Kahlschlag im Hohenhorster Buchenwald

“Eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung des Waldes bedeutet für mich den Erhalt der Funktion des Waldes als Rohstoffquelle, als Grundlage für Artenvielfalt, Boden-, Wasser- und Klimaschutz sowie die Erholung der Bevölkerung.”
Dirk Middelmann, Förster für Recklinghausen ((Mit dem Förster durch Wald und Flur, in: Stadtmagazin Castrop-Rauxel, Oktober 2009, Ausgabe 69, S. 6))

 

Zerstörung durch Rückegassen

 

Vielleicht standen auf dem Hektar einmal 400 Festmeter Buchenholz. Für Buchenholz werden im Ruhrgebiet nur Spottpreise gezahlt. In Bottrop beispielsweise durchschnittlich 25 € pro Festmeter. ((siehe Plünderung nach Plan)) Vermutlich haben die KSR also durch das Abräumen des alten Buchenwaldes 10.000 € eingenommen. Das aber ist zu wenig, um mit dem Wald einen Gewinn für die Stadtkasse zu erwirtschaften. Denn allein für das Aufforsten benötigt man 20.000 € und für einen Wildschutzzaun werden noch einmal 4.000 € fällig:

„Wenn … man auf einem Hektar 10.000 Buchen pflanzt, dann kostet diese Kultur über mehrere Jahren mit der Pflege ca. 20.000 Euro. Es ist durchaus möglich, dass mehrere Rehe oder auch Rotwild diese Kultur, diese jungen Pflanzen wieder vernichten, d. h. auf dieser kleinen Fläche einen relativ hohen Verlust. Da gibt es jetzt verschiedene Möglichkeiten, um dagegen zu arbeiten. Man kann das besonders schützen. Das kostet wieder sehr viel Geld. Wenn Sie einen Hektar einzäunen, kostet der laufende Meter Zaun mindestens zehn Euro. 400 × 10: 4.000 Euro kostet allein ein Zaun für diese Fläche, um das Wild herauszuhalten.” ((Revierförster Wolfgang Semmler in: Johannes Kaiser, Der deutsche Wald. Ein Zustandsbericht, Deutschlandradio Kultur, Manuskript der Sendung vom 11. Juli 2013, S. 13))

Es kann nicht Aufgabe des KSR sein, mit Steuergeldern den Brennholzverkauf zu subventionieren oder Beschäftigungsprogramme für private Forstunternehmer zu finanzieren.

Das Aufforsten des Hohenhorster Windwurfs jedoch kann man sich getrost sparen, denn der Waldboden wurde durch den Harvester und den Forwarder des Forstunternehmers gründlich zerstört. Die tonnenschweren Maschinen sind buchstäblich kreuz und quer über das kleine Waldstück gefahren. Überall sind Rückegassen. Unter diesen ist der Boden so verdichtet, dass dort nie wieder ein Baum wachsen kann. Nicht der Sturm hat den Wald zerstört, sondern die Maschinen. Und zwar irreversibel.

In seinem Brief vom 22. Januar 2015 nennt Niermann den Namen des Forstunternehmens: Eine Firma Wieck. Diese hat keine Homepage im Internet, was völlig untypisch ist. Auch eine Adresse ist nicht auffindbar. Natürlich wäre es Aufgabe von Diplom Forstingenieur Middelmann gewesen, die von ihm beauftragte Firma zu beaufsichtigen und deren Verstöße gegen die gute fachliche Praxis zu unterbinden. Entweder wollte Middelmann dies nicht oder er konnte es nicht. Für letzteres spricht, dass sein Revier unfassbare 440 km2 groß ist. ((Der rasende Revierförster, in: WAZ vom 9. Oktober 2008))

 

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