Ökologische Defizite der Kreisforsten des Herzogtums Lauenburg und der ANW
Dass der LRH nun ausgerechnet die Kreisforsten des Herzogtums Lauenburg zum Paradebeispiel eines profitablen Forstbetriebs erklärt, dürfte im Lübecker Stadtwaldbüro für große Heiterkeit gesorgt haben. Denn als ich Knut Sturm im Sommer 2013 besuchte, präsentierte er mir Zahlen zu genau diesem Forstbetrieb und verglich sie stolz mit eigenen Zahlen. Sie können den Vergleich hier nachlesen: Umsatzerlöse des Lübecker Forstamts.
Der LRH behauptet, die Kreisforsten des Herzogtums Lauenburg würden ihren Wald genauso “nachhaltig und naturnah” bewirtschaften wie der Stadtwald Lübeck. Dieser Vergleich ist eine Frechheit. Denn die Kreisforsten haben ein sehr spezielles Verständnis von ökologischer Forstwirtschaft. Deutlich wird dies beispielsweise an einem erschütternd niedrigen Holzvorrat von nur 280 Efm/ha. Konkrete Zahlen zum Totholzvorrat und zu Biotopbäumen werden erst gar nicht veröffentlicht.
Die Kreisforsten gehören zur Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) und betonen, dass sie sich sich an deren Grundsätzen und Leitlinien orientieren. Dazu gehört das sogenannte Entrümpelungsprinzip: Schlecht gewachsene Bäume werden gefällt. Schärfster Kritiker dieses Prinzips ist Ulrich Mergner, Leiter des Forstamts Ebrach im Steigerwald und selbst ANW-Mitglied. Mergner kritisiert, dass die Entrümpelung verantwortlich ist für den Mangel an Waldartenvielfalt (Pilze, Nachtschmetterling, holzbewohnende Käfer) in den ANW-Wäldern, zu denen auch die Kreisforsten gehören. Bäume mit Holzfehlern werden schon bei der ersten Jungwuchspflege gefällt. Die wichtigsten Holzfehler sind: “Krummer Schaft, Zwiesel, Trocken- und Frostrisse, überwallte Aststummel, Fäule und gewaltsame Beschädigungen d. Schaftes”. ((Prof. Walter Schädelin, zit. n. Ulrich Mergner, ANW sollte Vorreiter beim Waldartenschutz sein, in: Der Dauerwald – Zeitschrift für naturgemäße Waldwirtschaft, Nr. 48, August 2013, S. 19)) Genau diese Holzfehler aber sind die “Schlüsselstrukturen”, auf die viele Waldarten angewiesen sind. ((Dr. Georg Möller, zit. n. Mergner, ebd.)) Mergner:
“Was der Waldbau schlecht findet, ist für die Artenvielfalt gut. […] Ohne Biotopbaumkonzept beseitigt die Durchforstung systematisch alle Baumstrukturen, die für die Holz bewohnenden Waldarten wichtig sind. […] Schon die erste Jungwuchspflege trifft den künftigen Mulmhöhlenbaum, wenn der grobastige Vorwuchs (“Superprotz”) der Heppe zum Opfer fällt.” ((Mergner, S. 20))
Die gut gepflegten Durchforstungswälder des ANW seien nicht viel besser als Kahlschlagswälder mit anschließender Nadelholzanpflanzung – diesen unglaublichen Vorwurf erhebt nicht etwa Knut Sturm, sondern Ulrich Mergner.
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