Wilde Wälder – Vortrag von Knut Sturm und Torsten Welle

“Wir liegen bei 58,5 m zwischen den Rückegassen.”
Knut Sturm

Teil 2 der Fragestunde – Rückegassenabstände und Harvester

1:45:45

Hinweis:
Fotos und Video stammen nicht aus der Fragestunde, sondern von mir. ((Von Oktober 2017 bis Februar 2018 wütete in Porta Westfalica ein 18,8 t schwerer Harvester der Marke Rottne H14 mit dem Kran Typ RK140. Dessen Reichweite beträgt 10,3 m. Das 18,8 t schwere Monstrum fällte südlich des Jakobsbergs Brennholz. Die Fotos zeigen eine der sehr breiten Rückegassen zwischen Mindener Weg und Grottenweg. In der Karte ist die Gasse mit einem roten Kreuz markiert. Die Privatwälder sind selbst nicht Teil des FFH-Gebiets “Wälder von Porta Westfalica”, werden aber von diesem eingerahmt.))

[Frage aus dem Publikum:]
Was mich so besorgt macht: die industrielle Waldbewirtschaftung. Ich sehe immer mehr Wälder, die breite Holzrückegassen von 4 – 5 m haben und einen Abstand zwischen den Holzrückegassen von 25 – 30 m. Kann man leicht abschreiten. Wenn man dann sieht, wenn die dann ‘reinfahren, die Harvester, die sind ja tonnenschwer, dann bleibt meistens im Untergrund nicht viel übrig, also die 4 m brauchen die. Und da ist meine Frage: Das ist ja moderne Holzbewirtschaftung und heißt ja auch, dadurch wird ja [..] die 30 m Abstand geschützt sozusagen. So nach dem Motto: [..] Nützen und schützen! Das ist ja der Slogan. Was sagen Sie dazu?

[Knut Sturm:]
[..] Wir gehen da einen anderen Weg. […] Wir haben Rückegassenabstände, die wir versucht haben zu optimieren. Nach unseren letzten Digitalisierungen, die wir jetzt gerade für zwei Forstorte [..] aktuell abgeschlossen haben. Von den Rückegassen liegen wir bei 58,5 m zwischen den Rückegassen. Das ist mir noch fast ein bisschen zu eng. [Das] sage ich jetzt ganz ehrlich [..] so unter uns hier. Ich hätte gerne noch ein bisschen mehr. Aber viel mehr ist da wahrscheinlich nicht machbar, weil: die Seillängen von unseren Schleppern sind 100 m. Sie können die Stämme, wenn Sie die fällen, also die großen Bäume bei uns, dann können Sie die nur in bestimmten Abständen herausziehen. Und wir versuchen auch die Rückegassen [..] nicht so breit zu machen.

Harvester-Rückegasse in Porta Westfalica am 1.1.2018

Harvester sind bei uns nicht erlaubt im Wald. Sie sind auch gar nicht mehr nötig. Ein Harvester kann unsere zielstarken Eichen, die 80 cm BHD haben, 40 m hoch sind, wo der Stamm 10 t wiegt auf 40 m … Also ich weiß nicht, wie das gehen soll. Die Maschinen habe ich noch nicht gesehen. […] Das ist nur motormanuell möglich – also mit Waldarbeitern. [..] Wir ziehen die dann mit Schleppern an die Rückegasse und bringen die dann an die große Straße. Und unser […] Schwerpunkt in der Ernte liegt [..] auf dem Starkholz und nicht auf den schwächeren Hölzern. Das ist [..] eine Frage der Zielsetzung des Betriebes, wo ich [..] hingehe und sage: Wenn ich schwache .. wenn ich Massensortimente produzieren will für einen Markt, der Papierhunger hat, der Brennholz produzieren will – und das im großen Umfang […] – dann muss ich wahrscheinlich diese Harvester einsetzen. Wenn ich […] mich [..] davon verabschiede und sage: “Ich mache Starkholzproduktion.”, dann brauche ich diesen engen Rückegassenabstand nicht. Und das halte ich auch für […] eine verfehlte Investition, weil letztendlich sind es gerade die Betriebe, die auf diese Harvester setzen, auf die geringen Rückegassenabstände – das sind meistens die Betriebe, die sich am meisten über Stilllegungsflächen aufregen in Wäldern. […] Das ist [..] im Prinzip ein Widerspruch, weil letztendlich an so einer Rückegasse, wenn ich in einem Fichtenbestand bin, habe ich immer einen Schaden. [..] Dann habe ich noch einmal 2 m im Bestand einen Schaden [zu beiden Seiten der Rückegasse], die Rückegasse ist 5 m breit. Dann ist das ganze Ding also 9 m breit und 20 m Rückegassenabstand. Dann habe ich eigentlich nur noch die Hälfte der Fläche [, die] wirklich ernsthaft zu bewirtschaften [ist].

direkt an der Rückegasse durch den Orkan Friederike am 18.1.2018 umgeworfene Lärchen ((Wegen des über den Rückegassen weit aufgerissenen Kronendachs und der Bodenschäden hatten die Orkanböen leichtes Spiel.))

Und die regen sich dann aber darüber auf, dass ihnen Flächen angeblich aus der Bewirtschaftung genommen werden. Das ist für mich irgendwie schizophren, aber das ist das Geheimnis von diesen Betrieben. Das kann ich auch nicht klären. Da müssen Sie diese Leute fragen. Also ich würde es so nicht machen.

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