In meinem letzten Beitrag hatte ich geschrieben, dass ich mich über Prof. Ammer geärgert hatte. Dieser hatte über Wohllebens Buch “Das geheime Leben der Bäume” geschrieben:
“Was den wissenschaftlichen Gehalt angeht, kann man […] bei manchen Passagen nur den Kopf schütteln.”
Bei einem Sonntagsspaziergang durch das Wiehengebirge wurde mir deutlich, dass ich auch deshalb so verärgert war, weil Ammer verschweigt, dass er und Wohlleben zumindest bei zwei zentralen Themen einer Meinung sind:
- Die Wildbestände sind in Deutschland überhöht.
- Fichtenforste sind nicht an das Klima in Deutschland angepasst.
1. Zu viele Rehe und Hirsche
Dass es in den Wäldern viel zu viele Rehe und Hirsche gibt – dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Bücher und Fernsehauftritte Wohllebens. ((siehe z. B. Wohllebens Auftritt in der ZDF-Dokumentation Jäger in der Falle)) Genau dies ist aber auch ein zentrales Anliegen von Prof. Ammer, der dazu 2010 ein wichtiges Gutachten verfasst hat: Der Wald-Wild-Konflikt. ((siehe dazu die gemeinsame Pressemitteilung vom Bundesamt für Naturschutz, Deutschen Forstwirtschaftsrat und der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft am 5. Mai 2010)) Ammer hätte sich keinen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn er zugegeben hätte, dass er Wohllebens Engagement gegen Trophäenjagd und überhöhte Wildbestände für richtig hält.
Auf die durch Wild verursachten Waldschäden stößt man als Wanderer auf Schritt und Tritt – auch im Wiehengebirge, durch das meine Frau und ich am vergangenen Sonntag gewandert sind. Der Eggeweg ((auch Wittekindsweg genannt)) führte uns gleich an mehreren Kahlschlägen vorbei. ((Glaubt man Ammer, gibt es diese nur in den Tropen, Australien oder Nordamerika; siehe YouTube: Christian Ammer, Waldnutzung – nachhaltiger geht’s nicht)) Einer wurde mit Maschinen so brachial befahren, dass die Fahrspuren sogar noch auf den Überfliegungsbildern von Google Maps zu sehen sind.
Auf dem Schlag wurden ordentlich in Reih und Glied Buchen angepflanzt – jede einzeln in einer Plastikschutzhülle verpackt. Eine natürliche Verjüngung ist trotz der zahlreichen Buchen, die in direkter Nachbarschaft wachsen, unmöglich.
Auf einem anderem Kahlschlag ((zur Lage siehe Google Maps)) wurden Douglasien angepflanzt. Die kleinen Nadelbäumchen wurden alle mit Fegeschutzstäben und Verbissschutzmanschetten versehen. Ohne Erfolg: Die Douglasien werden trotzdem kurz und klein gebissen.
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