Das Scheitern der Waldentwicklung im NLP Harz

Bayerischer Rundfunk: Werden Hirsche zu wenig gejagt?

Das Magazin Unser Land des Bayerischen Rundfunks strahlte am 24. Juni 2022 die folgende Sendung aus. Die Ähnlichkeiten zum Harz sind verblüffend:

Auszüge aus dem Transkript:

Wer ist verantwortlich für die hohen Rotwildbestände bei Unterammergau? Die 2000 ha Jagd sind an 2 Geschäftsleute verpachtet. der größere Teil an einen bekannten ehemaligen Münchner Wiesenwirt und Hotelier. Er hat seine Jagdhütte unterhalb von Leo Speers Alm. Wir hätten gern mit ihm über sein Jagdkonzept und die Verantwortung für den Bergwald gesprochen, aber weder er noch sein festangestellter Berufsjäger waren zu einem Gespräch bereit. Und im Dorf herrscht Schweigen. Das Jagdrecht gehört einer Privatwaldgemeinschaft. Ihr Vorstand ist der Bürgermeister von Unterammergau, auch er verweigert ein Interview. Das Dorf profitiert von den hohen Pachteinnahmen und Dienstleistungen für den Jäger.

Die Pächter hochwertiger Rotwild- Reviere zahlen fünfstellige Summen für ihre Jagd – dafür wollen sie beeindruckende Hirsche sehen. Trophäen.

Besuch im zuständigen Landratsamt Garmisch-Partenkirchen. Hier hält man sich bedeckt: Auch nach zwei Wochen mit E-Mails und Anrufen hat der Leiter der Unteren Jagdbehörde keine Zeit für ein Gespräch.

Anfrage bei der Oberen Jagdbehörde in München: Sie hat die Dienstaufsicht. Aber auch hier: kein Kommentar zum Rotwild-Management in Unterammergau.

Aber: es gibt eine Chance für den Bergwald: Dort, wo die Waldbesitzer ihre Jagd selbst in die Hand nehmen. So wie in der Jagdgenossenschaft Ohlstadt. Robert Herz hat hier, im östlichen Landkreis Garmisch-Partenkirchen, vor 10 Jahren ein waldfreundliches Jagdkonzept eingeführt. Und seitdem wächst unter den alten Fichten ein junger Bergmischwald heran: Tannen in allen Altersstufen, mannshohe Ahorne – vor nur 10 Jahren war dieser Waldboden kahl, eine Fichtenmonokultur.

Die Jagdgenossenschaft Ohlstadt hat das Pachtsystem auf 1000 Hektar Fläche abgeschafft. Stattdessen gibt es nun sieben Pirschbezirke: Peter Kellers Pirschbezirk ist 120 Hektar groß, sein Vertrag läuft immer nur für ein Jahr. Er muss jedes Stück Wild bei der Jagdgenossenschaft vorlegen und hat auch sonst klare Vorgaben.

Ist absehbar, dass ein Pirschler seine Quote nicht schafft, organisiert Jagdleiter Robert Herz Sammelansitze: Hier wird bei der nächsten Drückjagd ein Schütze stehen. Und – Rotwild ist nicht leicht in den Griff zu bekommen. Es ist sehr sozial, lernt aus Begegnungen mit dem Menschen und gibt sein Wissen an die Nachkommen weiter. Ja, Rotwild ist ein schlaues Tier, das ist ein Rudeltier, nicht wie Rehwild, die territorial sind, wo 30 Hektar reichen. Rotwild tut um den ganzen Bergstock, wandert das rum, bewegt sich mal in dem einen Revier, mal in dem anderen. Aber mit der ganzen Palette an Möglichkeiten, die wir haben, kann man schon eine vernünftige Rotwild-Bejagung aufziehen, also mit Pirsch, Ansitzjagd, mit Kirrjagd, mit Drückjagden – da kann man dann wirklich bei Rotwild-Bejagung auch Erfolge erzielen.

Mir wird oft unterstellt, ich wolle das Rotwild ausrotten, das ist nicht ganz richtig, wir wollen es nur reguliert haben, dass sich die Vegetation erholen und normal aufwachsen kann, egal ob auf der Wiese oder im Wald.

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Ein Gedanke zu „Das Scheitern der Waldentwicklung im NLP Harz

  1. Wohin wurde das Holz aus dem Nationalpark Harz D verkauft?

    Angeregt durch Ihre Schilderungen haben wir im Juni 2020 die Region Harz besucht. Die Feldlerchen, Kornblumen, Hasen, Baumpieper, Kulturlandschaften, die Geschichte bis hin zu kapitalen Hirschen, riesige Flächen mit abgestorbenen Fichten und der Horror-Forstwirtschaft haben uns beeindruckt. Enttäuschend präsentierten sich die Informationen, Beschilderungen und Prospekte über die Landschaft. National- und Regionalparks, die mit viel identischer Eigenwerbung immer mehr Länder überziehen, finde ich zunehmend doof. Sie ziehen Leute an. Sie vermitteln auf eine linear-dogmatische Art einen Fächer von Behauptungen und Aktivitäten, die mit Natur und naturkundlichen Realitäten wenig zu tun haben. Als Besucher fühlt man sich gegängelt. Man merkt die Absicht und wird angespannt-verstimmt. In den touristisch erschlossenen Gebieten kommt nirgends so etwas wie ein Gefühl der inneren Ruhe auf. Man braucht viel Erfahrung und noch mehr eigenen Willen, damit man Beobachtungen einordnen, komplexe Zusammenhänge in Raum und Zeit erkennen und würdigen kann.

    Das Thema Harz ruhte in der Corona-Pause. Der Ukrainekrieg, die neuerliche Ankurbelung des Wachstums, die Energiewende und die mitteleuropäischen Missionen der globalen Klimarettung befeuerten im eigentlichen Sinne des Ausdrucks die Forstwirtschaft auf ihrem Holzweg.

    Wirtschaftlich erfolgreiche Forstreviere im Aargauer Jura (Schweiz, südlich des Rheins) verkaufen 75 Prozent ihres nachwachsenden Holzes als Holzschnitzel an Heizkraftwerke. Weil die Landesregierung (im Einklang mit der EU) unter dem Druck der Forstlobby das CO2 aus der Holzverbrennung als klimaneutral bezeichnen, boomen Bau und Betrieb von Holzheizkraftwerken. Der physikalische Unfug ermöglicht die buchhalterische Einhaltung von Vorgaben zur Reduktion von Treibhausgasen. Der globale CO2 Gehalt und die Temperatur steigen unbeeindruckt weiter an. Hitzeinseln wachsen unvermindert weiter. Waldareale werden so malträtiert, dass ihre Kahlschlagflächen den klimawandel sogar unterstützen. Modernste Lastwagen holen Hackschnitzel direkt im Forst ab. Sie karren sie in grossen Mengen durch ganz Europa. Lastwagenfahrer berichteten in Zeihen, dass sie für die Industriellen Werke Basel IWB (www.iwb.ch) Holzschnitzel aus Deutschland holten. Entfernung 650 km (Fahrstrecke ein Weg). 650 km entsprechen genau der Strassenlänge Basel CH – Harz. Die Kommunikationsabteilung der IWB bestritt weder die Distanz noch die Lieferung der Holzschnitzel aus Deutschland. Man beruft sich in Basel auf „aussergewöhnliche Umstände“. Ich nehme an, es handelte sich um Holz, das nach den Waldbränden geschlagen und preiswert verkauft wurde. Über die Lieferanten hüllte sich die IWB in Schweigen. Weder im Internet noch im Geschäftsbericht 2022 der IWB habe ich dazu Informationen gefunden.

    Die Fragerei bei Unternehmen und Verwaltungen ist generell mühsam und ernüchternd. Die Angestellten versenden wohlformulierte Texte, neu erfundene Begriffe, Begriffskombinationen und Begriffsinhalte. Einfachste Realitäten, wirtschaftliche Zwänge und politische Vorgaben werden verschleiert. Nationalparkmythen und Ansehen von Unternehmen müssen geschützt werden. Um Gerüchten und Kritikern vorzubeugen, nutzen die Verantwortlichen Erzählungen (Narrative) und ständige Wiederholungen. Die Forstwirtschaft kann mit schematischen Buchenanpflanzungen im Harz einen neuen Wald begründen. Holzverbrennung und CO2 Buchhaltungen tragen zu einem klimaneutralen Wirtschaftswachstum bei (IWB von Natur aus klimafreundlich). Nationalparks dienen der Natur und der Waldentwicklung.

    Heiner Keller, CH Zeihen, 08.08.2023

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