleibt der Ortsgruppe nur übrig, selbst Karten zu erstellen und markierte Biotopbäume mit GPS zu vermessen. Das ist eine wochenlange Kärnerarbeit, die die Ortsgruppenmitglieder in ihrer Freizeit leisten müssen. Und am Ende kann sich das Forstamt ganz einfach herausreden. Hier eine kleine Auswahl an Ausreden ((siehe Deutscher FSC-Standard Version 2.3, S. 16)) “Wir haben noch nicht alle Biotopbäume markiert.”, “Es ist noch nicht 2/3 des Umtriebsalters erreicht.”, “Die Zieldurchmesserernte beginnt noch nicht.”, “Die betriebliche Strategie befindet sich noch am Beginn der schrittweisen Umsetzung.” usw. usf.

5.

Die Kriterien des FSC sind unkontrollierbar. Dafür ein Beispiel aus der alltäglichen Praxis des FSC: Martin Opitz ist kein Biologe. Er ist auch kein Spezialist für Totholzkäfer und auch kein Experte für waldtypische Vogelarten. Opitz ist diplomierter Forstwirt. Das reicht. Er hat für den FSC vom 10. – 14. Juli 2017 untersucht, ob Wald-und-Holz-NRW mit seinen 116.996 ha Wald ((siehe FSC-zertifizierte Forstbetriebe in Deutschland, S. 9)) die Prinzipien und Kriterien des FSC einhält. Wenn er ganz fleißig war und 40 Stunden gearbeitet hat, hatte er pro ha des Landesbetriebs genau 1,2 Sekunden Zeit. ((= 5 Arbeitstage x 8 h x 60 min x 60 sec : 116.966 ha)) Pro Tag musste Opitz 23.393 ha “systematisch und objektiv” ((siehe die Definition von Audit in FSC-Waldzertifizerung – Ein Leitfaden für Bürger und Verbände, S. 4: “Audit: Jährliche, systematische und objektive Untersuchung eines Forstbetriebes durch einen Zertifizierer auf Grundlage des jeweils gültigen FSC-Standards.”)) untersuchen. In seinem gesamten Untersuchungs-Bericht kommt das Wort “Biotopbaum” kein einziges Mal vor. Auch nicht die Worte “Habitatbaum” oder“Totholz” oder“Strategie”. Kein einziges Mal.

Nach meinen früheren Erfahrungen mit dem FSC hätte ich es wissen müssen.

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