Peter Meyer
Dr. Peter Meyer leitet das Sachgebiet Waldnaturschutz / Naturwaldforschung in der Abteilung Waldwachstum der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen. Meyer ist auch Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Nationalparks. Da ist es umso erstaunlicher, dass er die waldbaulichen Maßnahmen der Verwaltung scharf angreift. Den Förstern werden die Ohren geklingelt haben.
Waldbau an der Paternosterklippe ((siehe Karte))Pflegeeingriffe sind nicht ratsam
Unter der Überschrift “Pflegeeingriffe in Nadelholzbeständen” sieht der aktuelle Nationalparkplan auf sage-und-schreibe 7.000 ha “Durchforstungen von Fichtenreinbeständen zur Erhöhung der Strukturvielfalt” vor:
“Maßvolle Eingriffe, die eine allmähliche Waldentwicklung ermöglichen, können durch intensive Eingriffe ergänzt werden, die andere Strukturen und damit Kleinstlebensräume schaffen.” ((Nationalparkplan, S. 97, Hervorhebung von mir))
Meyer hält strukturierende Eingriffe für “überwiegend nicht ratsam” ((S. 66, Hervorhebung von mir)):
Förderung der Strukturdiversität an der Paternosterklippe ((siehe Karte))“Nach wie vor ist jedoch weniger eindeutig, ob die strukturelle Differenzierung durch forstliche Eingriffe effektiv erhöht werden kann. […] Untersuchungen […] in längere Zeit undurchforsteten Beständen weisen auf ein beachtliches Maß an Selbstdifferenzierung u. a. auch in reinen Fichtenbeständen hin. […] Dennoch zeigen auch die undurchforsteten Parzellen eine erstaunlich hohe Strukturdiversität.” ((S. 63, Hervorhebungen von mir))
Wir wissen gar nicht, “wie sich Fichtenwälder über ihren Endnutzungszeitpunkt hinaus weiter entwickeln. Systematische Untersuchungen hierzu fehlen.” ((ebd.)) Meyer stellt das Dogma des Waldumbaus in Frage, nämlich dass “sich durch waldbauliche Eingriffe die Stabilität von Fichtenreinbeständen in einem relevanten Ausmaß beeinflussen lässt”. ((S. 64)) Denn:
“Dass strukturierte Mischwälder stabiler als homogene Reinbestände sind, konnte […] bisher nicht eindeutig belegt werden. […] Möglicherweise verringert sich in einem strukturreichen Wald gegenüber einem homogenen Altersklassenwald nur die ‘Korngröße’ der Schadensflächen, doch nicht deren gesamtes Ausmaß. […] Unmittelbar wirken forstliche Eingriffe destabilisierend. […] So kann RICHTER […] nachweisen, dass sich die Schadholzmenge drei Jahre nach dem Eingriff im Vergleich zu undurchforsteten Beständen verdreifacht hat und nach 4-6 Jahren noch doppelt so hoch ist.” ((ebd.))
Die Nationalparkverwaltung weiß das und antwortet mit einem Zynismus, der einem den Atem verschlägt:
Lokale Folgeerscheinung: Windwurf an der Paternosterklippe ((siehe Karte))“Die dadurch [durch die Eingriffe, F.-J. A] stellenweise erhöhte Wahrscheinlichkeit lokaler Folgeerscheinungen wie Windwurf oder Schneebruch wird toleriert. Solche Ereignisse wirken zusätzlich strukturverbessernd und bieten vielfältige natürliche Entwicklungsansätze.” ((Nationalparkplan, S. 97))
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