Antwort auf die 4. Frage
Frage 4:
“Welchen Sinn hatten die Strukturverbesserungen auf dieser Fläche,
wenn diese anschließend geräumt wurde?”
Antwort von Frau Bauling:
Keine.
Stattdessen beantwortet sie die Frage, warum die Fläche geräumt wurde:
“Mit dem Einsetzen der großen Massenvermehrung des Buchdruckers ab 2018 stellt sich die Entwicklung der Fläche anders dar.
Die Abt. 482 liegt im Borkenkäfersicherungsstreifen an der Grenze zu den Landesforsten. Wie Sie auch angemerkt haben, soll im Rahmen des Programms der Natürlichen Waldentwicklung in Niedersachsen die Verantwortung für diesen
Borkenkäfersicherungsstreifen in die Landesforsten verlagert werden. Das erfolgt in einem Stufenplan über 5 Jahre von 2018 bis 2022, beginnend in den Hochlagen.
In der Anlage sehen Sie die „Claimkarte“ der Borkenkäferüberwachung mit den einzelnen Jahresscheiben. Das bedeutet, dass es in abnehmendem Umfang noch Flächen gab und gibt, wo Borkenkäferbekämpfung durchgeführt werden muss. Dazu stehen wir in engem Dialog mit unseren Waldnachbarn.”
Lange Rede, kurzer Sinn: Abt. 482 gehörte 2020 noch zu den Flächen mit obligatorischer Borkenkäferbekämpfung. Wie die Abteilung nach dieser aussah, zeigen nicht nur meine Fotos vom November 2020, sondern auch ein Luftbild1Digitales Orthofoto, siehe auch DOP Viewer vom 9. Mai 2022:
Der enge Dialog mit seinem Waldnachbarn in Braunlage hat übrigens genau soviel genutzt wie die Räumung des Borkenkäfersicherungsstreifens: nämlich nichts. Das zeigt schon das Luftbild: Die B4 oben rechts im Luftbild markiert die östliche Grenze des NLPs. Die Fichtenforste östlich der B4 sollten geschützt werden. Es hat nicht funktioniert. Hier 2 Fotos rechts und links der von-Langen-Straße in Braunlage nahe der B4 vom Juli 2023:
Die NLPV wollte genau solche Bilder 2020 verhindern. Sie kämpfte in Abt. 482 gegen den Borkenkäfer wie Don Quichote gegen Windmühlen.
Dass die Räumung der Fläche für die gepflanzten Buchen schädlich war, räumt auch Frau Bauling ein. Zwar nicht in ihrem Brief, aber z. B. im aktuellen Tätigkeitsbericht 2021. Es darf angenommen werden, dass sie das Kap. 3.3.1 über Waldentwicklungsmaßnahmen geschrieben hat. Dort lesen wir:
“Zunehmend entstehen nun ungewöhnliche Bilder, bei denen junge Buchenpflanzen unter abgestorbenen Fichten stehen. Ein ökologischer Vorteil, denn die toten Bäume werfen Schatten, bremsen den Wind und erhöhen so die Luftfeuchtigkeit. Durch ihren Abbau werden Nährstoffe für die neue Waldgeneration freigesetzt.”
Eines fehlt: Abgestorbene Fichten, die abbrechen und kreuz und quer wie Mikadostäbchen herumliegen, wirken wie ein natürlicher Wildschutzzaun.
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Wohin wurde das Holz aus dem Nationalpark Harz D verkauft?
Angeregt durch Ihre Schilderungen haben wir im Juni 2020 die Region Harz besucht. Die Feldlerchen, Kornblumen, Hasen, Baumpieper, Kulturlandschaften, die Geschichte bis hin zu kapitalen Hirschen, riesige Flächen mit abgestorbenen Fichten und der Horror-Forstwirtschaft haben uns beeindruckt. Enttäuschend präsentierten sich die Informationen, Beschilderungen und Prospekte über die Landschaft. National- und Regionalparks, die mit viel identischer Eigenwerbung immer mehr Länder überziehen, finde ich zunehmend doof. Sie ziehen Leute an. Sie vermitteln auf eine linear-dogmatische Art einen Fächer von Behauptungen und Aktivitäten, die mit Natur und naturkundlichen Realitäten wenig zu tun haben. Als Besucher fühlt man sich gegängelt. Man merkt die Absicht und wird angespannt-verstimmt. In den touristisch erschlossenen Gebieten kommt nirgends so etwas wie ein Gefühl der inneren Ruhe auf. Man braucht viel Erfahrung und noch mehr eigenen Willen, damit man Beobachtungen einordnen, komplexe Zusammenhänge in Raum und Zeit erkennen und würdigen kann.
Das Thema Harz ruhte in der Corona-Pause. Der Ukrainekrieg, die neuerliche Ankurbelung des Wachstums, die Energiewende und die mitteleuropäischen Missionen der globalen Klimarettung befeuerten im eigentlichen Sinne des Ausdrucks die Forstwirtschaft auf ihrem Holzweg.
Wirtschaftlich erfolgreiche Forstreviere im Aargauer Jura (Schweiz, südlich des Rheins) verkaufen 75 Prozent ihres nachwachsenden Holzes als Holzschnitzel an Heizkraftwerke. Weil die Landesregierung (im Einklang mit der EU) unter dem Druck der Forstlobby das CO2 aus der Holzverbrennung als klimaneutral bezeichnen, boomen Bau und Betrieb von Holzheizkraftwerken. Der physikalische Unfug ermöglicht die buchhalterische Einhaltung von Vorgaben zur Reduktion von Treibhausgasen. Der globale CO2 Gehalt und die Temperatur steigen unbeeindruckt weiter an. Hitzeinseln wachsen unvermindert weiter. Waldareale werden so malträtiert, dass ihre Kahlschlagflächen den klimawandel sogar unterstützen. Modernste Lastwagen holen Hackschnitzel direkt im Forst ab. Sie karren sie in grossen Mengen durch ganz Europa. Lastwagenfahrer berichteten in Zeihen, dass sie für die Industriellen Werke Basel IWB (www.iwb.ch) Holzschnitzel aus Deutschland holten. Entfernung 650 km (Fahrstrecke ein Weg). 650 km entsprechen genau der Strassenlänge Basel CH – Harz. Die Kommunikationsabteilung der IWB bestritt weder die Distanz noch die Lieferung der Holzschnitzel aus Deutschland. Man beruft sich in Basel auf „aussergewöhnliche Umstände“. Ich nehme an, es handelte sich um Holz, das nach den Waldbränden geschlagen und preiswert verkauft wurde. Über die Lieferanten hüllte sich die IWB in Schweigen. Weder im Internet noch im Geschäftsbericht 2022 der IWB habe ich dazu Informationen gefunden.
Die Fragerei bei Unternehmen und Verwaltungen ist generell mühsam und ernüchternd. Die Angestellten versenden wohlformulierte Texte, neu erfundene Begriffe, Begriffskombinationen und Begriffsinhalte. Einfachste Realitäten, wirtschaftliche Zwänge und politische Vorgaben werden verschleiert. Nationalparkmythen und Ansehen von Unternehmen müssen geschützt werden. Um Gerüchten und Kritikern vorzubeugen, nutzen die Verantwortlichen Erzählungen (Narrative) und ständige Wiederholungen. Die Forstwirtschaft kann mit schematischen Buchenanpflanzungen im Harz einen neuen Wald begründen. Holzverbrennung und CO2 Buchhaltungen tragen zu einem klimaneutralen Wirtschaftswachstum bei (IWB von Natur aus klimafreundlich). Nationalparks dienen der Natur und der Waldentwicklung.
Heiner Keller, CH Zeihen, 08.08.2023