“Der Förster hingegen betrachtet insbesondere den Faktor Wirtschaft, also die Vermarktungsfähigkeit des Holzes, das der Wald zu bieten hat.”
Stadtmagazin Castrop-Rauxel über Dirk Middelmann, Förster für Recklinghausen ((Mit dem Förster durch Wald und Flur, in: Stadtmagazin Recklinghausen, Oktober 2009, Ausgabe 69, S. 6))
Hiebsatz von 196 Festmeter pro ha
Es muss einen Grund geben, warum sich Middelmann, Klinger und Niermann auch im letzten Schreiben vom 22. Januar 2015 immer noch weigern, mir eine Kopie der Forsteinrichtung über die Waldabteilung 13B auszuhändigen. Auch den Namen des Forsteinrichters verschweigen die Herren. Vielleicht behaupten sie nur, dass es eine Forsteinrichtung gibt. Vielleicht ist sie vor Jahren schon irrtümlich im Papierkorb gelandet. Vielleicht ist sie aber auch so grob fehlerhaft, dass sie unmöglich veröffentlicht werden kann. Und so werden wir nie erfahren, wie hoch der Holzvorrat und Zuwachs war.
Schätzungen mögen helfen. Vergleichbare Buchenwälder haben pro ha einen Holzvorrat von rund 400 Vfm. ((vergleiche Erklärung des Forstbetriebsplans)) Die Forsteinrichtung plante für die 1,16 ha große Waldabteilung, in den nächsten 10 Jahren 227 Fm einzuschlagen. Jede zweite Buche sollte gefällt werden. Geplant war also weder ein Schirm- noch ein Femelschlag, sondern ein Kahlschlag in zwei Raten. Kein Förster leitet eine “Naturverjüngung” ein, indem er die Hälfte des Schirms beseitigt.
Das hat auch Dirk Middelmann gemerkt und schlug 2013 die Hälfte der von der Forsteinrichtung vorgesehenen Menge ein. Wozu wurde die Einrichtung dann überhaupt angefertigt und von Forstbehörde und Forstbetriebsgemeinschaft abgesegnet, wenn sich Middelmann ohnehin nicht an sie gebunden fühlt? Klinger scheint von Middelmann in dem Irrtum bestärkt worden zu sein, diese 108 Fm seien ein schonender Eingriff. Das ist mitnichten der Fall. Auch in diesem Fall wird immer noch ein Viertel der Buchen entfernt und mehr als der zehnjährige Zuwachs von geschätzt 80 Fm pro ha geerntet. Und: Der Einschlag wurde nicht auf zwei Eingriffe im Abstand von idealerweise fünf Jahren verteilt, wie es allgemein üblich ist. ((siehe das vorbildliche Beispiel des Niedersächsischen Forstamts Reinhausen: In einem 124jährigen Buchenwald mit 393 Vfm/ha war geplant, in einem Zeitraum von 10 Jahren 70 Fm/ha zu entnehmen. Bei einem ersten Eingriff waren 45 Fm geerntet worden.)) So entstanden große Lücken im Kronendach, die dem Sturm ideale Angriffspunkte boten. Berücksichtigt wurde auch nicht, dass die winzige Waldabteilung zwei lange offene Flanken hat: im Westen ein großer Acker und im Süden die Autobahn. Durch den Einschlag wurden möglicherweise die Waldränder aufgerissen und Schneisen für Sturmböen geschlagen.
2.700 Euro
Es ist kein Wunder, dass Klinger und Niermann diese Zahl geheim halten wollten. Die Zahl ist eine Schande. Wenn es wenigstens um Millionensummen gehen würde! Wenn man dort ein großes Autobahnhotel bauen oder ein Windrad aufstellen wollte! Dann könnte ich den Umweltfrevel wenigstens noch verstehen. Aber wie pleite muss eine Ruhrgebietsstadt sein, damit sie für 2.700 € aus einem der letzten 200 Jahre alten Buchenwälder Nordrhein-Westfalens Brennholz macht?
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