Exkurs: Das Statistische Bundesamt und die Bestellungen bei Online-Händlern
Jens Dörschel vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) schreibt mir in seiner Email folgendes:
“Etwaige private Bestellungen von Pellets über Online-Händler, auf die der Filmbeitrag verweist, werden in der deutschen Außenhandelsstatistik womöglich nicht erfasst. Ob diese Online-Bestelldienste jedoch tatsächlich in relevantem Umfang genutzt werden, darüber liegen uns keine Informationen vor.”
Dazu stellt Matthias Baumgart vom Statistischen Bundesamt in einer Email vom 29.1.2018 klar:
“Auskunftspflichtig im Rahmen der Intrahandelsstatistik in Deutschland ist grundsätzlich eine umsatzsteuerrechtlich registriere Einheit, die den grenzüberschreitenden Warenverkehr initiiert bzw. veranlasst hat. – Privatpersonen sind demzufolge von der Auskunftspflicht befreit.
Was den von Ihnen angesprochenen Online-Handel betrifft, muss ein ausländisches Unternehmen, das deutsche Privatpersonen beliefert, sich nach dem Überschreiten der (steuerlichen) Lieferschwelle von 100.000 Euro in Deutschland steuerlich registrieren lassen. Damit ist dieses Unternehmen, sofern es in der Folge auch die (statistische) Anmeldeschwelle von derzeit 800.000 Euro für den Wareneingang überschritten hat, auskunftspflichtig für die Sendungen an private deutsche Endkunden. Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der vorgenannten Schwellen ein Teil der Wareneingänge statistisch nicht erfasst werden kann. Wie groß diese potentielle Untererfassung in dem nachgefragten Warenbereich allerdings ist, kann unsererseits nicht eingeschätzt werden.” ((Hervorhebungen von F.-J. A))
Ich fürchte, Greenpeace wird die offiziellen Zahlen der Statistiker nicht akzeptieren und behaupten, dass der Online-Handel mit rumänischen Pellethändlern wegen der Anmeldeschwelle von 800.000 € nicht ausreichend erfasst wird. Greenpeace wird sagen, dass die Online-Bestelldienste massenhaft genutzt werden und die Pelletimporte aus Rumänien in Wirklichkeit viel höher sind. Denn selbst mit 1.533 t Pellets wie im Jahr 2015 lässt sich keine medienwirksame Kampagne zum Schutz der rumänischen Urwälder begründen. Greenpeace braucht die privaten Bestellungen im Internet dringend, um zu zeigen, dass die deutschen Pelletheizer mitverantwortlich sind für das Abholzen der rumänischen Urwälder. Deshalb zeigt Jürgens, wie “einfach” und “unkompliziert” der Onlinehandel angeblich ist. Es hätte nur noch gefehlt, sie hätte im Film die rumänischen Pellets im Darknet bestellt und mit Bitcoins bezahlt! Dörschel jedenfalls rät dringend ab:
“Jedoch raten wir Pelletheizern nicht nur aus Sorge um Buchenurwälder in Rumänien, sondern allein schon aus Qualitätsgründen ab, online Pellets zweifelhafter Herkunft und Qualität zu bestellen, die über weite Strecken transportiert werden müssen.”
Ich halte Dörschels Warnung für stichhaltig. Die Deutschen mögen zwar Schnäppchenjäger sein; aber wer geht schon das Risiko ein, seine Pelletheizung mit minderwertigem Dreck zu ruinieren? Und welcher Deutsche überweist Hunderte von Euro per Vorkasse auf ein Konto eines Pellethändlers in Rumänien? Wie soll man sich beschweren, wenn etwas mit der Lieferung nicht stimmt? Zumal der rumänische Händler nicht mit dem Qualitätszertifikat für Pellets, ENplus, zertifiziert ist.
In diesem Zusammenhang ist es von hoher Aussagekraft, dass Jürgens den Auftrag an die rumänische Firma S.C. Doco Agrocom International von der Online-Plattform Allbiz zwar aufruft, aber nicht absendet. Komischerweise haben weder sie noch das ZDF 135 € übrig, um sich tatsächlich einmal 1 t rumänische Holzpellets liefern zu lassen. Dabei ist das laut Jürgens doch so “einfach” und “unkompliziert”! Die Anlieferung der um die Hälfte billigeren Pellets hätte doch aussagekräftige und eindrückliche Bilder für die Reportage ergeben!
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