Peters

3. Das großflächige Absterben der Wälder

Neben der Borkenkäferbekämpfung gibt es ein zweites Thema, von dem Peters nicht lassen kann: Das ist das “großflächige Absterben” des Waldes: ((alle Beispiele aus dem Plenarprotokoll, S. 6121 ff.))

  • “Insbesondere sollte […] das flächenhafte Absterben des Waldes […] untersucht werden […]”
  • “Dass es zu einem großflächigen Absterben kommen könnte, […]”
  • “[…] dass der Wald großflächig abstirbt […]”
  • “dass der Wald nicht großflächig abgestorben oder geschädigt sei”
  • “Was wird denn, wenn der Wald großflächig abstirbt?”

Neunmal benutzt sie den Ausdruck “absterben” oder “abgestorben”. Sechsmal zusammen mit dem Adverb “großflächig”: Für sie steht unzweifelhaft fest, dass der Wald großflächig abstirbt:

“Wer den Stand am Lusen gesehen hat – da hilft kein Europa-Diplom und auch nicht die höchste Naturschutzauszeichnung, dadurch konnte das Auge nicht getrübt werden -, musste betroffen sein.” ((Plenarprotokoll, S. 6123, 3. Absatz))

Das ist schlicht Unsinn: Niemand “musste” betroffen sein. Offensichtlich hat das getrübte Auge der Abgeordneten nicht gesehen, dass nicht “der” Wald abstirbt, sondern nur dessen Oberstand aus alten Fichten, die zum Teil 200 Jahre auf dem Buckel haben. ((siehe: In der ‘Todeszone’ soll neues Leben sprießen, SZ vom 19. Juli 1997)) Zum Zeitpunkt der Parlamentsdebatte waren es gerade einmal 540 ha Totholzflächen. ((siehe: Anfrage von Dr. Simon (SPD) zu den vom Borkenkäfer befallenen Flächen im NLP Bayerischer Wald am 11. Juni 1997. Simon und Peters hatten die Anfrage offensichtlich gemeinsam gestellt, denn in einem Bericht der Passauer Neuen Presse vom 19. Juni 1997 mit dem Titel “540 ha Totholzflächen” steht: “Genaue Daten über die Totholzflächen im Nationalpark wollte die SPD-Abgeordnete Gudrun Peters bei einer Sitzung des Landtags erfahren.”)) NLP-Chef Bibelriether erinnerte in diesem Zusammenhang immer an folgendes:

“Wäre der Nationalpark ein Wirtschaftswald, wären in den vergangenen 27 Jahren auf einer Fläche von mindestens 2.500 Hektar die alten Bäume mit der Motorsäge gefällt worden.” ((Schlimme Negativ-Werbung, SZ vom 19. Juli 2007, Hervorhebungen von mir))

Wenn in Wirtschaftswäldern die Bäume der Motorsäge zum Opfer fallen, stört das niemanden. Fallen sie dem Borkenkäfer zum Opfer, ist das Geschrei groß. Das wird auch an einem aktuellen Beispiel deutlich: 2011 schlägt Franz Leibl als neuer Leiter des NLPs in nur einem halben Jahr 305 ha Fichtenwälder kahl. ((siehe: Gfällei – vorprogrammierter Kahlschlag)) Rechtsgrundlage dafür ist der § 14 (3), ((“In einem Zeitraum bis zum Jahr 2017 ist die Ausbreitung des Borkenkäfers auf die Wälder der Hochlagen zwischen Falkenstein und Rachel zu verhindern.”)) den die Abgeordneten nach der Rede von Peters absegnen werden. Niemand wird sich 2011 über den massiven Einsatz von Harvestern in den Hochlagen aufregen. Hätte der Borkenkäfer die 305 ha Fichtenwälder zum Absterben gebracht, die NLP-Gegner hätten Zeter und Mordio geschrien!

Frau Peters befürchtet tatsächlich, “dass die Altbäume abgestorben sind und Nachwuchs nicht vorhanden ist”, “dass der Wald nur sehr spärlich oder überhaupt nicht nachwächst” und “[d]ass es […] zur Tabula rasa, zu nacktem Boden” ((Plenarprotokoll, S. 6122 f.)) kommt. Diese Angst war auch schon 1997 völlig unberechtigt. In der Passauer Neue Presse vom 24. Januar 1997 hätte sie folgendes lesen können:

“Die Befürchtung, dass der Wald in den  Hochlagen verschwinde, könne er ausräumen, betonte Dr. Bibelriether. Es habe sich herausgestellt, dass derzeit auf den gesamten Bergfichtenwaldflächen des Nationalparks pro Hektar durchschnittlich 1.084 Jungbäume über 20 cm Höhe nachwachsen. (Zum Vergleich: Im Forstamt Zwiesel, wo seit zehn Jahren annähernd eine halbe Millionen junger Bäumchen zusätzlich zur Naturverjüngung gepflanzt wurden, ist in den Hochlagen die Zahl der Verjüngungspflanzen über 20 cm Höhe nahezu gleich. ((Der Erweiterung des Nationalparks steht nun fast nichts mehr im Wege, Passauer Neue Presse vom 24. Januar 1997, Hervorhebungen von mir))

Auch wenn Peters es abstreitet. Sie malt ein “Horrorgemälde”. ((Lödermann, Plenarprotokoll, S. 6123, linke Spalte, 4. Absatz)) Da ist sie ganz nahe bei ihrem Vorredner Sinner, der den Anblick des Lusen ja auch “schrecklich”, “schockierend” und “traurig” findet. ((siehe: Eberhard Sinner spricht über sich selbst))

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