Rosenberg im Eggegebirge

“Da die (bis vor hundert Jahren noch wirksame) Waldweide den natürlichen Verjüngungsprozess nicht mehr behindert, könnten nun bessere Chancen für das frühzeitige Ankommen von Mischbaumarten bestehen.”
Naturwaldzellen III , S 45, Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung (LÖLF) Nordrhein-Westfalen

Verbiss durch Muffelwild

Quelle: Waldinfo.NRW

Im Norden der Naturwaldzelle gibt es eine Kalamitätsfläche, d. h. eine Fläche, auf der die Fichten vor ein paar Jahren abgestorben und geräumt worden sind. Auf der Karte oben ist diese Fläche tiefrot gefärbt. Sie ist mittlerweile dicht mit Bergahorn-Kultur und Jungwuchs bestockt. Der Buchen-Wildnis-Pfad verläuft genau zwischen ehemaliger Kalamitätsfläche und Naturwaldzelle.

In letztere fällt hier am Waldrand viel Licht, außerdem sind einige Altbuchen umgefallen und auch dort fällt Licht auf den Waldboden. Verjüngung wäre also möglich; aber die kleinen Buchen und Ahorne sind alle ohne Ausnahme in Kniehöhe wie mit der Heckenschere abgeschnitten.

Ich hatte Herrn Striepen in meiner ersten Anfrage nach der Jagd in der Naturwaldzelle gefragt. Seine Antwort lautete:

“Die Jagd im landeseigenen Wald wird von den Regionalforstämtern (hier: RFA Hochstift) organisiert und von den zuständigen Revierbeamten umgesetzt. Dabei werden auch die Naturwaldzellen in die Bejagung einbezogen. In der NWZ Rosenberg finden sich Drückjagdböcke sowie eine Kanzel. Das Freischneiden von Jagdschneisen u.ä. Eingriffe sind innerhalb der Naturwaldzelle nicht zulässig.”

Ich spreche über diesen Wildverbiss mit einem Fachmann, der namentlich nicht genannt sein will:

“Wir haben da oben eine Verzahnungszone zwischen Feld und Wald. Das ist für Wild immer besonders attraktiv. Wir haben in dem Waldgebiet Muffelwild. Muffelwild ist rudelbildend. Muffelwild steht gerne je nach Jahreszeit auch mal in etwas größeren Rudeln genau in dieser Verzahnungszone. Es guckt in die Feldflur, um interessante Sachen in der Feldflur mitzunehmen. Ein Beispiel: Raps im Winter ist für Muffelwild ein Hochgenuss. Dann stehen die da und warten, dass die Tageszeit es zulässt, der Besuchsverkehr es zulässt und dann gehen die ins Feld, die gehen auch tief ins Feld, um beispielsweise an diesen Raps zu kommen. Da gibt es aber sicherlich auch andere Früchte, die interessant sind. In der sonstigen Zeit stehen die im Wald, am Waldrand, und warten, oder auch tiefer im Wald, eben in anderen Waldflächen. Muffelwild sind Zigeuner. Die kann man ganz schlecht ausmachen. Einen Jahresrhythmus oder auch einen Tagesrhythmus kann man bei denen nicht festlegen. Die zigeunern so durch die Gegend, wie ihnen das gefällt – mal in kleinen Rudeln, mal in großen Rudeln. Ich denke, dass die da oben einiges zu beitragen, dass an der Stelle sehr intensiver Wildverbiss ist.

Eine zweite Sache – wenn ich das jetzt richtig vor Augen habe – ist der Umstand, dass es sich da um eine Naturwaldzelle handelt. Die Naturwaldzelle ist sehr dunkel, weil da ja schon seit 30 Jahren nicht mehr durchforstet wird. Auf der anderen Seite der abgängige Bestand aus Fichte, wo jetzt wieder Wald begründet worden ist, der hat zu der Dunkelheit an der Stelle beigetragen. Das war ja ein Fichtenbestand, der 30 oder 50 Jahre alt war, und der hat für eine große Beschattung von der Feldseite an diesem Wanderweg gesorgt. Die Verjüngung, die Sie gesehen haben und die so verbissen ist, die ist 30 Jahre alt. Das schätze ich jetzt einfach mal so, weil die einfach keine Chance hat, groß zu werden, bei dieser Dunkelheit und bei diesem punktuellen Wilddruck durch das Muffelwild. Da kommen die 2mal, 3mal, 7mal im Jahr lang mit so einem Rudel und dann stehen die da eine Stunde und dann äsen die und dann passiert so etwas. Das passiert jedes Jahr wieder. Dann haben die ja auch keine Chance, dem Äser zu entwachsen. Ich hoffe mal und ich glaube, da oben gibt es ganz schöne Beispiele, dass die das jetzt mit dem vermehrten Lichteinfall irgendwann schaffen. Das hoffe ich.”

Böse Zungen würden sagen, am Rosenberg habe man die Waldweide wieder eingeführt.

Natürlich wäre es hilfreich gewesen, hätte man 1998 gleich bei Einrichtung der Naturwaldzelle hier ein, zwei oder auch drei Weisergatter aufgestellt – und fortlaufend kontrolliert, ob diese noch wilddicht sind: Dann wüsste man über die mögliche Walderneuerung hier genau Bescheid. Nicht nur wüsste man, wie hoch der gezäunte Bestand nach 25 Jahren mittlerweile wäre. Man wüsste auch, welche und wie viele Mischbaumarten hier ankommen würden; vielleicht keimen und wachsen hier viel mehr Arten als nur Buche und Bergahorn, wenn sie nicht gleich vom Wild aufgefressen werden und so der natürliche Verjüngungsprozess verhindert wird. In meiner ersten Anfrage hatte ich Herrn Striepen nach Weisergattern gefragt. Er antwortete:

“Eine gezäunte Kernfläche ist vorhanden. Diese liegt am Mittelhang im Zentrum der NWZ und ist von den Wegen aus nur schwer zu sehen. Aufgrund der ungünstigen Lichtverhältnisse in dem dichten Buchen-Altbestand ist auch im Gatter kaum Baumverjüngung vorhanden.”

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