Greenpeace hilft keinem Schwein

Chaos der Bio-Siegel der Produktionsverbände

Die Greenpeace-Campaignerin Töwe befürchtet einen “Label-Dschungel”:

“Die nächste Bundesregierung muss endlich […] eine Kennzeichnungspflicht auflegen. Andernfalls droht ein unübersichtlicher Label-Dschungel, in dem Verbraucher leicht getäuscht werden können.” ((“Wir werden genau hingucken”, Hervorhebung von F.-J. A.))

Aber dieser Dschungel “droht” nicht etwa; er ist längst da. Wikipedia führt neben dem Biosiegel des Staats nicht weniger als sieben Bio-Siegel von Produktionsverbänden auf: Biokreis, Bioland, Biopark, Demeter, Ecovin, Gäa und Naturland.

Logo Biokreis PNG.png
Von Biokreis RedaktionEigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, Link
Bioland Logo 2012.svg
Von Unbekannthttp://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/verlag/Anzeigen/Mediadaten_bFm_2012_01.pdf, Gemeinfrei, Link
Logo biopark.svg
Von Biopark, Jonathan Haas (talk) – Made with en:Inkscape, Gemeinfrei, Link
Demeter Logo.svg
Von Unbekannt – SVG erstellt mit Inkscape, Logo, Link
Ecovin Logo.svg
Von unbekannt – Vektordaten: http://www.ecovin.de/img/pool/ecowinner2010.pdf
Farbinfo: http://www.ecovin.de/img/logo.gif, Logo, Link
Gäa e.V. Logo.svg
Von unbekannt – SVG aus PDF extrahiert mit Inkscape, Logo, Link
Naturland Logo.svg
Von unbekannt – SVG aus PDF extrahiert mit Inkscape, Logo, Link
 

Die emsigen Autoren von Wikipedia haben sich die unendliche Mühe gemacht, die Unterschiede zwischen den sieben Siegeln in drei Tabellen herauszuarbeiten. Es ist völlig unmöglich zu entscheiden, welches Siegel den Tieren am besten gerecht wird. Eine weitere tabellarische Zusammenfassung bietet der WWF:

Auch hier treibt jeder Versuch, die unzähligen Details der Gütesiegel zu vergleichen, auch noch den geduldigsten Verbraucher in den Wahnsinn: Dass sechs Legehennen auf einem Quadratmeter beim EU-Bio-Siegel besser sind als die gesetzlich zugelassenen zehn, leuchtet ein. Aber sind nur fünf Legehennen wie beim Neuland-Siegel nicht noch besser? Und wie viel Platz braucht eine Legehenne überhaupt? Fünf pro m2 sind eigentlich auch ein ziemliches Gedränge, oder nicht?

Und als ob dieses Wirrwarr nicht schon reichen würden, gibt es außer den sieben Siegeln bei Wikipedia und den zwei zusätzlichen Siegeln der WWF-Tabelle auch noch das das neue Tierwohllabel des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Letzteres darf nicht verwechselt werden mit dem Label der Initiative Tierwohl. Um das Chaos komplett zu machen, gibt es noch das Label Für mehr Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes. Dieser hat für sein Siegel gleich zwei Stufen erfunden: eine Einstiegs- und eine Premiumstufe. Die “Informationen für Verbraucher” des Tierschutzbundes überschreiten die Grenze zur Realsatire:

“Umfragen belegen immer wieder, dass ein Großteil der Verbraucher davon überzeugt ist, mit seiner Kaufentscheidung Einfluss auf den Tierschutz nehmen zu können. Die Mehrheit hat jedoch Schwierigkeiten, tiergerecht erzeugte Produkte zu erkennen.”

Das entspricht nicht der Wahrheit, um es vorsichtig auszudrücken. Je mehr man liest, desto hoffnungsloser wird es:

“So kann NEULAND mühelos zusätzlich das Label der Premiumstufe tragen und wird sich darüber hinaus durch seine höheren Standards noch weiter abheben. Für den Deutschen Tierschutzbund bleibt NEULAND die beste Form tiergerechter Haltung.”

0,8 m2 für den Auslauf eines 120 kg schweren Mastschweins soll die beste Form tiergerechter Haltung sein?

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