“Gehen Sie bitte weiter! Es gibt hier nichts zu sehen!”
Fotos der Fläche im Juli 2023 – Teil 1
Hinweis: Die ersten 3 Fotos auf dieser Seite haben – wenn Sie sie anklicken – eine sehr hohe Auflösung von 2.880 x 2160 Pixel, damit Feinheiten wie Blattform oder Früchte besser zu sehen sind. Die Dateigröße beträgt jeweils rd. 3,5 MB. Das Laden kann also – je nach Internetgeschwindigkeit – etwas dauern. Alle übrigen Fotos haben – nach Anklicken – eine Auflösung von 1.200 x 900 Pixel und sind rd. 800 – 900 KB groß.
Das Weisergatter
Am nördlichen Teil der Fläche ist ein kleiner Bereich eingezäunt. Der Forstmann nennt solche Bereiche “Weisergatter”. Auf der Homepage des NLP steht dazu:
“In diesen sogenannten Weisergattern sind Bäume und andere Pflanzen vor dem Verbiss durch Wildtiere geschützt. Sie ermöglichen deshalb den Vergleich der Vegetationsentwicklung ohne (innen) und mit Wildverbiss (außen), der eine wichtige Rolle bei der Festlegung der Abschusshöhe spielt.”
Ich vermute, dass dieses Weisergatter 2014 oder 2015 angelegt wurde. Frau Bauling schreibt, dass in diesen Jahren hier Durchforstungen durchgeführt. Es macht Sinn, dass damals auch der Bereich des zukünftigen Gatters von Fichten geräumt und dann eingezäunt wurde. In der PowerPoint-Präsentation (i. F. abgek. PP) zum “Wildökologischen Monitoring” (s. Anl. o.) findet sich auf Seite 4 eine Karte mit Weisergattern des NLPs. Das Weisergatter, dessen Fotos Sie hier sehen, trägt die Abkürzung “Oderhaus U 20”. Seite 5 derselben PP listet auf, welche Erkenntnisse die Auswertung eines Weisergatters liefert. So wird z. B. auf dem ersten Foto sichtbar, wie stark der Verbiss der Vogelbeere ist: innerhalb des Gatters erreicht sie Höhen von mehr als 5 m, außerhalb wird sie höchstens hüfthoch.
Außerdem wird buchstäblich augenfällig, ob die Naturverjüngung bestimmter Baumarten eingeschränkt oder sogar ganz verhindert wird. Letzteres ist dann der Fall, wenn eine Baumart nur innerhalb des Gatters wächst. Ohne Gatter würde womöglich gar nicht auffallen, dass eine Baumart fehlt. Oder wenn doch, würde man vielleicht fälschlicherweise annehmen, dass der Standort ein Wachstum nicht zulässt. Auch dies wird beim Foto oben deutlich: vorne am Gatter rechts wachsen zwei ca. 2 m hohe Bergahorne, etwas links davon im Hintergrund ein noch viel größeres Exemplar. Außerhalb des Gatters fehlt der Bergahorn praktisch völlig; ich habe nur ein einziges Bonsai-Exemplar (Foto s. u.) gefunden.
Auch auf dem zweiten Foto sind drei Bergahorne zu sehen: ganz links am Rand und rechts und links von der Vogelbeere, die so hoch ist, dass sie nicht ganz aufs Bild passt.
Das dritte Foto zeigt in der Mitte hinter einem großen Bergahorn den Roten Holunder mit seinen weithin sichtbaren Früchten. Außerhalb des Gatters fehlt er völlig.
Verbissener Bergahorn
Verbissene Vogelbeeren am Kaiserweg
Im Westen der Fläche verläuft der Kaiserweg Richtung Kurheim Waldmühle. Direkt links und rechts des Kaiserwegs entstanden die folgenden Aufnahmen:
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Wohin wurde das Holz aus dem Nationalpark Harz D verkauft?
Angeregt durch Ihre Schilderungen haben wir im Juni 2020 die Region Harz besucht. Die Feldlerchen, Kornblumen, Hasen, Baumpieper, Kulturlandschaften, die Geschichte bis hin zu kapitalen Hirschen, riesige Flächen mit abgestorbenen Fichten und der Horror-Forstwirtschaft haben uns beeindruckt. Enttäuschend präsentierten sich die Informationen, Beschilderungen und Prospekte über die Landschaft. National- und Regionalparks, die mit viel identischer Eigenwerbung immer mehr Länder überziehen, finde ich zunehmend doof. Sie ziehen Leute an. Sie vermitteln auf eine linear-dogmatische Art einen Fächer von Behauptungen und Aktivitäten, die mit Natur und naturkundlichen Realitäten wenig zu tun haben. Als Besucher fühlt man sich gegängelt. Man merkt die Absicht und wird angespannt-verstimmt. In den touristisch erschlossenen Gebieten kommt nirgends so etwas wie ein Gefühl der inneren Ruhe auf. Man braucht viel Erfahrung und noch mehr eigenen Willen, damit man Beobachtungen einordnen, komplexe Zusammenhänge in Raum und Zeit erkennen und würdigen kann.
Das Thema Harz ruhte in der Corona-Pause. Der Ukrainekrieg, die neuerliche Ankurbelung des Wachstums, die Energiewende und die mitteleuropäischen Missionen der globalen Klimarettung befeuerten im eigentlichen Sinne des Ausdrucks die Forstwirtschaft auf ihrem Holzweg.
Wirtschaftlich erfolgreiche Forstreviere im Aargauer Jura (Schweiz, südlich des Rheins) verkaufen 75 Prozent ihres nachwachsenden Holzes als Holzschnitzel an Heizkraftwerke. Weil die Landesregierung (im Einklang mit der EU) unter dem Druck der Forstlobby das CO2 aus der Holzverbrennung als klimaneutral bezeichnen, boomen Bau und Betrieb von Holzheizkraftwerken. Der physikalische Unfug ermöglicht die buchhalterische Einhaltung von Vorgaben zur Reduktion von Treibhausgasen. Der globale CO2 Gehalt und die Temperatur steigen unbeeindruckt weiter an. Hitzeinseln wachsen unvermindert weiter. Waldareale werden so malträtiert, dass ihre Kahlschlagflächen den klimawandel sogar unterstützen. Modernste Lastwagen holen Hackschnitzel direkt im Forst ab. Sie karren sie in grossen Mengen durch ganz Europa. Lastwagenfahrer berichteten in Zeihen, dass sie für die Industriellen Werke Basel IWB (www.iwb.ch) Holzschnitzel aus Deutschland holten. Entfernung 650 km (Fahrstrecke ein Weg). 650 km entsprechen genau der Strassenlänge Basel CH – Harz. Die Kommunikationsabteilung der IWB bestritt weder die Distanz noch die Lieferung der Holzschnitzel aus Deutschland. Man beruft sich in Basel auf „aussergewöhnliche Umstände“. Ich nehme an, es handelte sich um Holz, das nach den Waldbränden geschlagen und preiswert verkauft wurde. Über die Lieferanten hüllte sich die IWB in Schweigen. Weder im Internet noch im Geschäftsbericht 2022 der IWB habe ich dazu Informationen gefunden.
Die Fragerei bei Unternehmen und Verwaltungen ist generell mühsam und ernüchternd. Die Angestellten versenden wohlformulierte Texte, neu erfundene Begriffe, Begriffskombinationen und Begriffsinhalte. Einfachste Realitäten, wirtschaftliche Zwänge und politische Vorgaben werden verschleiert. Nationalparkmythen und Ansehen von Unternehmen müssen geschützt werden. Um Gerüchten und Kritikern vorzubeugen, nutzen die Verantwortlichen Erzählungen (Narrative) und ständige Wiederholungen. Die Forstwirtschaft kann mit schematischen Buchenanpflanzungen im Harz einen neuen Wald begründen. Holzverbrennung und CO2 Buchhaltungen tragen zu einem klimaneutralen Wirtschaftswachstum bei (IWB von Natur aus klimafreundlich). Nationalparks dienen der Natur und der Waldentwicklung.
Heiner Keller, CH Zeihen, 08.08.2023