Holz ist ein einsilbiges Wort, aber dahinter verbirgt sich
eine Welt der Märchen und Wunder.
Theodor Heuss
Lexikon wichtiger Fachbegriffe rund um Naturverjüngung
Stadtwald Meschede südlich des LörmecketurmsDie folgenden Fachbegriffe werden u. a. mit Hilfe des Kosmos Wald- und Forstlexikons1Stinglwagner, Gerhard; Haseder, Ilse; Erlbeck, Reinhold: Kosmos Wald- und Forstlexikon, Stuttgart 52016 erklärt:
- Anflug
- Ansamung
- Auflagenhumus
- Aufschlag
- Bestand
- Entmischung
- Gatter
- Hähersaat
- Humus
- Jungbestand
- Jungwuchspflege
- Keimling
- Kultur
- Kulturkosten
- Lichtbaumarten
- Mineralboden
- Pionierbaumart
- Reckling
- Sämling
- Schalenwild
- Schatt(en)baumarten
- Stangenholz
- Verbiss
- Vorwald
Anflug: eine auf natürlichem Wege aus leichtem, flugfähigem Samen (z. B. von Fichte,
Kiefer, Tanne, Ahorn, Birke, Espe, Ulme, Weiden, Pappel) entstandene Naturverjüngung im Unterschied zum Aufschlag:
“Birkensamen überwinden hangabwärts 350 m und hangaufwärts 90 m”2Katharina Tiebel et al., Wie weit fliegen Birkensamen?, AFZ DerWald 19/2020
“Salweidensamen erreichen über 800 m Distanz zum nächsten Samenbaum in waldbaulich relevanten Dichten.”3Katharina Tiebel et. al., Wie weit fliegen Salweidensamen? AFZ DerWald 5/2021
Ansamung: die auf einer bestimmten Fläche durch abfallende (Aufschlag) oder anfliegende (Anflug) Samen auf natürliche Weise entstandenen Sämlinge.
Auflagenhumus: Bei einem Gehalt von mehr als 300 mg organischer Stoffe je Gramm Bodensubstrat spricht man von einem organischen Auflagenhumus.
Aufschlag: im Gegensatz zum Anflug die aus schwerem, nicht flugfähigen Samen entstandene Naturverjüngung, z. B. Bucheckern, Eicheln, Rosskastanien, die vom Baum fallen (aufschlagen).
Bestand: im Allgemeinen mindestens 1,0 ha großer, homogener Waldteil, der sich hinsichtlich Form, Alter und Baumart wesentlich von seiner Umgebung abhebt. Er ist die kleinste Einheit des waldbaulichen Handelns für einen längeren Zeitraum.
Entmischung: Entwicklung eines ursprünglichen Mischbestandes zu einem Reinbestand oder baumartenärmerem Bestand. Eine Ursache kann selektiver Verbiss sein.
Gatter: auch Forstgatter, Kultur-, Schutzzaun, Zaun. Einzäunung von Forstkulturen zur Verhinderung von Wildschäden. Das Gatter dient der Einzäunung ganzer Flächen (Flächenschutz), heute mit Drahtgeflechtzäunen, früher mit Holzzäunen. Besonders zum Schutz wertvoller Mischkulturen, insbesondere bei Beteiligung verbissempfindlicher Baumarten, wie Tanne oder Eiche, wird Zaunschutz wegen der relativ langen Schutzbedürftigkeit angewandt. Zäune sind eine sehr aufwendige Schutzmaßnahme.
Hähersaat: Der Eichelhäher legt sich häufig unter Moos und im Boden Vorräte aus Eicheln, Bucheckern und Haselnüssen an. Ein einzelner Vogel kann bis zum Einbruch des Winters z. B. über 4000 Eicheln vergraben. Da er einen Teil seiner Verstecke wieder vergisst, trägt er zur Verbreitung dieser Baumarten bei.
Humus: Dem Boden werden über den Blatt- und Nadelfall (Waldstreu), absterbende Wurzeln und Bodenorganismen sowie Ernterückstände laufend organische Substanzen zugeführt. Diese werden durch die Bodenfauna und -flora abgebaut und mineralisiert, und zwar im Endprodukt bis zu einfachen anorganischen Verbindungen wie Kohlenstoffdioxid, Wasser und Ammonium. Bei diesem Biomasseabbau entstehen durch Humifizierung als Zwischen- und als Stoffwechselprodukte der Mikroorganismen neue, zum Boden gehörige Substanzen, die Huminstoffe. Alle im Boden vorhandenen toten, organischen Stoffe, ob unzersetzt, halbzersetzt oder bereits humifiziert, werden als organische Bodensubstanz oder Humus bezeichnet.
Jungbestand: Bestände von der Begründung bis zum Eintreten in das Stangenholzstadium.
Jungwuchspflege: lenkende Eingriffe in der Jugendphase eines Bestandes, um das
forstliche Wirtschaftsziel des späteren Erntebestandes zu erreichen. Dazu gehören z. B.:
- Nachbesserung größerer Fehlstellen,
- Düngung,
- Beseitigung von Gras und Unkrautkonkurrenz,
- Beseitigung kranker, krummer und beschädigter Jungpflanzen,
- Auflockerung zu dichter Naturverjüngung,
- Freistellen von erwünschten Mischbaumarten von bedrängenden Nachbarbäumen,
- Schutzmaßnahmen vor Wild und Mäusen.
Keimling: Streng genommen ist der Keimling der Pflanzenembryo und besteht aus dem Vorläufer der Sprossachse (Hypokotyl, h), den Keimblättern (Cotyledonen, c), der Wurzelanlage (Radicula, r) und der Anlage der ersten Laubblätter. Häufig aber gleichbedeutend mit sehr jungem Sämling benutzt.
Kultur: auch Forstkultur; natürliche Altersstufe, durch Kunstverjüngung (Saat oder Pflanzung) begründeter Jungwuchs (Jungbestand).
Kulturkosten: die Kosten der Bestandsbegründung (Verjüngung) und der Jungwuchspflege.
Lichtbaumarten: Baumarten, die zum Überleben einen bestimmten Mindestlichtgenuss benötigen. Ausgesprochene Lichtbaumarten sind Eiche, Erle, Espw, Lärche, Pappel, Kiefer und Bi. Sie brauchen einen Mindestlichtgenuss von 1/5 bis 1/10 des Außenlichts, um noch gedeihen zu können. Siehe auch Schattbaumarten.
Mineralboden: Ein Mineralboden enthält weniger als 300 mg organische Stoffe je Gramm Bodensubstrat. Siehe auch Auflagenhumus.
Pionierbaumarten: anspruchslose Baumarten, die z. B. folgende Eigenschaften haben:
- alljährliche Erzeugung großer Samenmengen,
- leichte Samenverbreitung durch Wind,
- ein schnelles Jugendwachstum,
- frühe Kulmination des T Zuwachses,
- geringe Nährstoffansprüche,
- Fähigkeit zur intensiven Wurzelbildung,
- Frostunempfindlichkeit,
- Anpassung an Klimaextreme der Freifläche (Frost, Trockenheit)
Deshalb können Pionierbaumarten auch unter ungünstigen Klima- und Bodenbedingungen baumlose Flächen nach Brand, Kahlschlag oder Windwurf besiedeln und einen Vorwald bilden. Zu den Pionierbaumarten gehören z. B. Birke, Robinie, Schwarzkiefer, Aspe, Erle, Vogelbeere (Eberesche), verschiedene Weidenarten und auch die Lärche. Diese Pionierbäume bilden sog. Anfangswälder und eignen sich daher auch zur Ödlandverbesserung und zum Anbau an Straßenrändern und Müllkippen. Normalerweise erfolgt eine Weiterentwicklung mit einem Artenwechsel zu einem Zweischichtübergangswald mit Pionierbaumarten in der Oberschicht und schattenertragenden Baumarten in der Unter- und Zwischenschicht. Als Baumarten kommen Zirbe, Fichte, Tanne, Buche, Bergahorn, Spitzahorn sowie Eiche in Frage. Nach dem zweischichtigen Übergangswald folgt ein gemischter Übergangswald mit den vorerwähnten Baumarten in der Oberschicht. Nach Ausscheiden der Pionierbaumarten bildet sich der klimabedingte Schlusswald.
Reckling: bei der Naturverjüngung ein sich über die Vegetationsschicht erhebendes, über 20 cm großes Bäumchen. Eine Gruppe von Recklingen bezeichnet man als Aufwuchs.
Sämling: eine aus Samen entstandene ein- bis dreijährige Pflanze.
Schalenwild: huftragende Wildarten (Wisente, Elch-, Rot-, Dam-, Sika-, Reh-, Gams-, Stein-, Muffel- und Schwarzwild). Hufe oder Klauen werden auch „Schalen“ genannt.
Schatt(en)baumarten: Im Gegensatz zu den Lichtbaumarten zählen hierzu Baumarten, die zum Gedeihen in der Jugend nur 1/10 bis 1/100 des Außenlichts benötigen und sich daher im Schatten der älteren Bäume, unter dem Schirm des Altholzbestandes, verjüngen können. Bei den Schatt(en)baumarten handelt es sich um langsam wachsende Arten wie Buche, Eibe, Linde und Tanne.
Stangenholz: jüngeren Bestand, dessen Bäume einen Brusthöhendurchmesser von 7 bis 20 cm haben.
Verbiss: der vom Wild (Schalen-, Auerwild, Hasen, Wildkaninchen) durch Äsung (Abbiss) verursachte Schaden an Bäumen und Büschen. Da hauptsächlich junge
Triebe, Knospen und Blätter abgefressen werden, können starke Schäden das Wachstum der Pflanzen und damit die Verjüngung eines Waldbestandes beeinträchtigen. Siehe auch Entmischung.
Vorwald: ein zunächst aus raschwüchsigen und anspruchslosen Pionierbaumarten entstandener lichter Wald, der die Pflanzen der Hauptbaumarten, die später den eigentlichen Wald bilden, schützt. Er verbessert den Frost- und Strahlenschutz und lässt damit empfindlichere Baumarten gedeihen. Zugleich dient der Vorwald der Regeneration des Bodens.
Nach oben
Zurück zur Einleitung
Nächste Seite: Naturverjüngung auf forstpraxis.de