Station L – Großkahlschlag mit Zaun
Als hätte ich auf meiner Wanderung nicht schon genug schreckliche Waldbilder gesehen, stieß ich zum Schluss bei Station L ((siehe Karte mit den 12 Stationen)) auch noch auf einen Kahlschlag. Verantwortlich dafür ist das Forstamt Willebadessen und sein schon erwähnter Leiter Andreas Becker. ((siehe Station B – Kahlschlag mit Grassteppe)) Google-Maps bietet ein gestochen scharfes Luftbild des Grauens: Die Rückegassen im Abstand von 20 m und sogar einzelne Baumstämme sind gut erkennbar.
Das Überfliegungsbild von TIM-online datiert vom 12. März 2014 und zeigt, dass der Kahlschlag vor einem Jahr noch viel kleiner war:
Damals war die kahlgeschlagene Fläche 4 ha groß. Anlass des Kahlschlags war 2007 eine 0,65 ha große Windwurffläche nach Kyrill. Der 4 ha große Kahlschlag war nicht aufgeforstet worden. Nach einem erneuten Windwurf im Jahr 2015 ist der Kahlschlag auf nunmehr 9 ha angewachsen. Er zählt somit zu den Großkahlschlägen, da er größer als 5 ha ist. Kahlhiebe verstoßen gegen die Ordnungsgemäße Forstwirtschaft nach § 1 b des Landesforstgesetzes. Denn:
“Kennzeichen ordnungsgemäßer Forstwirtschaft sind insbesondere: […] 3. Vermeidung großflächiger Kahlhiebe […]”
Deswegen sind Kahlhiebe ab 2 ha auch nach § 10 (2) verboten. Das Räumen von Windwürfen ist dagegen gesetzlich nicht geregelt.
Offenbar soll der frische Kahlschlag nun sofort aufgeforstet werden. Ein Wildschutzzaun befindet sich schon in Bau. Die hohen Kosten für die künstliche Aufforstung wird die Stadt Lichtenau tragen müssen: pro ha Buche zwischen 7.950 und 14.400 €. ((Leitfaden für Privatwaldbesitzer, S 24))
Ich habe dem Forstamt Willebadessen und seinem Leiter Andreas Becker keinen Brief geschrieben. Auch Herrn Bernhard Beumling, den Leiter des Lichtenauer Forstbetriebs, habe ich nicht um eine Stellungnahme zu dem Großkahlschlag gebeten. Ich habe so viele Briefe von Forstämtern bekommen, dass ich mir die Antwort auch selbst zusammenreimen kann. Vermutlich hätte das Forstamt folgendes geschrieben:
Hinweis: Der folgende Antwortbrief ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Briefen von Förstern sind rein zufälliger Natur.
“Lieber Herr Adrian!
Ich bedanke mich für Ihren Brief und beantworte selbstverständlich gerne Ihre Fragen. Die Kommunikation mit Kritikern ist uns ganz wichtig.
Unser Forstamt ist ein moderner Forstbetrieb. Wir fällen Bäume nur einzeln oder in kleinen Gruppen. Unser waldbauliches Ziel ist ein naturnaher Dauerwald mit vielen unterschiedlichen und ungleichaltrigen Baumarten. Kahlschläge hat man früher gemacht. Wir machen das heute nicht mehr!
Bei dem von Ihnen erwähnten Kahlschlag handelt es sich um eine bedauerliche Ausnahme. Leider gab es aber nach dem Windwurf dazu keine Alternative. Schon allein um lebensbedrohliche Gefahren von Wanderern durch querliegende Baumstämme abzuwenden, musste geräumt werden. Außerdem konnte so der nachwachsende Rohstoff Holz vor dem Verfaulen gerettet und als hochwertiges Säge-, Industrie- oder Brennholz verwertet werden.
Im übrigen möchte ich Sie beruhigen. Es ist alles nicht so schlimm, wie es jetzt aussieht. Ich gebe zu, die momentane Baustellenoptk wirkt auf den forstwirtschaftlichen Laien verstörend. Aber ich als Forstexperte versichere Ihnen, dass hier schon in 100 Jahren ein artenreicher Mischwald wachsen wird. Über diesen werden sich dann Ihre und meine Urenkel freuen. Das zeichnet die nachhaltige Forstwirtschaft gerade aus, dass sie in sehr langen Zeiträumen denkt!
Mit freundlichen Grüßen
N. N.
Leitender Forstdirektor”
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