Totholzkäfer in Uholka-Schyrokyj Luh

Schluss – Zombies

Von den 20 Urwaldrelikt-Arten im Buchenurwald von Uholka-Schyrokyj Luh sind 7 Käfer in Deutschland bereits ausgestorben, 8 sind vom Aussterben bedroht und 5 sind stark gefährdet. Es könnte sein, dass es sich bei den 13 hier noch vorkommenden Arten um Zombies handelt:

“Der Untergang [einer Art] in Folge der Zerstörung ihres Lebensraums geschieht mit einer Zeitverzögerung, genannt ‘Aussterbens-Schuld’. Viele Arten mögen noch für eine lange Zeit als ‘lebende Tote’ in einer Landschaft verbleiben, die ihre Fähigkeit, sie langfristig zu unterstützen, bereits verloren hat.” ((Müller, J. & Bütler, R. Eur J Forest Res (2010) 129: 981. https://doi.org/10.1007/s10342-010-0400-5, Hervorhebungen und Übersetzung von F.-J. A.)) 

Dieser Verdacht drängt sich förmlich auf, wenn man sich die Ergebnisse der Dritten Bundeswaldinventur einmal genauer anschaut. Auf den ersten Blick hören sich die Ergebnisse gar nicht so schlecht an. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) verkündete stolz: Totholz – mehr als vor zehn Jahren! Das Thünen-Institut hatte 20,6 m3/ha gemessen. ((siehe dazu auch Norbert Panek, Deutschland, deine Buchenwälder – Daten – Fakten – Analysen, Vöhl-Basdorf 2016, S. 114 )) Das entspräche wenigstens der Empfehlung von Gossner und Lachat für Wirtschaftswälder.

Totholz im Buchenurwald von Uholka-Schyrokyj Luh

Aber schaut man genauer hin, stellt man verwundert fest, dass die Totholzmenge in Buchenwäldern vom Thünen-Institut gar nicht gemessen wurde: Das Institut kennt beim Totholz keine Buchenwälder, sondern nur “Laubwälder ohne Eiche”. Und deren Wert liegt bei nur 5,8 m3/ha. ((siehe Ergebnisdatenbank → Kapitel 8 Totholz → Kapitel 8.04 Totholz-Baumartengruppe)) Noch deprimierender wird es, wenn man überprüft, wie viel von diesem Totholz dicker als 50 cm ist: ((Ergebnisdatenbank → Kapitel 8 Totholz → Kapitel 8.04 Totholz-Baumartengruppe → Tabelle ändern → Filter: alle Durchmesserklassen (G) )) Es sind 1,1 m3/ha.

Das reicht nicht einmal für den Kleinen Rehschröter: ((siehe Lachat, T.; Brang, P.; Bolliger, M.; Bollmann, K.; Brändli, U.-B.; Bütler, R.; Herrmann, S.; Schneider, O.; Wermelinger, B., 2014: Totholz im Wald. Entstehung, Bedeutung und Förderung. Merkblatt für die Praxis, 52. Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt WSL))

Und auch nicht für den Großen Rehschröter, den Balkenschröter und den Kopfhornschröter. Letzterer steht bereits als gefährdet auf der Roten Liste. Und 1,1 m3/ha reichen schon gar nicht für den Rindenschröter, eine Urwaldrelikt- und Rote-Liste-Art, die stark gefährdet ist. ((siehe Jörg Müller u. a., Urwaldrelikt-Arten – Xylobionte Käfer als Indikatoren für Strukturqualität und Habitattradition und Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands))

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