Sinner

Instrumentalisierung der Protestbewegung durch die Bayerischen Staatsforsten

Eberhard Sinner instrumentalisiert den Widerstand der Randgemeinden für die Zwecke der Staatsforsten. Er macht das rhetorisch geschickt. Das lässt sich exemplarisch an einer kleinen, aber feinen Stelle seiner Rede zeigen:

“Wir schlagen folgende Änderungen vor, um in der Bevölkerung Akzeptanz zu schaffen. Erstens: Pflege des Schutzstreifens auch gegenüber staatlichen Wäldern außerhalb des Nationalparks […]” ((Protokoll, S. 6120, rechte Spalte, 4. Absatz und S. 6121, linke Spalte, 1. Absatz, Hervorhebungen von mir))

Der Bund für Naturschutz hat immer gefordert, dass dort, wo Staatswälder an den NLP grenzen, die Staatsforsten selbst den Borkenkäferschutz übernehmen sollen. ((siehe z. B. Forderungen des Bund Naturschutz in Bayern zur Borkenkäferbekämpfung im NLP Bayerischer Wald)) Wohlgemerkt: Es ging nie darum, den Schutzstreifen abzuschaffen. Nur sollte dieser auf das Gebiet der Staatswälder verlagert werden. Das Fällen der Brutbäume sollte nicht mehr im NLP selbst stattfinden. Dort sollte die Motorsäge schweigen. Diese Forderung wird von Eberhard Sinner abgeschmettert mit der absurden Begründung, so Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen. Als ob sich die Bevölkerung Sorge um die staatlichen Wälder an der Grenze zum NLP machen würde! Wenn, dann sind es die privaten Waldbesitzer, die Schutz fordern.

Der § 14 (3) ist die Lizenz zum Holzfällen. Bei jedem Schneebruch, bei jedem Windwurf, in jedem heißen Sommer klingelt es in der Staatskasse. Und bei den privaten Forstunternehmern und Sägewerken knallen die Sektkorken. Mit Hilfe des § 14 wird der Erweiterungsteil des NLPs in den kommenden Jahren zur hochprofitablen Holzfabrik mutieren. Zyniker werden behaupten, der NLP sei einer der produktivsten Forstbetriebe Bayerns. Das zeigen die offiziellen Zahlen zum Holzeinschlag:

Holzeinschlag_1995_2013

Zum Vergleich: Der Erweiterungsteil entspricht ungefähr dem Forstamt Zwiesel. Dort betrug der Holzeinschlag pro Jahr ca. 50.000 Festmeter. ((siehe Jahresbericht 2000, Grafik 1, S. 7; die hellgrauen Balken von 1995 -1997 entsprechen der Holznutzung des Forstamts Zwiesel.))  Zwischen 1997 und 2013 werden im NLP 1,5 Millionen Festmeter genutzt. Nur die Begründung für den Holzeinschlag ändert sich: Im Wirtschaftswald fällt der Förster die Fichte, weil sie ihre Hiebsreife erreicht hat. Nun fällt er sie, weil sie vom Borkenkäfer befallen ist.

Hubert Demmelbauer, der oben erwähnte Vorsitzende der Bürgerbewegung, hat einen Moment der Klarheit, als er seinem ehemaligen Studienkollegen und Duzfreund Karl Friedrich Sinner vorwirft:

“Wenn du damals Umweltminister Werner Schnappauf gesagt hättest, dass nach dem Kyrill-Windwurf dreimal so viel Holz geschlagen wird pro Jahr wie vorher im Bereich des gesamten Forstamtes Zwiesel bei regulärer Bewirtschaftung, dann hätte der gesagt: Du spinnst!”  ((Beim Nationalpark hört die Freundschaft auf, Grafenauer Anzeiger vom 2. Oktober 2010))

Der große Bruder von Karl Friedrich spricht vor dem Landtag nicht als treuer Sachwalter der lokalen Bevölkerung im Bayerischen Wald. So stilisiert er sich zwar am Rednerpodium. Aber das trifft nicht zu. In Wirklichkeit betreibt er Lobbyarbeit für die Bayerischen Staatsforsten. Er vertritt nicht die Interessen der Anwohner des NLPs, sondern die der Forstbeamten.

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