Antrag auf Kahlschlag am Wüstegarten durch Achim Frede

Frede und der Biotopkomplex

Für Frede wächst am Wüstegarten nicht einfach ein Wald; die Situation ist seiner Ansicht nach viel komplizierter. Er benutzt die Fachbegriffe “Biotopkomplex”, “Standortmosaik” oder auch “Sonderbiotop-Komplex” und “Sonderstandortmosaik”. Und jetzt wird es wirklich schwierig. Frede begründet die “gesamtstaatliche Bedeutung” des “Wüstegarten-Grats” ((Berggrat = scharfer Bergrücken)) nämlich folgendermaßen:

“[Es ist] der sauer-oligotrophe, nordisch-montan getönte Biotopkomplex aus Quarzitklippen und -Blockhalden, Sauerhumus- und Borstgrasrasen, Kryptogamenfluren, Ebereschen-Birken-Bergahorn-Pionierwäldern, totholzreichen Buchen-Grenzwäldern, sauren Quell-, Nieder- und Zwischenmooren und Gebirgsbächen mit ihren Vorkommen seltener, spezialisierter und arealgeografisch interessanter Biozönosen, der die hohe Wertigkeit ausmacht.” ((Hervorhebung von F.-J. A))

Am Wüstegarten-Grat gibt es also einen “Biotopkomplex”. Und dieser “Komplex” besteht nach Frede aus nicht weniger als 11 Biotopen: von den “Quarzitklippen” bis zu den “Gebirgsbächen”.

Frede ist so hingerissen von dem “wertvolle[n] Standortmosaik”, dass er Biotope aufzählt, die es am Wüstegarten-Grat gar nicht gibt. Der Grat ist nämlich der Maßnahmenraum Nr. 18 des Projekts. Dieser ist 121 ha groß. Alle seine Biotoptypen ((zum Fachbegriff “Biotoptyp” siehe Lexikon der Fachbegriffe)) wurden von der Planungsgruppe für Natur und Landschaft ((PNL – Planungsgruppe für Natur und Landschaft, Raiffeisenstraße 5, 35410 Hungen)) ganz genau untersucht und jeder Quadratmeter vermessen. Das Ergebnis finden Sie hier. Moore ((Biotoptyp Code 08.000, siehe Hessisches Ministerium für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz, Hessische Biotopkartierung – Kartieranleitung, 3. Fassung März 1995, Anhang 1, S. 3 und 73 ff.)) kommen dort definitiv nicht vor: weder “Quell”-, noch “Nieder”-, noch “Zwischenmoore”.

Und auch “Gebirgsbäche” gibt es nicht: der Wüstegarten ist kein “Gebirge”. Nur den Biotoptyp “Fließgewässer der Mittelgebirge” gibt es. Und auch das nur auf 0,1033 ha.

Auch der Biotoptyp “Sauerhumusrasen” ist eine Produkt der Fantasie. Allenfalls der Biotoptyp “Magerrasen saurer Standorte” ist in Hessen bekannt. ((Biotoptyp Code 06.530; siehe Hessisches Ministerium für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz Wiesbaden, Hessische Biotopkartierung – Kartieranleitung, 3. Fassung März 1995, Anhang 1, S. 3 und 69)) Er kommt am Wüstegarten aber nicht vor. Das gleiche gilt für die “Kryptogamenfluren”: sie sind kein Biotoptyp. Nicht einmal der Begriff ist der Hessischen Biotopkartierung bekannt.

Nicht nur, dass Frede Biotope erfindet. Er listet auch Biotope auf, die am Wüstegarten-Grat nur eine absolute Nebenrolle spielen. Der Biotoptyp “Borstgrasrasen” kommt beispielsweise nur auf 413 m2 vor. Auch die “Quarzitklippen” muss man am Wüstegarten suchen: der Biotoptyp “Felsfluren” macht gerade mal 0,2048 ha aus. Das hindert Frede nicht, von “der überregional seltenen Geologie und Geomorphologie des Quarzitgrades (sic!)” ((Rechtschreibfehler im Original)) zu schwärmen. Aber selbst der Biotoptyp “Block- und Schutthalden” ist nur 1,1331 ha klein. Der Biotoptyp “Besiedelter Bereich, Straßen und Wege” ist fast dreimal so groß: 3,0138 ha.

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