Die Verdopplung der Borkenkäferschutzzone 1997

Die Borkenkäferschutzzone 2014

Im August 1997 wurde die Borkenkäferschutzzone auf 3.632 ha verdoppelt. Im Sommer 1998 wurde die Kampfzone nach Überprüfung durch eine Arbeitsgruppe um 52 ha verringert. ((Unser Wilder Wald Nr. 4, S. 3)) 2014 beträgt ihre Fläche sogar 3.733 ha. Das entspricht 44 Jahre nach Gründung des Nationalparks 27,6 % des Altparks. ((siehe Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald (Hg.), Waldentwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald in den Jahren 2006 bis 2011 – Von Marco Heurich, Franz Baierl und Thorsten Zeppenfeld, Grafenau 2012, Abbildung 2, S. 10 f.)) Um 9.486 ha zur Naturzone zu erklären, braucht man 3.733 ha Kampfzone. Auf 5 ha Naturzone kommen 2 ha Kampfzone.

Die Naturzone hat am Altpark nur einen Flächenanteil von 70,1 %. Das ist ein Verstoß gegen die IUCN-Kriterien. Danach muss die Naturzone mindestens einen Anteil von 75 % haben. Rechtlich möglich wird der Verstoß durch einen Rechentrick: Die Nationalparkverwaltung addiert die Flächen von Erweiterungsgebiet und Altpark und sagt für 2027 zu, dass dann die gemeinsame Naturzone 75 % betragen wird. ((siehe Europarc Deutschland (Hg.), Komitee-Bericht zur Evaluierung des Nationalparks Bayerischer Wald, 2013, S. 28))

Dass die Borkenkäferkampfzone so groß ist, liegt nicht nur an ihrer Breite von durchschnittlich 1 km. Es liegt auch an den vielen Enklaven im Altpark wie z. B. Neuhütte, Jägerfleck, Guglöd, Waldhäuser, Altschönau und Glashütte. Ganz besonders unangenehm wirken sich die Schutzzonen um die Privatwälder von Guglöd, Waldhäuser und Altschönau aus. Sie ragen wie ein riesiges Krebsgeschwür in die Naturzone hinein:

Enklaven_KarteQuelle: Zonierung des Nationalparks Bayerischer Wald, Stand 1.11.2013

 

Dies hat konkrete Auswirkungen auf die Qualität des Naturerlebens: Im Oktober 2014 ruinierte ein Trupp Waldarbeiter meinen morgendlichen Spaziergang in der Nähe von Waldhäuser. Der Lärm ihrer Motorsägen war kilometerweit zu hören:

Tonnenschwere Forstmaschinen auf Wanderweg bei Waldhäuser

 

Der Berggasthof Lusen, in dem ich logierte, betreibt Etikettenschwindel: Zwar liegt er, wie er auf seiner Homepage behauptet, als “einer der ganz wenigen Gasthöfe im statt am Nationalpark”. ((siehe Snapshot der Homepage)) Aber er liegt mitten in der Borkenkäferschutzzone, wo der Borkenkäfer mit schwerem Gerät bekämpft wird. In Waldhäuser singen die Sägen.

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